Kapitel 2

Die verschiedenen Arten von Visionen

Die innere Vision

Wenn man die Sadhana ausübt, öffnet sich eine innere Schau, und es erheben sich vor ihr alle Arten von Bildern oder ziehen daran vorbei. Ihr Erscheinen hängt nicht von deinem Denken oder Willen ab; es ist wirklich und automatisch. So wie deine physischen Augen Dinge in der physischen Welt sehen, ebenso sehen die inneren Augen Dinge und Bilder, die anderen Welten angehören, und auch feinstoffliche Bilder von Dingen in dieser physischen Welt.

Alles Nicht-Physische wird in einer inneren Vision geschaut.

Wenn sich die innere Schau öffnet, kann vor ihr alles erscheinen, was jemals in der Welt war oder jetzt in ihr ist; sie kann sich sogar für Dinge auftun, die erst später sein werden – es ist daher nicht unmöglich, auf diese Weise Gestalten und Dinge der Vergangenheit zu sehen.

Die innere Schau kann Gegenstände sehen, sie kann aber auch die Schwingung der Kräfte wahrnehmen, die durch den Gegenstand wirken.

Dieser Bereich, dessen Zentrum zwischen den Augenbrauen liegt, ist der Bereich des inneren Denkens, Willens und Schauens – das Auto zeigt einen raschen Fortschritt in diesem Teil des Bewusstseins an. Das Auto ist ein symbolisches Bild, diese Bilder beziehen sich nicht auf etwas Physisches.

Diese Dinge finden im inneren Mental oder inneren Vital statt und enthalten meist etwas Wahres; die Form aber, in der sie in das Mental eintreten, kann unvollständig sein – so können sie zum Beispiel etwas bedeuten, was durch die Worte nicht gänzlich enthüllt wird.

Innere Dinge können ebenso deutlich wie äußere Dinge gesehen werden, sei es in einem Bild der feinstofflichen Schau oder in ihrer Essenz durch eine noch feinere und machtvollere Art des Sehens; aber all diese Dinge müssen sich entwickeln, um ihre volle Macht und Intensität zu erlangen.

Stadien in der Entwicklung der inneren Vision

Es ist die innere Vision, die sich in dir eröffnet oder öffnet. Wenn sie sich öffnet, sieht man als erstes Farben oder Lichter, die sich bewegen, oder kleine oder vage Formen oder Objekte - danach Blumen usw., dann Figuren von Menschen, Szenen, Landschaften, Dinge, die geschehen usw. Oft kann der Sadhak durch die Kraft dieser subtilen Vision das Bild des Göttlichen, das er verehrt, in seinem Herzen sehen und so die Gegenwart konkreter spüren.

Das Sehen von Farben ist der Beginn der inneren Schau, suksmadrsti. Später erweitert sich diese Schau, und man beginnt, Gestalten, Szenen und Menschen zu sehen. Es ist gut, dass die erste Vision ein Bild der Mutter war.

Wenn man zu meditieren versucht, ist anfangs das erste Hindernis der Schlaf. Sobald du dieses Hindernis überwunden hast, tritt ein Zustand ein, in dem du beginnst, Dinge, Menschen und Szenen aller Art mit geschlossenen Augen zu sehen. Das ist nichts Schlechtes, es ist vielmehr ein gutes Zeichen und bedeutet, dass du im Yoga Fortschritte machst. Es gibt neben dem äußeren physischen Sehvermögen, das wahrnehmbare Gegenstände sieht, ein inneres Sehvermögen in uns, das bislang noch nie gesehene und unbekannte Dinge zu sehen vermag, ferne Dinge und solche, die einem anderen Ort, einer anderen Zeit oder anderen Welten angehören; es ist dieses innere Sehvermögen, das sich in dir öffnet. Es wird in dir durch das Wirken der Kraft der Mutter geöffnet, und du solltest nicht versuchen, es zu unterbinden. Erinnere dich immer der Mutter, rufe sie und strebe danach, ihre Gegenwart und Macht in dir arbeiten zu fühlen; du brauchst aber hierfür nicht diese oder andere Entwicklungen zurückzuweisen, die später durch ihr Wirken in dir stattfinden können. Zurückzuweisen sind lediglich Begehren, Egoismus, Rastlosigkeit und andere falsche Bewegungen.

Die von dir beschriebenen Visionen sind solche, die in den frühesten Stadien der Sadhana auftreten. In diesen Stadien sind die meisten geschauten Dinge Gestaltungen der mentalen Ebene, und es ist nicht immer möglich, ihre genaue Bedeutung zu erkennen, denn sie sind vom individuellen Mental des Sadhaks abhängig. In einem späteren Stadium wird das Vermögen der inneren Schau für die Sadhana wichtig, anfangs jedoch muss man voranschreiten, ohne den Einzelheiten übermäßige Bedeutung beizumessen – bis sich das Bewusstsein weiterentwickelt hat. Die einzig wichtige Sache im Yoga ist immer das Sich-Öffnen des Bewusstseins für das Göttliche Licht, die Göttliche Wahrheit und die Göttliche Gegenwart.

Die vielfältige Art und Bedeutung von Visionen

Deine Visionen sind keine mentalen Bilder, sondern bedeutungsvolle Symbole. Die weiße Taube ist das höhere göttliche oder spirituelle Bewusstsein oberhalb des Mentals, umgeben von den goldenen Blitzen der Wahrheit. Das Lamm ist das seelische Streben nach der Wahrheit. Wenn man einen Gedanken oder ein Gefühl hat und eine mentale Form davon erschafft, ist das ein mentales Bild – oder wenn nicht so positiv oder bewusst selbstgeschaffene Formen entweder in der Meditation oder im Schlaf auftauchen, die mit mentalen Gedanken oder vitalen Gefühlen, den eigenen oder denen anderer, korrespondieren, sind das ebenfalls einfach mentale Bilder oder vitale Formationen. Die wirklich bedeutsamen sind diejenigen, die aus sich selbst heraus entstehen und Dingen, Bewusstseinszuständen oder einem Kräftespiel entsprechen, die tatsächlich vorhanden sind und nicht hauptsächlich von den eigenen Vorstellungen, dem eigenen Willen oder den eigenen Gefühlen bestimmt werden.

Visionen sind von allerlei Art – einige sind nur Andeutungen von etwas, das sein will oder versucht zu sein, andere zeigen eine Annäherung an die Sache an oder eine Bewegung darauf zu, wiederum andere zeigen an, dass die Sache geschehen ist.

Es braucht nichts getan zu werden, um die Schau von Bildern in der Vision zu entwickeln. Sie entwickeln sich von selbst durch die wachsende Übung des Sehens – was undeutlich war, wird klar, was unvollständig war, wird vollständig. Man kann nicht verallgemeinernd sagen, dass die Bilder wirklich oder unwirklich sind. Einige sind Gestaltungen des Mentals, einige sind Bilder, die sich von selbst sichtbar machen, einige sind Ebenbilder von wirklichen Dingen, die sich unmittelbar dem Auge zeigen, andere sind wahre Bilder und nicht bloß Ebenbilder.

Es kann keine allgemeine Regel aufgestellt werden. Jede Vision oder jeder Traum muss für sich selbst genommen werden; einige sind mentale Konstruktionen, Symbole oder Hinweise, einige sind vitale Gegebenheiten, die wahr oder falsch dargestellt werden, einige sind Darstellungen von physischen Tatsachen – aber letzteres ist seltener.

Den Körper, zumindest den eigenen, in seinen inneren Teilen zu sehen, ist eine yogische Macht, die von den Raja- und Hathayogins entwickelt wurde – vermutlich könnte dies auch auf den Körper von anderen ausgedehnt werden. Es gibt auch einen Sinn für feinstoffliche Gerüche, und ich habe bemerkt, dass manchmal ein einzelner Geruch anhält.

Feinstoffliche Bilder können Bilder von allen Dingen in allen Welten sein.

Es gibt kein Kriterium [für die Unterscheidung von Visionen und Träumen tieferen Ursprungs], aber man kann leicht unterscheiden, ob man sich im inneren und nicht im schlafähnlichen Zustand befindet, in dem sich die meisten Visionen ereignen, und zwar anhand der Art des Eindrucks, der entsteht. Eine Vision im Traum ist schwieriger von einer lebhaften Traumerfahrung zu unterscheiden, aber man kann den Unterschied spüren.

Eine Vision im Trancezustand ist nicht weniger eine Vision als im Wachzustand. Lediglich der Zustand des empfangenden Bewusstseins ist ein anderer – in dem einen Zustand nimmt das Wachbewusstsein an der Vision teil, im anderen wird es um einer größeren Möglichkeit und Reichweite der inneren Erfahrung willen ausgeschlossen. In beiden Zuständen aber ist es die innere Vision.

Die physischen Dinge1 sind einfach eine Gelegenheit oder ein Ausgangspunkt für die innere Vision, um durch die offenen Augen zu wirken und die bedeutenden inneren Dinge einzubringen.

Repräsentative und dynamische Visionen

Es hängt vom Wesen der symbolischen Vision ab, ob sie nur darstellend ist und der inneren Schau und [menschlichen] Natur die symbolisierte Sache in ihrer Form zeigt (auch wenn das äußere Mental sie nicht versteht, kann das innere [Mental] ihre Wirkung empfangen) oder ob sie dynamisch ist. Das Sonnensymbol zum Beispiel ist meist dynamisch. Unter den dynamischen Symbolen wiederum bringen einige einfach den Einfluss der symbolisierten Sache mit sich, einige deuten an, was gerade geschieht, aber noch nicht beendet ist, einige sind formende Erfahrungen, von denen das Bewusstsein aufgesucht wird, einige eine Prophezeiung von etwas, das sich bald ereignen kann, wird oder muss. Andere sind nicht bloße Symbole, sondern stellen Wirklichkeiten dar, die durch die Vision in einer symbolischen Figur gesehen werden.

Wenn Farben in Visionen bestimmte Formen annehmen, ist es das Zeichen einer Art dynamischen Arbeit der Formgebung im Bewusstsein: ein Quadrat zum Beispiel bedeutet, dass eine bestimmte Art von Schöpfung in einem bestimmten Bereich des Wesens im Gange ist; das Quadrat zeigt an, dass die Schöpfung in sich vollständig sein wird, während das Rechteck auf etwas Teilweises und Vorläufiges hinweist. Die Farb-Wellen bedeuten einen dynamischen Ansturm von Kräften, und der Stern in einem derartigen Zusammenhang weist auf das Versprechen hin, dass ein neues Wesen geformt wird. Die blaue Farbe hier muss Krishnas Licht sein, die Schöpfung formt sich also unter dem Druck des Krishna-Bewusstseins. All dies sind Symbole dessen, was sich im inneren Wesen, im Hintergrunds-Bewusstsein ereignet, und von Zeit zu Zeit brechen die Ergebnisse in das äußere oder Oberflächen-Bewusstsein durch [und drücken sich aus] in einem Gefühl des Wahrnehmens einer Besänftigung und eines Sich-Öffnens – so wie du es empfandest –, in Verehrung, Freude, Frieden, Ananda usw.. Wenn das Sich-Öffnen vollständig ist, wird das Bewusstsein im Hintergrund dieses Wirkens wahrscheinlich unmittelbarer, bis es sich nicht länger im Hintergrund, sondern im Vordergrund der [menschlichen] Natur befindet.

Wenn du ein Quadrat siehst, ist es das Symbol einer vollständigen Schöpfung; wenn du einen Büffel siehst, der auf dich zurast und dich verfehlt, und du hast das Gefühl, einer großen Gefahr entronnen zu sein, so ist das eine Umschreibung. Etwas hat sich tatsächlich ereignet, wovon das wirkungslose Rasen des Büffels die Umschreibung durch dein Mental war – das Rasen einer feindlichen Kraft, die durch den Büffel verkörpert wurde.

Das Sehen von Formen des Göttlichen und anderer Wesenheiten

Subjektive Visionen können so wirklich sein wie objektives Sehen – der einzige Unterschied besteht darin, dass das eine aus wirklichen Dingen im stofflichen Raum besteht, während das andere aus wirklichen Dingen von anderen Ebenen bis hinunter zum Feinstofflichen besteht, selbst symbolische Visionen sind wirklich, sofern es Symbole von Wirklichkeiten sind. Sogar Träume können eine Wirklichkeit im feinstofflichen Bereich haben. Visionen sind nur dann unwirklich, wenn es bloß phantasievolle mentale Gestaltungen sind, die nichts darstellen, was wahr ist, war oder sein wird.

Diese Macht der Vision ist manchmal angeboren und wird zur Gewohnheit und bedarf keiner Bemühung, sich zu entwickeln; manchmal erwacht sie von selbst und erreicht ein Übermaß oder braucht zu ihrer Entwicklung nur wenig Übung; sie ist nicht notwendigerweise ein Zeichen spiritueller Vollendung, doch erwacht, wenn man durch die Ausübung des Yoga sich nach innen zu wenden oder innerlich zu leben beginnt, meist die Fähigkeit der feinstofflichen Schau in größerem oder kleinerem Ausmaß. Das findet aber nicht immer mühelos statt, besonders wenn man daran gewöhnt war, sehr im Intellekt zu leben oder in einem nach außen gewandten vitalen Bewusstsein.

Ich vermute, dass das, woran du denkst, „darshan“ ist, die Selbstoffenbarung der Gottheit gegenüber dem Anbetenden; hier aber ist es etwas anderes, es ist ein Enthüllen ihrer Gegenwart, vorübergehend oder dauernd, und kann als Vision oder als das Gefühl ihrer nahen Gegenwart kommen, was etwas Innerlicheres ist als ihr Anblick oder eine häufige oder ständige Verbindung mit ihr; es geschieht durch die Versenkung des Wesens in sein inneres Selbst, sowie durch das Wachsen des Bewusstseins oder eine wachsende Intensität der bhakti. Sobald durch den Druck der sich weitenden und vertiefenden bhakti die Kruste des äußeren Bewusstseins hinreichend gebrochen ist, entsteht die Fühlungnahme [mit dem Göttlichen].

Es ist durchaus üblich, dass Menschen, die die Fähigkeit haben, den Devata ihrer Verehrung zu sehen oder zu hören, in einem bestimmten Stadium der Sadhana ständige Anweisungen von ihm oder ihr erhalten, sei es in Bezug auf Handlungen oder auf die Sadhana. Mängel und Schwierigkeiten mögen bleiben, aber das hindert die direkte Führung nicht daran, Tatsache zu sein. Die Notwendigkeit des Gurus besteht in solchen Fällen darin, dafür zu sorgen, dass es sich um die richtige Erfahrung, die richtige Stimme oder Vision handelt - denn es ist möglich, dass eine falsche Führung kommt, wie es bei X und Y der Fall war.

Diese Dinge [das Sehen von Buddha, Ramakrishna, Vivekananda, Shankaracharya in Visionen] sind das Ergebnis vergangener Gedanken und Einflüsse. Sie sind verschiedener Art – manchmal sind es nur Gedankenformen, die von der eigenen Gedankenkraft erschaffen werden, um als Vehikel für eine mentale Verwirklichung zu dienen – manchmal sind es Mächte verschiedener Ebenen, die diese Formen als Unterstützung für ihr Wirken durch das Individuum nehmen, – aber manchmal ist man tatsächlich in Gemeinschaft mit dem, was den Namen und die Form und die Persönlichkeit von Buddha oder Ramakrishna oder Vivekananda oder Shankara hatte.

Es ist nicht notwendig, ein Element zu besitzen, das diesen Persönlichkeiten ähnlich ist – ein Gedanke, ein Bestreben, eine Formation des Mentals oder des Vitals reichen aus, um die Verbindung herzustellen – es reicht aus, wenn irgendwo eine Schwingung der Reaktion auf das, was diese Mächte darstellen, vorhanden ist.

Kosmische, innere und seelische Vision

Eine kosmische Vision ist das Erkennen universaler Bewegungen – sie hat nicht unbedingt etwas mit der Seele zu tun. Sie kann im universalen Mental stattfinden, im universalen Physischen oder sonstwo.

Was meinst du hier mit seelischer Vision? Innere Vision bedeutet die visionäre Kraft des inneren Sehens im Gegensatz zum äußeren, dem äußerlichen Sehvermögen mit Hilfe des Oberflächen-Mentals und der Oberflächen-Augen. In der Sprache dieses Yoga bezieht sich [das Wort] „seelisch“ nur auf die Seele, das seelische Wesen – nicht wie im üblichen Sprachgebrauch, in dem das Erblicken eines Geistes eine „seelische Vision“ genannt wird; wir sprechen von der inneren Vision oder dem feinstofflichen Sehvermögen, nicht aber von der seelischen Vision.

Das „Sehen“, von dem [in den Upanishaden] gesprochen wird, ist keine Sinnesvision, sondern eine Erfahrung im inneren Bewusstsein, die wahrer, lebendiger und dynamischer ist als die Erfahrungen, die dem äußeren Bewusstsein durch die materiellen Sinne vermittelt werden.

Es gibt auch eine seelische Vision, durch die man die Formen der Götter oder eine der vielen Formen, in denen sich der Ishwara dem Bhakta offenbart, sehen kann.

Es gibt auch einen inneren oder subtilen Sinn und ein Sehen, mit dem man Formen und Geschehnisse sehen und erfahren kann, die dem physischen Auge nicht präsent sind, und auch solche, die zu anderen Ebenen als der der physischen Welt gehören. Es gibt viele supraphysische Welten, und man kann mit diesen Welten und ihren Wesen nur durch das Erwachen oder die Entwicklung dieses inneren Sinnes in Kontakt kommen.

Mentale Visionen

Mentale Visionen haben die Aufgabe, das Mental durch die Dinge zu beeinflussen, die sie darstellen.

Die innere Schau ist so lebendig wie tatsächliches Sehen, immer genau und eine Wahrheit enthaltend. In der mentalen Schau werden die Bilder durch das Mental ersonnen und sind teilweise echt, teilweise ein Spiel von Möglichkeiten. Oder es kann sein, dass eine mentale Vision, ähnlich der vitalen nur eine Andeutung ist – das heißt, ein Formen irgendeiner Möglichkeit auf der mentalen oder vitalen Ebene, die sich dem Sadhak anbietet in der Hoffnung, angenommen und in ihrer Verwirklichung unterstützt zu werden.

Die Visionen und Erfahrungen, die du beschrieben hast, gehören alle zur mentalen Ebene und zeigen eine große Offenheit und Reinheit des inneren mentalen Wesens, das frei von schlechten Einflüssen ist. Aber es ist schwierig, die genaue Bedeutung jener zu bestimmen, die Farben, Lichter, einen Stern usw. darstellen, weil sie von Beziehungen abhängen, die für den Sadhaka persönlich sind. Die ersten fünf sind von dieser Art und scheinen auf den Kontakt mit Kräften, Einflüssen, Persönlichkeiten (Gottheiten) usw. der höheren Mentalebene hinzuweisen. Das rosafarbene Licht könnte z.B. das eines Einflusses oder einer Gottheit der Liebe oder Bhakti sein, die in Kontakt mit dem mentalen Wesen steht. In manchen Fällen kann es die Gestalt einer Formation des mentalen Wesens selbst sein. Die Blumen, Diamanten und Edelsteine usw. scheinen auf einen Kontakt mit Einflüssen von Radha, Mahalakshmi und Mahakali hinzuweisen. Die Vision der Schrift ist auch auf der Mentalebene häufig – sie ist uns als Lipi bekannt, und wenn sie sich so organisiert, dass sie lesbar und verständlich ist, kann sie viele Dinge verkörpern, wie Intuitionen, Botschaften von der einen oder anderen Mentalebene – die Stimme, die du gehört hast, war wahrscheinlich eine dieser Botschaften. Es ist nicht notwendig, die Vision der Gestalt der Mutter und der meinen zu erklären - denn das ist klar.

Vitale Visionen

Träume und Visionen auf der vitalen Ebene sind meist entweder:

1. symbolische vitale Visionen;

2. tatsächliche Vorkommnisse auf der vitalen Ebene;

3. Gestaltungen des vitalen Mentals, entweder von demjenigen, der träumt, oder von jemand anderem, mit dem er im Schlaf in Verbindung steht, oder von Mächten oder Wesen dieser Ebene. Diese Art Erfahrung ist nicht sehr zuverlässig, und selbst die erstgenannten haben nur einen relativen oder suggestiven Wert, während die beiden anderen häufig gänzlich in die Irre führen.

Es sind Visionen der vitalen Welt und vitalen Ebenen und man sieht hunderte von ihnen dort.2 Alle Teile des Bewusstseins sind wie Bereiche, in welche die Kräfte der entsprechenden Bewusstseins-Ebenen der universalen Natur fortwährend eintreten oder durch die sie hindurchgehen. Das beste ist, sie zu beobachten, ohne auf irgendeine Weise beeinflusst zu werden und ohne ihnen zu große Wichtigkeit beizumessen – denn es sind unbedeutende Erfahrungen; die bedeutenden müssen durch die eigene Konzentration gerufen werden.

Die meisten dieser Visionen sind das Ergebnis davon, dass du mit einem bestimmten Bereich von Kräften in der vitalen Welt in Berührung kommst, die gegenwärtig den Druck für Krieg und Revolution und alle katastrophalen Dinge in Europa erzeugen. Von hier aus kamen diese bedrohlichen Visionen. Es gibt keine Kohärenz oder Realität in ihnen. Chhinnamasta ist ein Symbol für diese Art von Kraft, die die Welt gleichsam mit ihrem eigenen Blut nährt.

Sie müssen sofort zurückgewiesen werden. Es war nicht gemeint, dass man untätig sein sollte, sondern dass sich genügend Kraft sammelt, um die Sadhana wie durch eine automatische Tätigkeit weiterzuführen. Aber die Zustimmung des Sadhak, seine Ablehnung von allem, was ihm entgegensteht, ist immer notwendig.

Es ist die vitale Ebene – wahrscheinlich die vital-physische. Dort erscheinen die Wesen der vitalen Welt meist mit Tierköpfen oder tierischen Zügen. Eine menschliche Figur mit einem Hundegesicht bedeutet eine sehr derbe und stoffliche sexuelle Energie. Natürlich können all diese Energien umgewandelt werden und aufhören, sexuell zu sein – gewandelt in stoffliche Kraft einer bestimmten Art, genauso wie die Samenkraft durch brahmacarya [völlige geschlechtliche Reinheit] in ojas [essentielle Energie] gewandelt werden kann.

Dieses Starren auf eine Flamme oder einen hellen Punkt ist das althergebrachte Mittel, das von den Yogis zur Konzentration oder zum Erwachen des inneren Bewusstseins und der inneren Schau angewandt wird. Durch dieses Starren scheinst du dich in eine Art Oberflächen-Trance (keine tiefe Trance) versetzt zu haben, was tatsächlich eines seiner ersten Ergebnisse ist und hast vermutlich begonnen, Dinge auf der vitalen Ebene zu sehen. Ich weiß nicht, was für „schreckliche Dinge“ es waren, die du sahst, doch ist das Schreckliche das Kennzeichen vieler Dinge, die man zuerst auf dieser Ebene sieht, besonders wenn man ihre Schwelle mit Hilfe derartiger Mittel überschreitet. Ich bin der Meinung, dass du diese Mittel nicht anwenden solltest, denn sie sind durchaus unnötig und können außerdem zu einer passiven Konzentration führen, in der man für alle Arten von Dingen offen ist und die richtigen nicht auszuwählen vermag.

Feinstoffliche Visionen

Alles was mit geschlossenen Augen gesehen werden kann, kann auch mit offenen Augen gesehen werden; hierfür braucht sich nur das innere Sehen in das feinstoffliche Bewusstsein auszudehnen.

Man kann [Visionen] entweder mit offenen oder geschlossenen Augen sehen oder mit beiden. Es ist eine Frage des Temperaments oder der Eigenart, womit man beginnt.

Die Welt, die du siehst, befindet sich auf irgendeiner feinstofflichen Ebene; dort werden die Götter von den Menschen so gesehen, wie es ihrer Vorstellung und dem Bild, das sie sich von ihnen machen, entspricht.

Da du deine Aufmerksamkeit auf das elektrische Licht konzentriertest, hast du möglicherweise den Gott der Elektrizität gesehen, Vaidyuta Agni. Es gibt keinen Grund, warum er viele Gesichter haben sollte – die vielköpfigen oder vielarmigen Gestalten gehören meist der vitalen Ebene an, und es braucht nicht seine vitale Form gewesen zu sein, in der er sich offenbarte. Was die Farben anbelangt, so sind Farben Symbole von Kräften, und Agni braucht nicht rein rot zu sein – das Prinzip des Feuers kann alle Farben offenbaren, und das rein weiße Feuer ist jenes, welches alle Farben in sich enthält.

Die Götter der obermentalen Ebene haben nicht mehrere Köpfe und Arme – das ist vitaler Symbolismus, der auf anderen Ebenen nicht notwendig ist. Diese Gestalt kann der feinstofflichen Ebene angehört haben.

1. Die Vision wurde mit den physischen Augen, aber durch das feinstoffliche Bewusstsein wahrgenommen; mit anderen Worten: es fand eine Überlagerung eines Bewusstseins durch ein anderes statt. Nach einem gewissen Stadium der Entwicklung wird diese Fähigkeit, im gewöhnlichen physischen Bewusstsein zu leben und ihm dennoch einen anderen, feineren Sinn, eine feinere Schau und Erfahrung hinzugefügt zu haben, etwas durchaus Normales. Ein wenig Konzentration genügt, um es herbeizuführen, oder es geschieht sogar automatisch ohne jede Konzentration.

Da die Blume ein feinstoffliches Objekt war und im üblichen Sinn des Wortes nicht durch und durch stofflich (obwohl durchaus substanziell und stofflich auf ihrer Ebene, nicht etwa eine Illusion), könnte sie von einer Kamera nicht ermittelt werden, es sei denn, es wäre einer jener regelwidrigen Eingriffe, durch die eine feinstoffliche Form auf eine stoffliche Platte projiziert wurde.

Sie könnte, wenn auch nicht ohne weiteres, in einem dunklen Raum gefühlt werden und hätte dann keine so deutliche Erscheinungsform – außer du bist fähig, etwas von dem Licht der feinstofflichen Ebene hervorzubringen, um sie damit zu umgeben und ihr somit ihr natürliches Milieu zu bieten.

Wenn sie mit geschlossenen Augen gesehen würde, wäre sie nicht länger eine feinstoffliche Form, sondern ein Gegenstand oder eine Gestaltung der vitalen, mentalen oder einer anderen Ebene – es sei denn, das innere Bewusstsein wäre tatsächlich so weit fortgeschritten, dass es sich auf die physischen Ebenen projizieren könnte; dies aber ist eine seltene und in den meisten Fällen eine späte Entwicklung.

2. Es ist meist nicht das Objekt, das unsichtbar wird; es ist das Bewusstsein, das sich verändert. Weil es entweder an einer anhaltenden Fähigkeit oder an Schulung mangelt, vermag man die feinstoffliche Schau, durch welche das Objekt tatsächlich gesehen wurde, nicht zu bewahren. Diese feinstoffliche Schau kommt am mühelosesten in dem Augenblick zwischen leichtem Schlaf und Wachen – wenn man entweder gerade aus dem Schlaf erwacht oder einschläft. Man kann sich aber darin üben, sie zu haben, wenn man ganz hellwach ist.

Zuerst, wenn man zu sehen beginnt, ist es durchaus üblich, dass die unklaren und ungenauen Gestalten länger bestehen bleiben, während jene, die in Einzelheit und Umriss gelungen, vollständig und genau sind, dazu neigen, sehr flüchtig zu sein und in einem Augenblick zu verschwinden. Erst wenn die feinstoffliche Schau gut entwickelt ist, kann das deutliche und volle Sehen lange Zeit anhalten. All das rührt von der Schwierigkeit her, ein Bewusstsein zu bewahren, das noch anormal ist, und, wie in diesem Fall, auch von der Schwierigkeit, beide sich momentan überlagernden Arten von Bewusstsein zusammen aufrechtzuerhalten.

3. In der Erfahrung jeder einzelnen Ebene gibt es alle möglichen Arten [von Gestalten] – symbolische Formen, angedeutete Figuren, Gedanken-Gebilde, Wunsch- oder Willens-Formungen, Gestaltungen aller Art, Dinge, die auf der Ebene, zu der sie gehören, wirklich und bleibend sind, sowie unechte und irreführende Dinge. Die Zufälligkeit wird nicht durch die Phänomene selbst bedingt, sondern durch das Bewusstsein, das in seiner begrenzten und unvollständigen Kenntnis der anderen Welten eine Schau hat. Jede Ebene ist eine Welt, eine Anhäufung oder eine Reihe von Welten, von denen jede auf ihre Weise geordnet ist, aber planmäßig und nicht vom Zufall bestimmt; wobei natürlich die feineren Ebenen in ihrem Aufbau plastischer und weniger starr als die stoffliche Ebene sind.

1 Der Korrespondent sah die Lichter eines nächtlichen Piers als funkelnde Diamanten. – Ed.

2 Der Korrespondent hatte zwei Visionen im Traum - eine von einem jungen Burschen, der hüfttief im Wasser stand, die andere von einem Frauengesicht, das den Korrespondenten ansah und dann in seine Brust eindrang. - Ed.

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