Sri Aurobindo Digital Edition
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  1. SRI AUROBINDO
  2. Die Mutter – Mit Briefen über die Mutter

Die Mutter Mit Briefen über die Mutter Sri Aurobindo

Inhaltsverzeichnis

  1. Anmerkung des Herausgebers
  2. DIE MUTTER
    1. Kapitel 1
    2. Kapitel 2
    3. Kapitel 3
    4. Kapitel 4
    5. Kapitel 5
    6. Kapitel 6
  3. BRIEFE ÜBER DIE MUTTER
    1. 1. Die Mutter und der Sinn ihrer Verkörperung
    2. 2. Aspekte und Kräfte der Mutter
    3. Mantra
    4. 3. Lichter und Visionen
    5. 4. Die Gegenwart der Mutter
    6. 5. Öffnung und Hingabe zur Mutter
    7. 6. Das Wirken der Kraft der Mutter
    8. 7. Wahre Beziehung zur Mutter
    9. 8. Sadhana durch Arbeit für die Mutter
    10. 9. Die Mutter und die Organisation des Ashrams
    11. 10. Die Hilfe der Mutter bei Schwierigkeiten
    12. 11. Einige Erläuterungen
  4. ANHANG
    1. Glossar

Anmerkung des Herausgebers

Sri Aurobindo Über die Mutter – Mit Briefen enthält alle Briefe Sri Aurobindos, in denen er Fragen über die Mutter beantwortet hat. Diese Briefe sind in Englisch unter dem Titel The Mother – With Letters on the Mother 1972 veröffentlicht und 2002 das letzte Mal neu aufgelegt worden.

Der vorliegende Band ist in zwei Teile gegliedert:

Der Erste Teil präsentiert die unter dem Titel DIE MUTTER berühmt gewordenen sechs Briefe Sri Aurobindos, in denen die großen, wesentlichen Aspekte der Göttlichen Mutter, sowie zentrale Themen seines Yoga behandelt werden. Diese Briefe wurden 1928 erstmals zusammengefasst in Buchform publiziert. 1971 erschien eine deutsche Übersetzung von Theodora Karnasch, die für den vorliegenden Band 2011, von ihr revidiert wurde.

Eine weitere deutsche Übersetzung von Ruth Steiger wurde 1980 veröffentlicht.

Mit dem Zweiten Teil liegen erstmals in deutscher Übertragung von Anastasia Bitzos die BRIEFE ÜBER DIE MUTTER vor, die Sri Aurobindo in den folgenden Jahren seinen Schülern in Antwort auf deren Fragen zum Thema der Göttlichen Mutter geschrieben hat. Darunter befinden sich einige undatierte Briefe. Dieser Teil enthält auch Ausschnitte zur gleichen Thematik, die einem seiner Hauptwerke, Die Synthese des Yoga, und einigen wenigen Prosastücken entnommen sind.

Das im Gesamtwerk von Sri Aurobindo so zentrale Thema der Göttlichen Mutter wird in seinem transzendentalen und universalen, wie auch 'verkörperten' Aspekt behandelt und von jedem dieser Blickwinkel her beleuchtet. Gleichzeitig bieten Die Briefe einen wertvollen Einblick in das Leben und die spirituelle Praxis der damaligen Schüler, sowie in deren enge Führung durch die Mutter und Sri Aurobindo.

Zum Verständnis von Sprache und Formgebung in Teil Zwei – Briefe – ist festzuhalten, dass Fragen kursiv gedruckt sind, während Sri Aurobindos Antworten, ebenso wie Auszüge, in normaler Schrift stehen. Sanskrit-Wörter sind nur dann kursiv geschrieben, wenn es Sri Aurobindo im Original selbst tut. Angemerkt wird weiter, dass Sri Aurobindo im englischen Originaltext bei Begriffen, denen er besonderen Gehalt an spiritueller Bedeutung zumisst, den ersten Buchstaben groß schreibt. Da diese Wörter im Rahmen der deutschen Großschreibung sonst nicht zu unterscheiden wären, werden diese Wörter ebenfalls grundsätzlich groß und kursiv geschrieben. In Bezug auf Sri Aurobindos Großschreibung von Sanskrit-Begriffen mit höherer göttlicher Bedeutung, sowie auf die von ihm gewählte, vereinfachte Schreibweise von Sanskrit-Wörtern, hält sich die Übersetzung ebenfalls an das englische Original.

Der Leser wird gebeten, alle Sanskrit-Namen und unbekannten Begriffe im Glossar am Ende des Bandes nachzuschlagen; hier wird auch eine Auswahl grundsätzlicher Begriffe aus der Terminologie des Integralen Yoga von Sri Aurobindo gegeben. Diese Ausdrücke sind im Text nicht weiter gekennzeichnet. (Siehe auch Anmerkungen zum Glossar S. 513).

Anmerkungen des Herausgebers sind im Text durch Eck-Klammern gekennzeichnet.

Teil 1

DIE MUTTER

SRI AUROBINDO

1

Es gibt zwei Kräfte, die allein in ihrem Zusammenwirken das große und schwierige Werk vollbringen können, um das wir uns zielstrebig bemühen: Eine fest verankerte, unfehlbare Sehnsucht, die aus der Tiefe ruft, und die höchste Gnade, die von oben darauf antwortet.

Allerdings wird die höchste Gnade nur im Einflussbereich des Lichtes und der Wahrheit wirken, nicht unter dem der Falschheit und Unwissenheit. Denn wenn sie dem Drängen der Falschheit nachgäbe, würde sie ihr eigenes Ziel verfehlen.

Dieses sind die Vorbehalte des Lichtes und der Wahrheit – die einzigen, unter denen die höchste Kraft herabkommen wird, denn nur die allerhöchste supramentale Kraft, die von oben herabkommt und aus der Tiefe aufbricht, kann mit der Natur erfolgreich umgehen und deren Schwierigkeiten meistern – sich völlig und aufrichtig zu überantworten, sich ausschließlich der göttlichen Kraft zu öffnen, sich immer und ohne Einschränkung für die Wahrheit, die herabkommt, zu entscheiden, beständig und ausnahmslos die Falschheit jener mentalen, vitalen und physischen Kräfte und Phänomene zurückzuweisen, die immer noch die Erdnatur beherrschen.

Die Überantwortung muss total sein und alle Bereiche des Wesens einschließen. Es genügt nicht, dass das Seelische antwortet und das höhere Mentale zustimmt, oder auch das innere Vitale sich unterwirft und das innere physische Bewusstsein den Einfluss wahrnimmt. Es darf in keinem Bereich unseres Wesens, nicht einmal im äußerlichsten, irgendetwas geben, das sich etwas vorbehält, irgendetwas, das sich hinter Zweifeln, Unordnung und Vorwänden versteckt, irgend etwas, das sich auflehnt oder verweigert.

Wenn sich ein Bereich deines Wesens hingibt, ein anderer aber zurückhält, eigene Wege geht oder eigene Bedingungen stellt, dann stößt du jedes Mal, wenn das geschieht, die göttliche Gnade zurück.

Wenn du deine Wünsche, deine egoistischen Forderungen und deinen vitalen Eigensinn unter dem Deckmantel deiner Ergebenheit und Hingabe versteckst, wenn du sie an den Platz der wahren Sehnsucht stellst oder damit vermischst, und wenn du versuchst, sie der Göttlichen Shakti1 aufzudrängen, dann ist es müßig, die göttliche Gnade anzurufen, dich umzuwandeln.

Wenn du dich einerseits, oder in einem Bereich, der Wahrheit öffnest und andererseits ständig den feindlichen Kräften die Tore aufhältst, dann kannst du nicht erwarten, dass die göttliche Gnade bei dir bleibt. Du musst den Tempel rein halten, wenn du willst, dass sich die lebendige Gegenwart dort niederlässt.

Wenn du der Macht jedes Mal den Rücken zukehrst, wenn sie eingreift und die Wahrheit hereinbringt, und die Falschheit wieder hereinrufst, die bereits vertrieben wurde, dann kannst du nicht die göttliche Gnade dafür verantwortlich machen, sondern musst der Zwiespältigkeit deines eigenen Willens und der Unvollkommenheit deiner eigenen Hingabe die Schuld geben.

Wenn du nach der Wahrheit rufst und doch etwas in dir wählt, was unrichtig, unwissend und ungöttlich oder eben einfach nicht willens ist, es grundsätzlich zurückzuweisen, dann bist du ständig dem Angriff ausgesetzt, und die Gnade wird sich von dir zurückziehen. Entdecke zuerst, was falsch oder dunkel in dir ist, und weise es beharrlich zurück, nur dann allein darfst du zu Recht die göttliche Kraft anrufen, dich umzuwandeln.

Bilde dir nicht ein, dass sowohl Wahrheit als auch Falschheit, Licht als auch Finsternis, Hingabe als auch Selbstsucht in dem Hause zusammenwohnen können, das dem Göttlichen geweiht ist.

Die Umwandlung muss vollständig sein, also muss auch die Zurückweisung dessen, was ihr trotzt, vollständig sein.

Weise auch die falsche Auffassung zurück, dass die göttliche Kraft alles für dich tun wird und auch muss, was du von ihr erwartest, selbst dann, wenn du die Bedingungen nicht erfüllst, die das Höchste gestellt hat. Lass deine Hingabe aufrichtig und vollkommen sein, nur dann wird alles andere für dich getan werden.

Weise auch die irrige und träge Erwartung zurück, die göttliche Kraft werde auch noch die Hingabe für dich leisten. Das Höchste fordert deine Hingabe an Sie, erzwingt sie aber nicht: Du bist jederzeit frei, bis die unwiderrufliche Umformung erfolgt, das Göttliche zu verleugnen und zurückzuweisen oder deine Selbsthingabe zu widerrufen, wenn du willens bist, die spirituellen Folgen zu tragen.

Deine Hingabe muss freiwillig sein und aus dir selbst kommen, sie muss die Hingabe eines lebendigen Wesens sein, nicht die eines trägen Automaten oder eines mechanischen Werkzeugs.

Immer wieder wird träge Passivität mit wirklicher Hingabe verwechselt, aber aus träger Passivität kann nichts Wahrhaftiges und Mächtiges kommen. Es ist ja gerade die träge Passivität der physischen Natur, die diese jedem dunklen und ungöttlichen Einfluss ausliefert.

Die Göttliche Kraft fordert, dass wir uns freudig, entschlossen und ihrem Wirken entgegenkommend unterwerfen, sie fordert den Gehorsam des erleuchteten Jüngers der Wahrheit, des inneren Kämpfers, der gegen Finsternis und Falschheit kämpft, des ergebenen Dieners des Göttlichen.

Das ist die rechte Einstellung, und nur wer diese Haltung einnehmen und bewahren kann, wird sich auch jenen Glauben bewahren können, der durch keinerlei Enttäuschungen und Schwierigkeiten zu erschüttern ist, und wird die Feuerprobe bis zum letzten Sieg und der großen Umwandlung bestehen können.

1 Die göttliche Schöpferkraft, die Weltenmutter.

2

In allem und hinter allem, was in der Welt geschieht, steht das Göttliche mit seiner Shakti, der kosmischen Energie, ist aber verschleiert durch seine Yoga Maya1 und wirkt durch das Ego des Jiva2 in der niederen Natur.

Auch im Yoga ist es das Göttliche, das sowohl der Sadhaka3 ist als auch die spirituelle Praxis, Sadhana4 Es ist SEINE Shakti, die mit Ihrem Licht, Ihrem Wissen und Bewusstsein, Ihrer Macht und Ihrer Seligkeit, Ananda5, auf das menschliche Gefäß, Adhara6 einwirkt und, wenn das sich ihr geöffnet hat, mit Ihren göttlichen Kräften, die erst den Yoga ermöglichen, hineinströmt.

Solange aber die niedere Natur aktiv bleibt, bleibt auch die persönliche Anstrengung des Suchenden notwendig.

Die persönliche Anstrengung besteht in dreifacher Bemühung, dem Emporstreben, dem Zurückweisen und der Hingabe,

in dem wachsamen, gleichbleibenden und steten Emporstreben, dem Willen des Denkvermögens, dem Suchen des Herzens, der Zustimmung des Vitalen, dem Willen, das Körperbewusstsein und die körperliche Natur zu öffnen und wandlungsfähig zu machen,

im Zurückweisen der Regungen der niederen Natur, dem Zurückweisen von Ideen, Meinungen, Vorurteilen, Denkgewohnheiten und Gedankenkonstruktionen, damit das wahre Wissen in einem schweigenden Denkvermögen freien Raum vorfinde, im Zurückweisen von Wünschen und Forderungen, von Begierden, Gefühlen und Leidenschaften der vitalen Natur, ihrer Selbstsucht und Arroganz, ihrer Lust und Habgier, ihres Stolzes und Neides, ihrer Eifersucht und Feindseligkeit gegenüber der Wahrheit, damit sich die wahre Freude und die Kraft von oben in ein ruhiges, weites, starkes, geweihtes vitales Wesen ergießen können, im Zurückweisen des Stumpfsinns, des Zweifelns und Unglaubens der physischen Natur, ihrer Dunkelheit, Widerspenstigkeit, Kleingeistigkeit, Faulheit und ihrer Abneigung gegenüber der Umwandlung, dem Tamas7, damit sich Licht, Macht und Seligkeit in ihrer wahren Widerstandskraft in einem immer göttlicher werdenden Leib niederlassen können;

in der Hingabe unserer selbst und all dessen, was man ist und hat, jeder Ebene des Bewusstseins und jeder Tätigkeit an das Göttliche und die Shakti.

In dem Maße, wie Hingabe und Selbstweihe zunehmen, wird dem Suchenden bewusst, dass die Göttliche Shakti selbst den Yoga ausübt, immer mehr von sich Selbst in ihn einfließen lässt und die Freiheit und Vollkommenheit der Göttlichen Natur in ihm ins Leben ruft. Je mehr dieser bewusste Prozess sein eigenes Bemühen ersetzt, desto schneller und wahrhaftiger wird sein Fortschritt sein. Aber er kann erst dann die persönliche Anstrengung völlig ersetzen, wenn Hingabe und Weihe vom Scheitel bis zur Sohle makellos und vollkommen geworden sind.

Merke dir, dass träge Hingabe, die sich weigert, die Voraussetzungen zu erfüllen, und Gott auffordert, alles zu tun, und dir selbst alle Mühe und jegliches Ringen zu ersparen, Selbstbetrug ist und weder zu Freiheit noch zu Vollkommenheit führt.

1 Yoga Maya: Die Macht des Göttlichen, die die Welt erschaffen und deren Realität hinter den Phänomenen versteckt hat.

2 Jiva: Die individuelle Seele, das Selbst.

3 Sadhaka: Yoga Praktizierender.

4 Sadhana: Spirituelle Disziplin / Praxis.

5 Ananda: Gottseligkeit.

6 Adhara: Das menschliche Gefäß.

7 Tamas: Dumpfheit, Trägheit.

  1. Kapitel 3
  2. Kapitel 4
  3. Kapitel 5
  4. Kapitel 6

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