Sri Aurobindo Digital Edition
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  1. ALLES LEBEN IST YOGA
  2. Inneres Leben – Yoga und psychische Gesundheit

Kapitel 7

Erneuerung der Kräfte

Worte der Mutter

Sie (die Energiereserve) hängt von der Fähigkeit ab, universale vitale Kräfte zu empfangen, denn in der Tat, auch durch Nahrung empfängt man diese vitalen Kräfte, aber man erhält sie von unten. Aber um Vorrat zu haben, musst du wissen, wie du die universalen vitalen Kräfte beständig empfängst und eine Art Gleichgewicht im Wesen halten, das dich davor bewahrt, mehr zu verausgaben, als du hast.

Es muss eine Ausgewogenheit zwischen Empfänglichkeit und Verausgabung bewahrt werden. Es ist eine Art Harmonie im Wesen, die hergestellt werden muss. Nur, einige Menschen haben ein fast instinktives Vermögen, die vitalen Kräfte an sich zu ziehen oder sie aufzunehmen – ich meine, die universalen vitalen Kräfte – und so erhöhen sie ihren Verbrauch, indem sie sie ausgeben. Solche Menschen können viel mehr hervorbringen als andere. Einige von ihnen können in bestimmten Umständen wie Schlaf oder eine Art Ruhe oder Entspannung Kräfte ansammeln und später brauchen sie sie auf, das heißt, indem sie aktiv sind, und nachher müssen sie wieder ihre Batterie aufladen – das ist bereits eine viel weniger günstige Bedingung.

Manche Menschen wissen gar nicht, wie man Kräfte empfängt. Sie leben von den Energien, die im Körper gespeichert sind – denn es gibt eine konzentrierte Energie in den gesamten Zellen des Körpers. Sie leben davon, aber nach einiger Zeit sind sie vollständig aufgebraucht, wenn sie sie nicht zu erneuern wissen; wenn sie alle Energien ausgegeben haben, die in ihnen gespeichert waren, werden sie entweder krank oder sie können sie nie mehr erneuern. Das kann so nicht sehr lange dauern; es dauert die durchschnittliche Lebenszeit eines menschlichen Wesens, und doch, nach einer bestimmten Zahl von Jahren sind sie nicht länger in der Lage, die gleiche Anstrengung zu machen oder gleich viel zu schaffen oder vor allem Fortschritt zu machen.

Aber die, die instinktiv wissen, oder die gelernt haben, die universalen Kräfte zu empfangen und aufzuspeichern, diese können fast unbeschränkt bleiben. Der Verschleiß ist sehr gering, vor allem, wenn sie wissen, wie es geht, und mit Wissen und Methode vorgehen: Dann können sie hier einen bestimmten Grad an Perfektion erreichen.

Wenn man sich darauf versteht, reichen manchmal nur zwei oder drei Minuten, um die über einen langen Zeitraum ausgegebenen Energien zu erneuern.

Aber die sich auf sich selbst zurückziehen, die sich drehen und auf sich selbst zurückwenden, können es nicht tun. Man muss die ganze Zeit in einem sehr weiten und sehr dehnbarem Bewusstsein leben (ich weiß nicht, ob du den Ausdruck verstehst, es bedeutet etwas, das sich sehr gleichartig und ruhig ausdehnt, so wie sich Wasser bei Flut ausbreitet, sehr ruhig – das ist der Eindruck). Das Vital muss so sein – dann ist man offen für die universalen Kräfte. Aber wenn man zum Beispiel die sehr schlechte Angewohnheit des Austausches vitaler Kräfte mit seinen Mitmenschen hat, dann verliert man diese Fähigkeit ganz. Solange man nicht in Beziehung zu jemanden steht, erhält man gar nichts. Aber natürlich, wenn du Kräfte durch andere empfängst, empfängst du zugleich all die Schwierigkeiten der anderen Person, vielleicht auch seine Qualitäten, aber diese sind weniger ansteckend. Das ist wirklich etwas, dass dich am meisten einschließt.

Einige Leute … wenn sie keine mehr oder weniger sozialen Beziehungen mit anderen haben, freundschaftliche Beziehungen, Unterhaltung … und dann geht es noch weiter …, empfangen keinerlei Kräfte; und das ist die Art und Weise, wie sie sie empfangen. Aber das ist immer ein Durcheinander. Die Kräfte, die man empfängt, sind bereits halb verdaut, in jedem Fall haben sie nicht mehr ihre ursprüngliche Reinheit, und das hat Auswirkung auf deine eigenen Fähigkeiten.

Aber wenn man dieses Vermögen in seinem eigenen Bewusstsein hat – zum Beispiel, du gehst spazieren und kommst an einen Ort, der irgendwie sehr weit ist, wie eine Meeresküste oder wie eine große Ebene oder ein Berggipfel, ein Ort, wo sich der Horizont ganz weit erstreckt, wenn du dann diese Art physischen Instinkt hast, der dich plötzlich so weit wie der Horizont macht, hast du das Gefühl von Unendlichkeit, Unermesslichkeit; und je weiter du wirst, um so ruhiger und friedvoller wirst du.

Es ist genug für dich, solch einen Kontakt mit der Natur zu haben.

Es gibt viele andere Mittel, aber dieses ist sehr spontan. Es gibt auch … wenn du etwas sehr Schönes siehst, kannst du das Gleiche haben, eine Art innerer Freude und eine Offenheit gegenüber den Kräften, und das weitet dich und erfüllt dich zugleich. Es gibt viele Mittel, aber für gewöhnlich nutzt man sie nicht. Natürlich, wenn du in eine Kontemplation eintrittst, nach einem höheren Leben strebst und die Kräfte herabrufst, erneuert das deine Energien mehr als alles andere. Aber es gibt zahlreiche Methoden.

Worte der Mutter

Vor allem muss man wissen, dass sie (die universale vitale Kraft) existiert und dass man in Kontakt zu ihr treten kann. Zweitens musst du versuchen, diesen Kontakt herzustellen, sie überall zirkulieren zu spüren, durch alles, in allen Personen und Umständen; zum Beispiel diese Erfahrung zu haben, wenn du dich auf dem Lande inmitten von Bäumen befindest, sie in der ganzen Natur fließen zu sehen, in Bäumen und Dingen und dann mit ihr vertraut werden, dich ihr nahe fühlen, und jedes Mal, wenn du mit ihr umgehen willst, rufe jenen Eindruck zurück und versuche, den Kontakt (mit ihr) aufzunehmen.

Manche Leute entdecken, dass sie mit bestimmten Bewegungen, bestimmten Gesten, bestimmten Aktivitäten enger in Kontakt geraten. Ich kannte Leute, die während des Spazierengehens gestikulierten… dies gab ihnen wahrhaft den Eindruck, sie stünden in Verbindung – gewisse Gesten, die sie machten, während sie gingen. Aber Kinder tun das spontan: wenn sie sich vollkommen ihren Spielen hingeben, wenn sie laufen spielen, springen, rufen; wenn sie alle ihre Energien auf diese Weise verausgaben, sie sich selbst ganz und gar geben, und in der Freude des Spielens und Bewegens und Laufens bringen sie sich in Berührung mit dieser universalen Kraft. Sie wissen es nicht, aber sie gebrauchen ihre vitale Kraft im Kontakt mit der universalen vitalen Kraft, und das ist der Grund, weshalb sie rennen können, ohne sich wirklich müde zu fühlen, außer nach einer sehr langen Zeit…

Ich kannte junge Leute, die immer in Städten gelebt hatten – in einer Stadt und in kleinen Räumen, die es in großen Städten gibt, in die jeder eingepfercht ist. Jetzt waren sie gekommen, um ihre Ferien auf dem Lande zu verbringen, im Süden Frankreichs, und dort ist die Sonne sehr heiß… Als sie draußen spazieren gingen, entwickelten sie in den ersten paar Tagen wirklich schlimme Kopfschmerzen und fühlten sich völlig unwohl wegen der Sonne. Aber plötzlich dachten sie: „Ja, wenn wir uns nun mit der Sonne anfreundeten, dann wird sie uns nicht mehr schaden!“ Und sie begannen, in einer Art innerer Bemühung Freundschaft mit der Sonne zu schließen und Vertrauen in sie zu gewinnen. Und wenn sie draußen in der Sonne waren, statt zu versuchen, sich in der Sonne kleinzumachen und sich zu sagen: „Oh, wie heiß sie ist, wie sie brennt!“ sagten sie: „Oh, wie voller Kraft und Freude und Liebe ist die Sonne!“ etc. Sie öffneten sich so (Geste), und nicht nur, dass sie nicht mehr litten, sondern sie fühlten sich hinterher so erstarkt, dass sie umhergingen und jedem, der sagte: „Es ist heiß“, erzählten: „Mach‘ es so wie wir, du wirst sehen, wie gut das ist.“ Und sie konnten stundenlang in der vollen Sonne bleiben, ohne Kopfbedeckung und ohne irgend ein Missbehagen zu empfinden. Es ist dasselbe Prinzip.

Es ist dasselbe Prinzip. Sie schlossen sich an die universale vitale Kraft an, welche die Sonne ist und empfingen diese Kraft, und das nahm alles Unerquickliche von ihnen fort.

Wenn man auf dem Lande ist, wenn man unter den Bäumen wandert und sich der Natur so nahe fühlt, den Bäumen, dem Himmel, all den Blättern, all den Zweigen, all den Gräsern, wenn man eine große Freundschaft mit all diesen Dingen empfindet und die Luft einatmet, die so gut ist, so erfüllt vom Duft all der Pflanzen, dann öffnet man sich und indem man sich öffnet, tritt man mit den universalen Kräften in Verbindung. Und das ist mit allen Dingen so.

Worte der Mutter

Die Energie muss ausgegeben werden, um erneuert zu werden. Der menschliche Körper ist kein geschlossenes Gefäß, dass durch Ausgeben leer wird. Der menschliche Körper ist ein Kanal, der nur empfängt, wenn er ausgibt.

Worte Sri Aurobindos

Die Menschen verausgaben ständig vitale Energie und müssen sie erneuern; eine Art, das zu tun, besteht darin, dass man sie anderen im vitalen Austausch entzieht. Das ist jedoch nicht notwendig, wenn man weiß, wie man sie von der universalen Natur oder vom Göttlichen, das heißt von oben, empfangen kann. Außerdem geht, wenn die Seele aktiv ist, im vitalen Austausch immer mehr verloren als gewonnen wird.

Kapitel 8

Loslösung und Zurückweisung

Worte Sri Aurobindos

Die Hauptschwierigkeit scheint darin zu bestehen, dass du zu sehr einer Erregung der Nerven ausgeliefert bist – nur indem die Ruhe und Stille in das ganze Wesen gebracht werden, kann ein stetiger Fortschritt in der Sadhana gesichert werden.

Um wieder zur Ruhe zu kommen, muss man als erstes den nervlich bedingten Attacken Einhalt gebieten – je mehr du dich diesen Ideen und Gefühlen hingibst und dich damit identifizierst, desto mehr nehmen sie zu. Du musst dich zurückziehen und im Hintergrund in dir etwas finden, das durch Schmerzen und Depressionen nicht beeinträchtigt wird – dann kannst du dich von dort her von den Schmerzen und Depressionen befreien.

Worte Sri Aurobindos

Loslösung bedeutet, dass man sich von ihnen [den Unvollkommenheiten und Schwächen der Natur] distanziert, sich wegen ihres Vorhandenseins weder mit ihnen identifiziert noch durch sie erregen oder beunruhigen lässt, sie vielmehr als etwas betrachtet, das dem eigenen wahren Bewusstsein und wahren Selbst fremd ist, sie zurückweist … Es muss der feste Wille zur Zurückweisung bestehen, der Impuls, sich von ihnen [den Unvollkommenheiten und Schwächen der Natur] zu befreien, doch ohne Ringen oder Kampf.

Worte Sri Aurobindos

Diese Dinge erheben sich, weil sie entweder im bewussten Teil des (menschlichen) Wesens als Gewohnheiten der Natur bestehen oder aber sich dort verbergen, um im geeigneten Augenblick hervorzutreten, oder weil es Suggestionen der allgemeinen oder universalen Natur sind, auf welche das persönliche Wesen reagiert. In jedem Fall erheben sie sich deshalb, damit man ihnen begegne, sie hinausstoße und schließlich zurückweise, so dass sie die Natur nicht länger stören können. Das Ausmaß der durch sie verursachten Störung hängt von der Art und Weise ab, in der man ihnen begegnet. Als erstes hat man sich von ihnen loszulösen, sich nicht mit ihnen zu identifizieren, sie nicht länger als Teil der eigenen wirklichen Natur zu betrachten, sondern als Dinge, die einem auferlegt sind und zu denen man sagt: „Das bin nicht ich, das gehört nicht zu mir, es ist etwas, das ich völlig zurückweise.“ Man beginnt im Innern einen Teil des Wesens wahrzunehmen, der mit diesen Suggestionen nicht identisch ist, der fest bleibt und sagt: „Das kann zwar an der Oberfläche eine Störung verursachen, soll mich aber nicht berühren.“ Wenn dieses getrennte Wesen innerlich wahrgenommen werden kann, ist die halbe Arbeit geschehen – Voraussetzung dafür ist ein Wille, sich von den Unvollkommenheiten der Oberflächennatur nicht nur loszulösen, sondern auch davon zu befreien.

Worte Sri Aurobindos

Loslösung ist der Beginn der Meisterung, die vollständige Meisterung aber erfordert, dass keinerlei Reaktionen vorhanden sein sollten. Wenn im Innern etwas ist, das durch Reaktionen nicht gestört wird, bedeutet dies, dass das innere Wesen frei und Meister seiner selbst ist, doch ist es noch nicht Meister der ganzen Natur. Sobald dies der Fall ist, lässt es keine falschen Reaktionen zu – wenn irgendwelche kommen, werden sie sofort zurückgewiesen und abgeschüttelt und bleiben schließlich ganz aus.

Worte Sri Aurobindos

…das ständige Wiederauftreten von Niedergeschlagenheit und Verzweiflung oder von Zweifel und Aufruhr ist einer mentalen oder vitalen Formation zuzuschreiben, die das vitale Mental ergreift und beim geringsten provozierenden Anlass – oder auch ohne Anlass – sich im immer gleichen Kreise drehen lässt. Es ist wie eine Krankheit, in die der Körper aus Gewohnheit oder aus Glauben an die Krankheit einwilligt, obwohl er darunter leidet; und wenn sie einmal begonnen hat, nimmt die Krankheit ihren gewohnten Verlauf, es sei denn, sie wird durch eine starke entgegenwirkende Kraft plötzlich beendet. Sobald aber der Körper seine Einwilligung zurückziehen kann, hört die Krankheit sofort oder rasch auf – das war das Geheimnis des Coue-Systems. Auf die gleiche Weise können auch diese wiederholten Anfälle von Niedergeschlagenheit und Verzweiflung bald zum Stillstand gebracht werden, wenn das vitale Mental seine Zustimmung zurückzieht und sich weigert, von den gewohnten Suggestionen und gewohnten Regungen beherrscht zu werden. Hat es aber einmal die Gewohnheit der Zustimmung angenommen, dann ist es für dieses Mental nicht einfach – auch wenn es eine durchaus passive, duldende und zögernde Zustimmung ist –, diese Gewohnheit aufzugeben und aus dem Teufelskreis herauszutreten. Es ist nur dann einfach, wenn sich das Mental weigert, weiterhin den Eingebungen Glauben zu schenken oder die Ideen oder Gefühle, die den Kreislauf in Bewegung setzen, zu akzeptieren.

Worte Sri Aurobindos

Von diesen Dingen musst du dich befreien. Eine sorgenvolle oder verzagte Stimmung aber ist nicht die geeignete Voraussetzung dafür. Du musst dich von dem Gefühl des Leidens, der Qual und Befürchtung befreien, es zurückweisen und ruhig den Widerstand betrachten, du musst immer deinen Willen zur Wandlung auf dich selbst einsetzen und darauf beharren, dass sie mit der göttlichen Hilfe geschehen muss, früher oder später, weil die göttliche Hilfe existiert. Dann kannst du die Stärke empfangen, durch welche die Schwierigkeiten überwunden werden.

Worte Sri Aurobindos

Zur Wandlung der Natur: Der erste Schritt besteht darin, sich der alten Oberflächennatur bewusst zu werden und sich von ihr zu trennen. Denn diese rajasische vitale Natur ist eine Oberflächenschöpfung der Prakriti, sie ist nicht das wahre Wesen; wie ausdauernd sie auch erscheint, so ist sie doch nur eine vorübergehende Kombination von vitalen Regungen. Dahinter steht das wahre mentale und vitale Wesen, das von der Seele gestützt wird. Das wahre Wesen ist ruhig, weit und voller Frieden. Indem man sich (von der Oberflächennatur) zurückzieht und sich von ihr loslöst, schafft man die Möglichkeit, im Frieden dieses inneren Purusha zu leben und nicht länger mit der Oberflächen-Prakriti identifiziert zu sein. Später ist es viel einfacher, sich durch die Kraft der seelischen Wahrnehmung zu wandeln sowie durch den Frieden, die Macht und das Licht, die sich über dem Oberflächenwesen befinden.

Worte der Mutter

Im Allgemeinen führt Identifikation eher zu Unwissenheit als zu Wissen, weil das Bewusstsein sich in dem verliert, was es wird, und unfähig ist, die eigentlichen Ursachen, Begleitumstände und Folgen zu erkennen. Wenn du dich beispielsweise mit einer Regung des Zornes identifizierst, wird dein gesamtes Wesen eine zornige Schwingung, wird blind und aufbrausend und vergisst alles andere. Nur wenn du zurücktrittst, wenn du mitten im leidenschaftlichen Wirbel gelassen bleibst, vermagst du den Vorgang mit den Augen des Wissens zu betrachten.

Worte der Mutter

Was ist die Zeugen-Seele?

Das ist die Seele, die in einen Zustand kommt, wo sie schaut, ohne zu handeln. Der Zeuge ist der, der beobachtet, was getan wird, der aber nicht selbst handelt. Wenn nun die Seele in dem Zustand ist, wo sie nicht an der Handlung beteiligt ist, wo sie nicht durch die Natur handelt, wo sie sich einfach zurückzieht und beobachtet, wird sie zur Zeugen-Seele…

Wenn man sich von etwas losmachen will, von einer Regung, einer Tätigkeit oder einem Bewusstseinszustand, ist dies das wirksamste Vorgehen; man tritt einen Schritt zurück, man betrachtet die Sache so, wie man einer Szene zuschauen würde, und man mischt sich nicht ein. Und einen Augenblick später geht es einen nichts mehr an, es ist etwas, das außerhalb von einem vor sich geht. Da wird man sehr ruhig.

Kapitel 9

Gleichmut

Worte Sri Aurobindos

Gleichmut bedeutet, in allen Umständen unberührt zu bleiben.

Worte Sri Aurobindos

Gleichmut ist nicht dasselbe wie Nachsicht – obwohl ohne Zweifel ein fester Gleichmut die Fähigkeit eines Menschen zu dulden und Nachsicht zu üben, ungeheuer, ja unbegrenzt erhöht.

Gleichmut bedeutet, ein ruhiges und unbewegtes Mental und Vital zu haben; er bedeutet, von Dingen, die geschehen, die gesagt oder dir angetan wurden, nicht berührt oder gestört zu werden, sondern sie mit geradem Blick zu betrachten, frei von den Verzerrungen, die durch das persönliche Gefühl entstehen; er bedeutet, zu erkennen zu versuchen, was hinter ihnen steht, warum sie geschehen, was von ihnen gelernt werden kann, was es in einem selbst ist, wogegen sie geworfen werden, und welchen inneren Nutzen oder Fortschritt man durch sie gewinnen kann; Gleichmut bedeutet die Meisterung der vitalen Regungen, wie Ärger, Empfindlichkeit und Stolz, Begehren und all das Übrige; er bedeutet, dass man ihnen nicht erlaubt, vom emotionalen Wesen Besitz zu ergreifen und den inneren Frieden zu stören; er bedeutet, im Ansturm oder Impuls dieser Dinge nicht zu sprechen und zu handeln, sondern immer nur in der ruhigen inneren Ausgeglichenheit des Geistes. Es ist nicht leicht, diesen Gleichmut in vollem Umfang zu haben, doch sollte man versuchen, ihn mehr und mehr zur Grundlage des inneren Zustandes und der äußeren Regungen zu machen.

Worte Sri Aurobindos

Wie unerfreulich die Umstände und wie unangenehm das Verhalten der anderen auch sein mögen, du musst lernen, es mit vollkommener Ruhe und ohne aufgeregte Reaktion hinzunehmen. Diese Dinge sind der Prüfstein des Gleichmuts. Es ist ein leichtes, ruhig und gleichmütig zu sein, solange alles gut geht und Menschen und Umstände angenehm sind; erst wenn das Gegenteil der Fall ist, wird die Vollständigkeit der Stille, des Friedens und des Gleichmuts geprüft, gestärkt und vollendet werden.

Worte Sri Aurobindos

…es ist notwendig, bei Schmerz und Leiden den Gleichmut zu bewahren – damit ist gemeint, sie stark und still zu ertragen und nicht rastlos, beunruhigt oder niedergeschlagen zu sein –, und es bedeutet, mit stetem Glauben an den Göttlichen Willen vorwärtszuschreiten. Gleichmut aber heißt nicht träge Hinnahme. Wenn zum Beispiel ein Bemühen in der Sadhana zeitweilig fehlschlägt, hat man den Gleichmut zu bewahren und nicht besorgt oder bedrückt zu sein; doch darf man den Fehlschlag nicht als Zeichen des Göttlichen Willens betrachten und die Bemühung aufgeben. Du solltest vielmehr den Grund und die Bedeutung des Fehlschlags erkennen und voller Glauben auf den Sieg zuschreiten. Ebenso ist es mit der Krankheit – du darfst nicht besorgt, erschüttert oder beunruhigt sein, du darfst die Krankheit nicht als Göttlichen Willen annehmen, sondern musst sie vielmehr als eine Unvollkommenheit des Körpers betrachten, von der du dich zu befreien hast, so wie du dich von mentalen Unvollkommenheiten oder mentalen Irrtümern zu befreien suchst.

Worte Sri Aurobindos

Eine weise apersonale Haltung – stiller Gleichmut – eine Universalität, die alle Dinge als Manifestationen des Göttlichen und als das eine Sein erkennt, ist nicht zornig, verwirrt und ungeduldig über den Ablauf der Vorgänge oder andererseits aufgeregt, übereifrig und vorschnell. Vielmehr sieht sie, dass man dem Gesetz gehorchen und den Lauf der Zeit respektieren muss. Darum beobachtet und versteht sie mit innerer Anteilnahme die Tatsächlichkeit der Ereignisse und Wesen. Sie schaut zugleich auf ihre innere Bedeutung hinter der gegenwärtigen Erscheinung und vorwärts auf die Entfaltung ihrer göttlichen Möglichkeiten…

Teil 2 STÖRUNGEN DES MENTALS

Man findet kein dauerhaftes Glück, wenn man nicht innerlich lebt.

– Sri Aurobindo

  1. 1. Mentaler Lärm
  2. 2. Quälende und zwanghafte Gedanken
  3. 3. Widerspenstige und störende Gedanken
  4. 4. Besorgnis

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