Das Mentale
Der Begriff „Verstand“ umfasst im normalen Sprachgebrauch ohne Unterschied das ganze Bewusstsein, denn der Mensch ist ein mental denkendes Wesen und gibt allem einen mentalen Ausdruck. Aber in der sprachlichen Bedeutung des Yoga werden die Worte „Verstand“ und „mental“ gebraucht, um speziell den Teil der Natur zu bezeichnen, der mit Erkenntnis und Intelligenz zu tun hat, mit Ideen, mit mentalen oder gedanklichen Wahrnehmungen, mit der Reaktion der Gedanken auf Dinge, mit den wahrhaft denkenden Motivationen und gedanklichen Gestaltungen, mit mentaler Vision und der Willenskraft der Gedanken, die Teil seiner Intelligenz sind. Das vitale Gefühl muss vom Verstand sorgfältig unterschieden werden, obwohl es von einem Element des Verstandes durchzogen ist.
Das Vitale ist die Natur des Lebens, die aus Wünschen und Empfindungen besteht, aus Gefühlen und Leidenschaften, aus Energien in Aktion und dem Willen, sich sein Verlangen zu erfüllen, aus den Reaktionen der Wunschseele des Menschen und aus dem ganzen Spiel der besitzergreifenden und anderer ähnlicher Instinkte, aus Ärger, Angst, Gier und Lust usw., die zu diesem Bereich der Natur gehören.
Auf der Oberfläche des Bewusstseins sind Verstand und Gefühl miteinander vermischt, aber sie sind an sich zwei ganz eigenständige Kräfte und sobald man hinter das alltägliche Oberflächenbewusstsein gelangt, erkennt man sie als separat, entdeckt ihre Unterschiede und kann mithilfe dieser Einsicht durch eine Analyse ihre Vermischung an der Oberfläche des Bewusstseins erkennen. Es ist sehr gut möglich und sogar üblich, für einen kürzeren oder längeren Zeitraum und manchmal auch für sehr lange Zeit, dass der Verstand das yogische oder göttliche Ideal akzeptiert, während das Gefühl nicht davon überzeugt ist und sich ihm nicht übergibt, sondern hartnäckig auf seinem Weg der Wünsche und Leidenschaften weitermacht und der Anziehungskraft des normalen Lebens folgt. Die Spaltung oder der Konflikt zwischen Verstand und Gefühl ist die Ursache der meisten heftigeren Schwierigkeiten in der Sadhana.
SRI AUROBINDO, CWSA 28:168

… Die Leute denken, dass der Verstand nur eine Art von Aktivität des Denkens ist, doch es gibt auch eine mentale Substanz, so wie es eine vitale und eine physische Substanz der Stofflichkeit gibt.
Und da diese Substanzen existieren, gibt es zu jeder eine entsprechende, dazugehörige Welt mit einem unabhängigen autonomen Dasein. Das heißt, es kann darin einen geistigen Verstand ohne eine körperliche Unterstützung geben. Der physische Körper kann verschwinden, doch der Verstand kann weiterhin existieren. Hier ist es wichtig zu verstehen, dass es eine mentale Substanz gibt, die sehr viel… (Schweigen) wie soll ich es ausdrücken… immaterieller ist als physische Materie.
Einige Leute benützen dafür das nicht klassische Wort „verfeinerte“ (feinstoffliche) Substanz, aber ich denke nicht, dass es genau diese Bedeutung hat. Gut, seht ihr, wir sagen, dass eine Substanz verschiedene Dichten hat und je materieller sie wird, desto dichter wird sie, je weiter sie sich von der Materie entfernt, desto weniger dicht wird sie. Aber es ist trotzdem eine Substanz. Es gibt sogar eine ätherische Substanz. Ich sage nicht, dass dies mit wissenschaftlichen Theorien übereinstimmt, ich garantiere nicht dafür, dass ich nicht wissenschaftliche Ketzereien ausspreche! Aber dies ist eine kosmische Tatsache. (Mutter lacht). Ich glaube ich habe das erwähnt als ich über Okkultismus sprach – die erste Sache, die man verstehen muss, bevor man fähig ist Okkultismus zu praktizieren, ist die, dass die verschiedenen Zustände des Daseins eine unterschiedliche Dichte haben, und sie haben eine individuelle, unabhängige, eigene Existenz.
Es sind existierende Realitäten, wahrhaft echte Substanzen, das heißt, nicht nur eine Art zu sein. Es gibt ein mentales Wesen und mentale Aktivität und zum Beispiel, einen Gedanken, der völlig unabhängig vom Gehirn existiert, wohingegen die materialistischen Theorien sagen, dass es das Gehirn ist, das die mentale Aktivität erzeugt. Aber das ist nicht richtig. Das Gehirn übernimmt die materielle Übertragung der gedanklichen Aktivität und die mentale Aktivität hat ihre eigene Domäne: diese mentale Domäne hat ihre eigene Wirklichkeit, ihre eigene Substanz. Man kann außerhalb seines Gehirns denken, nachdenken, handeln und auch mentale Gedankengebilde außerhalb seines Gehirns entwerfen. Man kann sogar dort leben, sich dort bewegen und von einem Platz zum anderen gehen und ein direktes Wissen mentaler Angelegenheiten in der mentalen Welt bekommen, in einem Wort, absolut unabhängig vom Körper sein, der sich währenddessen tatsächlich in einem Zustand von vollständiger Untätigkeit befinden kann, nicht nur während des Schlafes, sondern auch während er sich in einem kataleptischen Zustand befindet. Und mehr noch, es ist ganz sicher, solange man nicht verstanden hat, dass man aus verschiedenen Zuständen des Wesens besteht, die ihr eigenes unabhängiges Leben besitzen, kann man keine vollständige Kontrolle über sein Wesen erlangen. Dann wird es in dir immer etwas geben, was du nicht mitbekommst.
DIE MUTTER, CWM 6:307

… Die wahre Aufgabe des Verstandes ist die Gestaltung und die Organisation des Handelns. Der Verstand hat eine bildende und organisierende Kraft und diese verleiht den verschiedenen Elementen der Inspiration den Ordnungssinn, um Inspiration ins Handeln umzusetzen und die Fähigkeit, diese Handlungen zu koordinieren. Und wenn der Verstand sich nur auf diese Rolle beschränken würde, die Inspiration zu empfangen – ob von oben oder vom mystischen Zentrum der Seele – und einfach den Plan für ihre Umsetzung in Handlungen zu gestalten – in großen Zügen für große weltliche Angelegenheiten oder bis ins kleinste Detail für die einfachen Dinge im Leben –, würde er seine Funktion reichlich erfüllen.
Der Verstand ist kein Instrument des Wissens.
Aber er kann das Wissen zur Organisation von Aktion benützen. Er ist ein Werkzeug der Organisation und der Gestaltung, sehr mächtig und sehr fähig, wenn er gut entwickelt ist.
Man kann das sehr deutlich fühlen, wenn man sein Leben organisieren will, – zum Beispiel die verschiedenen Elemente seiner Existenz an ihren Platz rücken will. Es gibt eine gewisse intellektuelle Fähigkeit, die sofort jedes Element an seinen Platz stellt und einen Plan entwirft und alles organisiert. Und das Wissen darüber kommt nicht vom Verstand selbst, wie ich sagte, es kommt aus einer mystischen Tiefe der Seele oder von einem höheren Bewusstsein; und der Verstand konzentriert sich in der materiellen Welt und organisiert es, um dem höheren Bewusstsein eine Basis für seine Aktion zu geben.
Diese Erfahrung macht man sehr deutlich, wenn man sein Leben ordnen will.
Es gibt noch einen anderen Nutzen. Wenn man im Kontakt mit seiner Vernunft ist, dem rationalen Zentrum des Intellekts, mit der reinen Vernunft, übt das eine sehr starke Kontrolle über die vitalen Impulse aus. Alles was aus der vitalen Welt kommt, kann damit sehr entschieden geleitet werden und in einer disziplinierten und geordneten Weise in geordnetes Handeln umgesetzt werden. Aber das Vitale muss bereit sein, sich in den Dienst von etwas anderem zu stellen und nicht für seine eigene Befriedigung zu arbeiten.
Dies sind die zwei Anwendungen des Verstandes: er ist eine kontrollierende Kraft, ein Instrument der Steuerung und er ist eine Kraft der Organisation. Das ist seine wahre Aufgabe.
DIE MUTTER, CWM 8:189

Ist die Vernunft die höchste Funktion des Verstandes?
Wenn wir streng genommen vom eigentlich denkenden Verstand sprechen, dem menschlichen, dann sicherlich. Das heißt, mit der Vernunft riskiert man nicht, Fehler zu machen, solange man sich auf der rein menschlichen, auf der rein mentalen Ebene aufhält.
Wie kann der Verstand ein Hindernis für das spirituelle Leben werden?
Weil er nichts davon versteht. Spirituelles Leben geht über ihn hinaus. Es ist nicht die Domäne des Verstandes und der Vernunft und deshalb verstehen sie nichts davon. Die Vernunft ist ein gutes Werkzeug, um alles Ethische, Moral und Selbstbeherrschung auszuüben, aber spirituelles Leben geht über diese Dinge hinaus und deshalb versteht sie nichts davon.
Aber wenn man wirklich Vernunft besitzt, dann muss sie einsehen, dass spirituelles Leben höher steht?
Ja.
Warum wird sie dann zu einem Hindernis?
Unter der Bedingung, dass sie still bleibt und nicht mehr versucht, sich einzumischen, nicht… erst wenn sie versucht einzugreifen, wird sie zum Hindernis, wenn sie sich in ordentlicher Weise zurückzieht und ruhig bleibt, dann ist das sehr gut.
Sie wird zum Hindernis, wenn du versuchst, die Vernunft als Richter und Meister über spirituelle Dinge einzusetzen. Aber sie ist kein Hemmnis, wenn du sie als Werkzeug benutzt, wie alle anderen Teile des Wesens. Sie ist ein exzellenter Vermittler, unter der Bedingung, dass sie ein Werkzeug bleibt und nicht zum Meister werden will, der alles entscheidet und beurteilt. Sie besitzt eine Kraft der Beurteilung, die in ihrem Bereich absolut richtig ist. Aber sobald sie über ihre Domäne hinausgeht, kann sie nicht mehr verstehen und hat kein Unterscheidungsvermögen mehr.
Wenn der Verstand das versteht und sich ruhig verhält mit der Einstellung, ein Vermittler zu sein, und nicht ein Lehrmeister und Richter spiritueller Erfahrungen, dann ist es perfekt. Aber dafür muss das wachsende Bewusstsein auf einer suprarationalen Ebene schon weit genug entwickelt sein, um fähig zu sein, von oben auf den Verstand einzuwirken, um ihn die Sache verstehen zu lassen, denn diese Domäne liegt über der Rationalität und ist nicht ein Teil des Verstandes. Natürlich lehnt der Verstand sie deshalb ab, außer ein Teil des Bewusstseins ist schon genügend entwickelt, um auf ihn einen Einfluss auszuüben, der ihn verstehen lässt. Alles hängt vom Grad der Entwicklung des Bewusstseins des jeweiligen Individuums ab.
DIE MUTTER, CWM 7:168

Spät lernte ich, dass, als der Verstand starb, Weisheit geboren war, vor dieser Befreiung besaß ich nur Wissen.
SRI AUROBINDO, Gedanken und Aphorismen
Noch einmal muss ich wiederholen, dass die Form dieser Aphorismen absichtlich paradox ist, damit der Verstand einen kleinen Schock erhält, um ihn wach zu rufen, eine Anstrengung zu unternehmen, um das zu verstehen. Man darf diese Aphorismen nicht wörtlich nehmen. Einigen Leuten bereitet es Sorgen, dass der Verstand verschwinden soll, bevor man weise wird. Das bedeutet es nicht, überhaupt nicht.
Der Verstand soll nicht länger der Gipfel und der Meister aller Entwicklung sein.
Für eine lange Zeit im Leben, bevor man etwas besitzt, das einem Wissen ähnelt, ist es unerlässlich, dass der Verstand der Lehrmeister ist, ansonsten ist man ein Spielball seiner Instinkte, seiner Launen, seiner mehr oder weniger ungeordneten emotionalen Vorstellungen und man läuft Gefahr, sich nicht nur sehr weit von der Weisheit zu entfernen, sondern sogar von der Einsicht und dem Wissen, die nötig sind, um sich akzeptabel zu verhalten. Aber wenn es einem gelungen ist, all die niederen Teile seines Wesens mithilfe der Vernunft zu leiten, was den Höhepunkt der normalen menschlichen Intelligenz anzeigt, und wenn man dann diesen Punkt überschreiten möchte, wenn man sich von der normalen Einstellung zum Leben befreien möchte, von gewöhnlichen Gedanken, von der alltäglichen Sicht der Dinge, muss man sich, so könnte man sagen, über den Kopf der Vernunft hinwegsetzen, sie aber nicht herablassend niedertrampeln, sondern sie als ein Sprungbrett für etwas Höheres benutzen, für etwas, das über sie hinaus geht, um etwas zu erreichen, das sich sehr wenig mit den Anordnungen des Verstandes beschäftigt; etwas, das sich erlauben kann, irrational zu sein, weil es eine höhere Irrationalität ist, mit einem höheren Licht, das leitet; etwas, das jenseits des alltäglichen Wissens liegt und seine Inspiration von oberen Bewusstseinsebenen erhält, von hoch oben, von der göttlichen Weisheit.
Das ist es, was es bedeutet.
Das Wissen, von dem Sri Aurobindo hier spricht, ist normales Wissen, es ist nicht das Wissen durch Identität; es ist das Wissen, das durch den Intellekt, durch seine Gedanken, durch normale Mittel erreicht werden kann.
Aber noch einmal – und wir haben in jedem Fall Gelegenheit, noch einmal darauf zurückzukommen, wenn wir den nächsten Aphorismus studieren – habt es nicht zu eilig, die Vernunft aufzugeben, in der Überzeugung, dass ihr dadurch unverzüglich Weisheit erlangen könnt, denn ihr müsst für die Weisheit reif sein, ansonsten, wenn man die Vernunft aufgibt, geht ihr das Risiko ein, in die Unvernunft zu verfallen, was ziemlich gefährlich ist.
Viele Male, besonders in der Synthese des Yoga, warnt uns Sri Aurobindo vor den falschen Vorstellungen derjenigen, die glauben, sie könnten Sadhana ohne strikte Selbstkontrolle ausüben und die auf alle Arten von Eingebungen hören, die sie in ein gefährliches Ungleichgewicht bringen, in dem all ihre unterdrückten, versteckten, heimlichen Wünsche ans Tageslicht kommen, unter dem Vorwand der Befreiung von gewöhnlichen Konventionen und der normalen Vernunft.
Man kann nur frei werden, indem man in die Höhen des Bewusstseins aufsteigt, hoch über die menschlichen Leidenschaften. Nur wenn man eine höhere, selbstlose Freiheit erreicht hat und alle Verlangen und seine Impulse abgeschafft hat, hat man das Recht, frei zu sein.
Aber Menschen, die sehr vernünftig und sehr moralisch sind, entsprechend normaler gesellschaftlicher Regeln, sollten sich nicht für weise halten, denn ihre Weisheit ist eine Illusion und enthält keine Wahrheit.
Jemand, der das Gesetz brechen will, muss über dem Gesetz stehen. Jemand, der die Konventionen ignorieren will, muss über den Konventionen leben. Jemand, der alle Regeln verachten möchte, muss über allen Regeln leben. Und das Motiv für diese Befreiung sollte niemals ein persönliches, egoistisches sein: der Wunsch, seine Ambitionen zu befriedigen, seine Persönlichkeit im Ansehen zu heben, aus einem Gefühl der Überlegenheit über andere und einer Verachtung für sie, um sich selbst über die Herde zu erheben und die anderen mit selbstgefälliger Herablassung zu betrachten. Sei auf der Hut, wenn du dich anderen überlegen fühlst und ironisch auf sie herabschaust, als wenn du sagen wolltest: „Ich bin nicht länger aus solchem Stoff gemacht, mit denen habe ich nichts mehr zu tun.“ Dann befindest du dich auf dem Holzweg und läufst Gefahr, in einen Abgrund zu stürzen.
Wenn man wirklich Weisheit erreicht, die wahre Weisheit, die Weisheit, von der Sri Aurobindo hier spricht, gibt es kein „Höheres“ oder „Niedrigeres“ mehr; es gibt dann nur ein Spiel der Kräfte, in dem jedes Ding seinen Platz und seine Wichtigkeit hat. Und wenn es eine Hierarchie gibt, dann ist es eine Hierarchie der inneren Übergabe seiner selbst an das Höchste Wesen. Es ist keine Hierarchie der Überlegenheit in Bezug zu dem, was sich unter einem befindet.
Mit menschlichem Verstehen, menschlicher Beurteilung, menschlichem Wissen ist man nicht fähig, diese Art der Hierarchie der inneren Übergabe zu begreifen. Nur die erwachte Seele kann eine andere erwachte Seele erkennen und dann verschwindet jedes Überlegenheitsgefühl vollständig.
Wahre Weisheit entsteht nur, wenn das Ego verschwindet, und das Ego verschwindet nur, wenn du bereit bist, dich selbst völlig dem höchsten Herrn zu überlassen, ohne jegliches persönliche Motiv und ohne die Erwartung eines Profits daraus – wenn du es deshalb machst, weil du nicht anders kannst.
DIE MUTTER, CWM 10:14

Es gibt einen Teil der Natur, den ich den vitalen Verstand genannt habe. Die Funktion dieses vitalen Verstandes ist es nicht logisch zu denken und zu begründen und Dinge zu erkennen, herauszufinden oder zu bewerten, denn das ist die Funktion des eigentlichen denkenden Verstandes, buddhi – sondern sich Dinge vorzunehmen, sie zu erträumen oder sich vorzustellen, was getan werden könnte.
Er arbeitet Pläne für die Zukunft aus, die der Wille ausführen kann, wenn die Zeit und die Umstände dafür günstig sind, oder er kann die Umstände sogar so beeinflussen, dass sie vorteilhaft werden. In Menschen der Tat ist diese Fähigkeit hervorstechend und führt ihre Natur; große Führungspersönlichkeiten des Handelns besitzen sie immer in sehr hohem Maß. Aber selbst wenn man kein Mensch der Tat oder der praktischen Verwirklichung ist oder wenn die Umstände nicht günstig dafür sind und man nur gewöhnliche unbedeutende Dinge erledigen kann, ist der vitale Verstand beteiligt. Er ist hier in kleinem Umfang tätig oder, was er sehr oft macht, wenn er ein Gefühl von Größe braucht, plant er ins Leere, wohl wissend, dass er seine Pläne nicht verwirklichen kann. Oder er stellt sich großartige Dinge vor oder denkt Geschichten oder Abenteuer aus, in denen man selbst der Held oder der Verursacher ist. Was du beschreibst, als das, was in dir selbst geschieht, ist ein Ansturm des vitalen Verstandes oder der gefühlsmäßigen Einbildung, die ihre Gestaltungen macht. Diese Wirkungsweise ist nicht nur für dich typisch, sondern arbeitet in den meisten Menschen mehr oder weniger genauso – aber in jedem Einzelnen entsprechend des Ausdrucks seiner individuellen Phantasie, seiner Interessen und seiner bevorzugten Ideen und Wünsche. Du musst Herr über die Aktionen des vitalen Verstandes werden und ihm nicht erlauben, von deinem Denken Besitz zu ergreifen und es mitzureißen, wo und wann immer er will.
In der Sadhana, wenn die Erfahrungen anfangen, ist es überaus wichtig, dieser Kraft des vitalen Verstandes nicht zu erlauben, mit dir zu machen, was sie will; denn dann erschafft sie falsche Erfahrungen nach ihren eigenen Vorstellungen und überzeugt den Sadhak, dass diese Erfahrungen wahr seien, oder sie schafft irreale Ziele und bringt ihn dazu, dass sie erreicht werden müssen.
Einige sind auf diese irreführende Kraft des vitalen Verstandes hereingefallen, die von den Mächten der Falschheit benutzt wird, und hat die Betroffenen davon überzeugt, dass sie eine große spirituelle oder soziale Arbeit in der Welt zu tun hätten, und hat sie dadurch in Enttäuschungen und Fehlschläge geführt.
SRI AUROBINDO, CWSA 28: 179

Der vitale Verstand ist der Teil des vitalen Wesens, der sich die Dinge in Gedanken vorstellt und sie entsprechend seiner Impulse und Wünsche, dem Verlangen nach Macht oder Besitz und aus dem Antrieb zum Handeln, den Gefühlen und den Reaktionen aus dem Ego der Natur heraus plant, gestaltet und arrangiert.
Er muss von der Art von Willen unterschieden werden, der die Dinge begründet und entsprechend der Vorgaben des eigentlichen denkenden Verstandes und der unterscheidenden Vernunft arrangiert und plant oder durch Beurteilung, mentale Intuition oder eine direkte Erkenntnis. Der vitale Verstand benützt das Denken nicht im Dienst der Vernunft, sondern zur Befriedigung der Triebe des Lebens und der Impulse der Lebenskraft und wenn er Argumente anführt, benützt er sie, um deren Diktat zu rechtfertigen, und zwingt sie der Vernunft auf, anstatt die Antriebe der Lebenskräfte durch eine unterscheidende Beurteilung zu leiten.
SRI AUROBINDO, CWSA 28:190

Der wahre denkende Verstand ist nicht an das körperlich Physische gebunden, er ist eine davon getrennte, unabhängige Kraft. Der physische Verstand ist dagegen der Teil des Denkens, der nur mit körperlichen Dingen beschäftigt ist – er hängt vom Verstand der Sinne ab, er sieht nur die Objekte und äußerlichen Handlungen und empfängt seine Ideen nur aus den Daten, die ihm durch äußere Dinge vermittelt werden, und er folgert ausschließlich aus ihnen und kennt keine andere Wahrheit, bis er von oben erleuchtet wird.
SRI AUROBINDO, CWSA 28: 190

Der physische Verstand ist auf körperliche Objekte und Ereignisse fixiert, er sieht und versteht nur diese und er geht mit ihnen entsprechend ihrer Natur um, aber er kann nur mit Schwierigkeiten auf die höheren Kräfte antworten. Wenn er sich selbst überlassen bleibt, ist er der Existenz supraphysischer Dinge gegenüber skeptisch eingestellt, von denen er keine direkte Erfahrung hat und zu denen er keinen Zugang findet. Selbst wenn er spirituelle Erfahrungen hat, vergisst er sie leicht, er verliert deren Eindrücke und Resultate, und findet es schwierig, an sie zu glauben. Eines der Ziele dieses Yoga ist, den physischen Verstand durch das Bewusstsein der höheren spirituellen und supramentalen Ebenen zu erleuchten. Der Hauptgrund menschlicher Selbstentwicklung sowie der Entfaltung von Zivilisation und Kultur liegt ebenso darin, den physischen Verstand durch die Kraft der höheren Elemente des Gefühls und durch die höheren Eigenschaften des Denkens zu erleuchten.
SRI AUROBINDO, CWSA 28:202

Eine der hauptsächlichen Tätigkeiten des physischen Verstandes besteht darin zu zweifeln. Wenn du auf ihn hörst, wird er immer tausend Gründe finden, um zu zweifeln.
Aber du musst wissen, dass der physische Verstand in der Ignoranz agiert und voll von Unwahrheiten ist.
DIE MUTTER, CWM 14:343

Süße Mutter, ist der physische Verstand dasselbe wie der mechanische Verstand?
Beinahe. Es gibt nur einen kleinen Unterschied, weißt du, keinen großen. Der mechanische Verstand ist noch dümmer als der physische Verstand. Über den physischen Verstand haben wir neulich gesprochen, er ist sich einer Sache nie sicher.
Ich habe euch die Geschichte mit der geschlossenen Tür erzählt, erinnert ihr euch? Sie beschreibt die Natur des physischen Verstandes. Der mechanische Verstand steht auf einer noch niedrigeren Stufe, denn er hört nicht mal auf die Möglichkeit einer überzeugenden Begründung, und das passiert jedem Menschen. Normalerweise lassen wir es zu, aber er kommt daher und wiederholt immer dasselbe, absolut mechanisch, ohne Sinn und Verstand, einfach so. Wenn ihn irgendein Fimmel ergreift, fängt er an… Zum Beispiel, wenn er meint, zählen zu müssen: „Eins, zwei, drei, vier“, wird er damit weitermachen: „eins, zwei, drei, vier; eins zwei, drei, vier.“ Und dabei denkst du vielleicht an alle anderen möglichen Dinge, aber er macht weiter: „Eins, zwei, drei, vier“, so… (Mutter lacht). Oder er greift sich drei, vier Worte, er wiederholt sie und wiederholt sie immer wieder; und wenn man ihn nicht mit einer bestimmten Gewalt gründlich zurückweist und zurückstößt und ihm sagt: „Sei still!“, macht er auf diese Weise unaufhörlich weiter.
DIE MUTTER, CWM 6:318

Der mechanische Verstand ist eine Art Maschine – was immer ihm auch eingegeben wird, dreht die Maschine immer und immer wieder herum.
Es ist die Natur des Mental-Physischen, jede Regung ohne Nutzen immer zu wiederholen. Das nennen wir den mechanischen Verstand – in der Kindheit ist er stark entwickelt, weil der denkende Verstand noch nicht ausgebildet ist und auch nur über einen sehr begrenzten Interessenbereich verfügt. Später wird er zu einer Unterströmung in den mentalen Aktivitäten.
SRI AUROBINDO, CWSA 28:207

Das Unterbewusstsein
Was bedeutet: „unterbewusst“ eigentlich genau?
Unterbewusst? Es ist das, was halb bewusst ist, weißt du. Wir sagen „unter“, weil es unterhalb des Bewusstseins liegt. Es ist dunkler als das Bewusstsein, aber gleichzeitig ist es wie eine tiefere Grundlage, die das Bewusstsein unterstützt. Es ist wie ein Lager, dem man etwas noch ganz Ungeformtes entnimmt, eine formlose Substanz, die in Formen, Handlungen, Impulse oder sogar Gefühle übersetzt werden kann. Es ist ein Lagerhaus, das eine beträchtliche Anzahl ganz gemischter Eigenschaften enthält, die sich nicht sehr voneinander unterscheiden, die aber sehr reich an latenten Möglichkeiten sind. Nur muss man sie dazu ans Licht holen und organisieren, differenzieren, klassifizieren und ihnen eine Gestalt und einen Wert verleihen.
Solange sie im Unterbewusstsein bleiben, bilden sie eine Masse, die ganz bestimmt unterbewusst ist, das heißt, halbbewusst, halbfertig, eine Mischung, in der alles durcheinander ist. Ihr fehlt die Organisation und eine Bestimmung. Es ist die Aufgabe des Bewusstseins sie zu organisieren und zu bestimmen – geordnete Unterteilungen zu schaffen und die Dinge darin logisch zu arrangieren… Es gibt im Unterbewussten zwar schon Arten von Logik, es sind aber immer noch Anfänge der Logik. Im Bewusstsein gibt es immer höher aufeinander folgende Arten von Logik, die mehr und mehr übergeordnet sind. Aber selbst eine anfängliche Logik im Unterbewusstsein zu schaffen, ist die erste Arbeit des Bewusstseins.
Aber das Bewusstsein ist in diesem Bereich wie verwurzelt und zieht das Unterbewusste wie einen Saft nach oben. Es pumpt es andauernd hoch, um seinen Inhalt in organisierte Bewusstheit umzuwandeln. Deshalb verbringen wir unsere Zeit damit, dieselbe Arbeit zu wiederholen. Wenn wir nur eine kleine, begrenzte Menge von Bewusstsein hätten, die nur zu uns gehört, wie manche Menschen denken, eine kleine Tasche voll Bewusstsein, weißt du, die das eigene Bewusstsein enthält, nun, wenn du das in Ordnung gebracht und gut organisiert hast, wäre deine Arbeit damit getan und du hättest deine Ruhe. Aber so ist es nicht, es ist überhaupt nicht so.
Es gibt Elemente des Bewusstseins, die sich entziehen und verflüchtigen und ausbreiten, und da ist auch ein ständiges Aufsteigen von etwas Unbewusstem aus einem tiefen Untergrund, das bewusst gemacht werden will. Deshalb muss deine Arbeit auch andauernd wiederholt werden. Wenn man aufmerksam und sorgfältig ist, kann man bei der Sache aber jedes Mal einen kleinen Fortschritt machen, anstatt immer nur dieselbe Sache zu wiederholen. Dann geht die Entwicklung nicht geradlinig, siehst du, sondern so (sie macht die Geste einer spiralförmigen Bewegung). Man scheint manchmal rückwärts zu gehen, aber das geschieht, um sich weiter und weiter vorwärts zu bewegen.
DIE MUTTER, CWM 6:319

Süße Mutter, ist das Unterbewusstsein stärker als der Verstand, das Vitale und das Physische?
Es besitzt eine stärkere Macht. Eben weil es unterbewusst ist, ist es überall, alles scheint in das Unterbewusstsein getaucht zu sein. „Unterbewusst“ bedeutet halb bewusst, nicht bewusst oder unbewusst. Es liegt gerade dazwischen. Deshalb gleiten die Dinge da hinein und man bemerkt nicht, dass sie sich dort befinden und von dort aus agieren. Und weil man nicht weiß, dass sie dort sind, bleiben sie da erhalten. Es gibt viele Dinge in einem selbst, die man nicht behalten möchte und die man aus seinem wachen Bewusstsein vertreibt, aber sie sinken nach unten und verstecken sich dort und weil sie unterbewusst sind, bemerkt man sie nicht. Sie verschwinden jedoch nicht vollständig aus dem Bewusstsein und wenn sie eine Gelegenheit bekommen wieder aufzutauchen, kommen sie wieder hoch. Zum Beispiel gibt es schlechte körperliche Angewohnheiten, in dem Sinn, dass der Körper die Angewohnheit hat, sein Gleichgewicht zu stören – wir nennen das krank werden, weißt du. Aber eigentlich wird der Körper durch eine schlechte Angewohnheit in seiner Funktionsweise gestört. Es gelingt dir, diesen Defekt zu beheben, indem du die Kraft darauf konzentrierst und darauf anwendest, aber er verschwindet nicht vollständig, er sinkt ins Unterbewusstsein. Und dann, wenn du nicht aufpasst, wenn du aufhörst, darauf zu achten und auf den Defekt einzuwirken, steigt er hoch und kommt heraus. Für Monate oder vielleicht sogar Jahre dachtest du, dass du von einer bestimmten Krankheit völlig befreit seist, unter der du gelitten hattest, und du dachtest nicht mehr daran. Und dann plötzlich kommt sie wieder zurück, als hättest du sie niemals überwunden, sie schnellt wieder aus dem Unterbewusstsein hervor und wenn man nicht in das Unterbewusste eindringt und die Dinge dort ändert, passiert das immer wieder so. Die Methode besteht darin, das Unterbewusste bewusst zu machen, in dem Moment, in dem eine Sache nach oben steigt und bewusst wird, muss sie geändert werden. Es gibt noch eine direktere Methode: das Unterbewusstsein in voller Bewusstheit zu betreten, aber das ist schwierig. Doch solange das nicht gemacht wird, kann aller innerer Fortschritt, den man gemacht hat – ich meine physisch in seinem Körper – immer zunichte gemacht werden.
DIE MUTTER, CWM 7:141

Wir bezeichnen mit Unterbewusstsein den ganz untergetauchten Teil unseres Wesens, in dem es kein Wachbewusstsein und kein zusammenhängendes Denken, Wollen und Fühlen gibt, keine kontrollierten Reaktionen. Trotzdem empfängt dieser Teil des Bewusstseins dunkel die Eindrücke aller Dinge und speichert sie in diesem Bereich. Alle Arten von Impulsen, hartnäckige feste Gewohnheiten, die sich primitiv wiederholen oder seltsame Formen annehmen, können aus dem Unterbewusstsein in den Traum oder das Wachbewusstsein emporsteigen. So wie diese Eindrücke meist im Traum zusammenhanglos und ungeordnet aufsteigen können, so steigen sie auch auf, in unser Wachbewusstsein, als eine mechanische Wiederholung alter Gedanken, in Form von alten mentalen, gefühlsmäßigen oder körperlichen Gewohnheiten oder als dunkler Anreiz für Empfindungen, Handlungen und Gefühle, die nicht aus oder in unserem bewussten Denken oder Willen entstehen und sich deren Wahrnehmungen, ihrer Wahl und Entscheidung oft sogar widersetzen.
Im Unterbewusstsein befindet sich ein dunkler Verstand, der angefüllt ist mit hartnäckigen Samskaras, Eindrücken, Assoziationen, festgelegten Vorstellungen und gewohnheitsmäßigen Reaktionen, die in unserer Vergangenheit gebildet wurden. Hier befindet sich auch eine Schicht abgründiger Gefühle, mit den Samen gewohnheitsmäßiger Verlangen, sinnlicher Eindrücke und nervöser Reaktionen, eine höchst obskure materielle Substanz unserer körperlichen Grundlage, die sehr viel von dem bestimmt, was mit dem Zustand unseres Körpers zu tun hat. Sie ist weitgehend für unsere Krankheiten verantwortlich. Chronische Krankheiten oder solche, die sich wiederholen, sind tatsächlich hauptsächlich auf das Unterbewusstsein und dessen hartnäckige Erinnerung zurückzuführen und auf seine Angewohnheit alles, was sich dem Körperbewusstsein eingeprägt hat zu wiederholen. Aber dieses Unterbewusstsein muss klar von den unterschwelligen, subliminalen Teilen unseres Wesens, wie dem inneren oder subtilen körperlichen Bewusstsein oder dem inneren fühlenden Vitalen oder dem inneren mentalen Bewusstsein, unterschieden werden, denn diese sind keinesfalls verdunkelt oder unzusammenhängend oder mangelhaft organisiert, sondern nur vor unserem äußeren oberflächlichen Bewusstsein verborgen. Unser äußeres Bewusstsein empfängt andauernd etwas aus diesen Bereichen, innere Berührungen, Mitteilungen oder Einflüsse, aber weiß meist nicht, woher sie kommen.
SRI AUROBINDO, CWSA 28:216

Das Unterbewusste ist sowohl universal als auch individuell, wie alle anderen Hauptbestandteile der Natur. Aber es gibt verschiedene Teile oder Ebenen des Unterbewusstseins. Alles auf der Erde basiert auf dem Unbewussten, wie es genannt wird, obwohl das eigentlich überhaupt nicht unbewusst ist, sondern eher ein vollständiges „unter“-Bewusstsein, ein unterdrücktes oder involviertes Bewusstsein, in dem alles enthalten ist, aber noch nichts davon ausgedrückt oder gestaltet. Das Unterbewusste liegt zwischen dem Unbewussten und dem bewussten Denken, Leben und Körper. Es enthält das Potential all der primitiven Reaktionen des Lebens, die darum kämpfen, aus den dumpfen und trägen Fesseln der Materie an die Oberfläche zu kommen, und durch eine andauernde Entwicklung, ein sich langsam entwickelndes und sich selbst ausarbeitendes Bewusstsein zu gestalten. Dieses besteht zunächst nicht aus Ideen, Wahrnehmungen oder als bewusste Reaktionen, sondern als die flüssige Substanz dieser Dinge. Aber auch das, was bewusst erfahren wird, sinkt hinab in das Unterbewusstsein, nicht als genaue, aber untergetauchte Erinnerungen, sondern als dunkle und hartnäckige Eindrücke von Erfahrungen und diese können jederzeit als Träume wieder hervorkommen oder als mechanische Wiederholungen vergangener Gedanken, Gefühle und Taten usw., als „Komplexe“, die sich im Handeln oder als Ereignisse usw. usw. entladen können. Das Unterbewusste ist die Hauptursache dafür, dass alle Dinge sich laufend wiederholen und nichts wirklich geändert wird, sondern nur dem äußeren Anschein nach. Das ist der Grund, warum man sagt, dass der Charakter nicht geändert werden kann, und auch der Grund für eine ständige Wiederkehr der Dinge, von denen man gehofft hatte, dass man sie für immer losgeworden war. Alles befindet sich hier als Same und alle Eindrücke, Samskaras des Denkens, Fühlens und des Körpers, – es ist die Hauptunterstützung für den Tod und für Krankheit und die scheinbar undurchdringliche letzte Festung der Unwissenheit. Auch alles, was unterdrückt wurde, ohne dass man es gänzlich bewältigt hätte, sinkt nach dort unten und bleibt als Same bestehen, der bereit ist, jeden Moment wieder hervorzusprießen oder aufzusteigen.
SRI AUROBINDO, CWSA 28:225

Das Unterbewusste ist die unterhalb des Mentalen liegende Basis des Menschen und sie besteht aus Eindrücken, Instinkten und Gewohnheiten, die dort abgelagert sind. Jegliche Regung, die sich ihm einprägt, hält es fest. Wenn man die richtigen Empfindungen darauf einwirken lässt, wird es diese behalten und nach oben ins Bewusstsein senden. Deshalb muss es von alten Anhaftungen frei gemacht werden, bevor es zu einer vollkommenen und dauerhaften Änderung der Natur kommen kann. Wenn das höhere Bewusstsein sich einmal in den wachen Teilen der Natur etabliert hat, geht es hinunter in das Unterbewusstsein, um auch das zu ändern, und schafft auch dort eine Grundlage für sich selbst. Dann wird es keine Probleme aus dem Unterbewusstsein mehr geben. Aber selbst vorher kann man die Probleme verringern, indem man den unterbewussten Wesensteilen den richtigen Willen und gute Gewohnheiten eingibt.
SRI AUROBINDO, CWSA 28:221

So, wie ein Superbewusstsein (über unserem gegenwärtigen Bewusstsein) existiert, das sich über dem Kopf befindet, von wo aus es in den Körper gelangt, so gibt es auch ein Unterbewusstsein (etwas unterhalb von unserem Bewusstsein), das sich unter den Füßen befindet. Die Materie ist unter der Kontrolle seiner Macht, denn sie wurde daraus geschaffen, deshalb scheint die Materie für uns ganz unbewusst zu sein. Aus dem selben Grund steht der Körper sehr unter dem Einfluss dieser Macht; deshalb ist uns größtenteils nicht bewusst, was im Körper geschieht. Das äußere Bewusstsein geht in dieses Unterbewusstsein hinunter, während wir schlafen, und bemerkt nicht, was in diesem Teil geschieht, abgesehen von einigen Träumen. Viele dieser Träume steigen aus dem Unterbewusstsein hervor und bestehen aus zusammenhanglosen alten Erinnerungen und Eindrücken. Denn das Unterbewusstsein empfängt die Eindrücke von allem, was wir machen oder in unserem Leben erfahren und erhält diese Eindrücke in sich und sendet im Schlaf oft Fragmente davon nach oben. Es ist ein sehr wichtiger Teil des Wesens, aber wir können mit dem bewussten Willen wenig damit bewirken. Es ist die höhere Kraft des Bewusstseins, die in ihrem natürlichen Verlauf dieses Unterbewusstsein für sich selbst öffnen und Kontrolle und Licht hineinbringen wird.
SRI AUROBINDO, CWSA 31:599

Kann man lernen, sein Unterbewusstsein so zu kontrollieren, wie man seine bewussten Gedanken kontrolliert?
Man ist besonders während des Schlafes in Kontakt mit seinem Unterbewusstsein. Wenn man sich dessen bewusst wird, was in den Nächten geschieht, wird es leichter, das Unterbewusstsein zu kontrollieren.
Die Kontrolle kann dann vollständig werden, wenn die Zellen das Göttliche in sich wahrnehmen und sich freiwillig seinem Einfluss öffnen.
DIE MUTTER, CWM 14:356

Es ist ganz normal, dass Schwierigkeiten zurückkommen… und es bedeutet nicht, dass kein innerer Fortschritt gemacht wurde. Das erneute Auftreten von inneren Schwierigkeiten (nachdem man dachte, sie bewältigt zu haben) ist nicht unerklärlich. Ich habe in meinen Schriften erklärt, was passiert. Wenn eine gewohnheitsmäßige Aktivität, die lange in der Natur verwurzelt war, aus ihr herausgeworfen wird, sucht sie in einem weniger einsichtsvollen Teil der Natur Zuflucht und wenn sie dann aus der ganzen Natur herausgeworfen wird, flüchtet sie ins Unterbewusstsein, und von dort steigt die Angewohnheit auf, wenn du es am wenigsten erwartest oder sie drückt sich in Träumen aus oder in plötzlichen unbewussten Regungen oder sie verlässt die Natur endgültig und wartet im Bereich, der einen umgibt, im Umgebungsbewusstsein, durch das die universale Natur arbeitet und greift von dort aus als eine Kraft von außen an, die versucht, ihr verlorenes Königreich durch Suggestionen oder die Wiederholung alter gewohnter Regungen zurück zu erobern. Man darf nicht aufgeben, bis die Macht der Rückkehr verschwindet. Die Macht oder der Angriff der Rückkehr alter Gewohnheiten sollen nicht als Teil von einem selbst betrachtet werden, sondern als Invasionen, die zurückgewiesen werden, ohne Depression oder Entmutigung in sich zuzulassen. Wenn der Verstand ihnen nicht zustimmt, wenn das Gefühl es ablehnt, sie willkommen zu heißen, wenn man körperlich stark bleibt und sich weigert, dem körperlichen Impuls zu folgen, dann wird die Rückkehr der alten Gedanken, der vitalen Impulse und des körperlichen Gefühls anfangen, ihre letzten Anhaftungen zu verlieren, und schließlich werden sie zu schwach, um Probleme zu erzeugen.
SRI AUROBINDO, CWSA 31 :604

Das Unbewusste
… In seiner gegenwärtigen kosmischen Manifestation kann das höchste Göttliche, weil es unendlich und durch keine Begrenzungen gebunden ist, aus seinem Bewusstsein der unzähligen Möglichkeiten auch etwas manifestieren, was das Gegenteil von sich selbst zu sein scheint, etwas, in dem es Dunkelheit, Unbewusstheit, Trägheit, Gefühllosigkeit, Disharmonie und Zerfall gibt. Das ist es, was wir als die Grundlage der materiellen Welt erkennen und heutzutage als das Unbewusste bezeichnen – den Ozean des Unbewussten in der Rig Veda, in dem der Eine verborgen war und aus dem er in der Form dieses Universums aufstieg – oder das Nicht-Sein, Asat, wie es manchmal genannt wird. Die Unwissenheit, die das Merkmal unseres Verstandes und unseres Lebens ist, ist das Resultat dieses Ursprungs in der Unbewusstheit der Schöpfung. Außerdem steigen in der Evolution aus der unbewussten Existenz natürlich Kräfte und Wesen hervor, die an der Aufrechterhaltung einer Verneinung alles Göttlichen interessiert sind, an der Erhaltung von Irrtum und Unwissenheit, Schmerz und Leiden, Finsternis, Tod und Schwäche, von Krankheit, Disharmonie und dem Bösen. Deswegen gibt es die Perversion der Schöpfung hier, ihre Unfähigkeit, die wahre Essenz des Göttlichen zu enthüllen. Und doch ist in der Basis dieser Evolution alles, was göttlich ist, involviert und drückt hervor, um Licht, Bewusstsein, Macht, Perfektion, Schönheit und Liebe zu evolvieren. Denn im Unbewussten selbst und hinter den Perversionen der Ignoranz, liegt das göttliche Bewusstsein verborgen und arbeitet und wird immer deutlicher erscheinen, um schließlich seine Verkleidungen abzuwerfen. Deswegen sagt man, dass die Welt aufgerufen ist, das Göttliche auszudrücken.
SRI AUROBINDO, CWSA 28:276

Wenn einer von euch ins Unbewusste hinabsteigen würde (was ich bezweifle), in das, was man das reine, tiefste Unbewusste nennt, würde euch klar werden, was es ist. Im Vergleich dazu würde euch ein Stein als ein wunderbar bewusstes Objekt erscheinen. Ihr sprecht geringschätzig vom Stein, weil ihr ein kleines bisschen mehr Bewusstsein besitzt als ein Stein, aber der Unterschied zwischen dem Bewusstsein des Steins und dem vollständig Unbewussten, ist vielleicht größer als der zwischen dem Stein und euch.
DIE MUTTER, CWM 4:240

Wir wissen aus Erfahrung, wenn wir in das Unterbewusste hinabsteigen, das tiefer liegt als das physische Bewusstsein, und sogar noch weiter hinab, in das Unbewusste, können wir in uns den Ursprung von Atavismus finden, von dem, was aus unserer frühesten Erziehung kommt, und aus der Umgebung, in der wir aufgewachsen sind. Das bildet in der äußeren Natur des Individuums eine Art besondere Prägung und es wird allgemein angenommen, dass wir so geboren wurden und so bleiben werden. Aber indem wir in das Unterbewusste hinabgehen und weiter in das Unbewusste, kann man die Entstehung dieser Prägungen nachvollziehen und sie rückgängig machen und durch eine bewusste und willentliche Einwirkung die Reaktionen und Motivationen seiner normalen Natur verändern und so wirklich den eigenen Charakter umgestalten. Es ist nicht weit verbreitet, das zu tun, aber es wurde schon gemacht. Es ist der erste Schritt hin zu einer integralen Umwandlung…
DIE MUTTER, CWM 15:294

Gehört das Unbewusste in einem selbst zum Individuum oder zur ganzen Erde?
Das Unbewusste ist nicht individualisiert und wenn du selbst in das Unbewusste hinabsteigst, triffst du auf das Unbewusste der Materie. Man kann nicht sagen, dass jedes Individuum sein eigenes Unbewusstes besitzt, denn das wäre schon der Beginn einer Individualisierung, und wenn du in das Unbewusste hinabgehst, dann triffst du dort vielleicht nicht das universale, aber zumindest das irdische Unbewusste.
Das Licht, das Bewusstsein, das in das Unbewusste hinabkommt, um es umzuwandeln, muss notwendigerweise ein Bewusstsein sein, das nahe genug an ihm dran ist, um es zu berühren. Es ist nicht möglich, sich ein Licht vorzustellen – das supramentale Licht zum Beispiel – das die Macht hätte, das Unbewusste zu individualisieren. Aber ein bewusstes, individuelles Wesen kann dieses Licht in das Unbewusste bringen und es allmählich bewusst machen.
Zuerst muss das Unterbewusste bewusst werden und wirklich, die hauptsächliche Schwierigkeit der integralen Transformation besteht darin, dass Dinge andauernd aus dem Unterbewussten nach oben steigen. Du denkst, dass du eine bestimmte Regung unter Kontrolle hast-Ärger zum Beispiel. Du versuchst sehr angestrengt, deinen Ärger zu kontrollieren und es gelingt dir auch bis zu einem gewissen Grad, dann steigt er plötzlich wieder in dir auf, aus einem dir unbekannten Grund, als ob du überhaupt nichts dagegen unternommen hättest, und du kannst wieder ganz von vorne anfangen. Wenn es so wäre, dass der schon umgewandelte Teil des Wesens diesen Rückschritt machen würde, wäre es sehr deprimierend, aber so ist es nicht. Es ist der materielle Teil in dir, das materielle Leben, das vom unterbewussten Leben sozusagen unterstützt und unterhalten wird. Und dieses Unterbewusste wird aktiviert in der Gesellschaft bestimmter Leute. Es hat eine Art Affinität mit der Art von Unterbewusstsein in ihnen, die der unseren etwas ähnlich ist, und dahin gehen die Sachen, die du in deiner Natur unterdrückt oder aus ihr herausgeworfen hast, wieder zurück und eines schönen Tages steigen sie wieder auf. Aber wenn es dir gelingt, das Licht in das Unterbewusste zu bringen, und du es bewusst machst, wird das nicht länger passieren.
DIE MUTTER, CWM 15:295

Das Subliminale – Das innere Wesen
Es gibt ein inneres wie auch ein äußeres Bewusstsein, das unser ganzes Wesen auf all seinen Ebenen durchdringt. Der normale Mensch ist sich seiner selbst nur an der Oberfläche bewusst und nimmt überhaupt nicht wahr, was diese Oberfläche verbirgt. Und doch, das, was sich an der Oberfläche befindet, das, was wir von uns kennen oder von uns glauben zu wissen und von dem wir sogar glauben, dass es alles ist, was wir sind, ist nur ein kleiner Teil unseres Wesens und bei weitem der größere Teil von uns liegt unterhalb der Oberfläche. Oder genauer gesagt, er liegt hinter unserem vorderen Bewusstsein hinter einem Schleier verborgen und ist nur durch okkultes Wissen erfahrbar. Die moderne Psychologie und die Wissenschaft der Psyche hat begonnen, ein wenig von dieser Wahrheit zu erkennen. Die materialistische Psychologie nennt diesen versteckten Teil das Unbewusste, obwohl sie praktisch zugibt, dass dieser Teil weit größer, viel mächtiger und tiefgründiger ist als das Selbst der Oberfläche – ganz ähnlich wie die Upanishaden das Überbewusste in uns das Selbst des Schlafes genannt haben, obwohl man sagt, dass dieses Selbst des Schlafes eine unendlich viel größere Intelligenz besitzt, die allwissend, allmächtig ist, Prajna, der Ishwara. Die Wissenschaft der Psychologie nennt dieses verborgene Bewusstsein das subliminale, unterschwellige Selbst und auch hier sieht man, dass dieses subliminale Selbst über mehr Kräfte, mehr Wissen und ein weiteres Feld der Bewegungsfreiheit verfügt als das kleinere Selbst an der Oberfläche des Bewusstseins. Aber in Wahrheit kann all das Bewusstsein, das hinter dem wachen Bewusstsein liegt, dieser See, von dem unser Wachbewusstsein nur eine Welle oder eine paar Wellen darstellt, nicht mit einem einzigen Ausdruck beschrieben werden, denn es ist sehr komplex. Ein Teil dieses Bewusstseins ist unterbewusst, unterhalb unseres Wachbewusstseins, ein Teil davon liegt auf einer Ebene mit ihm, erstreckt sich aber viel weiter dahinter, ein anderer Teil liegt darüber und ist für uns überbewusst. Was wir unseren Verstand nennen, ist nur ein äußeres Verstehen, eine oberflächliche mentale Aktion, das Mittel für den teilweisen Ausdruck eines viel weiteren Verstandes, der hinter ihm liegt und sehr viel umfassender ist als der äußere Verstand, den wir aber normalerweise nicht wahrnehmen und den wir nur erkennen, wenn wir in uns gehen. So ist auch das, was wir von unserem Gefühl kennen, nur das äußere Gefühl des Vitalen, eine Aktivität an der Oberfläche unseres Wesens, die teilweise eine viel weitere, verborgene Ebene eines Gefühls ausdrückt, das wir nur wahrnehmen können, wenn wir uns in uns selbst vertiefen. Ebenso ist das, was wir unser körperliches Wesen nennen, nur die Projektion eines größeren und feineren, unsichtbaren, subtilen physischen Bewusstseins, das sehr viel komplexer, sehr viel aufmerksamer, sehr viel weiter in seiner Empfänglichkeit, sehr viel offener, freier und plastischer ist.
Erst wenn du diese Wahrheit verstehst und erfährst, wirst du erkennen, was mit dem inneren mentalen, dem inneren vitalen, und dem inneren körperlichen Bewusstsein gemeint ist. Aber man muss bemerken, dass dieses „innere Bewusstsein“ in zwei verschiedenen Bedeutungen verwendet wird. Manchmal bezeichnet es das Bewusstsein hinter dem Schleier des äußeren Wesens, das mentale, vitale oder physische Bewusstsein, das im Innern liegt und direkt in Berührung mit dem universalen Verstand, den universalen Lebenskräften und den universalen physischen Kräften steht. Andererseits meinen wir manchmal das innerste mentale, vitale und physische Bewusstsein, das konkreter der wahre Verstand, das wahre Gefühl und das wahre körperliche Bewusstsein genannt wird, das näher bei der Seele liegt und am einfachsten und direktesten auf das göttliche Licht und die göttliche Macht eingehen kann. Kein wirklicher Yoga ist möglich, noch viel weniger ein integraler, wenn wir nicht von unserem äußeren Selbst zurücktreten und uns dieses ganzen inneren Wesens und dieser inneren Natur bewusst werden. Denn nur dann können wir die Begrenzungen des unwissenden äußeren Selbst zerbrechen, das bewusst nur die äußerlichen Berührungen der Dinge erfährt und die Dinge nur indirekt durch den äußeren Verstand und die Sinne empfängt, und können das universale Bewusstsein und die universalen Kräfte, die durch uns hindurch und in der Umgebung spielen, direkt wahrnehmen. Und nur dann können wir hoffen, direkt das Göttliche in uns zu erkennen und direkt in Kontakt mit dem göttlichen Licht und der göttlichen Kraft zu stehen. Ansonsten können wir das Göttliche nur durch äußere Zeichen und äußerliche Ergebnisse fühlen und das ist ein schwieriger, ungewisser Weg, sehr zufällig und unbeständig. Er führt nur zum Glauben, aber nicht zum Wissen, nicht zum direkten Bewusstsein und zur Wahrnehmung der andauernden Gegenwart des Göttlichen.
SRI AUROBINDO, CWSA 28:203

Man könnte sagen, dass es zwei Wesen in uns gibt, eins an der Oberfläche, unser äußerer Verstand, unser äußeres Leben, unser äußeres Körperbewusstsein und ein zweites, hinter dem Schleier, ein innerer Verstand, ein inneres Leben, ein inneres körperliches Bewusstsein, das ein anderes, ein inneres Selbst bildet.
Wenn dieses innere Selbst einmal erwacht ist, öffnet es sich wiederum für unser wahres, echtes, ewiges Selbst. Es öffnet sich nach innen für die Seele, die in der Sprache dieses Yoga das psychische Wesen genannt wird, das unsere aufeinanderfolgenden Geburten unterstützt, und bei jeder Geburt einen neuen Verstand, ein neues Leben und einen neuen Körper annimmt. Es öffnet sich nach oben, hin zum Selbst oder spirituellen Geist, der ungeboren ist, und durch bewusste Zurückgewinnung dieses spirituellen Geistes überschreiten wir die wechselnde Persönlichkeit und erlangen Freiheit und die volle Meisterschaft über unsere Natur.
SRI AUROBINDO, CWSA 30:257

Das subliminale, unterschwellige Bewusstsein macht im Menschen den größten Teil seiner Natur aus und trägt in sich das Geheimnis einer unsichtbaren Dynamik, die die Aktivitäten an der Oberfläche seines Bewusstseins erklären. Aber das niedere vitale Unterbewusste, das alles ist, was die Psychoanalyse von Freud zu kennen scheint – und selbst davon kennt sie nur ein paar schlecht beleuchtete Ecken – ist nicht mehr als ein sehr begrenzter und sehr geringer Anteil der Gesamtheit des subliminalen unterschwelligen Ganzen. Das subliminale Selbst steht dahinter und unterstützt den ganzen oberflächlichen Menschen, es trägt hinter dem Verstand der Oberfläche einen weiteren und effizienteren Verstand in sich, ein weiteres und viel mächtigeres Gefühl hinter dem vitalen Gefühl der Oberfläche, ein subtileres und freieres körperliches Bewusstsein hinter dem oberflächlichen körperlichen Dasein. Über ihnen öffnet sich das subliminale Selbst für das höhere Superbewusstsein, ebenso wie nach unten für die unterbewussten Bereiche.
SRI AUROBINDO, CWSA 31:631

Süße Mutter, was genau bedeutet: „das subliminale Wesen“?
Es ist das, was Sri Aurobindo beschreibt. Es ist im Hintergrund der Person. Ich denke, man kann es das subtil Physische nennen, das subtil Vitale, den subtilen Verstand. Es ist etwas, das sich hinter dem befindet, was materiell sichtbar ist. Man kann sich das, was materiell manifestiert ist, wie eine Schicht, eine Kruste oder eine Rinde vorstellen; das ist das, was wir sehen und mit dem wir in Berührung sind. Und diese Schicht umhüllt etwas, sie enthüllt oder drückt etwas aus, das feiner ist und ihr als Grundlage dient.
Wenn man träumt, geht man sehr oft in sein subliminales Selbst und dort sind die Dinge fast absolut gleich wie hier, wenn auch nicht ganz gleich: es gibt eine große Ähnlichkeit und doch ist da ein Unterschied zu hier und gewöhnlich ist der Unterschied größer als die Ähnlichkeit. Man hat den Eindruck, dass man in etwas hineingeht, das unermesslich ist und man hat zum Beispiel das Gefühl, dass man hier viel mehr tun kann, dass man mehr weiß und dass man eine Macht und eine Hellsichtigkeit besitzt, die man im normalen Bewusstsein nicht hat. Während man träumt, hat man den Eindruck, dass man viel mehr Dinge weiß, als wenn man wach ist… Wenn man träumt, weiß man zum Beispiel viel mehr über die verborgenen Ursachen von Dingen, darüber, was ein bestimmtes Motiv ausdrückt… all das, man fühlt, dass man es weiß. Wenn man zum Beispiel von jemanden träumt, versteht man besser, was er denkt, was er möchte, all diese Dinge versteht man besser, als wenn man im Wachzustand Kontakt zu ihm hat. Das geschieht, wenn man in das unterschwellige, subliminale Bewusstsein hineinkommt.
DIE MUTTER, CWM 15:295

Das subliminale Bewusstsein ist nicht notwendigerweise erleuchteter oder ausgeglichener – nein. Es ist subtiler, es ist weniger schwerfällig als unser äußeres Bewusstsein. Unser äußeres Bewusstsein ist so begrenzt, es hat keine Tiefe, wie auch unser Verständnis keine Tiefe hat, und unsere Empfindungen keine Tiefe besitzen. All das ist in der Wahrnehmung so flach. Dort, im subliminalen Bewusstsein ist es tiefer, aber nicht unbedingt wahrer.
Warum ist es dann so wichtig?
Weil es innerlich besteht. Es ist das, was das Äußere trägt. Das äußere Bewusstsein ist nur eine Erscheinungsform vom subliminalen. Wie ich schon sagte, wenn man im Traum dorthin geht, weiß man Dinge, die man sonst nicht weiß, kann man Dinge tun und ist mit Dingen in Berührung, die man im Wachzustand nicht weiß, weil das Wachbewusstsein so oberflächlich ist.
Es ist wie die Innenseite von etwas. Die Außenseite ist der Ausdruck davon, aber ein gänzlich oberflächlicher Ausdruck. Natürlich sieht es deswegen gleich aus: in jedem Fall ist das mehr als eine Ähnlichkeit, es besitzt eine Identität mit dem, was wir außen davon sehen. Wir sehen die Form, nicht wahr, die Ausdrucksform des subliminalen Bewusstseins, nun, diese Ausdrucksform hat notwendigerweise eine Übereinstimmung – mehr als eine Entsprechung – eine Identität mit dem, was sich innen befindet…
Es ist vielleicht-vielleicht – so etwas, wie der Geschmack einer Frucht. Du kennst und du siehst die Frucht, sie hat ein bestimmtes Aussehen, eine bestimmte Farbe, ihre Art, aber du kannst nicht wirklich sagen wie sie schmeckt, außer wenn du sie kostest, das heißt, bis du in sie hineingebissen hast. Dem in etwa entsprechend verhält es sich mit dem äußeren und dem subliminalen Bewusstsein.
Oder vielleicht wie bei einer Uhr – beachtet, dass ich nur versuche, mich verständlich zu machen, es verhält sich nicht wirklich genau so, ich mache mich nur verständlich – wenn ihr eine Uhr seht, seht ihr ein Ziffernblatt und die Zeiger, aber wenn du die Uhr kennenlernen willst, musst du sie öffnen, und ihre Arbeitsweise innen betrachten.
Es ist ungefähr so – hier außen siehst du nur den Effekt, dahinter gibt es eine Ursache. So in etwa ist es.
Die Welt, wie wir sie sehen und unser äußeres Bewusstsein sind das Ergebnis von etwas, was dahinter liegt, das Sri Aurobindo das subliminale Bewusstsein nennt. Und das, sagt er, wird durch Impulse in Bewegung gebracht, die aus dem Unterbewussten darunter und im Überbewusstsein darüber entstehen, es ist, als ob das subliminale Bewusstsein dort zusammengestellt würde, und wenn es dort einmal geordnet ist, wird es im normalen äußeren Bewusstsein ausgedrückt.
Am besten ist es, dorthin zu gehen, wenn du einmal dort bist, verstehst du, was es ist. Und das ist nicht schwierig, man geht in Träumen ständig dorthin, ganz leicht und ohne Anstrengung.
Wie können wir bemerken, dass wir dort hingegangen sind?
Wenn du dich daran erinnerst, verstehst du. Wenn man sich an die Arten der Unterschiede der Eindrücke erinnert, die man hatte. Man hat einen gewissen Eindruck und wenn man zurückkommt, fühlt man so etwas wie eine Unterbrechung, der Eindruck ist anders, sogar die Sichtweise, die man hatte, ist anders. Wenn man sich daran erinnert, versteht man. Wenn man die Gewohnheit hat, kann man sogar während man etwas tut oder spricht – vor allem, wenn man über etwas spricht oder nachdenkt oder reflektiert – eine zweite Ebene wahrnehmen, die hinter dem äußeren Bewusstsein liegt, die viel ausgedehnter ist, in denen die Dinge viel synthetischer organisiert sind als im äußeren Bewusstsein. Wenn man nur ein bisschen reflektiert und sich selbst beim Nachdenken zuschaut, kann man das im Hintergrund sehr gut beobachten, man kann die beiden Dinge zusammen sehen, wie sie sich bewegen, so etwa (sie macht eine Geste), das eine ist der formulierte Gedanke und das andere die Quelle dieses Gedankens, die dahinter liegt. Und dann, wenn man denkt, hat man im äußeren Bewusstsein das Gefühl, in etwas eingeschlossen zu sein, während man dort im subliminalen Bewusstsein sofort fühlt, dass man mit vielen anderen Dingen in Kontakt ist und dass es viel größer ist.
DIE MUTTER, CWM 7:111

… Dort, in den subliminalen Kräften, entstehen all die großen Ideale und Bestrebungen, die sich um ein besseres Selbst und eine bessere Menschheit bemühen, ohne sie wäre der Mensch nicht mehr als ein denkendes Tier. Hier entsteht auch das meiste an Kunst, Dichtung, und ein Wissensdurst, der die Ignoranz zwar nicht vertreiben, aber mildem kann.
SRI AUROBINDO, CWSA 28:223

Das Umgebungsbewusstsein
Das Individuum ist nicht auf den physischen Körper beschränkt – es ist nur sein äußeres Bewusstsein, das so empfindet. Sobald man dieses Gefühl der Begrenzung überwunden hat, kann man zuerst das innere Bewusstsein fühlen, das mit dem Körper verbunden ist, aber nicht zu ihm gehört, und später die Ebenen des Bewusstseins, die über dem Körper liegen, und man fühlt auch ein Bewusstsein, das den Körper umgibt, das Teil von einem selbst, Teil des Individuums ist. Durch dieses Bewusstsein ist man im Kontakt mit den kosmischen Kräften und mit anderen Wesen und ich nenne es das Umgebungsbewusstsein.
SRI AUROBINDO, CWSA 28:213

Jeder Mensch hat sein eigenes persönliches Bewusstsein, das in seinem Körper fest verwurzelt ist und kommt nur durch seinen Körper und durch seine Sinne und seinen Verstand, der deren Wahrnehmungen benutzt, mit seiner Umgebung in Kontakt. Und doch strömen die ganze Zeit die universalen Kräfte in ihn hinein, ohne dass er davon weiß.
Er nimmt nur Gedanken und Gefühle usw. wahr, die an die Oberfläche seines Bewusstseins aufsteigen, und diese hält er für seine eigenen. In Wirklichkeit kommen sie von außen, in Wellen von Gedanken und in Wellen von Gefühlen und Empfindungen usw., die in ihm eine bestimmte Form annehmen und dann an die Oberfläche seines Bewusstseins dringen, nachdem sie nach innen gelangt sind.
Aber sie kommen nicht sofort in seinen Körper hinein. Er trägt um sich herum ein ihn umgebendes Bewusstsein, (das von den Theosophen die Aura genannt wird), in das sie zuerst eintreten. Wenn du dir deines Selbst, das dich umgibt, bewusst werden kannst, kannst du den Gedanken, die Leidenschaft oder die Kraft der Krankheit abfangen und sie daran hindern, in dich einzudringen. Wenn sie aus dir herausgeworfen sind, verschwinden sie oft nicht vollständig, sondern suchen Unterschlupf in dieser Atmosphäre, die dich umgibt, und von dort versuchen sie erneut einzudringen. Oder sie gehen in einer Entfernung nach draußen und verweilen an der Peripherie, oder eventuell ganz weit entfernt und warten, bis sie eine Gelegenheit erhalten, wieder Zugang zu bekommen.
SRI AUROBINDO, CWSA 28:213

Wenn diese Dinge durch das Wachbewusstsein zurückgewiesen werden, versuchen sie, im Unterbewusstsein oder in dem, was man das Bewusstsein nennen kann, das einen umgibt, Zuflucht zu nehmen. Und von dort üben sie Druck auf das Bewusstsein aus, um zu versuchen, ihren Halt zurückzugewinnen oder einfach, um für eine Zeitlang wiederzukehren. Wenn sie im Unterbewussten sind, tauchen sie am häufigsten in Träumen auf, aber sie können auch in das Wachbewusstsein hochsteigen. Wenn sie aus der Umgebung kommen, nehmen sie die Form von Gedanken-Suggestionen an oder von Impulsen oder einer unbestimmbaren Ruhelosigkeit oder eines störenden Drucks… Wenn der Körper mit dem neuen Bewusstsein, mit Frieden und Macht gleichzeitig, erfüllt ist, dann wird dieser äußere Druck zwar gefühlt, aber er kann nicht länger stören und letztlich zieht er sich in eine Entfernung zurück und presst nicht länger direkt auf den physischen Verstand und den Körper und verschwindet entweder allmählich oder schnell.
Mit dem Umgebungsbewusstsein meine ich etwas, das jeden Menschen um sich herum umgibt, außerhalb seines Körpers, sogar, wenn er es nicht bemerkt, – wodurch er mit anderen und mit den universalen Kräften in Berührung ist.
Durch dieses Umgebungsbewusstsein kommen die Gedanken und Gefühle usw. von anderen Menschen hindurch und kommen in einen hinein – und hierdurch kommen auch die universalen Kräfte – wie Wünsche, Sex usw. hinein, um vom Verstand, dem Gefühl und dem Körper Besitz zu ergreifen.
SRI AUROBINDO, CWSA 31:601

Das Überbewusste
… Es gibt über dem Kopf ein Überbewusstsein, (das über unserem gegenwärtigen Bewusstsein liegt), von dem aus das höhere Bewusstsein in den Körper gelangt…
SRI AUROBINDO, CWSA 31:599

Das höhere Bewusstsein ist das über dem normalen Verstand und es ist anders als er in seiner Arbeitsweise; es spannt sich vom höheren Verstand durch den erleuchteten Verstand, die Intuition und das Übermental (Overmind) bis zum Grenzbereich des Überbewusstseins (Supramental).
SRI AUROBINDO, CWSA 28:85

In diesem höheren Bewusstsein gibt es viele Stufen, von denen das Überbewusstsein (Supermind) der Gipfel oder der Ursprung ist.
SRI AUROBINDO, CWSA 30:404

Über uns gibt es… aufeinander folgende, fortlaufende Ebenen, Zustände oder Stufen gesteigerter Mächte unseres Wesens, die unseren normalen Verstand überragen und verborgen in unseren eigenen überbewussten Teilen liegen, höhere Bereiche des Denkens, höhere Grade des spirituellen Bewusstseins und seiner Erfahrung. Ohne sie gäbe es keine Verbindungen, keine hilfreich eingreifenden Zwischenräume, um den immensen Aufstieg im Bewusstsein zu ermöglichen. Die verborgene spirituelle Kraft wirkt tatsächlich von diesen höheren Ebenen auf das Wesen ein und bringt durch ihren Druck die psychische Transformation oder die spirituelle Änderung hervor. Aber in den frühen Stadien unseres inneren Wachstums ist diese Wirkungsweise noch nicht erkennbar, sie bleibt noch verborgen und ungreifbar.
SRI AUROBINDO, CWSA 21-22:967

… Der Aufstieg des Bewusstseins ab dem Verstand durch eine aufsteigende Anzahl von dynamischen Kräften, durch die es sich verfeinert, erfolgt in einer Unterteilung in vier Hauptaufstiegen, jeder mit seiner eigenen hohen Ebene der Erfüllung. Die Unterteilungen können, kurz gefasst, als eine Serie von Verfeinerungen des Bewusstseins beschrieben werden, durch den höheren Verstand, den erleuchteten Verstand und die Intuition in das Übermental (Overmind) jenseits davon. Es ist eine Abfolge von Selbstumwandlungen, an deren Spitze das Supramentale (Supermind) oder die Göttliche Gnosis liegt.
SRI AUROBINDO, CWSA 21-22:972

Der höhere Verstand
Mit dem höheren Verstand meine ich eine erste Ebene des spirituellen Bewusstseins, auf der man dauernd und nahe das Selbst wahrnimmt, das Eine überall und die Dinge gewohnheitsmäßig mit dieser Wahrnehmung kennt und sieht. Sie liegt aber immer noch sehr auf der Ebene des Denkens, obwohl sie in ihrer wesentlichen Substanz höchst spirituell ist. Diese spirituelle Wahrnehmung wird erzeugt durch das Mittel einer erhöhten Gedankenkraft und durch eine mentale Schau – die nicht durch eines der intensiveren höheren Lichter erhellt wird, sondern wie in einem weiten, starken und klaren Tageslicht erscheint. Der höhere Verstand dient als ein Zustand, der zwischen dem Wahrheitslicht darüber und dem menschlichen Verstand liegt und das höhere Wissen in einer Form überträgt, die die gesteigerte, erweiterte, spirituell verfeinerte Wahrnehmung des Verstandes erfassen kann, ohne durch eine Wahrheit jenseits von ihm verwirrt oder geblendet zu werden.
SRI AUROBINDO, CWSA 27:20

Der erleuchtete Verstand
… Eine größere Macht (als die des höheren Verstandes) ist die des erleuchteten Geistes, der nicht länger ein Verstand des höheren Denkens ist, sondern des spirituellen Lichts. Hier macht die Klarheit der spirituellen Intelligenz mit ihrem friedlichen Tageslicht Platz für den intensiven Glanz, die Brillanz und Erleuchtung des spirituellen Geistes: Ein Zusammenspiel von Blitzen spiritueller Wahrheit und Kraft bricht von oben in das Bewusstsein und verstärkt die stille, weite Erleuchtung und die unermessliche Herabkunft von Frieden, die das größere konzeptionelle spirituelle Prinzip charakterisieren oder begleiten, das in seiner Aktion eine feurige Glut der Verwirklichung und eine höchst glücklich machende Ekstase des Wissens erzeugt.
Ein Herabströmen von innerlich sichtbarem Licht umhüllt diese Aktion sehr oft, denn es muss bemerkt werden, dass Licht, entgegen unserer gewöhnlichen Auffassung, nicht primär eine materielle Schöpfung ist, und das Empfinden und die Vision von Licht, die die innere Erleuchtung begleiten, ist nicht bloß ein subjektives visuelles Bild oder ein symbolisches Phänomen: Licht ist primär eine spirituelle Manifestation der kreativen und erleuchtenden göttlichen Realität, materielles Licht ist eine nachfolgende Darstellung oder Umwandlung davon in Materie zum Zweck der Schöpfung materieller Energie.
In dieser Herabkunft tritt auch eine stärkere Dynamik hervor, ein goldener Antrieb, ein leuchtender „Enthusiasmus“ innerer Kraft und Macht; sie ersetzt den vergleichsweise langsamen, bedachten Prozess des höheren Verstandes mit einem schnellen, manchmal vehementen, beinahe gewaltsamen Anstoß zu einer raschen Transformation.
SRI AUROBINDO, CWSA 21-22:979

Intuition
Das Denken des intuitiven Verstandes wird vollständig durch vier Kräfte gebildet, die jeweils eine Form der Wahrheit ausdrücken, die Kraft der Intuition, die die Idee der Wahrheit eingibt, die Intuition, die unterscheidet, die Inspiration, die das Wort und dessen substanziellen Inhalt einbringt, und eine Offenbarung, die unserer Sicht das ganze Gesicht der Wahrheit und den Körper ihrer Realität enthüllt. Diese Prozesse sind nicht dasselbe wie bestimmte Gedankengänge der normalen mentalen Intelligenz, die ähnlich aussehen und leicht in unserer anfänglichen Unerfahrenheit als wahre Intuition missverstanden werden können. Die suggestive Kraft der Intuition ist nicht dasselbe wie das intellektuelle Verständnis einer schnellen Auffassung und die intuitive Unterscheidung ist nicht wie die schnelle Beurteilung durch den argumentierenden Intellekt. Die intuitive Inspiration ist nicht dasselbe wie die inspirierte Tätigkeit einer einfallsreichen Intelligenz und die intuitive Offenbarung ist nicht dasselbe wie das starke Licht einer rein mentalen Erfahrung, eines rein mentalen, genauen Erfassens und Begreifens.
Es wäre vielleicht zutreffend zu sagen, dass diese zuletzt genannten Aktivitäten – (intellektuelles Verständnis, schnelle Beurteilung, inspirierte Tätigkeit, mentales Erfassen) – mentale Darstellungen der höheren Fähigkeiten sind, Versuche des normalen Verstandes, dieselben Dinge zu tun oder, dass sie die bestmögliche Imitation der Funktionen der höheren Natur sind, die der Intellekt anbieten kann. Die wahren Intuitionen unterscheiden sich von diesen wirkungsvollen aber unvollständigen Nachahmungen in ihrer Substanz des Lichts, in ihrer Vorgehensweise und in ihrer Methode der Erkenntnis. Die Schnelligkeit des Intellekts ist abhängig vom Erwachen aus einer grundlegenden mentalen Unwissenheit, zur Auffassung mentaler Darstellungen und Denkbilder der Wahrheit, die in ihrem eigenen Umfeld und zu ihrem eigenen Zweck gültig sind, aber sie sind nicht notwendigerweise von Natur aus zuverlässig.
Für ihre Entstehung sind sie von der Eingabe mentaler Daten und von Sinneswahrnehmungen abhängig oder von der Ansammlung mentalen Wissens aus der Vergangenheit. Sie suchen nach der Wahrheit als nach einer Sache, die außerhalb liegt, wie nach einem Gegenstand, der gefunden werden muss, den man betrachtet und aufbewahrt wie eine Errungenschaft und dessen Oberfläche, Aspekte und Hinweise man dann untersuchen muss, wenn man ihn gefunden hat. Diese Untersuchung kann niemals eine ganz vollständige und adäquate Idee der Wahrheit vermitteln. Wie positiv auch immer die gefundenen Ideen in der Zeit sein mögen, in der sie entdeckt werden, sie können zu jedem Zeitpunkt überholt werden, zurückgewiesen und sich als unvereinbar mit neu entdecktem Wissen erweisen.
Das intuitive Wissen hingegen, wie begrenzt es auch in seinem Anwendungsgebiet sein mag, ist innerhalb dieses Bereichs verlässlich, mit einer sofortigen, beständigen und besonders einer durch sich selbst bestehenden Gewissheit.
SRI AUROBINDO, CWSA 23-24:813

Um zu wahrer Intuition zu gelangen, muss man den Eigensinn des Denkens und auch den des Gefühls loswerden sowie deren Bevorzugungen, Launen, Einbildungen und ihre starken Widersprüche und man muss den Druck des Egos eliminieren, der das Bewusstsein in den Dienst seiner eigenen Ansprüche und Wünsche stellt.
Ansonsten dringen diese Dinge mit Macht ein und geben sich als Intuitionen, Inspirationen und alles andere aus. Oder sie verdrehen und verderben die Intuitionen, wenn sie kommen, durch die Beimischung dieser ignoranten Kräfte.
SRI AUROBINDO, CWSA 28:162

Das Übermental (Overmind)
Über dem Verstand existieren mehrere Ebenen des bewussten Seins, von denen die wirklich göttliche Welt diejenige ist, die Sri Aurobindo das „Supramental“ (Supermind) genannt hat, die Welt der Wahrheit. Aber dazwischen liegt das, was er als das „Übermental“ (Overmind) bezeichnet hat, die Ebene der kosmischen Götter. Bis jetzt hat das Übermental unsere Welt regiert: es ist die höchste Ebene, die der Mensch mit einem erleuchteten Bewusstsein erreichen konnte. Sie wurde für das höchste Göttliche gehalten und alle, die sie erreicht hatten, haben nicht einen Augenblick daran gezweifelt, den wahren spirituellen Geist berührt zu haben. Denn der Glanz dieser Ebene ist so absolut blendend für das menschliche Bewusstsein, dass es glaubt, hier die krönende Realität gefunden zu haben. Und doch ist es eine Tatsache, dass das Übermental weit unterhalb des wahren Göttlichen liegt.
Es ist nicht das echte Heim der Wahrheit. Es ist nur die Domäne der formierenden Kräfte, der „Formateurs“, all der schöpferischen Kräfte und Gottheiten, vor denen sich die Menschen seit Anbeginn der Geschichte verneigt haben. Und der Grund dafür, warum das Göttliche sich noch nicht manifestiert und die Natur auf der Erde umgewandelt hat, ist genau der, dass das Übermental für das Supramental gehalten wurde. Die kosmischen Götter leben nicht völlig im Bewusstsein der Wahrheit: sie sind nur mit ihr in Kontakt und jeder von ihnen stellt nur einen Aspekt des Reichtums der supramentalen Ebene dar.
Kein Zweifel, das Supramental hat auch in der Geschichte der Erde gewirkt, aber immer durch das Übermental als Vermittler. Es ist das direkte Herabkommen des supramentalen Bewusstseins und seiner Macht, die allein das Leben in Bezug zur Spiritualität neu erschaffen kann. Denn im Übermental gibt es schon das Spiel der Möglichkeiten dieser unter ihm liegenden dreifachen Welt von Verstand, Leben und Materie, in der wir existieren. Und wann immer dieses Spiel stattfindet und nicht das spontane, unfehlbare Wirken der ihm innewohnenden Wahrheit des spirituellen Geistes, existiert der Same von Verfälschung und Unwissenheit. Nicht, dass das Übermental ein Feld der Ignoranz wäre, aber es ist der Grenzbereich zwischen dem Höheren und dem Niederen, denn das Spiel der Möglichkeiten, von einzelnen Entscheidungen, auch wenn sie auf dieser Ebene noch nicht getrennt sind, führt hier eher zu einer Abweichung von der Wahrheit der Dinge.
Deswegen kann das Übermental nicht die Macht besitzen, die Menschheit in eine göttliche Natur umzuwandeln. Dafür ist das Supramentale der einzige Vermittler.
DIE MUTTER, CWM 3:173

Das Supramental (Supermind)
Hier ist geschrieben: „Es ist für jeden sehr unklug, frühzeitig zu beanspruchen, er sei im Besitz des Supramentals oder sogar nur, einen Vorgeschmack davon zu haben.“ [Sri Aurobindo, Bases of Yoga]. Was ist ein Vorgeschmack auf das Supramental?
Es ist noch unklüger, sich einzubilden, man hätte es. Das heißt es. Ja, weil einige Leute, sobald sie einen Satz in einem Buch, in einem Lehrbuch finden, sich sofort einbilden, dass sie das, was sie lesen schon realisiert haben. So, als Sri Aurobindo anfing – in seinen Schriften – über das Supramental zu sprechen, schrieb ihm jeder: „Ich habe das supramentale Licht gesehen, ich hatte eine Erfahrung des Supramentalen!“ Deswegen ist es jetzt erst einmal besser, das Wort „Supramental“ zu einem späteren Zeitpunkt zu benutzen. Lass uns im Moment nicht darüber sprechen.
Irgendwo in seinen Büchern gibt es eine sehr detaillierte Beschreibung über all die mentalen Funktionen, die dem Menschen zugänglich sind. Also, wenn wir das lesen, sehen wir, nur wenn wir allein die mentale Domäne bis zu ihrer höchsten Grenze durchqueren, gibt es so viele Stufen, die noch nicht beschritten wurden, dass wir über das Supramental im Moment wirklich nicht zu sprechen brauchen.
Wenn er von den höheren Bereichen des Verstandes spricht, wird einem klar, dass man sich nicht häufig an diesen Plätzen aufhält. In diesem Bewusstseinszustand zu sein, ist sehr selten. Im Gegenteil, wir leben in dem, was er den alltäglichen Verstand, den gewöhnlichen Verstand des Menschen nennt. Für das gewöhnliche Bewusstsein scheint die Vernunft schon zu einer sehr hohen Region zu gehören und für ihn ist die Vernunft eine der durchschnittlichen Fähigkeiten des menschlichen Verstandes. Es gibt sehr viel höhere mentale Regionen, die er im Detail beschrieben hat.
Plötzlich sagten Einige, sie hätten wundervolle spirituelle Erfahrungen, weil man sich sehr selten aufhält in diesen Regionen, die jenseits des Verstandes liegen, den Regionen direkter Wahrnehmung und Intuition und anderer ähnlicher Fähigkeiten der Intuition. Aber das sind immer noch mentale Bereiche, sie haben nichts vom Supramentalen an sich.
… All diese höheren Regionen, die für die meisten Menschen fast unerreichbar sind, befinden sich im mentalen Bereich des Denkens selbst, ohne dass man diese Ebene verlässt.
Bevor man die äußerste Grenze der Ebene der Gedanken erreicht, gibt es so viele Gebiete und Bereiche des Denkens, die für die meisten Menschen überhaupt nicht zugänglich sind. Und selbst diejenigen, die sie erreichen, leben nicht dauerhaft in ihnen. Sie müssen sich darauf konzentrieren, um dahin zu kommen, und gelangen nicht immer dorthin. Von den Regionen, die Sri Aurobindo beschrieben hat, gibt es Bereiche, die nur sehr außergewöhnlichen Individuen zugänglich sind, und doch nennt er sie immer noch mentale Regionen. Für sie gebraucht er nicht das Wort „Supramental.“
DIE MUTTER, CWM 6:415
