Kapitel 1
Die Mutter und der Sinn ihrer Verkörperung
WER IST DIE MUTTER?
Ist es nicht so, dass Du Dich auf die Mutter (unsere Mutter) beziehst, in Deinem Buch „Die Mutter“1?
Ja.
Ist sie nicht die 'Individuelle' Göttliche Mutter, welche „die Macht dieser beiden unermesslicheren Weisen ihres Seins“2 verkörpert – das Transzendente und das Universelle?
Ja.
Ist sie nicht zu uns hier herabgekommen in die Dunkelheit, in die Falschheit, den Irrtum und Tod, kraft ihrer tiefen und großen Liebe für uns?
Ja.
17.9.1938

Es gibt viele, die der Ansicht sind, dass sie menschlich war, nun aber die Göttliche Mutter verkörpert, und ihre „Gebete“3, so wird gesagt, erklären diese Sichtweise. Aber in meiner mentalen Vorstellung und meinem seelischen Gefühl nach ist sie die Göttliche Mutter, die bereit war, den Mantel der Dunkelheit, des Leidens und der Unwissenheit anzulegen, so dass sie uns menschliche Wesen wirkungsvoll zum Wissen, zur Glückseligkeit und zum Höchsten Herrn führen kann.
Das Göttliche erscheint im Gewand der Menschheit und nimmt die äußerliche menschliche Natur an, um den Weg zu gehen und ihn den menschlichen Wesen zu zeigen, hört aber nicht auf das Göttliche zu sein. Es ist eine Manifestation, die stattfindet, eine Manifestation eines wachsenden Göttlichen Bewusstseins, nicht etwas Menschliches, das sich in Göttliches wandelt. Die Mutter stand schon als Kind innerlich über dem Menschlichen – daher ist diese Ansicht 'vieler' falsch.
Ich fasse es auch so auf, dass die „Gebete“ der Mutter gemeint sind, uns – dem strebenden psychischen Wesen – zu zeigen, wie man zum Göttlichen betet.
Ja.
17-8-1938
DIE MANIFESTATION DER MUTTER UND DIE
SUPRAMENTALE HERABKUNFT
Gibt es irgendeinen Unterschied zwischen der Manifestation der Mutter und der Herabkunft des Supramentalen?
Die Mutter kommt, um das Supramentale herabzubringen, und es ist die Herabkunft, die ihre volle Manifestation hier möglich macht.
23-9-1935

Die Mutter arbeitet am Sadhak nicht direkt von ihrer eigenen höheren Ebene aus, obwohl sie das tun kann, wenn sie will – sie könnte sogar die Welt binnen eines Tages supramentalisieren; aber in diesem Falle wäre die hier so geschaffene supramentale Natur die gleiche, wie sie es oberhalb ist – und nicht die Erde in Unwissenheit, die sich allmählich in eine supramentale Erde entwickelt – eine Manifestation, die der Erscheinung nach nicht ganz die gleiche sein wird wie das, was der Supermind ist.
Das ist eine sehr wichtige Wahrheit.
17-6-1935
ZWECK UND ZIEL EINER VERKÖRPERUNG DER MUTTER
Habe ich Recht, wenn ich annehme, dass sie als Individuum alle göttlichen Kräfte verkörpert und die Gnade immer mehr auf die physische Ebene lenkt und herabbringt, und dass ihre Verkörperung eine Gelegenheit für das gesamte physische Bewusstsein ist, sich zu verändern und transformiert zu werden?
Ja. Ihre Verkörperung ist eine Chance für das Erdbewusstsein, das Supramentale in sich zu empfangen und dazu zunächst die Transformation zu durchlaufen, die das ermöglicht. Danach wird eine weitere Umwandlung durch das Supramentale geschehen, das gesamte Erd-Bewusstsein wird jedoch nicht supramentalisiert werden – erst wird es eine neue Rasse geben, die den Supermind repräsentiert, ähnlich wie der Mensch den Geist repräsentiert.
13-8-1933

Es gibt eine Göttliche Kraft, die sowohl im Universum als auch im Individuum wirkt – und die auch jenseits von Individuum und Universum ist. Die Mutter steht für diese Kräfte, aber sie arbeitet hier im Körper, um etwas herabzubringen, das in dieser materiellen Welt noch unausgedrückt blieb, um das Leben hier zu transformieren. Du solltest sie daher als die Göttliche Shakti sehen, die hier für dieses Ziel arbeitet. Das ist sie im Körper; in ihrem Gesamtbewusstsein ist sie jedoch ebenfalls mit allen anderen Aspekten des Göttlichen identifiziert.

Es gibt nicht mehr als eine Mutter, es gibt nur die Eine in vielen Formen. Das Transzendente ist bloß ein Aspekt der Mutter. Ich weiß nicht, was gemeint ist mit dem verkörperten Aspekt der transzendenten Mutter. Es gibt den verkörperten Aspekt der Einen Mutter – was sie dadurch manifestiert, hängt von ihr selbst ab.
7-7-1936

Warum handelt die Mutter in ihrer universellen Aktion gemäß dem Gesetz der Dinge, in ihrer Inkarnation dagegen durch immerwährende Gnade?
Es ist die Arbeit der Kosmischen Macht, den Kosmos und das Gesetz des Kosmos zu erhalten. Die größere Transformation kommt vom Transzendenten oberhalb des Universellen, und es ist diese transzendente Gnade, die durch die Verkörperung der Mutter zur Wirkung gebracht wird.
13-8-1933

Was würdest Du sagen über den Nutzen der äußeren Kontaktaufnahme mit der Mutter?
Die physische Annäherung an die Mutter ist von Nutzen – die Annäherung des inkarnierten Mentalen und Vitalen an ihre inkarnierte Macht. Im Rahmen ihrer universellen Aktion handelt die Mutter gemäß dem Gesetz der Dinge; ihre verkörperte physische Aktion bietet die Gelegenheit für das Wirken einer ständigen Gnade – dazu findet die Verkörperung statt.
12-8-1933
VERSCHIEDENE ERSCHEINUNGEN DER MUTTER
Die Mutter hat viele verschiedene Persönlichkeiten und je nachdem, welche gerade dominiert, ändert sich ihre Erscheinung. Allen ist natürlich etwas gemeinsam. Da ist zunächst die eine, die sich in all diesen Persönlichkeiten manifestiert, die man weder benennen noch beschreiben kann – und da ist auch die supramentale Persönlichkeit, die von jenseits des Schleiers über das Ziel der gegenwärtigen Manifestation wacht.
9-11-1933

Die Mutter hat nicht nur eine Erscheinung sondern viele, zu verschiedenen Zeiten.
Hinter dem physischen Körper gibt es viele Formen, Mächte und Persönlichkeiten der Mutter.
14-5-1933

Vor zwei Tagen sah ich in einer Vision das Feuer der Aspiration aus meinem Herzen nach oben aufsteigen, wobei ich ständig an die Mutter dachte. Danach sah ich, wie die Mutter, so wie wir sie in ihrem physischen Körper sehen, in das Feuer herabkam und alles in mir mit Frieden und Kraft erfüllte. Worauf weist diese Vision hin? Wieso sah ich die Mutter genau so, wie wir sie im physischen Körper wahrnehmen, und nicht in ihrer göttlichen Form?
Es ist ein Hinweis auf das Streben und auf eine Aktion zur Verwirklichung in der äußeren Natur, nicht nur im inneren Wesen. Wenn es sich um eine innere, oder eine Aktion auf einer anderen Ebene handelt, kann man die Mutter in irgendeiner ihrer Formen sehen, aber für die Realisation im Physischen ist das, was sie hier trägt, ihre dafür angemessene Form.
15-7-1933

Warum erscheint uns die Mutter anders zu verschiedenen Zeiten, z.B. während wir uns verneigen, oder wenn sie etwas verteilt, oder während des Interviews mit ihr? Manchmal sind sogar anatomische Verschiedenheiten zu beobachten. Womit haben diese Verschiedenheiten in der Erscheinung zu tun? Hängt es davon ab, in welchem Maße sie sich nach außen wendet?
Ich denke eher, es hat mit der Persönlichkeit zu tun, die sich gerade im Vordergrund manifestiert – da sie viele Persönlichkeiten hat und der Körper genügend plastisch ist, um von jeder, die nach vorne kommt, etwas auszudrücken.
4-12-1933

Wenn ich die Mutter sehe, habe ich oft das Gefühl, das Abbild göttlichen Ananda zu sehen, und ihre Form gleicht der eines jungen Mädchens. Ist etwas Wahres daran?
Ananda ist nicht das Einzige – da sind Wissen, Kraft und Liebe und viele andere Mächte des Göttlichen. Dein Eindruck kann nur im Sinne einer bestimmten Erfahrung richtig sein.
30-4-1933

Ja. Viele sehen das so, als ob die Mutter größer wäre als ihre gewöhnliche körperliche Erscheinung.
29-9-1933
OFFENBARUNG VOM KOMMEN DER MUTTER
Zur Zeit von Ramakrishnas Sadhana war die Mutter physisch auf Erden, es waren die ersten acht Jahre ihrer Kindheit, 1878 bis 1886. Wusste er, dass die Mutter herabgekommen war? Er müsste wenigstens eine Vision ihres Kommens gehabt haben, aber wir lesen nirgends etwas Genaues darüber.
Und als Ramakrishna so intensiv nach der Mutter gerufen hat, müsste sie doch in ihrem Alter etwas davon gefühlt haben.
In ihren Kindheitsvisionen sah die Mutter mich, den sie als „Krishna“ kannte – sie sah nicht Ramakrishna.
Es war nicht notwendig, dass er eine Vision ihrer Herabkunft hatte, da er weder an die Zukunft dachte, noch sich bewusst darauf vorbereitete. Ich glaube nicht, dass er an irgendeine Inkarnation der Mutter dachte.
11-7-1935

Ich sage nicht, auf welcher Stufe X ist, aber seine Methode ist der Weg von Advaita: Erkenntnis und Moksha – daher besteht für ihn keine Notwendigkeit, die Ankunft des Göttlichen zur Kenntnis zu nehmen. Der Guru von Y hingegen war ein bhakta der Göttlichen Mutter und glaubte an die dynamische Seite der Existenz, somit war es ganz natürlich für ihn, die Offenbarung vom Kommen der Mutter zu haben.
23-1-1936

X ist ein ausgeprägter Vedantin. Er glaubt nicht an das, woran wir glauben, oder an Herabkunft und dergleichen. Gleichzeitig hatte er selbst aber Erfahrungen, in welchen die Mutter in einer sichtbar freien, materiellen Form intervenierte und ihn davon abhielt, etwas zu tun, was er vorhatte.
7-7-1936
DAS GÖTTLICHE IN DER MUTTER SEHEN
Heute Morgen nahm ich eine große Schönheit in der Mutter wahr. Es war, als ob ihr ganzer Körper in einem übernatürlichen Licht glühte. Ich hatte tatsächlich den Eindruck, als ob eine höchste Göttin von den Himmeln herabgestiegen wäre. Würdest Du das bitte erklären.
Es war einfach nur so, dass du ihre Göttlichkeit gespürt hast, die immer da ist.
20-7-1933

Was das Erkennen des Göttlichen in der Mutter auf den ersten Blick betrifft, ist er nicht der einzige, der das tut. Eine Menge Leute haben das getan… z.B. die Kusine von X, eine Muslimin, die, kaum dass sie die Mutter sah, erklärte, „Das ist keine Frau, sie ist eine Göttin“ und seither stets bedeutungsvolle Träume von ihr hat, und wann immer sie in Schwierigkeiten ist, an sie denkt und Hilfe bekommt. Es ist nicht so schwierig, das Göttliche in der Mutter zu sehen, wie du vorgibst.
23-7-1935

Ich weiß nicht genau, was die muslimische Dame sah. Nach Deiner Beschreibung scheint es das Aufblitzen einer Intuition gewesen zu sein?
Keineswegs; es war ein direktes Erfassen der Gottheit in ihr – denn ich nehme an, mit Intuition meinst du eine Art Idee, die plötzlich kommt? Das verstehen die Leute gewöhnlich unter Intuition. Das war es nicht in ihrem Falle, auch nicht im Falle von X.
29-7-1935

Aber ist es nicht extrem schwierig, die strahlende Flammenpracht der Göttlichen Mutter in ihrer ganzen Fülle zu sehen?
Ich glaube nicht, dass X oder jemand anderes das beim ersten Mal gesehen hat. Das kann erst kommen, wenn man bereits die Fähigkeit zu Visionen auf den okkulten Ebenen entwickelt hat. Von größerer Wichtigkeit ist die klare Wahrnehmung, oder das intime innere Gefühl, oder das direkte Gespür „Das ist Sie“. Ich denke, du neigst dazu, in diesen Dingen zu romantisch und poetisch zu sein und in spiritueller Hinsicht zu wenig realistisch.
Bei vielen Leuten ist die Fähigkeit zu dieser Art von okkulter Vision das erste, was sich entwickelt, wenn sie ihre Sadhana beginnen. Andere haben sie schon auf natürliche Weise, oder sie kommt bei Gelegenheit, ohne irgendwelche yogische Praxis. Aber bei Leuten, die vor allem in ihrem Intellekt leben, (von wenigen Ausnahmen abgesehen) ist diese Fähigkeit von Natur aus gewöhnlich nicht vorhanden, und die meisten haben große Mühe, sie zu entwickeln. So war es sogar bei mir. Es wäre eine Art Wunder, Dinge zu sehen, ohne diese Fähigkeit des Sehens zu haben. Wir haben wenig mit solchen Wundern zu tun.
29-7-1935
MUTTERS GÖTTLICHKEIT ERKENNEN
Es gibt Leute, die das sofort können, bei anderen dauert es länger.
X nahm auf den ersten Blick die Mutter als göttlich wahr und ist seither glücklich gewesen; andere, die zu Mutters Anhängern gezählt werden, brauchten Jahre, um es zu entdecken oder zuzugeben, aber sie gelangten alle dahin. Es gibt Leute, die in den ersten fünf, sechs, sieben oder mehr Jahren der Sadhana nichts als Schwierigkeiten und Revolten hatten, aber das psychische Wesen erwachte letztendlich doch. Die Zeit, die es dazu braucht, ist sekundär: Das einzig Wichtige ist, – früher oder später, auf leichte Weise oder mit Schwierigkeiten –, dahin zu kommen.

Oft merke ich, wie alte Samskaras hochkommen und mein Vertrauen in die Mutter und ihre Göttlichkeit stören. Wie kann das verhindert werden?
Erst wenn du die Göttlichkeit der Mutter siehst, kann es eine solide, gefestigte Überzeugung geben – das ist eine Frage des inneren Bewusstseins und der inneren Schau.
5-6-1937

Wie überzeugt man den Verstand, dass die Mutter göttlich und ihr Wirken nicht menschlich ist?
Dies kann geschehen, indem man das psychische Wesen öffnet und zulässt, dass es das Mentale und das Vitale regiert – weil das psychische Wesen weiß und sehen kann, was das Mentale nicht vermag.

Es scheint, dass ein Teil meines äußeren Wesens, der die Mutter nicht akzeptierte, jetzt ihre Göttlichkeit anerkennt. Warum vergesse ich das aber, wenn ich physisch vor sie trete?
Es ist der physische Verstand in seiner äußersten externen Funktion, der physische Dinge als ausschließlich physisch wahrnimmt.
15-8-1937

Dieser Kampf in dir – [zwischen der bhakti für Sri Krishna und dem Gefühl, dass die Mutter göttlich ist] ist ganz unnötig; denn beide sind eins und vertragen sich perfekt. Er ist es, der dich zur Mutter gebracht hat, und durch ihre Anbetung wirst du ihn verwirklichen. Er ist hier im Ashram, und es ist sein Werk, das hier getan wird.
1933

Selbst ein guter Anhänger und brillanter Student wie X hat Schwierigkeiten, die Mutter zu akzeptieren. Ich kann nicht verstehen, wieso er die einfache Wahrheit über sie nicht sehen kann.
Wenn er es schwierig findet, die Mutter zu akzeptieren, wie kann er dann ein guter Anhänger sein? Ein Anhänger von wem? Eine andere Sache ist es, ein brillanter Student zu sein; man kann zugleich ein brillanter Schüler und trotzdem völlig inkompetent in spirituellen Angelegenheiten sein. Wenn man dagegen Vishnu oder einen anderen Gott verehrt, liegt der Fall anders, – es mag sein, dass man dann nur das Objekt seiner Verehrung sieht und nicht in der Lage ist, etwas anderes zu akzeptieren.
14-11-1934

Manche Leute scheinen in Bezug auf Mutters Status in den höheren Ebenen ein falsches Verständnis zu haben. Sobald sie sich in diesen Bereichen befinden oder etwas von jenen empfangen, beginnen sie gleich zu glauben, sie hätten eine große Höhe erreicht, und dass die höheren Ebenen nichts mit der Mutter zu tun hätten. Besonders über den Supermind hegen sie solch eigenartige Vorstellungen – dass es etwas Höheres sei als die Mutter.
Wenn sie eine größere Erfahrung oder ein größeres Bewusstsein als die Mutter haben, sollten sie nicht hierbleiben, sondern damit hinausgehen, um die Welt zu retten.

Ist die Haltung "Ich bin Brahman" nicht notwendig im Integralen Yoga?
Es genügt nicht, um die ganze Natur umzuwandeln. Sonst bestünde keine Notwendigkeit für das Hiersein der Mutter. Es könnte getan werden, indem man sich einfach selbst als Brahman versteht. Die Präsenz der Mutter oder die Kraft der Mutter wären nicht notwendig.
27-12-1935
DIE MUTTER BIETET DIE WAHRHEIT AN
Die Mutter kann nicht für dich entscheiden, ob du dem Weg von nirvikalpa samadhi folgen oder diesen Yoga akzeptieren sollst, sie kann dir nur Die Wahrheit anbieten und, falls du dies annimmst, dich zu dieser hinführen.
8-9-1933
DIE MUTTER UND DER YOGA DES WISSENS
Warum sollte die Mutter etwas gegen den Yoga des Wissens und der Erkenntnis haben? Die Realisation des Selbst und des Kosmischen Wesens (ohne welche die Verwirklichung des Selbst unvollständig bleibt) sind essenzielle Stufen in unserem Yoga; es ist das Endstadium der anderen Yogas, aber sozusagen der Beginn des unsrigen, das heißt der Punkt, wo die eigene charakteristische Realisation beginnen kann.
26-3-1936

Gewiss, Samadhi ist nicht ausgeschlossen von diesem Yoga. Die Tatsache, dass die Mutter immer in Samadhi ging, beweist dies zur Genüge.
10-6-1936

1 Teil I, Die Mutter, S. 26.
2 Teil I, Die Mutter, S. 26.
3 Die Mutter: Gebete und Meditationen.
Kapitel 2
Aspekte und Kräfte der Mutter
ERKLÄRUNG EINIGER BEGRIFFE
IN TEIL EINS – „DIE MUTTER“
1. FALSCHHEIT UND UNWISSENHEIT
Mit Unwissenheit ist Avidya gemeint, das trennende Bewusstsein, sowie das davon herrührende egoistische Mental und das Leben und all das, was dem trennenden Bewusstsein, dem egoistischen Denkwesen und dem Leben zu eigen ist. Diese Unwissenheit ist das Ergebnis einer Bewegung, durch welche die kosmische Intelligenz sich vom Licht des Supermind separiert hat und so die Wahrheit verloren hat, – die Wahrheit des Seins, die Wahrheit Göttlichen Bewusstseins, die Wahrheit von Kraft und Aktion, die Wahrheit von Ananda. Als Ergebnis haben wir, anstelle einer im Licht der Göttlichen Gnosis geschaffenen Welt integraler Wahrheit und Göttlicher Harmonie, eine Welt, die auf den Teilwahrheiten einer minderwertigen kosmischen Intelligenz gründet, in der alles halb-wahr und halb-falsch ist. Das ist es, was einige Denker des alten Indiens wie Shankara, welche die sich dahinter befindende größere Wahrheits-Kraft nicht wahrnahmen, als Maya stigmatisierten und für die höchste kreative Kraft des Göttlichen hielten. Alles im Bewusstsein dieser Schöpfung ist entweder begrenzt oder anderweitig pervertiert durch Abtrennung vom integralen Licht; sogar die wahrgenommene Wahrheit ist nur ein Halb-Wissen. Daher wird es als die Unwissenheit, das Nicht-Wissen bezeichnet. Falschheit hingegen ist nicht dieses Avidya, jedoch ein extremes Resultat davon. Sie wird von einer Asurischen Macht, die in dieser Schöpfung interveniert, geschaffen und ist nicht nur von der Wahrheit getrennt und daher an Wissen begrenzt und offen für Irrtum, sondern revoltiert gegen die Wahrheit, oder hat die Gewohnheit, die Wahrheit zu ergreifen, um sie zu verzerren. Diese Macht, die dunkle Asurische Shakti oder Rakshasische Maya, gibt ihr eigenes entstelltes Bewusstsein als wahres Wissen aus, und dessen vorsätzliche Verzerrungen oder Verdrehungen der Wahrheit als die Wahrheit der Dinge. Es sind die Kräfte und Persönlichkeiten dieses pervertierten und pervertierenden Bewusstseins, die wir als feindliche Wesen, feindliche Kräfte bezeichnen. Immer wenn solche, aus dem Stoff der Unwissenheit gemachten Perversionen als Wahrheit der Dinge präsentiert werden, ist das die Falschheit oder Lüge und Trug im yogischen Sinn, mithya, moha.
2. MÄCHTE UND ERSCHEINUNGEN
Dies sind die Kräfte und Wesen, die ein Interesse daran haben, die Falschheiten zu erhalten, die sie in der Welt der Ignoranz geschaffen haben, und sie als die von Menschen zu befolgende Wahrheit auszugeben. In Indien werden sie Asuras, Rakhasas, Pishachas genannt (Wesen, die den mentalisiert vitalen, den mittleren oder den niederen vitalen Ebenen angehören) und welche in Opposition zu den Göttern, den Mächten des Lichts stehen. Auch sie sind Mächte, weil auch sie ihr kosmisches Feld haben, in dem sie ihre Funktion und Autorität ausüben; einige von ihnen waren dereinst Göttliche Mächte (die früheren Götter – purve devah –,wie sie an einer Stelle des „Mahabharata“ genannt werden), die durch Aufbegehren gegen den hinter dem Kosmos stehenden Göttlichen Willen in die Dunkelheit gefallen sind. Das Wort 'Erscheinungen' bezieht sich auf Formen, die von ihnen angenommen werden, um die Welt zu regieren, Formen, die oftmals falsch sind, immer Falschheit verkörpern und manchmal pseudo-göttlich sind.
3. MÄCHTE UND PERSÖNLICHKEITEN
Der Gebrauch des Wortes Macht ist bereits erklärt worden – es wird angewandt für etwas oder jemanden, der im kosmischen Feld eine bewusste Macht ausübt und Autorität hat über die Weltbewegung oder gewisse Bewegungen in ihr. Aber die Vier (Maheshwari, Mahakali, Mahalakshmi, Mahasaraswati), von denen du sprichst, sind auch Shaktis, Manifestationen verschiedener Mächte des Höchsten Bewusstseins – und der Höchsten Kraft – der Göttlichen Mutter –, durch welche sie im Universum regiert oder wirkt. Und gleichzeitig sind sie göttliche Persönlichkeiten; denn jede ist ein Wesen, das verschiedene Qualitäten und persönliche Bewusstseinsformen der Gottheit manifestiert. Alle großen Götter sind in diesem Sinne Persönlichkeiten des Göttlichen – das Eine Bewusstsein, das in vielen Persönlichkeiten spielt, ekam sat bahudha. Selbst im Menschen gibt es viele Persönlichkeiten, nicht nur eine, wie man sich das früher vorzustellen pflegte; denn alles Bewusstsein kann zugleich eins und vielfältig sein. 'Mächte und Persönlichkeiten' beschreiben einfach verschiedene Aspekte desselben Wesens; eine Macht ist nicht notwendigerweise unpersönlich, und bestimmt ist sie nicht avyaktam, wie du nahelegst, – es ist im Gegenteil eine Manifestation, die in den Welten der göttlichen Manifestation wirkt.
4. EMANATIONEN
Emanationen entsprechen deiner Beschreibung der Matrikas, von denen du in deinen Briefen sprichst. Eine Emanation der Mutter ist etwas von ihrem Bewusstsein und ihrer Macht aus ihr Hervorgebrachtes, das, solange es im Spiel ist, in enger Verbindung mit ihr gehalten, und wenn sein Spiel nicht länger erforderlich ist, in seinen Ursprung zurückgezogen wird, doch jederzeit wieder ausgesandt und wirksam werden kann. Der Faden der Verbindung kann jedoch auch getrennt oder gelockert werden, und was als Emanation hervorkam, kann seinen Weg als unabhängiges Göttliches Wesen mit eigenem Spiel in der Welt fortsetzen. Alle Götter können solche Emanationen von ihrem Wesen aussenden, die in ihrer Essenz von Bewusstsein und Macht mit ihnen identisch sind, ihnen aber nicht gleichkommen. In gewissem Sinn könnte man das Universum selbst als eine Emanation des Höchsten bezeichnen. Im Bewusstsein des Sadhaks wird eine Emanation der Mutter für gewöhnlich Aussehen, Form und Charakteristika dessen annehmen, mit dem er vertraut ist.
In gewissem Sinn können die vier Mächte der Mutter, ihres Ursprungs wegen, ihre Emanationen genannt werden, genau so wie man die Götter Emanationen des Göttlichen nennen kann – aber die vier Mächte der Mutter haben einen mehr dauerhaften und fixierten Charakter; sie sind gleichzeitig unabhängige Wesen, denen die Adya Shakti ihr Spiel gestattet, und doch sind sie Teile der Mutter, der Mahashakti, und sie kann sich jederzeit durch sie entweder als separate Wesen manifestieren oder diese zusammenziehen und in sich halten, als eigene, vielfältige Persönlichkeiten, – manchmal zurückgehalten, manchmal ins Spiel gebracht, ganz· nach ihrem Willen. Auf der supramentalen Ebene sind sie immer in ihr und wirken nicht unabhängig, sondern als intime Teile der supramentalen Mahashakti und in engem Einssein und in Harmonie miteinander.
5. GÖTTER
Diese vier Mächte sind die kosmischen Gottheiten der Mutter, die im Welten-Spiel beständig sind; sie zählen zu den größeren kosmischen Gottheiten, auf welche angespielt wird, wenn es heißt, dass die Mutter als die Mahashakti dieser dreifachen Welt „dort steht (in der Overmind-Ebene), über den Göttern“1. Die Götter sind, wie bereits erwähnt, in Ursprung und Essenz permanente Emanationen des Göttlichen, hervorgebracht vom Höchsten durch die Transzendente Mutter, die Adya Shakti; in ihrer kosmischen Aktion sind sie Mächte und Persönlichkeiten des Göttlichen, jede unabhängig in ihrem kosmischen Status, in ihrer Funktion und Aufgabe im Universum. Sie sind keine unpersönlichen Wesenheiten, sondern kosmische Persönlichkeiten, obwohl sie sich hinter einer Bewegung impersonaler Kräfte verbergen können und das gewöhnlich auch tun. Aber während sie im Overmind und der dreifachen Welt als unabhängige Wesen erscheinen, kehren sie im Supermind in das Eine zurück und stehen dort vereint in einer einzigen harmonischen Aktion, als vielfältige Persönlichkeiten der Einen Person, dem Göttlichen Purushottama.
6. GEGENWART
Durch das Wort Gegenwart sollen der Sinn und die Wahrnehmung für das Göttliche als ein Wesen angedeutet werden, das im eigenen Dasein und Bewusstsein als gegenwärtig oder in Beziehung zu ihm gefühlt wird, ohne die Notwendigkeit einer weiteren Qualifizierung oder Beschreibung. Folglich lässt sich von der „unaussprechlichen Gegenwart“ nur sagen, dass sie da ist, und ansonsten kann oder braucht darüber weiter nichts gesagt zu werden, obwohl man gleichzeitig weiß, dass alles in ihr ist, das Persönliche und das Unpersönliche, Macht Licht und Ananda und alles andere, und dass alle diese von jener unbeschreibbaren Präsenz fließen. Das Wort mag zwar manchmal in einem weniger absoluten Sinn benützt werden, aber das ist immer die fundamentale Bedeutung, – das essenzielle Gewahrsein der essenziellen Gegenwart, die alles andere unterstützt.
7. DIE TRANSZENDENTE MUTTER
Diese ist, was man Adya Shakti nennt; sie ist das Höchste Bewusstsein und die über dem Universum stehende Macht, und durch sie werden alle Götter manifestiert, sogar der supramentale Ishwara kommt durch sie in Manifestation – der supramentale Purushottama, von welchem die Götter Mächte und Persönlichkeiten sind.
ADYA SHAKTI
Adya Shakti ist die ursprüngliche Shakti und somit die höchste Form der Mutter. Sie manifestiert sich jedoch auf verschiedene Art und Weise, entsprechend der Ebene, auf der man sie sieht.
22-7-1933
DIE GÖTTLICHE MUTTER
Die Göttliche Mutter ist das Bewusstsein und die Kraft des Göttlichen – das die Mutter aller Dinge ist.
DIE MUTTER UND DER ISHWARA
Die Mutter ist Bewusstsein und Kraft des Göttlichen oder, so könnte man sagen, sie ist das Göttliche in seiner Bewusstseins-Kraft. Der Ishwara als Herr des Universums entspringt der Mutter, die ihren Platz neben ihm als kosmische Shakti einnimmt – der kosmische Ishwara ist ein Aspekt des Göttlichen.
DIE GÖTTLICHE MUTTER IN DER GITA,
IM TANTRA UND IM INTEGRALEN YOGA
Die Gita [Bhagavadgita] spricht nicht ausdrücklich von der Göttlichen Mutter; es ist immer von Hingabe und Überantwortung zum Purushottama die Rede – sie wird nur als die Para Prakriti erwähnt, die zum Jiva wird, d.h. die das Göttliche in der Vielfalt manifestiert und durch die der Höchste alle diese Welten erschafft und selbst als Avatar herabsteigt. Die Gita folgt der vedantischen Tradition, die sich gänzlich auf den Ishwara-Aspekt des Göttlichen abstützt und wenig von der Göttlichen Mutter spricht, weil ihr Ziel der Rückzug von Welt und Natur ist und das Erreichen der höchsten Realisation jenseits davon; die tantrische Tradition stützt sich auf den Shakti- oder Ishwari-Aspekt und macht alles von der Göttlichen Mutter abhängig, weil ihr Ziel die Inbesitznahme und Dominierung der Welt-Natur ist und dadurch das Erreichen der höchsten Verwirklichung. Dieser Yoga hier besteht auf beiden Aspekten; Hingabe und Überantwortung an die Göttliche Mutter sind essenziell, da ohne sie Ziel und Zweck dieses Yoga nicht erfüllt werden.
Im Hinblick auf den Purushottama ist die Göttliche Mutter das höchste Göttliche Bewusstsein und die höchste Macht über den Welten, Adya Shakti; sie trägt das Höchste in sich und manifestiert das Göttliche in den Welten durch den Akshara und Kshara. In Bezug auf den Akshara-Aspekt ist sie dieselbe Para Shakti, die den Purusha unbeweglich in sich trägt und sich selbst ebenfalls unbewegt in ihm, im Hintergrund der ganzen Schöpfung. Auf den Kshara-Aspekt bezogen ist sie die kosmische Energie in Bewegung, die alle Wesen und Kräfte manifestiert.

Die Erfahrung von der Mutter als das Höchste ist die tantrische Erfahrung – es ist nur die eine Seite der Wahrheit.

Die Tantriker pflegten in ihrer Sadhana Shakti anzurufen. War es dieselbe Kraft und das gleiche Bewusstsein, das in der Mutter hier ist?
Es hängt davon ab, was sie anriefen; gewöhnlich war es ein Aspekt der Mutter, den sie anriefen.
DIE WELTEN-MUTTER
Die Ishwari Shakti, göttliche Bewusstseins-Kraft und Welten-Mutter, wird zur Mittlerin zwischen dem ewig Einen und den manifestierten Vielen. Auf der einen Seite manifestiert sie durch das Spiel der Energien, die sie aus dem Einen hervorbringt, das vielfältig Göttliche im Universum; seine endlosen Erscheinungen in ihr enthaltend und aus ihrer offenbarenden Substanz heraus entwickelnd. Auf der anderen Seite führt sie alles durch den wieder aufsteigenden Strom derselben Energien zurück zu Dem, von dem sie ausgingen, damit die Seele in ihrer evolutionären Manifestation dort immer mehr zur Göttlichkeit zurückkehren, oder hier ihren göttlichen Charakter anlegen kann. Obwohl sie einen kosmischen Mechanismus schmiedet, hat sie nicht den Charakter einer unbewussten, mechanisch Ausführenden, den wir noch im ersten Antlitz von Prakriti, der Natur-Kraft, finden; noch ist dort jener Eindruck von Irrealität, einer Erschafferin von Illusionen oder Halbillusionen, der unserem ersten Bild von Maya anhaftet. Der erfahrenden Seele wird unmittelbar klar, dass es sich hier um eine bewusste Macht handelt, eins in Substanz und Natur mit dem Höchsten, von dem sie kam. Wenn es auch scheint, als ob sie uns in Unwissenheit und Unbewusstheit gestürzt hat, in Verfolgung eines Planes, den wir noch nicht interpretieren können, und, wenn sich ihre Kräfte als alle diese zwiespältigen Kräfte des Universums präsentieren, wird doch bald sichtbar, dass sie für die Entwicklung des Göttlichen Bewusstseins in uns arbeitet, und dass sie, über uns stehend, uns zu ihrem eigenen, höheren Wesen emporzieht und uns immer mehr die eigentliche Essenz Göttlichen Wissens, Willens und der Seligkeit enthüllt. Sogar in den Bewegungen der Unwissenheit wird sich die Seele des Suchenden ihrer bewussten Führung gewahr, die seine Schritte unterstützt und sie lenkt, langsam oder rasch, direkt, oder auf manchem Umweg, heraus aus der Dunkelheit in das Licht eines größeren Bewusstseins, heraus aus der Sterblichkeit in die Unsterblichkeit, vom Bösen und Leiden hin zu einem höchsten Guten und einer Glückseligkeit, von der sich sein menschlicher Verstand nur ein schwaches Bild machen kann. Somit ist ihre Macht zugleich befreiend und dynamisch, kreativ, effektiv, – nicht nur Dinge erschaffend, so wie sie sind, sondern Dinge, die da kommen sollen; denn, indem sie die verdrehten und verstrickten, aus dem Stoff der Unwissenheit gemachten Bewegungen seines niederen Bewusstseins beseitigt, baut sie seine Seele und formt seine Natur neu, in die Substanz und in die Kräfte einer höheren göttlichen Natur.2
DIE MUTTER UND DIE NIEDERE PRAKRITI
Es ist falsch, die Mutter mit der niederen Prakriti und ihrem Kräfte-Mechanismus zu identifizieren. Prakriti ist hier nur ein Mechanismus, der für das Funktionieren der evolutionären Unwissenheit in Kraft gesetzt wurde. Ebenso wie das unwissende mentale, vitale oder physische Wesen selbst nicht das Göttliche ist, obgleich vom Göttlichen abstammend, so ist der Mechanismus der Prakriti nicht die Göttliche Mutter. Zweifellos ist etwas von ihr in diesem Mechanismus wirkend und steht hinter ihm, das ihn zum evolutionären Zweck erhält; was sie aber in sich selbst darstellt, ist nicht eine Shakti der Avidya, sondern Göttliches Bewusstsein, Macht, Licht – Para Prakriti, der wir uns zuwenden, um Erlösung und die göttliche Erfüllung zu erlangen.
DIE KOSMISCHE MACHT DER UNWISSENHEIT
UND DIE GÖTTLICHE MUTTER
Es ist soweit richtig, dass die Kosmische Kraft alles ausarbeitet, und dass der Kosmische Geist (Virat Purusha) ihr Handeln unterstützt. Die Kosmische Kraft ist eine Macht, die unter den Bedingungen der Unwissenheit wirkt – sie erscheint als die niedere Natur, und die niedere Natur lässt dich die falschen Dinge tun. Das Göttliche erlaubt das Spiel dieser Kräfte, solange du selbst nichts Besseres willst. Aber wenn du ein Sadhak bist, akzeptierst du das Spiel der niederen Kräfte nicht, stattdessen wendest du dich hin zur Göttlichen Mutter und bittest sie, sie möge in dir wirken, und nicht durch die niedere Natur. Erst wenn du in jedem Teil deines Wesens voll und ganz auf die Göttliche Mutter, und auf sie allein, ausgerichtet bist, wird das Göttliche alles Handeln durch dich vollziehen.
SAGUNA UND NIRGUNA-ISHWARA
UND DIE MUTTER
Nirguna, Saguna sind nur Aspekte, die das Göttliche in der Manifestation annimmt. Es ist die Mutter, die den Saguna oder den Nirguna Ishwara manifestiert (Schöpfung ist nur Manifestation).
28-6-1933
DER STILLE ATMAN, DAS DYNAMISCHE SELBST
UND DIE MUTTER
Die Erfahrungen waren alle in Ordnung – aber sie vermitteln nur eine Seite der Göttlichen Wahrheit, das, was man durch das höhere Mentale erreicht – die andere Seite ist das, was man durch das Herz erreicht. Über dem höheren Mentalen werden diese zwei Wahrheiten eins. Wenn man den stillen Atman oberhalb realisiert, läuft man keine Gefahr, aber es gibt auch keine Transformation, lediglich Moksha, Nirvana. Wenn man das kosmische Selbst realisiert, das dynamisch und aktiv ist, dann realisiert man alles als das Selbst, alles als 'ich-selbst', [oder 'mein selbst'] und dieses 'selbst' als das Göttliche etc. Das ist alles richtig; es besteht aber die Gefahr, dass sich das Ego des 'mein' bemächtigt, in der Auffassung von 'alles bin ich selbst'. Denn dieses 'ich selbst' ist nicht mein persönliches Selbst, sondern ebenso jedermanns Selbst, so wie auch meines. Um eine solche Gefahr auszuschließen, erinnere man sich, dass dieses Göttliche ebenfalls die Mutter ist, dass das persönliche 'Ich' ein Kind der Mutter ist, mit der ich eins bin und doch verschieden, ihr Kind, Diener und Instrument. Ich habe gesagt, dass du nicht aufhören sollst, das Selbst als kosmisches Bewusstsein zu realisieren, aber zur gleichen Zeit musst du dich auch daran erinnern, dass all dies die Mutter ist.
13-10-1933

Es ist möglich, dem Wissen näher zu kommen, indem man mit der Erfahrung der Auflösung im Einen beginnt, aber unter der Bedingung, dass du dort nicht stehen bleibst und sie als die höchste Wahrheit nimmst, sondern weitergehst, und dasselbe Eine als die Höchste Mutter realisierst, die Bewusstseins-Kraft des Ewigen. Wenn du andererseits die Annäherung durch die Höchste Mutter vollziehst, wird sie dir die Befreiung im schweigenden Einen auch geben, ebenso wie die Realisation des dynamischen Einen, und von da aus ist es leichter, zur Wahrheit zu gelangen, in der beide eins sind und untrennbar. Gleichzeitig wird die im Mentalen geschaffene Kluft zwischen dem Höchsten und seiner Manifestation überbrückt, und es gibt nicht länger ein Auseinanderklaffen in der Wahrheit, das alles unverständlich macht.

Es ist das Göttliche, das der Meister ist – das Selbst ist inaktiv, es ist immer ein stiller, alles unterstützender Zeuge – das ist der statische Aspekt. Es gibt aber auch den dynamischen Aspekt, durch den das Göttliche wirkt – dahinter steht die Mutter. Du darfst nicht aus den Augen verlieren, dass es die Mutter ist, über die alle Dinge erreicht werden.
1-9-1933

Du strebst nach Selbst-Realisation – aber was ist dieses Selbst, wenn nicht das Selbst der Mutter? Es gibt kein anderes.
29-9-1934

Das Selbst hat zwei Aspekte, den passiven und den aktiven. Im ersten ist es reines Schweigen, Weite, Ruhe, das inaktive Brahman, im zweiten ist es Kosmischer Geist universell, nicht individuell. Man kann darin Vereinigung oder Einssein mit der Mutter empfinden. Intimität ist ein Gefühl des Individuums und damit des psychischen Wesens.
12-10-1934
DIE UNIVERSELLE UND DIE PERSÖNLICHE
GEGENWART DER MUTTER
Was allgemein unter dem formlosen svarupa der Mutter verstanden wird, ist in der Regel ihr universeller Aspekt. Da wird sie als universelle Existenz und eine sich über das Universum ausbreitende Macht erfahren, in der alles und durch die alles lebt. Wenn man diese Präsenz fühlt, beginnt man einen universellen Frieden zu spüren, Licht, Kraft, Wonne ohne Grenzen – das ist ihr svarupa. Dies geschieht einem öfter, wenn man sich mit seinem Bewusstsein oberhalb des Kopfes begibt, wo man von diesem einengenden Körperbewusstsein befreit ist und sich auch als weit und still erfährt, ein Selbst mit allen Wesen – frei von Leidenschaft und Störung, in einem ewigen Frieden. Aber dies kann ebenfalls durch das Herz erfahren werden – dann fühlt sich auch das Herz weit wie die Welt, rein und glückselig, erfüllt von der Gegenwart der Mutter.
Es gibt auch die persönliche und individuelle Gegenwart der Mutter im Herzen, die augenblicklich Liebe und Bhakti bringt und das Gefühl einer engen Vertrautheit und eines persönlichen Einsseins.
9-6-1933
VERTRAUEN IN DIE GÖTTLICHE SHAKTI
UND DEN ISHWARA
Der Glaube an die göttliche Shakti muss immer das Rückgrat unserer Stärke sein, und wenn sie sich offenbart, muss er implizit und vollständig sein oder werden. Es gibt nichts, das unmöglich ist für sie, die die bewusste Macht und universelle Göttin ist, all-schöpferisch von Ewigkeit an und gewappnet mit der Allmacht des Geistes. Alles Wissen, alle Stärke, jeder Triumph und Sieg, alle Fähigkeiten und Werke sind in ihren Händen, und sie sind voll der Schätze des Geistes und aller Vollkommenheiten und Siddhis. Sie ist Maheshwari, Göttin des höchsten Wissens, und sie bringt uns ihre Vision für alle Arten und Weiten der Wahrheit, ihre Rechtschaffenheit spirituellen Willens, die Ruhe und Passion ihrer supramentalen Größe, ihre Glückseligkeit der Erleuchtung.
Sie ist Mahakali, Göttin der höchsten Stärke, und mit ihr sind alle Mächte, spirituelle Kraft, die strengste Form der Willensanstrengung und Entsagung – Tapas, schnelle Bereitschaft zum Kampf, der Sieg und das Gelächter – attahasya, das sich leicht über Niederlage und Tod und die Mächte der Unwissenheit hinwegsetzt. Sie ist Mahalakshmi, die Göttin höchster Liebe und höchsten Entzückens, und ihre Gaben sind die Gunst und Anmut des Geistes, der Zauber und die Schönheit der Glückseligkeit (Ananda) und Schutz und jede menschliche und göttliche Segnung. Sie ist Mahasaraswati, die Göttin göttlicher Kunstfertigkeit und der Werke des Geistes, und ihr Yoga ist ein Yoga der Geschicklichkeit in Werken, yogah karmasu kausalam, und eine Nutzanwendung des göttlichen Wissens, Selbst-Anwendung des Geistes im Leben und das Glück seiner Harmonien. Und in all ihren Mächten und Formen trägt sie in sich den höchsten Sinn der Meisterschaften der ewigen Ishwari, eine rasche und göttliche Befähigung zu allen Arten des Handelns, die vom Instrument verlangt werden mögen, Einssein, eine anteilnehmende Sympathie, freie Identität mit allen Energien in allen Wesen und somit eine spontane und fruchtbare Harmonie mit dem gesamten göttlichen Willen im Universum. Das intime Gefühl ihrer Gegenwart und ihrer Mächte und die freudige Zustimmung unseres ganzen Wesens für ihr Wirken in und um uns, ist die letzte Vollendung im Vertrauen in die Shakti.
Und hinter ihr steht der Ishwara, und der Glaube an ihn hat die zentralste Bedeutung in der sraddha des Integralen Yoga. Diesen Glauben müssen wir haben und zur Vollkommenheit entwickeln, dass alle Dinge die Fügung eines unter universellen Bedingungen wirkenden höchsten Selbst-Wissens und einer Weisheit sind, dass nichts, was in uns, oder um uns getan wird, umsonst ist, oder ohne seinen zugewiesenen Platz und seine wahre Bedeutung; dass alles möglich wird, wenn der Ishwara als unser höchstes Selbst und Geistwesen das Handeln übernimmt, und dass alles, was zuvor getan wurde, und alles, was er in Zukunft tun wird, Teil seiner unfehlbaren und voraussehenden Führung war und sein wird, ausgerichtet auf die Erfüllung unseres Yoga, unserer Vollkommenheit und unseres Lebenswerkes. Dieses Vertrauen wird immer berechtigter werden, je mehr sich uns das höhere Wissen eröffnet; wir werden die großen und kleinen Bedeutungen, die vorher unserer begrenzten Mentalität entgingen, zu sehen beginnen, und Glaube wird so zu Wissen werden. Dann werden wir jenseits von allem Zweifel sehen, dass alles innerhalb des Wirkens des einen Willens geschieht, und dass dieser Wille auch Weisheit war, weil er im Leben des Selbstes und der Natur immer das richtige Handeln entwickelt. Der höchste Zustand der Zustimmung, die sraddha des Wesens, wird eintreten, wenn wir die Gegenwart des Ishwara fühlen, und unsere ganze Existenz, unser Bewusstsein, unser Denken, unseren Willen und unser Tun als in seiner Hand empfinden, und in allem und mit jedem Teil unseres Selbstes und unserer Natur in Einklang mit dem direkten, innewohnenden und in Besitz nehmenden Willen des Geistes sind. Und jene höchste Vollendung von sraddha wird auch Gelegenheit und vollkommene Grundlage für eine göttliche Kraft sein: einmal vollendet, wird sie zur Basis für die Entwicklung, Manifestation und die Werke der leuchtenden, supramentalen Shakti.3

Im Buch „Die Mutter“ [Erster Teil] sagtest Du, die Mutter bestimme als Kosmische Mahashakti „alles, was in diesem Weltall sein und in der irdischen Evolution geschehen soll, durch das, was sie sieht und fühlt und verströmt; sie steht dort über den Göttern; all ihre Mächte und Persönlichkeiten hat sie einsatzbereit vor sich aufgestellt und sendet Ausstrahlungen [Emanationen] von ihnen in diese niederen Welten, um einzugreifen, zu lenken, zu kämpfen und zu erobern, ihre Zyklen einzuleiten und in Gang zu halten und die Richtungen ihrer Kräfte im Großen wie im Kleinen festzulegen“.4 Lässt sich daraus schließen, dass der Weltkrieg, oder die Bolschewistische Revolution, oder die Satyagraha Bewegung etc., gewissermaßen von der Mutter arrangiert und vorbestimmt worden waren?
Es sind Ereignisse im kosmischen Plan, die von der Kosmischen Mahashakti so arrangiert und von Menschen, unter dem Impuls der Kräfte der Natur, ausgeführt werden.
1-6-1933
MUTTERS SUPRAMENTALE KRAFT
VON LIEBE UND ANANDA
In der Schrift „Chandi“5 sind die Namen der vier Kosmischen Mächte der Mutter – Maheshwari, Mahakali, Mahalakshmi, Mahasaraswati – mit anderen zusammen erwähnt, aber der Name Radha wird nicht aufgeführt. Das ist ein klarer Beweis dafür, dass zur Zeit, als die „Chandi“ verfasst wurde, die Radha-Kraft sich in der Vision der Heiligen noch nicht manifestiert hatte, und dass „Chandi“ nur die Kosmischen Mächte der Mutter erwähnt, und nicht ihre Supramentalen Mächte. Im Buch „Die Mutter“ [Erster Teil], sagst Du im Anschluss an Deine Beschreibung der vier Mächte der Mutter: „Es gibt noch weitere große Persönlichkeiten der Göttlichen Mutter, aber sie waren schwieriger herabzubringen und haben in der Entwicklung des Erdgeistes nicht so auffällig im Vordergrund gestanden. Zu ihnen zählen Verkörperungen, die für die Realisierung des Supramentalen unentbehrlich sind, vor allem eine, Ihre Personifikation jener geheimnisvollen, mächtigen Ekstase und Ananda, die aus der höchsten göttlichen Liebe strömt, jener Glückseligkeit, die allein die Kluft zwischen den höchsten Höhen des supramentalen Geistes und den tiefsten Abgründen der Materie überbrücken kann, jener Glückseligkeit, die den Schlüssel zu dem wundervollsten göttlichen Leben in Händen hält und auch jetzt schon aus Ihrer Verborgenheit heraus das Wirken aller Kräfte des Universums unterstützt.6“ Ist nicht die Persönlichkeit, auf die sich dieser Abschnitt bezieht, die Radha-Macht, von der als Premamayi Radha, Mahaprana Shakti und Hladini Shakti gesprochen wird?
Ja, aber die Bilder des göttlichen Spiels [lila] von Radha und Krishna sind der vitalen Welt entnommen, und daher handelt es sich nur um eine innere Manifestation der Radha-Shakti, die dort beschrieben wird. Aus diesem Grund wird sie Mahaprana Shakti und Hladini Shakti genannt. Worauf sich der zitierte Abschnitt bezieht, ist nicht diese innere Form, sondern vielmehr die volle Macht der Liebe und des Ananda darüber.
7-2-1934
MÄCHTE DER MUTTER AUF ALLEN EBENEN
Gehört Maheshwari zu den Ebenen der Intuition und des Overminds?
Diese Mächte können sich auf allen Ebenen manifestieren, vom Overmind bis hin zum Physischen.
25-8-1933
VIELE FORMEN DER MACHT DER MUTTER
Was die Götter betrifft, so kann der Mensch Formen bilden, die sie annehmen werden, aber diese Formen sind dem menschlichen Bewusstsein ebenfalls von Ebenen eingegeben, denen die Götter angehören. Alles Geschaffene hat die zwei Seiten, das Geformte und das Formlose,auch die Götter sind formlos und haben doch Formen, aber eine Gottheit kann viele Formen annehmen, hier Maheshwari, dort Pallas Athene. Maheshwari selbst hat viele Formen in ihrer minderen Manifestation, wie Durga, Uma, Parvati, Chandi etc. Die Götter sind nicht auf menschliche Formen begrenzt – auch der Mensch hat sie nicht immer nur in menschlicher Form gesehen.
KRISHNA – MAHAKALI
In ihrer kosmischen Macht ist die Mutter alle Dinge und alle göttlichen Persönlichkeiten, denn nichts kann manifest sein, es sei denn durch sie und als Teil ihres Wesens. Was aber in „Visions and Voices“7 gemeint war, ist, dass der Ishwara und die Göttliche Shakti eine einzige Person oder ein Wesen sind mit zwei Aspekten, und das Buch stellt diese Vision von ihnen als Krishna-Mahakali als eine große Macht für die Manifestation vor.
20-10-1936
DURGA
Durga verbindet die Merkmale von Maheshwari und Mahakali bis zu einem gewissen Grad, – mit Mahalakshmi gibt es wenig Verbindung. Die Kombination von Krishna und Mahakali ist eine Verbindung, die in diesem Yoga eine große Macht hat, und wenn die beiden Namen in deinem Bewusstsein gemeinsam aufsteigen, ist es ein gutes Zeichen.
21-3-1938

Durga ist Mutters Macht des Schutzes.
15-4-1933

Der Löwe, mit Durga auf ihm reitend, ist das Symbol des Göttlichen Bewusstseins, das durch eine vergöttlichte physisch-vitale und vital-emotionale Kraft wirkt.

Der Löwe ist das Attribut der Göttin Durga, des siegenden und beschützenden Aspekts der Universellen Mutter.
Der Totenkopf ist das Symbol des Asura (Widersacher der Götter), der durch die Göttliche Macht bezwungen und getötet wird.
MAHAKALI UND KALI
Mahakali und Kali sind nicht dasselbe. Kali ist eine mindere Form. Mahakali erscheint in den höheren Sphären gewöhnlich in goldener Farbe.

Diese Kali, Shyama etc. sind gewöhnliche Formen, gesehen durch das Vitale; die wahre Mahakali, deren Ursprung im Overmind liegt, ist nicht schwarz oder dunkel oder schrecklich, sondern von goldener Farbe und voller Schönheit, wenn auch furchteinflößend für die Asuras.
10-2-1934

Als ich heute betete, sah ich das Bild von Mutter Kali. Sie war schwarz und nackt und stand mit dem Fuß auf dem Rücken Shivas – wie sie traditionell beschrieben wird. Warum sieht man Kali in dieser Form, und auf welcher Ebene wird sie so gesehen?
Auf der Ebene des Vitalen. Es ist Kali als eine zerstörende Kraft – ein Symbol für die Natur-Kraft in der Unwissenheit, umgeben von Schwierigkeiten, in blindem Kampf ringend und alles zerbrechend, um sich durchzusetzen, bis sie sich, mit dem Fuß auf dem Göttlichen selbst stehend, wiederfindet – da kommt sie zu sich, und Kampf und Zerstörung sind vorbei. Das ist die Bedeutung des Symbols.
19-2-1934

DAS WIRKEN VON MUTTERS MAHAKALI-MACHT
Im Buch „Die Mutter“ [Erster Teil] heißt es über die Mahakali-Macht der Mutter, „… ihre Hände sind ausgestreckt zu schlagen und zu helfen“.8 Was ist hier mit „schlagen“ gemeint?
Es drückt ihr allgemeines Wirken in der Welt aus. Sie schlägt zu bei den Asuras, sie schlägt auch überall dort zu, wo etwas losgelassen oder zerstört werden soll, wie bei Hindernissen in der Sadhana etc. Ich kann sagen, dass die Mutter in deinem Fall nie die Mahakali-Kraft, und auch nicht den Druck der Mahakali einsetzt.
5-6-1936

In „Die Mutter“ wird über den Mahakali Aspekt der Mutter gesagt: „Wenn man sie mit Ihrer Kraft eingreifen lässt, zerbricht sie im Nu wie Kartenhäuser die Hindernisse, die den Sucher blockieren, oder vernichtet die Gegner, die ihn belagern.“9 Wie wird diese Intervention der Mahakali-Kraft wahrgenommen?
Sie wird empfunden wie etwas Rasches, Unmittelbares, Entscheidendes, Zwingendes. Wenn sie eingreift, steht eine Art göttliche oder supramentale Sanktion dahinter und sie ist wie ein Gebot, gegen das es keinen Einspruch gibt. Was getan ist, kann nicht rückgängig oder ungetan gemacht werden. Die feindlichen Kräfte mögen es versuchen, können sogar berühren oder eindringen, sie ziehen sich aber verwirrt zurück, und, sobald sie sich zurückgezogen haben, zeigt sich, dass sie keinen Schaden angerichtet haben – man spürt das sogar während des Angriffs. Auch die vormals großen Schwierigkeiten verlieren nach dem Kontakt mit diesem Befehl ihre Macht, ihre Evidenz ist zerstört, oder sie sind nur noch schwache Schatten, die kommen, um aufzuflackern vor dem Erlöschen. Ich sage „erlaubt“, weil dieser höchste Eingriff von Mahakali verhältnismäßig selten vorkommt, üblicher sind Aktionen der anderen Mächte, oder eine partielle Aktion von Mahakali.
24-8-1933
MITRA10
Ja, Mitra ist eher eine Kombination zweier Kräfte (von Mahalakshmi und Mahasaraswati).
DIE BERÜHRUNG VON MAHASARASWATI
Welche Weisheit hat die tieferen Verästlungen und Windungen des Gehirns, die perfekten Trennwände der Herzkammern, und andere solche strukturellen Einzelheiten modelliert? Ist es das Werk von Mahasaraswati? Ja – jede Perfektion eines feinsten und komplexen Details ist Ausdruck der Berührung von Mahasaraswati.
19-9-1933
DIE GEGENWÄRTIGE WIRKUNGSWEISE DER SADHANA
Ist es wahr, dass es vor allem der Mahasaraswati-Aspekt der Mutter ist, der hier in unserer Sadhana wirkt?
Zur Zeit ja, seit die Sadhana in das physische Bewusstsein herabgekommen ist – oder eigentlich ist es eher eine Kombination der Mächte von Maheshwari und Mahasaraswati.
25-8-1933
DIE VIBHUTIS DER MUTTER
Welchen Unterschied in Ausdrucksform oder Verwirklichung gibt es zwischen den Vibhutis des Ishwara und den Vibhutis der Mutter?
Die Vibhutis der Mutter waren gewöhnlich weibliche Persönlichkeiten, und in den meisten hat eine der vier Persönlichkeiten der Mutter dominiert. Die anderen, die du erwähnst, (Christus, Buddha, Chaitanya, Napoleon, Cäsar etc.) waren Persönlichkeiten und Kräfte des Ishwara, aber selbst in ihnen, wie in allen, wirkte auch die Kraft der Mutter. Alle Schöpfung und Transformation ist das Werk der Mutter.
29-10-1935

Da die ganze Schöpfung ihr Werk ist, kann man daraus folgern, dass es die Persönlichkeiten der Mutter sind, die hinter dem Schleier die Bedingungen für die Herabkunft des Avatars oder der Vibhutis vorbereiten?
Wenn du die göttlichen Persönlichkeiten der Mutter meinst, ist die Antwort ja. Man könnte sogar sagen, dass jede Vibhuti ihre Energien von den Vier [Persönlichkeiten] bezieht, in den meisten Fällen überwiegend von einer unter ihnen – wie Napoleon von Mahakali, Rama von Mahalakshmi, Augustus Caesar von Mahasaraswati.
31-10-1935
CHIT SHAKTI, JIVATMA, SEELE UND EGO
Chit Shakti oder Bhagavat Chetana ist die Mutter – der Jivatma ist ein Teil von ihr; das Psychische, oder die Seele, ist ein Funke von ihr. Das Ego ist eine entstellte Reflektion des Psychischen oder des Jivatma. Falls du das meinst, ist es korrekt.
DIE SEELE UND DIE GÖTTLICHE MUTTER
Für jede Seele auf Erden trifft es zu, dass sie ein Teil der Göttlichen Mutter ist, und sie geht durch die Erfahrungen der Unwissenheit hindurch, um zur Wahrheit ihres Seins zu gelangen und um hier das Instrument einer Göttlichen Manifestation und Arbeit zu sein.

1 Teil 1, Die Mutter S. 30.
2 Engl. Ausgabe der "Die Synthese des Yoga" (Centenary Edition, 1972), s. 116-17.
3 Engl. Ausgabe der The Synthesis of Yoga (Centenary Edition, 972), S. 752-53.
4 Erster Teil, Die Mutter, S. 30.
5 Eine tantrische Schrift, Teil der Markandeya Purana.
6 Erster Teil, Die Mutter, S. 49.
7 Buch eines Schülers.
8 Erster Teil, Die Mutter, S. 39.
9 Erster Teil, Die Mutter, S. 39.
10 Ein vedischer Gott.
Die höchste Mutter – Ein Mantra

Die beiden letzten Worte der Englischen Transliteration dieses Mantras wurden von der Mutter angefügt, da sie nicht im Original von Sri Aurobindo stehen.
Kapitel 3
Lichter und Visionen
DIE MUTTER UND DIE LICHTER
Alle Lichter werden von der Mutter selbst ausgesandt.
VERSCHIEDENE LICHTFORMEN
Licht ist ein allgemeiner Begriff. Licht ist nicht Wissen, sondern die von oben kommende Erleuchtung, die das Wesen von Verdunkelung und Finsternis befreit.
Dieses Licht erscheint aber auch in verschiedener Form, wie das weiße Licht der Mutter, das blassblaue Licht von Sri Aurobindo, das goldene Licht der Wahrheit, das psychische Licht (rosa und stark rosa) etc.
13-10-1934
DAS WEISSE LICHT DER MUTTER
Die Lichter sind die Mächte der Mutter – viele an der Zahl. Das weiße Licht ist ihre eigene charakteristische Kraft, die des Göttlichen Bewusstseins in seiner Essenz.
15-7-1934

Das weiße Licht ist das Licht der Mutter, und es ist immer um sie herum.
22-8-1933

Das blassblaue Licht ist mein Licht – weißes Licht ist das Licht der Mutter (manchmal auch golden). Die Leute sehen in der Regel entweder das weiße, oder alle beide, das weiße und das blassblaue Licht um sie herum.
4-9-1933

Das weiße Licht ist das Licht der Mutter. Überall dort, wo es herabsteigt oder eintritt, bringt es Frieden, Reinheit, Stille und die Öffnung für die höheren Kräfte. Wenn es unterhalb des Nabels erscheint, bedeutet das, dass es im unteren Vitalen wirkt.
31-7-1934

Die wichtige Erfahrung ist die des weißen Strahls im Herzen – denn dieser ist ein Strahl vom Licht der Mutter, des weißen Lichts, und das Licht-Werden des Herzens durch das Licht ist etwas sehr Machtvolles in dieser Sadhana. Die Intuitionen, von denen sie (eine Sadhika) spricht, sind Anzeichen des in ihr wachsenden inneren Bewusstseins – des Bewusstseins, das für den Yoga nötig ist.
28-7-1937

Es (das Licht der Mutter) ist immer da, im inneren Purusha.

Das bedeutet das Licht des Göttlichen Bewusstseins (des Bewusstseins der Mutter, weißes Licht) im Vitalen. Blau ist das höhere Mentale, golden steht für göttliche Wahrheit. Also ist es das Vitale mit dem Licht des höheren Mentalen und der göttlichen Wahrheit in ihm welches das Licht der Mutter aussendet.

Was du in der Vision gesehen hast war ein supra-physischer Körper der Mutter, der wahrscheinlich aus ihrem weißen Licht bestand, dem Licht des Göttlichen Bewusstseins und seiner Kraft, die hinter dem Universum steht.
30-1-1935

Als ich heute in der Pranam-Halle meditierte, kam mir die Vision einer Bergkette, von der weißes Licht ausging. Was bedeutet das? Zu welcher Ebene gehört diese Vision?
Zur mentalen. Der Berg ist das Symbol des Aufstiegs vom Niederen zum Höheren. Das weiße Licht ist das Licht der Mutter, das Licht des von den Höhen herabsteigenden Göttlichen Bewusstseins.
7-8-1933

Es (die weiße Wasserlilie) ist die Blume der Mutter die Blume göttlichen Bewusstseins.
15-4-1933

Heute sah ich, sobald die Mutter ihren Sitz in der Pranam-Halle eingenommen hatte, zu ihren beiden Seiten Licht spielen. Gab es irgendeinen besonderen Grund dafür, warum ich das so sah?
Nein. Man kann immer weißes Licht um die Mutter herum sehen, denn es ist ihr Licht und es ist immer da.
8-8-1933

Gestern Abend, als die Mutter auf der Terrasse auf und ab ging, sah ich ein Licht an ihrem Körper. Was war das?
Viele sehen Licht um die Mutter herum. Das Licht ist immer da.
26-7-1933
DIE AURA DER MUTTER
Was die Leute um die Mutter herum wahrnehmen, ist erstens ihre Aura, wie man es heutzutage nennt, und zweitens die Lichtkräfte, die von ihr ausgehen, wenn sie sich konzentriert, wie sie es beispielsweise auf dem Dach immer tut. (Jedermann hat eine Aura – aber bei den meisten ist sie schwach und leuchtet kaum; in der Aura der Mutter ist das ganze Spiel von Lichtern und Mächten vorhanden). Die Leute sehen es in der Regel nicht, da es sich um ein subtil-physisches, und nicht um ein grob-materielles Phänomen handelt. Sie können es nur unter zwei Umständen sehen: erstens, wenn sie eine genügend subtile Sicht entwickeln, und zweitens, wenn die Aura selbst so stark zu werden beginnt, dass sie sich auf die sie verbergende materielle Hülle aus grober Materie auswirkt. Die Mutter hat sicher keine Absicht, Leute zum Sehen der Aura zu bringen – aber einer nach dem andern, ich glaube an die 20 oder 30 Personen im Ashram, sind von sich aus soweit gekommen, sie zu sehen. Es ist sicherlich eines der Zeichen dafür, dass die Höhere Kraft (supramental, oder anders genannt) beginnt, die Materie zu beeinflussen.
15-11-1933

Wenn es ein Fehler oder eine mentale oder vitale Formation sein soll, Mutters Licht zu sehen, dann kann die Realisation des Göttlichen und jede spirituelle Erfahrung als mentale oder vitale Formation, oder als Fehler in Frage gestellt werden, und jeder Yoga wird unmöglich.
6-9-1933
DAS DIAMANT-LICHT DER MUTTER
a) Es, (das diamantfarbene Licht) bedeutet die essenzielle Kraft der Mutter.
b) Das Diamant-Licht geht aus dem Herzen des Göttlichen Bewusstseins hervor und bringt die Öffnung des Göttlichen Bewusstseins, überall da, wo es hingeht.
c) Die Herabkunft der Mutter mit dem diamantenen Licht ist die Sanktion der Höchsten Macht für die Bewegung in dir.
d) Das Diamant-Licht der Mutter ist ein Licht von absoluter Reinheit und Macht.
e) Das diamantene Licht ist das zentrale Bewusstsein und die Kraft des Göttlichen.

Der Diamant ist das Symbol von Mutters Licht und Energie – das Diamant-Licht ist das Licht ihres Bewusstseins in seiner höchsten Intensität.
13-11-1936
DAS GOLDENE LICHT
DER MAHAKALI-FORM DER MUTTER
Das Licht der Mutter ist weiß – insbesondere diamantweiß. Die Mahakali-Form ist gewöhnlich golden, von einem sehr strahlenden und starken Gold.
12-10-1935

Das goldene Licht ist das Licht der Göttlichen Wahrheit auf den höheren Ebenen über dem gewöhnlichen Mentalen – ein im Ursprung supramentales Licht. Es ist ebenfalls das Licht von Mahakali oberhalb des Mentalen. Man sieht auch oft das goldene Licht von der Mutter ausgehen, so wie das weiße Licht.
17-9-1933

Ich habe gehört, dass schwarz die Farbe von Kali ist, und dass diese vier Hände hat. Aber in meiner Vision sah ich sie nur mit zwei Händen und ihre Farbe war hell weiß. Warum habe ich sie so gesehen?
Die schwarze Form von Kali ist eine Manifestation von Mahakali auf der vitalen Ebene – aber Mahakali selbst, im Overmind ist golden. Was du gesehen hast, war die Mutter selbst in ihrem Lichtkörper, mit der Mahakali-Macht in ihr, aber nicht die eigentliche Form der Mahakali.
26-9-1933

Es hängt von der Schattierung des Gelbs ab. Wenn diese golden-weiß ist, kommt es von oberhalb des Mentalen, und die Kombination legt nahe, dass es sich um die Macht von Maheshwari-Mahakali handelt. Das Höhere Mentale ist von blassblauer Farbe.
21-3-1938

Die Linie goldenen Lichts ist eine Linie des Lichts der höheren Göttlichen Wahrheit, das kreisförmig den akasa des Herzens umgibt, und diese diamantfarbene Flut ist das Licht der Mutter, das in den akasa einströmt. Somit ist es ein Anzeichen dieser Kräfte, die am psychisch-emotionalen Zentrum arbeiten.
17-12-1936
VISIONEN UND ERFAHRUNGEN DER MUTTER
Als die Mutter gestern Abend herunterkam, um Darshan zu geben, sah ich ihr Gesicht in purpurrotem Licht scheinen, wie die Sonne am frühen Morgen. Was bedeutet das purpurne Licht?
Purpurrot weist auf die Manifestation der Liebe in der materiellen Atmosphäre hin.
5-6-1933

Während der heutigen Meditation in der Pranam Halle bevor die Mutter herunterkam, hatte ich eine Vision: ich sah, wie die Mutter von einem höher gelegenen Platz herabkam, in einem rosafarbenen Sari und mit einer Blume, 'die Göttliche Liebe' im Haar. Was hat dieser Traum zu bedeuten?
Es ist ein Symbol für die Herabkunft der Göttlichen Liebe.
5-6-1933

Vor zwei Tagen sah ich mich im Traum in einem Raum im Bett liegen, und die Mutter kam mit einem rosafarbenen Pferd herein. Als ich das Pferd sah, sagte ich der Mutter, es würde mich beißen, aber die Mutter erwiderte, dass es das nicht tun würde. Was bedeutet dieser Traum?
Rosa ist die Farbe psychischer Liebe – das Pferd steht für dynamische Macht. Also bedeutet das rosafarbene Pferd, dass die Mutter die dynamische Macht psychischer Liebe mit sich brachte.
3-8-1933

Als ich heute in der Pranam Halle meditierte, sah ich von einem Himmel voll blauen Lichts einen schön geebneten Weg zur Erde herunter führen, und die Mutter schritt langsam diesen Pfad hinab. Der ganze Körper der Mutter bestand aus weißem und goldenem Licht, das sich nach allen Seiten hin ausbreitete. Als die Mutter das Ende des Weges erreichte und auf der Erde ankam, vermischte sich ihr Körper mit der Erde. Dann wachte ich plötzlich aus der Meditation auf War dies eine Vision? Was bedeutet sie?
Ja, es ist eine Vision auf der Ebene des Mentalen (nicht des gewöhnlichen, sondern des höheren Mentalen). Es zeigt die Herabkunft der Mutter mit dem Licht von Reinheit und Wahrheit (weiß und golden) in die Materie an.
5-8-1933

Vor zwei Tagen sah ich in einem Traum die Mutter an einem hohen Ort stehen; vor ihr befand sich ein Steinsockel, auf welchem die Tulsi-Pflanze stand. Was hat das zu bedeuten?
Ich nehme an, dass sie Bhakti herabgebracht und gepflanzt hat.
5-6-1933

Schlangen sind Energien – die des Vitalen sind gewöhnlich bösartige Kräfte, und diese sind es, die normalerweise gesehen werden. Aber wohlmeinende und göttliche Kräfte werden auch in dieser Form abgebildet, z.B. wird die Kundalini-Shakti in Form einer Schlange dargestellt. Schlangen, die sich über oder um Mutters Kopf winden, würden eher an die Form von Shivamurti erinnern und auf zahllose Energien hinweisen, alle schließlich versammelt in einer einzigen grenzenlosen Energie, von der sie die Aspekte sind.
28-10-1936

Ich hatte einen Traum, in dem ich sah, dass die Mutter in meiner Nähe war. Als sie einmal lächelte, war mir, als ob ich alle Welten in ihrem Mund erblickte, so wie sie Jasoda in Krishnas Mund sah. Unmittelbar nachdem ich das geschaut hatte, fühlte ich mich emporgehoben über die Welt und nahm sie wahr als ein freier Zeuge. War dies eine echte Traumerfahrung und sah ich wirklich die Mutter, oder war es ein anderer Einfluss?
Ich denke nicht, dass es ein anderer Einfluss war. Es liest sich durchaus wie eine sehr authentische Erfahrung.
19-6-1935

Während ich auf die Mutter schaute, als sie auf die Terrasse kam, sah ich plötzlich in ihrem Schoß einen Säugling, den ich für Jesus Christus hielt, weil er so ähnlich aussah. Die Vision dauerte etwa eine Minute, und ich hatte sie mit offenen Augen. Kann sie wahr sein?
Es ist möglich – da Jesus das Kind der Göttlichen Mutter war.
25-11-1933

Es scheint, dass du in eine Ebene des Höheren spiritualisierten Mentalen aufgestiegen bist, in die Maheshwari herabkam und die Macht der Göttlichen Wahrheit brachte. Das Resultat im physischen Bewusstsein war eine Wahrnehmung des Einen Bewusstseins und Lebens in allen Dingen, und eine Illumination der Körperzellen mit dem goldenen Licht der höheren Wahrheit.
Oktober, 1933

Gestern Nacht sah ich in einem Traum Licht, das vom Körper der Mutter in meinen Körper drang und ihn transformierte. Unsere beiden Körper waren länger als die physischen Körper und von einer schattenhaften Farbe, wie von Steinen. Was bedeutet dies?
Es ist gut, es ist die Öffnung des physischen Bewusstseins hin zur Mutter. Es war wahrscheinlich das unbewusste Physische, das du sahst – das würde den schattenhaften Charakter erklären –, der Stein weist auf die materielle Natur hin.
30-9-1933

Ich stelle seit kurzem fest, dass die Mutter, bevor sie am Abend von der Terrasse herunter kommt, dort lange stehen bleibt. Ich habe das Gefühl, dass sie uns dann jeweils etwas Spezielles gibt, daher konzentrierte ich mich darauf, um aufzunehmen und zu fühlen, was sie gibt. Aber heute Abend, (als ich mich konzentrierte und auf sie schaute) sah ich plötzlich, dass ihr physischer Körper verschwand, – es gab keine Spur ihres Körpers mehr, so, als ob sie nicht da wäre. Dann nach ein paar Sekunden, erschien ihre Gestalt wieder. Ich fühlte in dem Moment, dass sie sich mit dem Äther verband und mit allem eins wurde. Warum habe ich das so wahrgenommen?
Die Mutter macht eine Invokation, oder formuliert eine Aspiration und bleibt dann solange stehen, bis die Bewegung zu Ende gekommen ist. Gestern verlor sie dabei für gewisse Zeit das Körpergefühl, und vielleicht ist es das, was dich die Dinge so sehen ließ.
29-8-1932

Als ich heute in der Pranam-Halle meditierte, hatte ich eine Vision der Mutter, wie sie ganz in ihre Konzentration versunken war. Wieso sah ich sie so?
Die Mutter befindet sich in ihrem inneren Wesen immer in einem konzentrierten Bewusstseinszustand – so ist es ganz natürlich, dass du sie so siehst.
5-6-1933

Es war im Schlafe oder in der Meditation; ich kann mich nicht erinnern. Ich näherte mich der Mutter mit einer Schale mit verschiedenen Blumen. Bevor ich mich verbeugte, bot ich ihr drei Blumen 'Göttliche Liebe' an. Hat das etwas mit meiner Sadhana zu tun?
Es ist nicht ganz klar, was die Nummer drei in diesem Zusammenhang bedeutet. Möglicherweise ist es das Streben nach der Göttlichen Liebe in den drei Teilen des Wesens.
12-7-1936

Ich sah die Mutter in der Farbe der Blume 'Abgelöstheit'. Hat das irgendeine Bedeutung?
Es muss bedeuten, dass dies die Kraft war, die sie dir angeboten hat, oder andererseits, die du von ihr benötigt hast.
10-1-1934

Die Mutter sitzt auf dem Gipfel eines eisbedeckten Berges; ein enger Pfad führt dorthin und ich nähere mich allmählich dem Ort.
Das ist einfach ein Symbol der Reinheit und Stille des höheren Bewusstseins, die auf dem Pfad der Sadhana erreicht werden müssen. Der Berg symbolisiert die Schwierigkeit, da man weder auf die eine, noch die andere Seite abgleiten darf, sondern geradeaus gehen muss.

Ich will Dir mitteilen, was sich im Verlauf meines Mittagsschlafes ereignete. Ich befand mich auf dem Schoß der Mutter. Sie hatte ihre transformierende Handfläche auf meinen Kopf gelegt. Mit ihrem Daumen presste, oder besser, öffnete sie das Brahman-Zentrum oben am Kopfe. Ich bekam ein Gefühl, als ob etwas von dort empfangen würde. Dann gab es plötzlich einen Wechsel des Bewusstseins in eine Art andere Welt. Die Zellen des Körpers, der bereits von Licht überflutet war, erfuhren ein supra-physisches Licht. Das Physische selber wurde emporgehoben. Würdest Du dieses Phänomen bitte erklären?
Es gibt nichts zu erklären. Es war das, was du beschreibst: das plötzliche Aufsteigen des Bewusstseins auf eine höhere Ebene und dessen Herunterkommen in das Physische.
5-9-1934

Über meinem Kopf sehe ich eine Ebene unendlichen und ewigen Friedens. Die Mutter ist die Königin dieser Ebene. Von dort fühle ich etwas wie ein unaufhörliches Glühen zu mir herab kommen. Erst berührt es mein höheres Wesen und geht ohne jeden Widerstand durch es hindurch. Aber auf seinem Weg nach unten verengt sich sein Fluss zu einem schmalen Strom, der durch die Brahman-Öffnung hindurchgeht. Was hältst Du von dieser Beschreibung?
Das ist ganz richtig. Bei vielen kommt es allerdings in einer Masse durch den ganzen Kopf herunter und nicht in einem Strom durch das Loch des Brahman.1
13-2-1936

Die Mutter sitzt auf ihrem Stuhl. Hinter ihr ist eine Kobra mit vielen Hauben, die über dem Kopf stehen und ihn bedecken. Sie ist von strahlend goldener Farbe; im Zentrum jeder Haube ist ein glänzend roter, runder Punkt.
Die Kobra ist ein Symbol der Natur-Energie; golden bedeutet die höhere Wahrheits-Natur; viele Hauben bedeuten viele Kräfte. Rot ist wahrscheinlich ein Zeichen der Mahakali-Macht. Die Kobra, mit ihren Hauben den Kopf bedeckend, ist ein Symbol der Souveränität.
23-1-1937

Ich sehe einen rauen Felsen, auf den das Licht der Sonne fällt, und die Gestalt ändert sich: im Zentrum entsteht ein hohler Kreis und Felsen formieren sich rund um den Kreis. Im Zentrum des Kreises erscheint ein etwa zwei Fuß hohes Steinbild von Shiva; danach tritt aus dem Abbild Shivas die Mutter hervor. Sie befindet sich in Meditation. Das Licht der Sonne fällt direkt hinter dem Körper der Mutter ein. Was bedeutet das?
– Felsen: das physische (aller materiellste) Wesen. Eine Öffnung im Materiellen, die Raum für die Formierung des spirituellen Bewusstseins dort schafft.
– Steinbild von Shiva: die Realisation des schweigenden Selbstes oder des Brahman (Frieden, Stille, Weite des Unendlichen, Reinheit des Zeugen-Purusha). Aus diesem Schweigen taucht die Göttliche Shakti auf, konzentriert auf die Transformation des Materiellen.
– Sonnenlicht: Licht der Wahrheit.
12-10-1936

Du hast mich kürzlich aufgefordert, im Zustand der Trance bewusst zu bleiben; ich habe mich sehr darum bemüht und hier ist das Ergebnis: Ich sah, wie eine Heilige einen Ort betrat, wo sich einige der Sadhaks für ihren Darshan versammelt hatten. Sie ging in einen geschlossenen Raum, in den wir einer nach dem andern hineingehen sollten. Ich bemerkte, dass jedem eine oder zwei Minuten gewährt wurden, wie es an unseren Darshan-Tagen üblich ist. Ich kam zuletzt an die Reihe.
Im Zentrum des Raumes saß die Heilige, einfach gekleidet. Ohne auf ihr Gesicht zu schauen, legte ich meinen Kopf in ihren Schoß. Sie legte ihre Hände auf meinen Kopf und streichelte mich sanft, wobei sie zu sich selbst so etwas wie „Lass ihn … haben“ murmelte; das letzte Wort des Satzes härte ich sehr deutlich, kann mich jetzt aber nicht mehr daran erinnern. Es war der Name einer spirituellen Kraft. Kaum hatte sie gesprochen, fühlte ich plötzlich einen Drang dieser Kraft, die in meinen Kopf eintrat.
Ein paar Sekunden danach äußerte sie den Namen einer anderen Kraft. Diese traf mich mit großer Wucht – die Kraft war von einer geradezu umwerfenden Intensität.
Nach einer Weile hob ich meinen Kopf und schaute die Heilige zum ersten Mal an. Ihr Gesicht erschien mir wie das der Mutter. Dann sagte ich zu ihr: „Darf ich eine Frage stellen?“ Sie schien das nicht zu mögen, aber da sie es nicht ablehnte, wiederholte ich die Frage. Diesmal sagte sie: „Ich will keine Fragen.“ (Ich wollte mehr über ihre beiden Gaben unterschiedlicher Kräfte wissen, die sie mir verliehen hatte). Was ich dann noch sagte, weiß ich nicht mehr. Nach langer Zeit kamen wir ins Bewusstsein zurück, denn wir waren beide gemeinsam in eine Trance gegangen. Wir bemerkten es erst, als wir den Türwächter fragten, wie viel Zeit wir zusammen verbracht hatten. Hinterher sagte ich zu ihr: „Du musst in Trance gegangen sein und ich bin dir einfach gefolgt.“
Ich begreife das ganze Phänomen nicht:
1) Wer war die Heilige?
2) Warum gewährte sie mir die Gabe ihrer Kräfte?
3) Eine Trance in der Trance! Das ist etwas Neues!
Offensichtlich war die Heilige die Mutter selbst, in einer supra-physischen Form. Es war nur natürlich, dass sie keine Fragen mochte – die Mutter hat mentale Fragen zu keiner Zeit gern und am wenigsten dann, wenn sie gerade jemanden in Meditation versetzt, wie in dieser Erfahrung. Zu fragen „warum“ (dein ewiges „warum“), höhere Mächte gegeben werden, mutet eher komisch an. Die meisten Leute hinterfragen die Gaben der Shakti nicht, oder verlangen nach Gründen, wozu sie erteilt werden sie sind nur zu glücklich darüber. Trance m der Trance – natürlich, weil deine Sadhana im Trance-Zustand weiterging, eben auf Trance-Art.
Auf gleiche Weise kann sie auch im bewussten Schlaf weitergehen.

Während eines Mittagsschläfchens hatte ich die Vision einer wunderschönen, in der Sonne sitzenden Frau. Die Strahlen der Sonne umgaben sie oder kamen aus ihrem Körper hervor – genau kann ich es nicht sagen. Ihre Erscheinung und Kleidung schien eher europäisch als orientalisch zu sein.
Es ist keine Frau. Eine Frau strahlt nicht aus und ist auch nicht von Strahlen umgeben. Wahrscheinlich eine Sonnengöttin, oder eine Shakti des inneren Lichts, eine von Mutters Mächten.
20-12-1935

X sagte uns heute, dass die Mutter am Tag der Durga Puja versuchte, die Persönlichkeit von Durga herabzubringen.
Es handelte sich nicht um einen Versuch – sie ist herabgekommen.
Als ich zum Pranam kam, vermittelte mir die Erscheinung der Mutter das Gefühl, dass sie Durga in Person sei. Ich weiß nicht, ob ein derartiger Eindruck durch die Assoziation mit der Puja an diesem Tag entstanden ist, oder ganz unabhängig davon.
All das ist die Dummheit des physischen Mentals, das sich sehr klug vorkommt, wenn es das innere Gefühl oder die innere Wahrnehmung wegrationalisiert.
Diese Gefühle sind so vage und vorübergehend und von keiner konkreten Vision begleitet.
Was sonst erwartest du von den ersten Kontakten!
Um Dir ein Beispiel zu geben: Mir war, als ob ich die Göttin Bhagawati zu mir sagen härte, „ich komme“, und viele andere Dinge, an die ich mich jetzt nicht mehr erinnere.
Diese Dinge sind zumindest ein Beweis dafür, dass das innere Mentale und das innere Vitale versuchen, sich den supra-physischen Dingen zu öffnen. Aber wenn du das, in dem Moment wo es anfängt, schon herabsetzt, wie kann es sich dann jemals entwickeln!
Ich habe jetzt angefangen, mich im Herzen zu konzentrieren. Letzten Sonntag hatte ich während der Meditation die Vision deines Gesichtes, das etwa eine Stunde lang vor mir schwebte, und empfand dabei tiefe Freude. Ich war voll bei Bewusstsein, aber der Körper wurde ganz taub. Hat sich etwas in mir geöffnet? Ist all das die Erfüllung des Versprechens, das Bhagawati mir gab?
Es sieht so aus. Auf jeden Fall gibt es offensichtlich eine Öffnung im Herzzentrum, sonst hättest du nicht die Veränderung, oder die Vision mit dem Stillwerden des physischen Bewusstseins gehabt.
VISION DER MUTTER UND VERWIRKLICHUNG
Kann es als Verwirklichung bezeichnet werden, wenn man eine Vision der Mutter hat, oder sie im Traum oder im Wachzustand sieht?
Das wäre eher eine Erfahrung als eine Verwirklichung. Eine Realisation wäre das Gewahrwerden ihrer Gegenwart im Innern, ihrer Kraft, welche die Arbeit vollbringt – oder des Friedens oder Schweigens überall, der universellen Liebe, universellen Schönheit oder Glückseligkeit etc. Visionen fallen unter Erfahrungen, es sei denn, sie festigen sich und sind von einer Verwirklichung begleitet, deren Unterstützung sie sozusagen sind – zum Beispiel die ständige Vision der Mutter im Herzen oder über dem Kopf etc.
12-3-1934
FÄHIGKEIT ZUR VISION
UND SPIRITUELLER FORTSCHRITT
Manche sehen Licht etc. um die Mutter herum, aber ich nicht. Was habe ich für eine Blockierung?
Es ist keine Blockierung – es ist einfach eine Frage des Wachstums der inneren Sinne. Es ist nicht unbedingt erforderlich für spirituellen Fortschritt. Es gibt manche, die sehr weit auf dem Weg fortgeschritten sind, und die – falls überhaupt – nur selten oder kaum Visionen dieser Art haben; andererseits entwickelt sich manchmal eine erstaunliche Fähigkeit schon bei Anfängern, die bis dahin noch sehr elementare spirituelle Erfahrungen hatten.
1-12-1933

X sagte mir: „Ich war in ständiger Verbindung mit der Göttlichen Mutter, lange bevor ich nach Pondicherry kam. Ich sah sie nicht nur in Meditation oder Vision, sondern ganz konkret, vor meinen weit geöffneten Augen. Ich pflegte mich oft mit ihr zu unterhalten, besonders in meinen schwierigen Phasen, in denen sie zu mir kam und mir sagte, was ich tun soll. Ich wusste nur nicht, bevor ich diesen Ort besuchte, dass die Göttliche Mutter niemand anderes als die Ashram-Mutter war, und dass sie eine physische Form von sich erschaffen hat.“ Also, ich bin zu pragmatisch, um all diese Sachen zu glauben, insbesondere ihre Behauptung, die Mutter mit offenen Augen zu sehen, was auf eine fortgeschrittene Sadhana schließen ließe.
Daran ist aber nichts Unwahrscheinliches. Es bedeutet einfach, dass sie ihre innere Vision und Erfahrung so externalisiert hat, dass sie auch mit den physischen Augen sieht; aber es handelte sich um eine innere Vision, die sah, und ein inneres Hören, das hörte, nicht um eine physische Sicht, oder ein physisches Hören. Das ist nichts Ungewöhnliches. Es deutet nicht auf eine 'fortgeschrittene Sadhana' hin, was immer das heißen mag, sondern nur auf eine spezielle Fähigkeit.
2-7-1936

Diese Dinge (das Sehen und Sprechen mit der Devata, die man verehrt) sind bei denen, die Yoga praktizieren, überall äußerst verbreitet. Im Ashram sind die Sadhaks zu intelligent, zu skeptisch und nüchtern, um viele Erfahrungen dieser Art zu haben. Selbst denjenigen, die sie vielleicht entwickeln könnten, wird es durch ihr nach außen hin orientiert – und im Körperbewusstsein Befangen-Sein, welches die Atmosphäre hier beherrscht, unmöglich gemacht, sie zu bekommen.
2-7-1936

Es ist ganz normal für Leute, die diese Fähigkeit haben, in einem bestimmten Stadium der Sadhana die von ihnen verehrte Devata zu sehen und zu hören und von ihr ständig Anleitung für ihr Handeln oder die Sadhana zu erhalten. Defekte und Schwierigkeiten mögen weiterbestehen, aber das behindert die direkte Führung nicht, und sie ist eine Tatsache. Es ist notwendig, dass der Guru in solchen Fällen darauf achtet, dass es die richtige Erfahrung, die richtige Stimme oder Vision ist – denn es kann auch sein, dass eine falsche Führung oder Anweisung kommt, wie es bei X und Y der Fall war.
8-7-1936
DIE MUTTER IM TRAUM SEHEN
Letzte Nacht sah ich die Form der Mutter im Traum. War sie wirklich oder nur ein Produkt meiner Einbildung?
Was meinst du mit wirklich? Es war die Form der Mutter in einer Traumerfahrung. Einbildung bezieht sich nur auf den Wachzustand des Mentalen.
3-7-1933

Aber können nicht auch falsche Kräfte die Form der Mutter annehmen?
Wenn trügerische Kräfte die Form der Mutter annehmen, geschieht das mit einer schlechten Absicht. Solange es keine Attacke oder falsche Suggestion gibt, brauchst du nicht anzunehmen, dass falsche Kräfte im Spiel waren. Natürlich ist es immer möglich, dass etwas in deinem eigenen Bewusstsein einen Traum über die Mutter konstruiert hat, oder ihre Gestalt dort hingestellt hat, wenn sie selbst gar nicht da war. Das passiert, wenn es nur ein Traum ist, eine Anzahl zusammengewürfelter Ideen und Erinnerungen etc. des Mentalen, und nicht eine Erfahrung auf einer anderen Ebene.
5-7-1933

Selbstverständlich kann sich die Mutter, außer in ihrer physischen Form, auch in vielen anderen Formen manifestieren, und ich, obwohl ich eher weniger, "vielgestaltig" bin, kann das auch. Das heißt aber nicht, dass du jeden beliebigen Gentleman als mich, oder jede Dame als die Mutter ansehen kannst. Dein Traum-Selbst muss ein gewisses Unterscheidungsvermögen entwickeln. Diese Unterscheidungsfähigkeit kann sich nicht an Zeichen und Formen orientieren, denn die vitalen Bettler können fast alles nachahmen – sie muss intuitiv sein.
23-5-1935
DIE STIMME DER MUTTER HÖREN
In Deinem Buch 'Grundlagen des Yoga' steht: „Es ist die Mutter, die immer mit dir und in dir ist, mit der du dich unterhältst.“ Kannst Du mir bitte erklären, wie man sich mit der Mutter unterhält?
Man hört die Stimme oder den Gedanken innerlich sprechen, und man antwortet innerlich. Nur ist es für den Sadhak nicht immer ungefährlich, wenn es irgendeine Unwahrhaftigkeit des Egos, Begehren, Eitelkeit oder Ehrgeiz in ihm gibt, – denn dann konstruiert er möglicherweise eine Stimme, oder einen Gedanken in seinem Mentalen und schreibt sie der Mutter zu, und sie wird zu ihm erfreuliche oder schmeichelhafte Dinge sagen, die ihn in die Irre führen. Oder er hält vielleicht eine andere Stimme für die der Mutter.
2-7-1936

Kann man sich einzig auf die Stimme von innen verlassen und auf diese Weise von der Mutter geführt werden?
Falls es die Stimme der Mutter ist; aber dessen musst du dir sicher sein.
7-7-1933

Ist es nicht eine Tatsache, dass es einfach ist, die Stimme der Mutter im Inneren zu hören und sie als ihre zu erkennen?
Nein, die Stimme der Mutter innerlich zu vernehmen und zu erkennen, ist nicht leicht.
8-7-1933

Wann wird man als jemand angesehen, der soweit ist, dass er die Stimme der Mutter im Inneren vernehmen kann?
Wenn man Gleichmut und Unterscheidungsvermögen sowie genügend yogische Erfahrung besitzt – andernfalls könnte irgendeine Stimme fälschlich für die der Mutter gehalten werden.
7-7-1933

Während ich beim Pranam meinen Kopf in den Schoß der Mutter legte, hörte ich eine Stimme. Es fühlte sich an wie die Stimme der Mutter. Hat sie wirklich innerlich etwas zu mir gesagt, oder war das eine reine Illusion meinerseits?
Es mag sein, dass die Mutter dir etwas übermittelt hat. Zum jetzigen Zeitpunkt erinnert sie sich nicht.
27-4-1933
1 Das Loch, Öffnung oder Zentrum des Brahman ist das Chakra, das sich zuoberst am Kopfe befindet.

Kapitel 4
Die Gegenwart der Mutter
DIE STÄNDIGE GEGENWART
Lebe immer so, als ob du direkt unter dem Auge des Höchsten und der Göttlichen Mutter stündest. Versuche nichts zu tun, zu denken und zu fühlen, was der Göttlichen Gegenwart unwürdig wäre.
DIE PERSÖNLICHE UND UNIVERSALE
GEGENWART DER MUTTER
Du hast geschrieben: „Verhalte dich immer so, als ob die Mutter auf dich schaut; da sie, in der Tat, immer gegenwärtig ist.“ Du erklärtest mir, dies würde nicht bedeuten, sie sei physisch überall präsent, weil das unmöglich sei. Aber als ich die Mutter darüber befragte, sagte sie, dass sie persönlich überall zugegen ist. Wie vereinbaren sich diese widersprüchlichen Aussagen?
Falls du unter 'physisch' körperlich, in ihrem sichtbaren, greifbaren, materiellen Körper verstehst, ist es offensichtlich nicht möglich. Als du Mutter jene Frage stelltest, hat sie dich nicht so verstanden, als ob du dies meintest – sie sagte, sie könne überall präsent sein und meinte natürlich, in ihrem Bewusstsein. Es ist das Bewusstsein und nicht der Körper, welches das Wesen, die Person ausmacht; der Körper ist nur eine stützende Fassung und ein Instrument für das Wirken des Bewusstseins. Mutter kann persönlich in ihrem Bewusstsein zugegen sein. Die universale Präsenz ist natürlich immer vorhanden, und universell und persönlich sind zwei Aspekte desselben Wesens.
25-8-1936

Du hast gesagt: „Verhalte dich immer so, als ob die Mutter auf dich schaut; da sie, in der Tat, immer gegenwärtig ist.“ Heißt das, dass die Mutter jederzeit alle unsere unbedeutenden Gedanken kennt, oder nur dann, wenn sie sich konzentriert?
Es wird gesagt, dass die Mutter immer zugegen ist und dich sieht. Damit ist nicht gemeint, dass sie in ihrem physischen Mentalen immer an dich denkt und deine Gedanken sieht. Dazu besteht keine Notwendigkeit, da sie überall ist und überall aus ihrem universellen Wissen heraus handelt.
12-8-1933

In welchem Sinne ist die Mutter überall? Weiß sie alles, was auf der physischen Ebene geschieht?
Alles, einschließlich was Lloyd George heute zum Frühstück hatte, oder was Roosevelt zu seiner Frau über die Dienstboten bemerkte? Wieso sollte die Mutter auf menschliche Weise alles, was auf der physischen Ebene geschieht, 'wissen'? Ihre Aufgabe in ihrer Verkörperung liegt darin, das Wirken der universellen Kräfte zu kennen und sie für ihre Arbeit einzusetzen; was das Übrige angeht, weiß sie, was sie wissen muss, manchmal mit ihrem inneren Selbst, manchmal mit ihrem physischen Mentalen. Alles Wissen ist in ihrem universellen Selbst verfügbar, sie bringt aber nur hervor, was für die Vollbringung der Arbeit notwendigerweise hervorgebracht werden muss.
13-8-1933

Jemand sagte, dass die Mutter alle unsere physischen Bewegungen sieht. Wie geschieht das? Werden alle unsere physischen Bewegungen in ihrem Mentalen gespiegelt und sind dort als Bilder für sie sichtbar, oder treten sie in ihrem Bewusstsein gleichzeitig mit unserem Tun auf? Aber wäre das nicht sehr verwirrend und lästig für sie? Außerdem, wäre es nicht eine sehr materielle Form von Telepathie?
Es wäre nicht der Mühe wert. Mutter kann sehen, was Leute tun, durch Bilder, welche sie im subtilen Zustand empfängt, der Schlaf oder Konzentration entspricht, oder durch Bilder und Andeutungen, die sie im Normalzustand empfängt; aber selbst von dem, was auf diese Weise automatisch zu ihr kommt, ist vieles unnötig – und immerzu alles aufzunehmen wäre unerträglich störend, da es das Bewusstsein mit einer Million Trivialitäten besetzen würde – daher geschieht das nicht. Viel wichtiger ist es, den inneren Zustand der Leute zu kennen, und das ist es hauptsächlich, was zu ihr kommt.
29-6-1937

(Bezüglich eines bestimmten Vorfalls, der sich kürzlich ereignet hatte:) Ich hatte den Eindruck, dass Mutter über solche Sachen augenblicklich Bescheid wissen könnte. Manche sagen sogar, dass sie alles weiß – alles Materielle und Spirituelle. Andere behaupten, dass sie dann weiß, wenn es sich um etwas handelt, in dem Bewusstsein eine Rolle spielt, z.B. sexuelle Bewegungen etc., aber weniger, wenn es um materielle Dinge geht.
Du lieber Himmel! Du erwartest doch nicht, dass ihr Verstand eine faktische Enzyklopädie aller Geschehnisse auf sämtlichen Ebenen und in allen Universen ist? Oder selbst nur auf dieser Erde, z.B. was Lloyd George gestern Abend gegessen hat?
Angelegenheiten des Bewusstseins sind ihr natürlich immer bekannt, selbst in ihrem äußersten physischen Mentalen. Materielle Tatsachen kann sie wissen, muss es aber nicht tun. Richtig wäre zu sagen, dass sie wissen kann, wenn sie sich konzentriert, oder wenn ihre Aufmerksamkeit darauf gelenkt wird und sie zu wissen beschließt. Ich erfahre oft von ihr, was geschehen ist, bevor jemand darüber berichtet. Aber in der Regel kümmert sie sich nicht darum.
16-7-1935

Diese Frage bezüglich des Wissens von Mutter wurde für mich heute noch interessanter. Sie gab mir die Blume, die 'Disziplin' bedeutet. Ich begann mich zu fragen, warum diese bestimmte Blume gegeben wurde. Schließlich fiel mir ein, dass ich gestern nicht die richtige Disziplin eingehalten hatte, beim Essen mit X und Y.
In dieser Hinsicht wird die Mutter von ihren Intuitionen geleitet, die ihr sagen, welche Blume in diesem Moment angezeigt oder hilfreich ist. Manchmal sind sie begleitet von einer Wahrnehmung eines besonderen Bewusstseinszustandes, manchmal von der eines materiellen Umstandes; aber nur das bloße Vorkommnis, im allgemeinen z.B. – ohne eine nähere Angabe, dass es 'diese bestimmte Sache' war, die getan wurde, oder wie X oder Y ins Spiel kamen. Nicht, dass es nicht möglich wäre, aber es ist unnötig und geschieht nur im Falle einer Notwendigkeit.
16-7-1935

Die Mutter kann unsere Gedanken kennen, aber kann sie auch den exakten Wortlaut der Gedanken wissen?
Wenn der Verstand der Person sehr klar ist, ja; ansonsten kommt nur die Substanz durch, oder ein Teil des Gedankens, oder ein allgemeiner Eindruck.
19-5-1933

Was du über X schreibst, ist wahr … Ihr wird nicht klar, dass die Mutter alle diese Sachen auf andere Weise weiß, und jede Information, die man ihr gibt, nur zu dem, was sie bereits weiß, gewisse physische Präzisionen hinzufügt.
Wie kann sie offen sein, wenn sie solche Ideen über die Mutter hegt? Sie müssen sie notwendigerweise dem Einfluss der Mutter verschließen.
Die Mutter hat ihr geschrieben, dass Y nichts gesagt hätte, und dass sie, unabhängig von irgendeiner Information, Dinge über X wüsste, und zwar vom inneren Wesen von X selbst, das beständig zu ihr kommt und ihr sagt oder zeigt, was in seiner Natur vorhanden ist.
Außerdem sieht die Mutter Dinge in innerer Schau und empfängt die Gedanken der Sadhaks beim Pranam oder zu anderen Zeiten … Nur handelt die Mutter nie aufgrund dieser supraphysischen Hinweise, es sei denn, es gibt eine physische Bestätigung, wie in diesem Falle den Brief selbst. Denn niemand würde ihr Handeln verstehen – die Sadhaks, die im physischen Mentalen leben, würden ihr Handeln unbegründet nennen; und die Betroffenen würden lauthals – wie es viele in der Vergangenheit getan haben – ihre geheimen Gedanken, Gefühle und Aktionen verneinen. Ich sage dir das alles im Vertrauen, damit du verstehen kannst, was die wirkliche Grundlage von Mutters Brief an X ist.
10-9-1936
DIE EMANATIONEN DER MUTTER
Was ist die genaue Bedeutung Deiner Aussage: „Verhalte dich immer so, als ob die Mutter dich sehen würde; denn sie ist in der Tat immer gegenwärtig“?
Sie bezieht sich auf die Emanation der Mutter, die jederzeit mit jedem Sadhak ist. In früheren Tagen, als sie die Nächte in einer Trance verbrachte und nicht mit Arbeit im Ashram, brachte sie das Wissen von allem, was jedem widerfuhr, mit sich zurück. Heutzutage hat sie dafür keine Zeit.
16-7-1935

All dies ist sehr interessant; und ich vermute, Du selbst hast ebenso viele Emanationen. Ihr Zweck muss wohl sein, uns Schutz zu geben.
Ich bin mir keiner Emanation von mir bewusst. Was die der Mutter betrifft, sind sie nicht da zum Schutz, sondern, um die persönliche Verbindung oder den Kontakt mit dem Sadhak zu unterstützen und in dem Maße wirksam zu sein, als er es ihnen erlaubt.
16-7-1935

Bitte kläre uns etwas mehr auf über die Emanationen. Wie unterstützen sie die persönliche Beziehung? Ich dachte, alle persönlichen Beziehungen seien mit der Mutter direkt, nicht über einen Stellvertreter! Wenn X sagt, er fühle die körperliche Berührung der Mutter, mit wem hat er den Kontakt – mit der Mutter, oder mit der Emanation? Und dann, sind die verschiedenen Formen der Mutter, die man in Träumen sieht, auch ihre Emanationen?
Es ist furchtbar schwierig, über diese Dinge zu schreiben, denn ihr seid alle unwissend in diesen Dingen und missversteht bei jedem Schritt. Die Emanation ist kein Stellvertreter, sondern die Mutter selbst. Sie ist nicht an ihren Körper gebunden, sondern kann sich selbst aussenden (emanieren), auf jede ihr beliebige Weise. Was von ihr ausgesendet wird, passt sich der Natur der persönlichen Beziehung an, die sie mit dem Sadhak hat, die mit jedem anders ist, doch es ist immer sie selbst. Die Gegenwart der Emanation beim Sadhak hängt nicht davon ab, ob er sich ihrer bewusst ist. Wenn alles vom Oberflächenbewusstsein des Sadhaks abhinge, gäbe es nirgendwo eine Möglichkeit für das Göttliche Wirken. Der Menschen-Wurm bliebe der Menschen-Wurm, und der Menschen-Esel der Menschen-Esel, auf immer und ewig. Denn wenn es das Göttliche nicht geben könnte hinter dem Schleier, wie könnten sich beide je etwas anderem als ihrer Wurmhaftigkeit und ihres Eselstums bewusst werden, selbst über alle Zeiten hinweg?
(An den Rand neben der obigen Frage, „wenn X die Berührung der Mutter fühlt, mit wem hat er dann den Kontakt … ?“ schrieb Sri Aurobindo: „Mit der Mutter – wobei die Emanation hilft, was ihre Aufgabe ist.“)
19-7-1935

Wenn die Mutter auf den supraphysischen Ebenen arbeitet, geht sie zu jedem Sadhak in einer anderen Emanation.
11-12-1933

In einer Erfahrung im Traumzustand sehen wir manchmal die Mutter. Ist diese Form eine Emanation von ihr, oder ihr Körper selbst?
Eine Emanation. Wie kann ihr physischer Körper in einer Traum-Erfahrung gesehen werden?
7-7-1933

Während des Schlafes am Nachmittag scheine ich oft mit der Mutter in Kontakt zu kommen. Ist es die Mutter, die ihre Emanation aussendet?
Ja, oder genauer gesagt, etwas von ihr ist immer mit dir.
14-12-1933
DIE GEGENWART DER MUTTER
UND DAS GÖTTLICHE BEWUSSTSEIN
Gibt es einen Unterschied zwischen der Gegenwart der Mutter und dem Göttlichen Bewusstsein?
Man kann das Göttliche Bewusstsein unpersönlich einfach als ein neues Bewusstsein fühlen. Die Gegenwart der Mutter ist etwas, das mehr ist – man fühlt sie da gegenwärtig im Innern, oder über einem, oder um einen herum, oder all dies zusammen.
8-7-1935
DIE GEGENWART DER MUTTER IM INNERN
Er muss in sich gehen und die Gegenwart der Göttlichen Mutter im Innern, und das seelische Wesen hinter dem Herzen finden, und von dort wird das Wissen kommen und alle Macht, um die inneren Hindernisse zu beseitigen.

Die ständige Gegenwart der Mutter kommt durch Übung; die Göttliche Gnade ist essenziell für Fortschritt in der Sadhana, aber es ist die Übung, die die Herabkunft der Gnade vorbereitet.
Du musst lernen, nach innen zu gehen und aufhören, nur in den äußeren Dingen zu leben, musst Ruhe ins Mentale bringen und danach streben, gewahr zu werden, wie die Mutter in dir wirkt.

Wir glauben daran, dass die Mutter in uns allen die Sadhana tut, besonders durch das Herz; aber wie kommt es, dass wir das kaum fühlen? Es muss eine Art Schleier in uns geben.
Es ist ein Schleier, der verschwindet, wenn das Wirken der Mutter, wie auch ihre Gegenwart, zu allen Zeiten bewusst fühlbar wird.
7-1-1935

Wie und wann kann man die konkrete Gegenwart der Mutter jederzeit fühlen?
Erstens ist es eine Sache beständiger Aktivität des Psychischen, und zweitens der Konversion [Umwandlung] des Physischen und seiner Offenheit für innere supraphysische Erfahrung. Abgesehen vom Vitalen und seinen Tumulten stellt das Physische die Hauptschwierigkeit dar, eine Kontinuität von yogischem Bewusstsein und Erfahrung herzustellen. Wenn das Physische durchwegs transformiert ist – geöffnet und bewusst –, dann werden Stabilität und Kontinuität einfach.
16-10-1933

Es ist ganz richtig und Teil des richtigen Bewusstseins in der Sadhana, dass du dich in deinem Herzen zur Mutter hingezogen fühlst und nach der Vision und Verwirklichung ihrer Gegenwart strebst. Aber es sollte keinerlei Unruhe mit diesem Gefühl verbunden sein. Das Gefühl sollte von ruhiger Intensität sein. Das Gefühl der Gegenwart kann sich dann leichter einstellen und in dir wachsen.
DIE GEGENWART UND DAS ABBILD
Ist es wahr, dass alle Gewohnheiten und Bewegungen der niederen Natur verschwinden, wenn die Gegenwart (das Abbild) im Herzen wahrgenommen wird?
Das Abbild und die Gegenwart sind nicht dasselbe. Man kann die Gegenwart fühlen, ohne das Abbild zu sehen. Aber die Gegenwart im Herzen reicht nicht dazu aus, die Ergebnisse zu produzieren, von denen du sprichst; im ganzen Bewusstsein muss die Gegenwart vorhanden sein und die Kraft der Mutter, die jedes Handeln der Natur lenkt.
DIE GEGENWART VOR UNS
Während der abendlichen Meditation gab es eine intensive, vom Herzen kommende Regung der Hingabe. Ich hatte das Gefühl der Gegenwart der Mutter unmittelbar vor mir, und eine Aspiration stieg von unter den Füßen, von den Beinen, vom Muladhara-Zentrum auf; eine willige und liebende Ergebung war da, die vom Herzen, vom ganzen Wesen herkam, wie um erfüllt zu werden. Ich vermute, das psychische Wesen kam nach vorne. Aber warum fühlte ich die Gegenwart der Mutter vor und nicht in mir?
Du warst zu diesem Zeitpunkt in der psychischen Verfassung, und das bedeutet, dass der Einfluss des psychischen Wesens nach vorne kommt. Wenn die psychische Öffnung vollkommen ist, dann ist die Gegenwart da. Die Gegenwart vor dir bedeutet, dass sie zwar bei dir war, aber erst noch in dich eintreten musste.
13-7-1937
DIE GEGENWART IN DEN HERZSCHLÄGEN
Aber ich wüsste nicht, warum ich das Gefühl sentimental nennen, oder das Spüren der Gegenwart der Mutter in den Herzschlägen etc. für unwirklich halten sollte. Es war dir von deinem psychischen Wesen eingegeben, und die Reaktion zeigte, dass das Bewusstsein bereit war. Mutter spürte, dass etwas in dir in Gang gekommen war und hatte das Gefühl, es sei der Anfang einer Verwirklichung – die sie ermutigte und nicht entmutigte. Wenn es eine falsche oder vitale Bewegung gewesen wäre, hätte sie es nicht so empfunden.
13-8-1934
DIE GEGENWART WÄHREND DES TAGES
Wenn du die Gegenwart der Mutter die meiste Zeit des Tages spürst, heißt das, dass dein psychisches Wesen aktiv ist und so spürt; denn ohne die Aktivität des Psychischen wäre das nicht möglich. Dein psychisches Wesen ist also da und keineswegs weit entfernt.
14-3-1935
DIE GEGENWART IM SCHLAF
Es [das Gefühl der Gegenwart der Mutter im Schlaf] folgt von selbst auf die Gegenwart im Wachzustand, aber es dauert einige Zeit.
11-1-1935

Kann man, selbst im Schlaf, hellwach für die Gegenwart der Mutter sein?
Das geschieht wirklich, aber normalerweise erst, wenn das Psychische voll aktiv ist.
DIE GEGENWART WÄHREND DER ARBEIT
Es fällt den meisten Menschen nicht leicht, die Gegenwart der Mutter bei der Arbeit zu spüren – es kommt ihnen vor, als ob sie es sind, die die Arbeit tun, ihr Verstand macht sich an die Arbeit und hat nicht die richtige Passivität oder Ruhe.
DAS GEFÜHL DER GEGENWART
UND DES EINSSEINS MIT DER MUTTER
Eine solche notwendige Reihenfolge gibt es nicht, bei der man erst die Gegenwart spüren muss und erst dann fühlen kann, dass man der Mutter gehört; vielmehr ist es öfters die Zunahme des Gefühls, das die Gegenwart bringt. Denn das Gefühl rührt vom psychischen Bewusstsein her und das Wachsen des psychischen Bewusstseins ist es, das die ständige Gegenwart schließlich möglich macht. Das Gefühl kommt vom Psychischen und ist wahr für das innere Wesen – selbst wenn es im Ganzen noch nicht verwirklicht ist, kann man es deswegen doch nicht als Einbildung bezeichnen; im Gegenteil, je mehr es wächst, desto höher wird die Wahrscheinlichkeit, dass das ganze Wesen diese Wahrheit verwirklicht; das innere bhava-Gefühl nimmt immer mehr Besitz vom äußeren Bewusstsein und gestaltet es derart um, dass es dort ebenfalls eine Wahrheit wird. Dies ist das immerwährende Prinzip des Handelns in der yogischen Transformation – was im Inneren wahr ist, kommt nach außen und nimmt Besitz vom Mentalen und Herzen und Willen und setzt sich durch sie gegen die Unwissenheit der äußeren Wesensteile durch und bringt die innere Wahrheit auch dort heraus.
16-9-1936

Ich habe der Mutter ein Gebet auf Französisch geschrieben. Ihre Antwort darauf lautete: „Ouvres ton coeur et tu me trouveras deja la“ („Öffne dein Herz und du wirst mich dort bereits vorfinden“). Was heißt das genau?
Wenn eine gewisse Öffnung im Herzen da ist, findest du, dass das ewige Einssein dort schon immer vorhanden war, (dieselbe Verbindung, die du immer oberhalb im Selbst erfährst).
2-7-1935

Einige Sadhaks behaupten, dass sie mit der Mutter vereint sind. Ich frage mich, ob es nicht bloß ein Gefühl von Nähe zur Mutter ist, das sie manchmal haben.
Ich nehme an, sie versuchen die Gegenwart der Mutter zu spüren, und wenn sie eine Art Gefühl der Nähe bekommen, nennen sie es Einssein. Aber das ist natürlich nur ein Schritt hin zur Vereinigung. Einssein ist viel mehr als das.
5-3-1934

Du hast gestern geschrieben: „Das Offensein wird nicht bloß an Visionen gemessen“. Ganz richtig. Aber ein Verschmelzen der Strahlen der Sonne und des Mondes auf jeder Seite des Körpers zu haben und die Herabkunft und Gegenwart der Mutter in sich, hinter sich und über sich zu fühlen, ist das nicht eine außergewöhnliche Vision und Erfahrung? Kann sie stattfinden, ohne eine genügend große Öffnung zur Mutter zu haben?
Weshalb sollte es außergewöhnlich sein, Sonne und Mond auf beiden Seiten zu sehen, oder die Gegenwart der Mutter überall um sich zu spüren? Es gibt eine Menge Sadhaks, die diese oder ebenbürtige Erfahrungen hatten. Außergewöhnlich könnte es sein, die Gegenwart der Mutter immerzu auf diese Weise zu fühlen. Aber gelegentliche Erfahrungen wie diese hatten schon viele.
15-9-1936

Wenn ich meditiere, fühle ich eine Art Einssein mit dem Bewusstsein der Mutter; aber dieser Tage ist es überhaupt nicht möglich in der Meditation tief zu gehen. Ist es nicht möglich, dieses Gefühl von Einssein auch ohne Meditieren zu haben?
Das Wichtigste ist die Veränderung im Bewusstsein, zu der auch dieses Gefühl von Einssein gehört. Das Tiefgehen in der Meditation ist nur ein Mittel und nicht immer notwendig, wenn die großen Erfahrungen auch ohne das leicht kommen.
8-4-1934
AN DIE MUTTER SCHREIBEN
UND IHRE GEGENWART FÜHLEN
Das Gefühl der Gegenwart der Mutter oder ihrer Nähe hängt nicht davon ab, ob du schreibst oder nicht schreibst. Manche, die schreiben, fühlen sie oft nicht, andere, die selten schreiben, fühlen sie immer zugegen.
11-6-1936
VERSCHLEIERUNG VON MUTTERS GEGENWART
Die Gegenwart der Mutter ist immer da; aber wenn du beschließt, in eigener Regie zu handeln – gemäß deiner eigenen Vorstellung, deiner eigenen Auffassung von Dingen, gemäß deinem eigenen Willen und Verlangen in Bezug auf Dinge, dann ist es ziemlich wahrscheinlich, dass sich ihre Gegenwart verschleiert; nicht sie ist es, die sich von dir zurückzieht, sondern du bist es, der sich von ihr zurückzieht. Aber dein Mentales und Vitales wollen das nicht zugeben, weil sie immer damit beschäftigt sind, ihre eigenen Regungen zu rechtfertigen. Wenn dem Psychischen seine volle Vorherrschaft eingeräumt würde, könnte das nicht geschehen; es hätte die Verschleierung gefühlt, sich aber sogleich gesagt, „Ich muss etwas falsch gemacht haben, ein Nebel ist in mir aufgestiegen“, und es hätte gesucht und den Grund dafür gefunden.
25-3-1933

Die Gegenwart, deren Schwinden du bedauerst, kann nur gespürt werden, wenn das innere Wesen fortwährend geweiht bleibt und die äußere Natur in Harmonie versetzt, oder zumindest unter dem Einfluss des inneren Geistes gehalten wird.
Wenn du jedoch Dinge tust, die dein inneres Wesen nicht gutheißt, wird sich dieser Zustand allmählich trüben und die Möglichkeit, die Gegenwart zu spüren, wird sich mit jedem Mal verringern. Du musst einen starken Willen zur Läuterung haben und eine Aspiration, die nicht nachlässt und aufgibt, wenn die Gnade der Mutter vorhanden und wirksam sein soll.
