Kapitel 17
Weltliche Angelegenheiten
Der Materialismus der modernen Zeit
Zu jener Zeit, zur Zeit des Buddha, war es eine Freude, eine Glückseligkeit, der Zustand höchsten Glückes, ein spirituelles Leben zu führen, welches dich von allen Kümmernissen der Welt, allem Leiden, allen Sorgen befreite und dich glücklich machte, dich erfüllte und zufriedenstellte.
Es ist der Materialismus der modernen Zeit, der die spirituelle Bemühung in einen harten Kampf und ein Opfer, einen schmerzhaften Verzicht auf alle sogenannten Freuden des Lebens verwandelt hat.
Dieses Bestehen auf der ausschließlichen Wirklichkeit der physischen Welt, physischem Vergnügen, physischen Freuden, physischem Besitz, ist das Ergebnis des gesamten materiellen Strebens der menschlichen Zivilisation. Das war in den alten Zeiten undenkbar. Im Gegenteil, Zurückgezogenheit, Konzentration, Befreiung von aller materiellen Besorgnis, Hingabe an die spirituelle Freude, das bedeutete tatsächlich Glücklichsein.
Von diesem Standpunkt aus ist es ganz offenkundig, dass die Menschheit weit davon entfernt ist, Fortschritte gemacht zu haben; und diejenigen, die in diese Welt, mitten in die Zentren materialistischer Zivilisation geboren wurden, haben in ihrem Unterbewusstsein diese entsetzliche Vorstellung, nur materielle Realitäten seien wirklich und mit nicht materiellen Dingen befasst zu sein, stelle einen wunderbaren Opfergeist, eine beinahe erhabene Anstrengung dar. Nicht von morgens bis abends und von abends bis morgens von all den kleinen physischen Vergnügungen, physischen Erlebnissen, physischen Beschäftigungen in Anspruch genommen zu sein, heißt einen bemerkenswerten Geist zu bezeugen.
Esau und Jakob
Ich weiß nicht, wie viele von euch die Bibel gelesen haben. Es ist nicht sehr unterhaltsam, das zu tun, und außerdem ist sie sehr lang, aber dennoch, in der Bibel gibt es eine Geschichte, die ich immer sehr gemocht habe. Da waren zwei Brüder, wenn ich mich nicht irre, Esau und Jakob. Nun, Esau war sehr hungrig, so geht die Geschichte, nicht wahr? Ich glaube, er war ein Jäger oder so ähnlich. In jedem Fall lautet die Geschichte so. Er kam sehr hungrig nach Hause und sagte zu Jakob, er sei sehr hungrig, und er hatte so großen Hunger, dass er zu ihm sagte: „Höre, wenn du mir dein Linsengericht gibst (Jakob hatte einen Eintopf zubereitet), gebe ich dir mein Erstgeburtsrecht.“ Nicht wahr, man kann diese Geschichte sehr oberflächlich verstehen, aber sie hat eine sehr tiefe Bedeutung; das Erstgeburtsrecht ist das Recht, der Sohn Gottes zu sein. Und er war bereit, sein göttliches Recht aufzugeben, weil er hungrig war, für eine konkrete, materielle Sache, für Nahrung. Das ist eine sehr alte Geschichte, aber sie ist ewig wahr.
Erfolg und Misserfolg
Ihr dürft Dinge nicht nach ihrem äußeren Erfolg oder dem Anschein einer Niederlage bewerten. Wir dürfen sagen – und im Allgemeinen ist es das, was fast immer geschieht – wir können sagen, das Göttliche gibt, was man begehrt, und von allen Lektionen ist diese die beste! Denn, ist dein Begehren unbewusst, verdunkelt, egoistisch, vergrößerst du das Unbewusste, die Finsternis und den Egoismus in dir. Das heißt, es entfernt dich weiter und weiter von der Wahrheit, von Bewusstsein und Glück. Es bringt dich vom Göttlichen weit fort. Und für das Göttliche ist natürlich nur eine Sache wahr – das göttliche Bewusstsein, die göttliche Einung. Und jedes Mal, wenn du materiellen Dingen den Vorzug gibst, wirst du mehr und mehr materialistisch und gehst weiter und weiter fort vom vollen Erfolg.
Aber für die Wahrheit ist dieser andere Erfolg eine furchtbare Niederlage… Du hast die Wahrheit gegen die Falschheit eingetauscht!
Nach dem äußeren Anschein oder augenscheinlichem Erfolg zu urteilen, ist genaugenommen ein Akt völliger Unwissenheit. Selbst für den verhärtetsten Menschen, für den ganz offensichtlich alles erfolgreich verlaufen ist, selbst für ihn gibt es immer eine Kehrseite. Und diese Art Verhärtung, welche hervorgerufen wird, dieser Schleier, der gebildet wird, ein immer dichter und dichter werdender Schleier zwischen dem äußeren Bewusstsein und der inneren Wahrheit wird eines Tages, irgendwann, ganz und gar unerträglich. Er kommt uns gewöhnlich teuer zu stehen – der äußere Erfolg.
(Mutters Stimme wird extrem tief.) Man muss sehr stark, sehr rein sein, über ein sehr hohes und sehr selbstloses spirituelles Bewusstsein verfügen, um ohne davon berührt zu sein, Erfolg zu haben. Nichts ist schwieriger, als erfolgreich zu sein. Das ist in der Tat die wahre Prüfung im Leben!
Gelingt dir etwas nicht, so wendest du dich ganz natürlicherweise auf dich selbst zurück und suchst in dir selbst Trost für dein äußeres Versagen. Und diejenigen, in denen eine Flamme brennt – falls das Göttliche ihnen wirklich helfen will, falls sie reif genug dazu sind, dem Pfad zu folgen – diejenigen werden einen Schlag nach dem anderen erfahren, denn das hilft! Es ist die machtvollste, die direkteste, die wirksamste Hilfe. Bist du erfolgreich, sei auf der Hut, frage dich: „Was ist der Preis, welches die Kosten, mit denen ich den Erfolg erkauft habe? Ich hoffe, es ist nicht ein Schritt in Richtung…“
Es gibt welche, die sind darüber hinaus, solche, die ihrer Seele bewusst sind, solche, die sich selbst ganz und gar hingegeben haben, solche, die – wie ich bereits sagte – vollkommen rein, selbstlos sind und ohne davon betroffen oder berührt zu sein, erfolgreich sein können. Dann ist es etwas anderes. Aber man muss sehr groß sein, um fähig zu sein, Erfolg zu ertragen. Und schließlich ist es vielleicht die letzte Prüfung, die das Göttliche jemandem auferlegt: „Jetzt, da du edel, da du selbstlos bist, keinen Egoismus mehr hast, nur mir gehörst, werde ich dich triumphieren lassen. Wir werden sehen, ob du standhältst.“
Vollkommener Gleichmut
Wenn Dinge geschehen, die nicht so sind, wie wir sie erwartet, erhofft, erwünscht haben, die unserem Begehren zuwiderlaufen, nennen wir sie in unserer Unwissenheit Missgeschicke und jammern. Wenn wir aber ein wenig weiser werden würden und die tieferen Konsequenzen dieser Geschehnisse beobachteten, fänden wir, dass sie uns rasch dem Göttlichen, dem Geliebten entgegenführen. Wohingegen leichte und angenehme Umstände uns ermuntern, auf dem Pfad herumzutrödeln, auf dem Wege anzuhalten, die Blumen des Genusses zu pflücken, die sich uns darbieten und welche wir zu schwach oder nicht aufrichtig genug sind, entschlossen abzulehnen, so dass unser Marsch vorwärts nicht verzögert wird.
Man muss schon sehr stark, sehr weit sein auf dem Wege, um den Erfolg und den kleinen Freuden, die er mit sich bringt, zu begegnen, ohne nachzugeben. Diejenigen, die dazu imstande sind, die stark sind, laufen dem Erfolg nicht nach. Sie streben nicht danach und akzeptieren ihn mit Gleichgültigkeit. Denn sie kennen und schätzen den Wert der Schläge, welche durch Unglücklichsein und Missgeschick ausgeteilt werden.
Aber letztendlich ist die wahre Haltung, das Zeichen und der Beweis, dass wir dem Ziele nahe sind, ein vollkommener Gleichmut, der uns in den Stand versetzt, Erfolg und Misserfolg, Glück und Unglück, Freude und Leid mit der gleichen heiteren Freude anzunehmen; denn alle diese Dinge werden zu wunderbaren Geschenken, mit denen der Herr uns in seiner grenzenlosen Fürsorge überschüttet.
Ein vollkommenes Geschenk
Was du bist, das gib; was du hast, das gib, und dein Geschenk wird vollkommen sein. Vom spirituellen Standpunkt aus wird es vollkommen sein. Dies hängt nicht von der Größe deines Reichtums oder der Anzahl der Fähigkeiten in deiner Natur ab. Es hängt ab von der Vollkommenheit deines Geschenkes, das heißt von seiner Vollständigkeit. Ich erinnere mich, in einem Buch mit indischen Legenden folgende Geschichte gelesen zu haben: Da war eine sehr arme, sehr alte Frau, die nichts besaß und große Not litt, in einer sehr elenden Hütte lebte und der eine Frucht geschenkt worden war. Es war eine Mangofrucht. Sie hatte sie zur Hälfte gegessen und bewahrte die andere Hälfte für den nächsten Tag, denn es war etwas so Wunderbares, dass es ihr nicht oft widerfuhr, eine Mangofrucht zu bekommen. Und dann, als die Nacht hereinbrach, klopfte jemand an die hinfällige Tür und bat um Gastfreundschaft. Und dieser Jemand trat ein und erzählte ihr, er brauche Unterkunft und sei hungrig. Sie sagte zu ihm: „Nun, ich habe kein Feuer, dich zu wärmen, keine Decke, in die du dich hüllen könntest, und ich habe eine halbe Mangofrucht übrig, das ist alles, was ich habe, wenn du es möchtest. Ich habe die Hälfte gegessen.“ Und es stellte sich heraus, dass dieser Jemand Shiva war, und sie wurde von einem inneren Glanz erfüllt, denn sie hatte sich selbst als vollkommenes Geschenk und alles, was sie hatte, dargebracht.
Ich las das und fand es großartig. Ja, doch, das beschreibt es auf lebhafte Weise. Genau das ist es.
Der reiche Mann oder selbst Leute, die recht wohlhabend sind und alle möglichen Dinge des Lebens besitzen, geben dem Göttlichen, was sie als Überschuss haben – denn das ist gewöhnlich die Geste: man verfügt über ein wenig mehr Geld als man braucht, hat ein paar mehr Dinge mehr als nötig, und so gibt man das großzügig dem Göttlichen. Es ist besser, als nichts abzugeben. Aber selbst wenn dieses „wenig-mehr-als-wir-brauchen“ Hunderttausende von Rupien bedeutet, dieses Geschenk ist weniger vollkommen als jenes, das mit der Mangofrucht erbracht wurde. Denn es misst sich weder an Quantität noch an Qualität, sondern an der Aufrichtigkeit und der Bedingungslosigkeit des Gebens.
Geld ist wertvoll, wenn es ausgegeben wird
Es ist unendlich viel schwieriger, gut, weise, intelligent und großzügig, großzügiger zu sein – ihr folgt meinem Gedankengang – wenn man reich, als wenn man arm ist. Ich habe viele Leute in vielen Ländern kennengelernt, und die freigebigsten, die mir in all den Ländern je begegnet sind, waren die Ärmsten. Und sobald die Taschen voll sind, wird man von einer Art Krankheit befallen, welche sich als ein geistiges Verhaftetsein am Geld darstellt. Ich versichere euch, es ist ein Fluch.
Deshalb ist das erste, was man tun muss, wenn man Geld besitzt, es auszugeben. Aber das darf, wie gesagt, nicht ohne Verstand geschehen. Gehe nicht hin und gib es wie diejenigen, die Philanthropie betreiben, weil sie das mit einem Gefühl eigener Güte, Großherzigkeit und Wichtigkeit erfüllt. Du musst in sattwischer Weise handeln, das bedeutet, mache den bestmöglichen Gebrauch davon. Und daher muss jeder in seinem höchsten Bewusstsein herausfinden, welche die bestmögliche Verwendungsweise des Geldes, das er besitzt, sein kann. Und wahrhaftig, Geld ist von keinem Wert, wenn es nicht zirkuliert. Für jeden und jedermann ist Geld nur nützlich, wenn es ausgegeben ist…
Wohlstand ist eine Kraft – ich habe euch das schon gesagt – eine Kraft der Natur; und Geld sollte ein Mittel der Zirkulation sein, eine Macht in Bewegung, so wie fließendes Wasser eine Macht in Bewegung ist. Es ist etwas, das dazu dienen kann, zu erschaffen und zu organisieren. Es ist ein geeignetes Mittel, denn tatsächlich ist es nur dazu da, Dinge voll und frei zirkulieren zu lassen.
Diese Kraft sollte in den Händen derjenigen sein, die es verstehen, den bestmöglichen Gebrauch davon zu machen, das heißt wie ich schon am Anfang sagte, Leuten, die in sich auf die eine oder andere Weise jedes persönliche Begehren und jede Bindung beseitigt und sich davon befreit haben. Es sollte eine genügend weite Schau hinzukommen, die über ein Verständnis für die Bedürfnisse der Erde verfügt, ein Wissen, das ausreicht, all diese Bedürfnisse zu organisieren und das diese Mittel zu nutzen weiß.
Wenn diese Menschen daneben noch ein höheres spirituelles Wissen besitzen, können sie diese Kraft dazu verwenden, allmählich etwas auf der Erde aufzubauen, was imstande sein wird, die göttliche Macht, Kraft und Gnade zu offenbaren.
Geld gehört niemandem
Der Konflikt bezüglich Geld könnte ein „Konflikt des Besitzes“ genannt werden. Aber die Wahrheit ist, dass Geld niemandem gehört. Diese Vorstellung, Geld zu besitzen, hat alles verzerrt. Geld sollte kein „Besitz“ sein: Wie Energie ist es ein Mittel zum Handeln, das dir gegeben ist, aber du musst es im Einklang mit dem benutzen, was wir den „Willen des Gebers“ nennen können, das heißt in einer unpersönlichen und erleuchteten Weise. Wenn du ein gutes Werkzeug dafür bist, Geld zu verteilen und zu benutzen, dann kommt es zu dir, und das in dem Maße deiner Fähigkeit, es so zu verwenden, wie es gedacht ist. Das ist der wahre Mechanismus. Die wahre Haltung ist diese: Geld ist eine Kraft, geplant für das Werk auf der Erde, das Werk, das erforderlich ist, die Erde darauf vorzubereiten, die göttlichen Kräfte zu empfangen und zu offenbaren, und sie – das heißt die Macht, es zu gebrauchen – muss in die Hände derjenigen gelangen, die die klarste, umfassendste und wahrhaftigste Schau haben.
Produktion
Es heißt: „Man kann nichts anhäufen, ohne dass ein Loch entsteht“, man kann sich nicht bereichern, ohne einen anderen arm zu machen. Ist das wahr?
Das ist nicht ganz richtig. Etwas herzustellen ist kein Verarmen, sondern bedeutet Bereicherung. Man bringt einfach in die Welt etwas in Umlauf, das einen Wert darstellt, der dem von Geld entspricht. Aber zu sagen, man kann nichts anhäufen, ohne dass ein Loch entsteht, ist schon richtig bei denen, die spekulieren, die Geschäften an der Börse nachgehen oder im Finanzwesen – dort ist das wahr. Ein finanzieller Erfolg in Angelegenheiten purer Spekulation ist, ohne anderen abträglich zu sein, unmöglich. Aber das ist auf diese Fälle beschränkt. Ansonsten reißt ein Produzent kein Loch, wenn er Geld im Austausch mit dem ansammelt, was er herstellt. Sicherlich gibt es die Frage nach dem Wert der Ware, aber wenn die Produktion wahrhaft eine Errungenschaft für den allgemeinen menschlichen Wohlstand bedeutet, macht sie kein Loch, sondern vermehrt diesen Wohlstand. Und in anderer Weise, nicht nur auf materieller Ebene, gilt das gleiche für Kunst, Literatur oder Wissenschaft, für überhaupt jegliches Schaffen.
Habe Achtung vor den Dingen
Wie sollten wir mit Dingen umgehen?
Ah, das heißt… Zunächst die Dinge mit einem Verständnis für ihren wahren Verwendungszweck gebrauchen, mit dem Wissen um ihre eigentliche Funktion, mit äußerster Sorgfalt, so dass sie nicht zerstört werden und mit der geringsten Unordnung.
Ich werde euch ein Beispiel geben: du besitzt eine Schere. Es gibt alle möglichen Arten Scheren, solche, um Papier und solche, um Fäden zu schneiden… Nun, besitzt du eine Schere, die du benötigst, bediene dich ihrer zu dem Zweck, zu dem sie gemacht ist. Aber ich kenne Leute, die, wenn ihnen eine Schere gehört, sie ohne Unterschied für alles einsetzen, das es zu schneiden gilt, kleine Seidenfäden, und sie versuchen, auch damit Draht zu durchtrennen oder aber sie benutzen sie als Werkzeug zum Öffnen von Dosen, verstehst du. Wofür auch immer, wo sie ein Instrument benötigen, greifen sie zur Schere und machen von ihr Gebrauch. So kommen sie natürlich nach ziemlich kurzer Zeit wieder zu mir und sagen: „Oh, meine Schere ist kaputt, ich hätte gerne eine neue.“ Und sie sind sehr überrascht, wenn ich ihnen sage: „Nein, du bekommst keine neue, weil du diese verdorben hast, denn du hast sie schlecht behandelt.“ Das ist nur ein Beispiel. Ich könnte viele andere anführen.
Leute gebrauchen etwas, das schmutzig und dadurch unbrauchbar wird, oder sie vergessen, es zu reinigen und vernachlässigen es, weil all das Zeit kostet. Es gibt vor dem Gegenstand, den man besitzt, eine Art Respekt, der einen veranlassen muss, ihn mit Rücksicht zu behandeln und ihn so lange zu bewahren wie möglich, nicht weil man an ihm hängt und ihn begehrt, sondern, weil ein Gegenstand etwas Achtenswertes ist, das manchmal eine Menge Mühe und schwere Arbeit für seine Herstellung gekostet hat und deshalb mit Respekt im Hinblick auf die Arbeit und den Aufwand, die für ihn eingesetzt wurden, betrachtet werden muss.
Ich sage oft: „Nein, benutze, was du besitzt. Versuche, den bestmöglichen Gebrauch davon zu machen. Werfe Dinge nicht unnütz fort, stelle keine unnützen Forderungen. Versuche, mit dem auszukommen, was du hast, indem du alle Sorgfalt, alle Ordnung und soviel Planmäßigkeit wie nötig einsetzt und Unordnung vermeidest.“
Das Problem der Nahrung
Wenn man wünscht, aus seinem gewöhnlichen Leben heraus in ein höheres einzutreten, dann beginnt die Nahrungsfrage interessant zu werden. Und wenn man, nachdem man dies erreicht hat, sich auf die Umwandlung vorzubereiten bemüht, wird sie sehr wichtig. Denn es gibt sicherlich Nahrungsmittel, die dem Körper helfen, sich zu verfeinern und andere, die ihn im animalischen Zustand halten. Aber das wird nur in dieser bestimmten Zeit so bedeutungsvoll, nicht vorher. Und bevor das so weit ist, gibt es viele andere Dinge zu tun. Es ist sicherlich besser, sein Mental und sein Vital zu läutern, bevor man daran denkt, dieses mit seinem Körper zu praktizieren. Denn selbst wenn du alle Vorsichtsmaßnahmen ergreifst und physisch auf eine Weise lebst, in der du dich vorsiehst, nichts aufzunehmen als das, was dazu beiträgt, deinen Körper subtil zu machen, wenn dein Mental und dein Vital in einem Zustand von Begehren, Unbewusstheit, Dunkelheit, Leidenschaft und all dem anderen verbleiben, wird das nicht von geringstem Nutzen sein. Dein Körper wird geschwächt, vom inneren Leben abgespalten und eines schönen Tages krank werden.
Man muss von innen beginnen, ich habe euch das bereits einmal gesagt. Man muss von oben anfangen, erst das Höhere, dann das Niedere läutern. Ich sage nicht, man solle aller möglichen Dinge, die den Körper herabsetzen, frönen. Das ist es nicht, was ich euch sage. Betrachtet das nicht als einen Rat, keine Kontrolle über eure Begierden auszuüben! Das ist es überhaupt nicht. Was ich meine ist vielmehr, versuche nicht, im Körper ein Engel zu sein, wenn du nicht bereits ein wenig davon in deinem Mental und deinem Vital bist, denn das würde dich von dem gewöhnlichen Menschen auf eine andere Weise entfernen, aber nicht zum Besseren. Wir sagten kürzlich, das Wichtigste sei es, das Gleichgewicht zu wahren. Nun, um das zu erreichen, muss sich alles zur gleichen Zeit fortentwickeln. Du darfst nicht einen Teil deines Wesens in der Dunkelheit belassen und den anderen ins Licht zu bringen versuchen. Du musst sorgfältig darauf achten, keine Ecke finster zu lassen.
Esse mit Maß
Das Beste ist, ans Essen nicht zu denken, sondern sein Leben hinreichend regelhaft zu ordnen, so dass keine Notwendigkeit entsteht, darüber nachzusinnen. Du isst zu festgesetzten Stunden, maßvoll, du brauchst dich nicht einmal damit auseinanderzusetzen, während du etwas zu dir nimmst. Du musst ruhig essen, das ist alles, still, mit Konzentration, und wenn du nicht isst, darfst du dich niemals gedanklich damit beschäftigen. Du darfst nicht zu viel essen, weil du dich dann mit deiner Verdauung beschäftigen musst, und das wird sehr unerfreulich für dich sein und dich zwingen, viel Zeit zu verschwenden. Du musst einfach essen, … du musst allem Begehren, aller Versuchung, allen Regungen des Vitals ein Ende setzen, denn wenn du einfach deshalb isst, weil der Körper Essen braucht, wird er dir absolut präzise und exakt mitteilen, wann er genug hat. Siehst du, wenn man durch vitale Gier oder mentale Vorstellungen nicht getrieben wird, erfasst man dies mit Sicherheit. „Nun ist es genug!“ sagt der Körper, „ich will nicht mehr.“ Folgerichtig beendet man die Mahlzeit.
Bringe deine Nahrung dem Göttlichen dar
Solange unser Körper gezwungen ist, Fremdstoffe aufzunehmen, um fortzubestehen, wird er sich gleichzeitig eine beträchtliche Menge träger und unbewusster Kräfte oder solche mit ziemlich unerwünschtem Bewusstsein einverleiben, und diese Alchemie muss innerhalb des Körpers stattfinden. Wir sprechen von Bewusstseinsarten, die mit der Nahrung aufgenommen werden, aber es gibt auch das Nichtbewusste, das auf diese Weise eindringt – eine ganze Menge davon. Und deshalb bestand in vielen Yogadisziplinen die Empfehlung, dem Göttlichen vor der Mahlzeit die Nahrung darzubringen (Mutter macht eine Geste des Anbietens, die Hände verschränkt, Handflächen geöffnet). Es besteht darin, das Göttliche vor dem Essen in die Nahrung herabzurufen. Man bietet sie Ihm dar – das heißt man bringt sie mit dem Göttlichen in Verbindung, so dass sie unter seinem Einfluss stehen möge, wenn man sie zu sich nimmt. Das ist sehr nützlich, das ist sehr gut. Wenn man das zu tun versteht, verringert sich die Arbeit der inneren Umwandlung, die getan werden muss, beträchtlich.
Rauchen, Trinken und Drogen
Manche Leute glauben, dass Rauchen, Trinken etc. einen Teil des zukünftigen Lebens prägen wird. Das ist ihre Sache. Wenn sie durch diese Erfahrung hindurchgehen wollen, lass sie. Sie werden erkennen, dass sie sich in ihre eigenen Begierden einsperren. Aber auf jeden Fall bin ich kein Moralist, überhaupt nicht, überhaupt nicht. Es ist ihre eigene Angelegenheit. Wenn sie durch diese Erfahrung hindurchgehen wollen, lass sie. Aber dafür ist der Ashram nicht der Ort. Dank sei Gott, im Ashram haben wir gelernt, dass das Leben etwas anderes ist. Das wahre Leben bedeutet nicht Befriedigung von Begierden. Aus Erfahrung kann ich bestätigen, dass alle durch Drogen hervorgerufenen Erfahrungen, all dieser Kontakt mit der unsichtbaren Welt, in einer viel besseren, bewussteren und kontrollierteren Art und Weise ohne Drogen hergestellt werden kann. Nur, man muss sich unter Kontrolle haben. Es ist schwieriger, als Gift zu schlucken. Aber ich werde keine Predigten halten.
Trinken und Drogen: Selbstkontrolle
Es gibt auch Menschen, die sich dem Laster hingeben – dem einen oder dem anderen, wie Trinken und Injektionen von Drogen – und die sehr genau wissen, dass dies sie in Verderben und Tod führt. Aber sie entscheiden sich, das zu tun, wissentlich.
Sie haben über sich selbst keine Kontrolle.
Es gibt immer einen Augenblick, in dem jedermann über Selbstkontrolle verfügt. Und wenn man nicht einmal „Ja“ gesagt, die Entscheidung getroffen hätte, hätte man es nicht getan.
Es gibt nicht ein menschliches Wesen, das nicht die Energie und die Fähigkeit besitzt, etwas ihm Aufgezwungenem zu widerstehen – wenn es ihm überlassen ist, so zu handeln. Leute sagen dir: „Ich kann nicht anders“ – das geschieht, weil sie in der Tiefe ihres Herzens gar nicht anders wollen. Sie haben es hingenommen, Sklaven ihres Lasters zu sein. Es gibt einen Augenblick, in dem man das akzeptiert.
Tabak und Alkohol
Warum zerstören Tabak und Alkohol das Gedächtnis und den Willen?
Warum? Weil sie das tun. Es gibt keinen moralischen Grund. Es ist eine Tatsache. Es ist ein Gift im Alkohol, es ist ein Gift im Tabak. Und dieses Gift dringt in die Zellen ein und zerstört sie. Alkohol wird sozusagen niemals herausgeworfen. Er sammelt sich in einem bestimmten Teil des Gehirns an, und anschließend funktionieren diese Zellen überhaupt nicht mehr – manche Leute werden deshalb sogar verrückt, das nennt man Delirium Tremens, die Folge von zu viel Alkohol, welcher nicht aufgenommen wurde, sondern auf diese Weise im Gehirn konzentriert bleibt. Und das ist sogar so radikal… Es gibt in Frankreich eine Provinz, in der ein Wein produziert wird, ein Wein mit sehr niedrigem Alkoholgehalt: ich glaube, es sind vier oder fünf Prozent, ein sehr niedriger Prozentsatz, nicht wahr? Und diese Leute trinken Wein, weil sie ihn selbst gemacht haben, wie man Wasser trinkt. Sie trinken ihn pur, und nach einiger Zeit werden sie krank. Sie haben zerebrale Störungen. Ich kannte Leute dieser Art, das Gehirn war gestört, es funktionierte nicht mehr. Und Tabak – Nikotin ist ein sehr schweres Gift. Es ist ein Gift, das die Zellen zerstört. Ich habe gesagt, es ist ein langsames Gift, weil man es nicht sofort spürt, außer wenn man das erste Mal raucht und es einen krank macht. Und das sollte dich verstehen lassen, dass man es nicht tun sollte. Nur sind Leute so dumm, dass sie es für eine Schwäche halten und deshalb fortfahren, bis sie sich an das Gift gewöhnt haben. Und der Körper reagiert nicht länger, er gestattet es, zerstört zu werden, ohne zu reagieren: du wirst die Reaktion los.
Das verhält sich physisch ebenso wie moralisch. Tust du etwas, das du nicht tun solltest und dein seelisches Wesen sagt dir in seiner noch kleinen Stimme, es zu unterlassen, dann wird es dir, wenn du ihm dennoch zuwiderhandelst, nach einer Weile nichts mehr mitteilen, und du wirst überhaupt keine inneren Reaktionen auf all deine schlechten Handlungen mehr erfahren, weil du dich geweigert hast, der Stimme zu gehorchen, als sie zu dir sprach. Und dann entwickelst du dich natürlich vom Schlechten zum Schlimmeren und stolperst in ein Loch. Nun, mit dem Tabak ist es das gleiche: beim ersten Mal reagiert dein Körper heftig, er erbricht sich, er sagt zu dir: „Ich will das um keinen Preis.“ Du unterwirfst ihn mit deiner vitalen und mentalen Dummheit, du zwingst ihn, es zu tun. Er antwortet nicht mehr und lässt es zu, allmählich vergiftet zu werden, bis er zerfällt. Die Funktionsfähigkeit wird vermindert; die Nerven werden betroffen. Sie übertragen den Willen nicht länger, weil sie angegriffen sind, sie sind vergiftet. Und letztendlich beginnen die Leute zu zittern, sie haben nervöse Zuckungen. Davon gibt es ziemlich viele, man braucht nicht weit zu gehen, um sie zu finden. Und sie sind nur so, weil sie sich Exzessen hingegeben haben: sie tranken und rauchten. Und wenn sie einen Gegenstand heben, zittern ihre Hände (Geste). Das bekommt man, indem man sich so verhält.
Sexualität und Yoga
Es gibt eine andere Gefahr. Sie steht im Zusammenhang mit den sexuellen Impulsen. Yoga wird in seinem Verlauf der Läuterung alle verborgenen Impulse und Begierden offenlegen. Und du musst lernen, Dinge nicht zu verstecken oder beiseitezuschieben, du musst ihnen ins Auge schauen, sie überwinden und umformen. Die erste Wirkung des Yoga ist jedoch, die mentale Kontrolle aufzuheben, und die Gier, die schlummernd liegt, wird plötzlich freigesetzt, sie bricht hervor und überfällt das Wesen. So lange, wie diese mentale Kontrolle nicht durch die göttliche ersetzt ist, gibt es eine Durchgangsphase, in der deine Aufrichtigkeit und Hingabe einer Prüfung unterworfen werden. Die Stärke solcher Impulse, wie jenem der Sexualität, liegt gewöhnlich in der Tatsache, dass Leute zu viel Notiz von ihnen nehmen. Sie protestieren zu heftig und bemühen sich, sie durch Unterdrückung zu kontrollieren und über sie zu wachen. Aber je mehr man an etwas denkt und sagt: „Ich will es nicht, ich will es nicht!“ umso stärker ist man daran gefesselt. Was du tun solltest ist, dir die Sache fernzuhalten, dich davon zu trennen, es so wenig wie möglich zur Kenntnis zu nehmen, und selbst, wenn du zufällig daran denkst, gleichgültig und unbeteiligt zu bleiben.
Den Impulsen und Begierden, die durch den Druck des Yoga auftauchen, sollte man in einem Geist von Unvoreingenommenheit und Gelassenheit entgegentreten als etwas, das dir selbst fremd ist oder zur äußeren Welt gehört. Sie sollten dem Göttlichen dargeboten werden, so dass das Göttliche sie aufnimmt und umwandelt.
Wenn du dich dem Göttlichen einmal geöffnet hast, wenn die Macht des Göttlichen in dich herabgestiegen ist und du dich dennoch an die alten Kräfte zu halten versuchst, dann bereitest du dir selbst Probleme, Schwierigkeiten und Gefahren. Du musst wachsam sein und darauf achten, dass du das Göttliche nicht als Deckmantel für die Befriedigung deiner Begierden benutzt.
Der sexuelle Impuls
Die Menschheit verfügt über den sexuellen Impuls in einer ganz und gar natürlichen, spontanen und, ich möchte sagen, legitimen Weise. Dieser Impuls wird natürlich und spontan gemeinsam mit der Tierhaftigkeit verschwinden. So wird das mit vielen anderen Dingen geschehen, wie zum Beispiel dem Bedürfnis zu essen und vielleicht auch dem zu schlafen, wie wir das jetzt tun. Doch der in einer höher entwickelten Menschheit bewussteste Impuls, der fortbesteht als eine Quelle von… nun, Seligkeit ist ein großes Wort, aber von Freude und Wonne, – ist sicherlich die sexuelle Aktivität, und sie wird überhaupt keine Existenzberechtigung innerhalb der Funktionsweisen der Natur mehr besitzen, wenn die Notwendigkeit der Zeugung auf diese Art nicht mehr besteht. Deshalb wird die Fähigkeit, mit der Freude des Lebens in Verbindung zu treten, Schritt für Schritt wachsen oder sich andersartig orientieren. Aber wonach die spirituell Suchenden der alten Zeiten aus Prinzip trachteten – sexuelle Verneinung – ist eine absurde Angelegenheit, weil das nur für jene gelten darf, die sich über diese Stufe erhoben haben und mit keinerlei Tierartigkeit mehr behaftet sind. Und sie muss auf ganz natürliche Weise abfallen, ohne Anstrengung, ohne Kampf. Es ist lächerlich, das zu einem Zentrum des Konfliktes und Kampfes zu machen. Nur wenn das Bewusstsein aufhört, menschlich zu sein, fällt sie ganz natürlich ab. Hier gibt es auch eine Übergangszeit, die etwas schwierig sein kann, weil die Wesen des Überganges sich immer in einem instabilen Gleichgewicht befinden. Aber in uns selbst gibt es immer eine Art Flamme und ein Bedürfnis, welche keinen Schmerz zulassen – es ist keine schmerzhafte Bemühung, es ist etwas, das wir mit einem Lächeln aufbringen können. Aber zu verlangen, es jenen aufzuerlegen, die zu diesem Übergang nicht bereit sind, ist absurd.
Das ist gesunder Menschenverstand. Sie sind Menschenwesen, sie dürfen nicht vorgeben, sie seien es nicht.
Es wird erst dann leicht, wenn dieser Impuls für dich unerträglich wird, wenn du ihn als etwas Schmerzhaftes und als deinem tieferen Empfinden Widersprüchliches empfindest. Nun, dann zerschneidest du die äußeren Fesseln, und es ist erledigt.
Lieben können
Es heißt, um der göttlichen Liebe bewusst zu werden, muss man alle andere Liebe aufgeben. Wie kann man die andere Liebe, die so hartnäckig anhaftet (Gelächter) und uns nicht so leicht verlässt, am besten zurückweisen?
Indem man durch sie hindurchgeht. Ah!
Durch sie hindurchgehen, schauen, was hinter ihr verborgen ist, nicht bei der Erscheinung stehenbleiben, sich nicht mit der äußeren Form zufriedengeben, nach dem Prinzip suchen, welches sich hinter dieser Liebe befindet, es nicht genug sein lassen, bis man den Ursprung dieses Gefühls in sich selbst gefunden hat. Dann wird diese äußere Gestalt von selbst zerfallen, und du wirst mit der göttlichen Liebe, die hinter allen Dingen steht, in Kontakt sein.
Das ist die beste Methode.
Sich von der einen zu befreien, um die andere zu finden, ist sehr schwierig. Es ist beinahe unmöglich. Denn die menschliche Natur ist so begrenzt, so voller Widersprüche und in ihren Regungen so beschränkt, dass, will man Liebe in ihren niederen Formen zurückweisen, das heißt menschliche Liebe wie menschliche Wesen sie erfahren, wenn man sich innerlich bemüht, sie zurückzuweisen, man gewöhnlich alle Fähigkeit, Liebe zu empfinden zurückweist und wie ein Stein wird. Und dann müssen wir manchmal Jahre oder Jahrhunderte warten, bevor es in uns ein Wiedererwachen der Fähigkeit gibt, Liebe zu empfangen oder auszudrücken.
Deshalb ist es das Beste, wenn Liebe entsteht, in welcher Form das auch sein mag, zu versuchen, durch ihre äußere Erscheinungsform hindurchzustoßen und das göttliche Prinzip zu finden, das sich dahinter befindet und welches ihr Existenz verleiht. Natürlich ist das voller Fallstricke und Schwierigkeiten, aber es ist wirksamer. Das heißt statt zu lieben aufzuhören, weil man falsch liebt, muss man aufhören, falsch zu lieben und den Willen haben, richtig zu lieben.
Zum Beispiel ist die Liebe zwischen Menschen in all ihren Formen, die Liebe der Eltern für ihre Kinder, die der Kinder für ihre Eltern, die zwischen Geschwistern, die der Freunde und Liebenden, ganz befleckt mit Unwissenheit, Selbstsucht und all den anderen Schwächen, die des Menschen gewöhnliche Schattenseiten darstellen. Deshalb muss man, anstatt vollständig zu lieben aufzuhören – was übrigens sehr schwierig ist, wie Sri Aurobindo sagt, und was nur das Herz verdorren lässt und keinem Zwecke dient – lernen, besser zu lieben: mit Ergebenheit, Selbsthingabe, Selbstverzicht und zu kämpfen, nicht gegen die Liebe selbst, sondern gegen ihre verzerrten Formen. Gegen jegliche Form des Ansichreißens, des Verhaftetseins, des Besitzergreifens, der Eifersucht und alle Empfindungen, die diese Hauptströmungen begleiten. Nicht besitzen, nicht beherrschen wollen; und nicht seinen Willen aufzwingen wollen, seine Launen, seine Begierden; nicht nehmen, empfangen wollen, sondern geben; nicht auf des anderen Erwiderung bestehen, sondern sich mit der eigenen Liebe bescheiden; nicht sein eigenes persönliches Interesse verfolgen und Freude und Erfüllung des persönlichen Begehrens suchen, sondern zufrieden sein, die eigene Liebe und Zuneigung zu geben; und keine Erwiderung zu fordern. Einfach glücklich damit zu sein, zu lieben, nichts mehr.
Wenn du das vollbringst, hast du einen großen Schritt vorwärts getan, und vermagst kraft dieser Haltung allmählich in dem Gefühl selbst voranzuschreiten und eines Tages zu erkennen, dass Liebe nicht etwas Persönliches ist, sondern ein universales, göttliches Gefühl, welches sich durch dich mehr oder weniger rein offenbart, welches aber seinem Wesen nach etwas Göttliches ist.
Der erste Schritt ist aufzuhören, selbstsüchtig zu sein. Das betrifft jeden gleichermaßen, nicht nur die, die Yoga praktizieren wollen, das gilt auch im gewöhnlichen Leben: wenn man wissen will, wie man lieben soll, darf man sich selbst nicht zuerst und darüber hinaus nicht selbstsüchtig lieben. Man muss sich selbst dem Gegenstand seiner Liebe geben, ohne etwas als Gegenleistung zu erwarten. Das ist eine grundlegende Disziplin, die dazu dient, über sich selbst hinauszuwachsen und ein Leben zu führen, das nicht ganz und gar grob ist.
Was den Yoga betrifft, so können wir noch etwas anderes hinzufügen: wie ich zu Beginn sagte, soll der Wille durch diese beschränkte und menschliche Form der Liebe hindurchstoßen und das Prinzip göttlicher Liebe entdecken, welches dahinter steht. Dann wird man mit Sicherheit einen Erfolg erzielen. Das ist besser, als sein Herz verdorren zu lassen. Es ist vielleicht ein wenig schwieriger, aber es ist in jeder Beziehung besser, denn auf diese Weise, anstatt andere durch sein Ego leiden zu lassen, nun, kann man sie in ihren eigenen Bewegungen belassen und nur eine Anstrengung unternehmen, sich selbst umzuwandeln, ohne den eigenen Willen anderen aufzudrängen. Im gewöhnlichen Leben bedeutet das einen Schritt in Richtung auf etwas Höheres und ein wenig Harmonischeres.
Wissen, was Liebe ist
Wenn man wissen will, was Liebe ist, muss man das Göttliche lieben. Das ist eine Möglichkeit zu erfahren, was Liebe ist. Ich sagte, dass man die Gestalt dessen annimmt, was man liebt. Wenn man also das Göttliche liebt, wird man allmählich, durch diese Bemühung der Liebe, dem Göttlichen immer ähnlicher, und dann kann man mit der göttlichen Liebe identifiziert sein und wissen, was sie ist, auf andere Weise kann man es nicht.
Die Liebe zwischen zwei Menschen, wie immer sie sein mag, besteht immer aus Unwissenheit, einem Mangel an Verständnis, aus Schwäche und diesem entsetzlichen Gefühl der Trennung. Es ist, als wollte man in die Gegenwart eines einzigartigen Glanzes eingehen und das erste, was man tat, war, eine Wand zu errichten, zwei Wände, drei Wände zwischen sich selbst und jenen Glanz, und man ist ganz überrascht darüber, nur einen verschwommenen Eindruck davon zu haben und überhaupt nicht die Sache selbst. Das erste, was getan werden muss, ist, die Wände zu entfernen, sie alle fortzunehmen, hindurchzugehen und sich selbst in der Gegenwart dieses Glanzes zu finden. Und dann wirst du erkennen, was dieser Glanz ist. Doch wenn du Schleier um Schleier zwischen diesen und dich selbst schiebst, wirst du ihn nie schauen. Du magst ein unbestimmtes Gefühl empfinden, wie: „Oh! Da ist etwas“, aber das ist alles.
Die göttliche Liebe ist da
Die Göttliche Liebe ist immer da, in all ihrer Intensität, eine gewaltige Macht. Die meisten Leute – neunundneunzig Prozent – fühlen jedoch überhaupt nichts! Was sie davon empfinden, steht ausschließlich im Verhältnis zu dem, was sie sind, zu ihrer Empfänglichkeit. Stelle dir zum Beispiel vor, du badest in einer Atmosphäre, die mit göttlicher Liebe ganz und gar pulsiert – und du bist dessen überhaupt nicht gewahr. Manchmal, sehr selten, für einige Sekunden, gibt es plötzlich dieses Empfinden von „etwas“. Dann sagst du: „Oh, die göttliche Liebe ist zu mir gekommen!“ Welch ein Witz! Es ist einfach nur so, dass du aus diesem oder jenem Grunde ein klein wenig geöffnet warst, deshalb fühlst du es. Doch sie ist immer da, wie das göttliche Bewusstsein. Es ist dieselbe Sache, sie ist da, die ganze Zeit, in ihrer vollen Intensität. Aber man nimmt sie nicht wahr; oder aber in dieser sprunghaften Weise: man ist plötzlich in guter Verfassung, deshalb empfindet man etwas und sagt: „Oh, das göttliche Bewusstsein, die göttliche Liebe haben sich mir zugewandt, sind zu mir gekommen!“ So ist es überhaupt nicht. Man hat nur eine winzig kleine Öffnung, sehr winzig, manchmal wie eine Nadelspitze, und diese Kraft dringt natürlicherweise ein. Denn sie ist wie eine aktive Atmosphäre. Sobald eine Möglichkeit des Empfangens besteht, geschieht das. Aber dies gilt für alle göttlichen Dinge. Sie sind da, nur nimmt man sie nicht auf, denn man ist verschlossen, blockiert, die meiste Zeit ist man mit anderen Dingen beschäftigt. Die meiste Zeit ist man voll von sich selbst. Deshalb ist für nichts anderes Platz. Man ist sehr aktiv (lachend) mit anderen Dingen ausgelastet. Man ist erfüllt von Dingen, es gibt keinen Raum für das Göttliche.
Aber das Göttliche ist da.
Vor dem Einschlafen
Eine Sache, die du getrost tun kannst, ist, dich vor dem Schlafengehen zu konzentrieren, alle Spannung im physischen Wesen zu lösen, versuche… das heißt bemühe dich darum, dass der Körper wie ein weiches Tuch auf dem Bett liegt, dass er nicht von Zuckungen und Krämpfen heimgesucht wird; ihn vollkommen entspannen, als wäre er etwas von der Art eines Tuches. Und dann das Vital: es beruhigen, es so weitgehend ruhigzustellen, wie du es vermagst, mache es so still, so friedvoll wie möglich. Und dann auch das Mental, – das Mental, versuche es so zu bewahren, ohne jegliche Aktivität. Du musst dem Gehirn die Kraft eines großen Friedens, großer Stille, wenn möglich des Schweigens auferlegen und Vorstellungen nicht aktiv verfolgen, keine Anstrengung unternehmen, nichts, nichts. Du musst auch alle Bewegung einstellen, aber lass das in einer Art Schweigen und Friedlichkeit geschehen, so umfassend, wie es dir möglich ist.
Sobald du all das getan hast, magst du entsprechend deiner Natur ein Gebet oder eine Bitte um das Bewusstsein und Frieden und um Schutz gegen all die gegnerischen Kräfte während des Schlafes hinzufügen, damit du dich in einer Konzentration stillen Sehnens befindest und beschützt bist. Bitte die Gnade, über deinen Schlaf zu wachen; und dann schlafe ein. Das heißt, unter den bestmöglichen Bedingungen zu schlafen. Was anschließend geschieht, hängt von deinen inneren Impulsen ab, aber wenn du beständig, Nacht für Nacht, Nacht für Nacht auf diese Weise verfährst, wird das nach einiger Zeit seine Wirkung zeigen.
Kranksein unterbinden
Liebe Mutter, wenn man eine Krankheit herannahen sieht, wie kann man sie stoppen?
Ah! Zuallererst darf man sie nicht wollen. Du musst einen sehr starken Willen besitzen, wenn du nicht krank werden willst. Das ist die erste Bedingung.
Die zweite Bedingung ist, das Licht zu rufen, ein Licht des Gleichgewichts, ein Licht des Friedens, der Stille und der Ausgeglichenheit, und all das in die Körperzellen zu drängen, ihnen anbefehlen, nicht ängstlich zu sein, denn das ist eine weitere Bedingung.
Erstens, nicht krank sein wollen und dann, keine Angst vor der Krankheit haben. Du darfst sie weder anziehen, noch sie fürchten. Du darfst Krankheit nicht im geringsten wollen. Aber du darfst sie nicht aus Furcht ablehnen. Du darfst keine Angst haben. Du musst eine ruhige Gewissheit haben und vollständiges Vertrauen in die Macht der Gnade, die dich vor allem beschützen, und dann an etwas anderes denken, sich nicht länger damit abgegeben. Wenn du diese beiden Dinge getan hast, verweigere dich der Krankheit mit all deinem Willen und lass ein Vertrauen einfließen, welches die Angst in den Körperzellen vollständig beseitigt und befasse dich dann mit etwas anderem, während du nicht länger über die Krankheit nachsinnst, vergessend, dass es sie gibt… Auf diese Weise, wenn du weißt, wie das zu tun ist, kannst du sogar mit Leuten in Kontakt sein, die von ansteckenden Krankheiten befallen sind, und dennoch erkrankst du nicht. Aber du musst wissen, wie man das anfängt.
Viele Leute sagen: „Oh ja, hier habe ich keine Angst.“ Sie sind mental frei von Angst, ihr Mental fürchtet sich nicht, es ist stark, es hat keine Angst. Aber der Körper bebt, und man weiß es nicht, denn es spielt sich in den Körperzellen ab, wo sich dieses Bangen fortsetzt. Er zittert unter einer schrecklichen Besorgnis, und genau das zieht die Krankheit an. Das ist der Ort, wohin du die Kraft und die Ruhe eines vollkommenen Friedens und unumschränkten Vertrauens in die Gnade leiten musst.
Der sterbende Mensch
Sobald man seinen Körper verlassen hat, bewusst oder unbewusst, entwickelt oder nicht, geht man zuerst in dieselbe Sphäre hinaus – es sei denn, man ist ein Yogi, der tun kann, wie es ihm beliebt, aber das, wisst ihr, ist ein so seltener Fall, dass man ihn nicht in Betrachtung ziehen kann. Alle Menschen werden beim Verlassen ihres Körpers in das Reich des niederen Vitals geworfen, was nicht besonders angenehm ist…
Das Wichtigste in dieser Situation ist der letzte Bewusstseinszustand, in welchem man sich befand, während beide noch miteinander verbunden, während das vitale Wesen und der Körper noch vereint waren. Es hat also der letzte Wunsch oder die letzte Hoffnung oder die letzte Sehnsucht eine ungeheure Bedeutung für den ersten Zusammenprall des Wesens mit der unsichtbaren Welt. Und hier ist die Verantwortung der den Sterbenden umgebenden Menschen viel größer, als sie glauben. Wenn sie ihm dabei helfen, in sein höchstes Bewusstsein einzutreten, erweisen sie ihm den größten Gefallen, der ihnen möglich ist. Aber was sie gewöhnlich tun ist, sich so heftig sie können an ihn anzuklammern und ihn mit ungehemmter Selbstsucht zu sich zu zerren. Das Ergebnis ist, verstehst du, dass er, anstatt fähig zu werden, sich in ein etwas höheres Bewusstsein zurückzuziehen, welches ihn bei seinem Tode beschützt, von materiellen Dingen gepackt wird, und es ist eine schreckliche innere Schlacht, sich von beidem zu befreien, vom Körper und von seinen Bindungen.
Religiöse Zeremonie
In der unsichtbaren Welt gibt es kaum Wesen, denen daran liegt, angebetet zu werden, außer jenen des Vitals. Diesen gefällt es durchaus. Sie sind aufgeblasen vor Stolz und sehr glücklich; und wenn sie eine Schar von Menschen dazu bringen können, sie zu verehren, sind sie sehr zufrieden. Doch das gilt ganz und gar nicht für wirklich göttliche Wesen. Es gefällt ihnen nicht, angebetet zu werden. Nein, sie finden keinen besonderen Gefallen daran. Glaube nicht, sie seien glücklich, denn sie besitzen keinen Stolz. Es ist seines Stolzes wegen, dass ein Mensch Lobpreisungen liebt; wenn ein Mensch keinen Stolz hat, liebt er keine Lobpreisungen. Und wenn zum Beispiel wirkliche göttliche Wesen eine gute Absicht oder ein lauteres Gefühl oder eine Äußerung der Selbstlosigkeit oder Begeisterung, eine Freude, eine spirituelle Freude erkennen, haben diese Dinge für sie einen unendlich viel größeren Wert als Gebete und Handlungen der Lobpreisung und Pujas (Anbetungszeremonien).
Ich versichere euch, was ich euch sage ist sehr ernst: wenn du einen wirklichen Gott in einem Stuhl Platz nehmen lässt und ihn verpflichtest, dort zu bleiben, während du ihm ein Puja darbringst, mag er vielleicht ein wenig Spaß daran haben, dich zu beobachten, aber es verursacht ihm sicherlich keine Befriedigung. Überhaupt keine! Er fühlt sich weder geschmeichelt, noch glücklich, noch verherrlicht durch dein Puja. Du musst dich dieser Vorstellung entledigen…
Religiöse Zeremonie! Es gibt zum Beispiel so viele dieser Wesenheiten, die Kali genannt werden – denen man übrigens recht schreckliche äußere Erscheinungsformen verleiht – viele werden sogar in Häusern als Familiengottheiten aufgestellt; sie sind erfüllt von entsetzlicher Vitalkraft! Ich kannte Leute, die solche Angst vor der Kali in ihrem Hause hatten, dass sie tatsächlich davor zitterten, den geringsten Fehler zu begehen, denn wenn Katastrophen hereinbrachen, glaubten sie, sie wären von Kali gesandt! Das ist eine angsterregende Sache, ein angsterregender Gedanke. Ich kenne sie, diese Wesenheiten. Ich kenne sie sehr gut, aber es sind vitale Wesen, vitale Gestaltungen, welchen durch das menschliche Denken sozusagen Form gegeben wird, und was für Formen! Und sich vorzustellen. dass Menschen solche furchtbaren und monströsen Sachen verehren! Und darüber hinaus wird diesen armseligen Göttern die Anerkennung gegeben und gewährt, dass an ihre Existenz geglaubt wird…
Von diesem Standpunkt aus ist es gut, dass die Menschen für einige Zeit aus dieser religiösen Atmosphäre herauskommen, die so voller Angst ist und aus dieser Art blinder, abergläubischer Unterwerfung, aus der die feindlichen Kräfte einen so schaurigen Vorteil gezogen haben. Die Periode der Verleugnung, des Positivismus, ist aus dieser Sicht ganz unentbehrlich, um den Menschen vom Aberglauben zu befreien. Nur wenn der Mensch dort herauskommt und aus seiner verächtlichen Unterwerfung unter monströse vitale Kräfte, kann er sich zu wahrhaft spirituellen Höhen erheben und dort der Mitarbeiter und das wahre Werkzeug der Kräfte der Wahrheit, des wirklichen Bewusstseins und der wahren Macht werden.
Man muss all das weit hinter sich gelassen haben, um höher klimmen zu können.
Religiöse Übungen
Liebe Mutter, sind religiöse Übungen für diejenigen, die ein gewöhnliches Bewusstsein haben, sehr wichtig?
Religiöse Übungen? Ich weiß nicht! Was meinst du mit „religiöse Übungen“?
Japa, etc.
Oh, solche Dinge! Wenn es dir hilft, ist es in Ordnung. Wenn nicht, ist es nur… Dies ist eine dieser gänzlich relativen Angelegenheiten. Es ist völlig relativ. Ihr Wert liegt nur in der Wirkung, die sie auf dich ausüben und in dem Umfang, in welchem du daran glaubst. Wenn es dir dabei hilft, dich zu konzentrieren, ist es gut. Das gewöhnliche Bewusstsein tut dies durch Aberglauben, mit der Vorstellung: „Wenn ich dieses tue, einmal oder zweimal in der Woche in die Kirche gehe, wenn ich bete, wird mir etwas sehr Schönes widerfahren.“ Dies ist Aberglaube, der über die ganze Welt verbreitet ist, doch ist es vom spirituellen Standpunkt aus wertlos.
Spirituelles Leben Ost und West
Welcher Unterschied auch immer in Bezug auf das spirituelle Leben zwischen dem Westen und dem Osten besteht, er liegt nicht im inneren Wesen oder in der Natur, welche eine unveränderliche und beständige Sache ist, sondern in den mentalen Gewohnheiten, in der Art des äußeren Ausdrucks und der Darstellung, die wiederum Ergebnis von Erziehung und Umwelt und anderen äußeren Bedingungen sind. Alle Menschen, ob sie nun dem Okzident oder Orient stammen, sind in ihren tiefsten Gefühlen gleich. Sie unterscheiden sich in ihrer Art des Denkens. Aufrichtigkeit ist zum Beispiel überall die gleiche Eigenschaft. Diejenigen, die aufrichtig sind, gleichgültig welcher Nation sie angehören, sind es alle gleichermaßen. Nur die Formen, die diese Aufrichtigkeit annimmt, weichen voneinander ab. Das Mental wirkt in verschiedenen Menschen unterschiedlich, aber das Herz ist überall dasselbe. Das Herz ist eine viel wahrhaftigere Wirklichkeit, und die Unterschiede gehören den Oberflächenbereichen an. Sobald du tief genug gehst, triffst du auf etwas, das eines in allem ist. Alles begegnet sich im Göttlichen.
Kapitel 18
Worte, Meinungen, Urteile
Dein Mantra
Wenn du spielst und plötzlich spürst, dass etwas schiefgeht – du begehst Fehler, bist unaufmerksam, manchmal mischen sich gegenläufige Strömungen in das ein, was du tust – wenn du dann die Gewohnheit entwickelst, automatisch in diesem Moment wie mit einem Mantra zu rufen, ein Wort zu rufen, ein Wort zu wiederholen, das hat eine außerordentliche Wirkung. Du wählst dein Mantra; oder genauer, es kommt eines Tages spontan in einem Augenblick der Schwierigkeit zu dir. In einer Zeit, in der die Dinge sehr schwierig sind, wenn du einen Schmerz empfindest, Sorge, wenn du nicht weißt, was geschehen wird, springt es plötzlich in dir auf, das Wort springt in dir auf. Es kann für jeden ein anderes sein. Aber wenn du es dir merkst und es jedes Mal, wenn du einer Schwierigkeit gegenüberstehst, wiederholst, wird es unwiderstehlich. Wenn du zum Beispiel das Gefühl hast, krank zu werden, wenn du fühlst, dass du das, was du tust, schlecht tust, wenn du spürst, dass etwas Böses dich angreifen wird, dann… Doch es muss etwas Spontanes im Wesen sein, es muss aus dir aufschießen, ohne dass du darüber nachzudenken brauchst: du wählst dein Mantra, weil es ein spontaner Ausdruck deiner Sehnsucht ist. Es mag ein Wort sein, zwei oder drei Worte, ein Satz, das hängt von jedem einzelnen selbst ab, aber es muss ein Klang sein, der in dir einen bestimmten Zustand hervorruft. Wenn du das dann hast, versichere ich dir, dass du durch alles ohne Schwierigkeit hindurchgehst… Das Beste ist, wenn dieses Wort spontan in dir auftaucht. Du rufst in einem Augenblick höchster Not (mentaler, vitaler, physischer, emotionaler Art, wie auch immer), und es steigt plötzlich in dir auf, zwei oder drei Worte, gleichsam magische Worte. Du musst sie dir merken und die Gewohnheit entwickeln, sie in Augenblicken, wenn Schwierigkeiten auftauchen, zu wiederholen. Wenn du diese Gewohnheit annimmst, wird es eines Tages ganz spontan zu dir kommen: das Mantra erscheint im Augenblick der Notlage. Du wirst dann erkennen, dass die Wirkungen wundervoll sind. Aber es darf nichts Künstliches sein oder etwas, über das du willkürlich entscheidest: „Ich werde diese Worte benutzen“, noch sollte jemand anderes dir anraten: „Oh, weißt du, dieses ist sehr gut!“ – es ist vielleicht für ihn gut, aber nicht für jeden.
Sprich nur die notwendigen Worte
Ich schlage vor, jeder von euch sollte versuchen – oh, nicht lange, nur eine Stunde täglich – nichts als die absolut notwendigen Worte zu sprechen. Nicht eines mehr, nicht eines weniger.
Nimm eine Stunde deines Lebens, die, die für dich die günstigste ist, und beobachte dich selbst während dieser Zeit genau und sprich nur die absolut notwendigen Worte.
Zu Beginn wird die erste Schwierigkeit die sein zu wissen, welche diese Worte sind und welche nicht. Das ist bereits ein Studium in sich selbst, und du wirst jeden Tag Fortschritte machen.
Als nächstes wirst du erkennen, dass es, solange man nichts sagt, nicht schwierig ist, vollkommen schweigsam zu bleiben, aber sobald du zu sprechen beginnst, wirst du immer oder fast immer zwei oder drei oder zehn oder zwanzig nutzlose Worte sagen, wofür nicht die geringste Notwendigkeit bestand.
Lästern erniedrigt dich
Es gibt ein Stadium, in welchem eine einfache Unterhaltung, die dich zwingt, auf der Stufe des gewöhnlichen Lebens zu verbleiben, Kopfschmerzen hervorruft, dir den Magen umdreht und, falls sie fortdauert, Fieber verursachen kann. Ich spreche natürlich von der Sorte Klatsch und Tratsch Unterhaltung. Ich glaube, dass außer einigen wenigen Ausnahmen, jeder dieser Tätigkeit frönt und über Dinge spricht, über welche er Schweigen bewahren sollte oder über anderes plappert. Es wird so natürlich, dass du dich nicht davon gestört fühlst. Wenn du aber auf diese Weise fortfährst, hinderst du dein Bewusstsein vollständig daran, aufzusteigen. Du bindest dich selbst mit eisernen Ketten an das gewöhnliche Bewusstsein, und das Werk im Unbewussten bleibt unverrichtet oder hat nicht einmal begonnen. Diejenigen, die emporsteigen wollen, haben schon genug Schwierigkeiten, ohne nach Unterstützung von außen zu suchen.
Natürlich, die Anstrengung, das Bewusstsein auf einer hohen Stufe zu halten, ist zu Beginn ermüdend, wie die Übungen, die du zur Muskelbildung ausführst. Doch du gibst deshalb die Gymnastik nicht auf! Auch mental musst du dasselbe tun. Du darfst deshalb deinem Mental nicht erlauben, auf eine niedrige Stufe herabzusinken: klatschen erniedrigt dich, und willst du Yoga praktizieren, musst du dich dessen enthalten, das ist alles.
Dein Denken erweitern
Du bist mit jemandem zusammen. Diese Person sagt etwas zu dir, du widersprichst ihr (wie es gewöhnlich geschieht, einfach aus einem Widerspruchsgeist heraus), und ihr fangt an zu argumentieren. Natürlich werdet ihr zu gar nichts kommen, außer einem Streit, falls ihr unfreundliche Naturen seid. Aber wenn du dir, statt in deinen eigenen Vorstellungen und Worten zu verharren, selbst sagst: „Warte ein wenig, ich will versuchen, zu verstehen, warum er so zu mir spricht. Ja, warum sagte er mir das?“ Und du konzentrierst dich: „Warum, warum, warum?“ Du stehst da, nur so, und bemühst dich. Die andere Person fährt fort zu erzählen, nicht wahr? – und ist obendrein sehr glücklich, denn du widersprichst ihr nicht länger! Sie spricht übersprudelnd und ist sicher, dich überzeugt zu haben. Dann konzentrierst du dich mehr und mehr auf das, was sie sagt, und spürst, dass du dich allmählich durch ihre Worte in ihr Mental hineinversetzt. Wenn du derart in ihren Kopf eindringst, dringst du plötzlich in ihre Art des Denkens ein, und dann, stell dir das vor, verstehst du, warum sie auf solche Weise zu dir spricht! Und dann, wenn du über eine einigermaßen rasche Auffassungsgabe verfügst und das, was dir gerade gelungen ist zu verstehen, mit dem verknüpfst, was du bereits wusstest, dann hast du die zwei Dinge zusammen und kannst die Wahrheit finden, die beide miteinander aussöhnt. Und dann hast du wahrhaft einen Fortschritt gemacht. Und das ist die beste Methode, sein Denken zu erweitern.
Wenn du eine Auseinandersetzung beginnst, verhalte dich sofort still, unmittelbar. Du musst schweigen, darfst überhaupt nichts sagen und dann versuche, den Sachverhalt aus der Sicht des anderen zu betrachten – das wird nicht dazu führen, dass du deine eigene Sichtweise verlierst, ganz und gar nicht! Aber du wirst imstande sein, beide zusammenzuführen. Und du wirst wahrlich einen Fortschritt getan haben, einen wirklichen Fortschritt.
Sich in anderer Leute Angelegenheiten mischen
Welche ist die beste Haltung? Die des Eingreifens oder die der Nichteinmischung? Welche ist besser?
Ah, genau das ist es, um einzugreifen, musst du sicher sein, dass du recht hast. Du musst sicher sein, dass deine Schau der Dinge überlegen ist, wahrer oder der der anderen vorzuziehen. Dann ist es immer weiser, nicht einzugreifen – Leute tun das ohne Sinn und Verstand, einfach nur, weil sie der Gewohnheit verfallen sind, anderen ihre Meinung mitzuteilen.
Selbst wenn du die Schau der wahren Sache hast, ist es sehr selten weise, sich einzumischen. Es ist unerlässlich, wenn jemand etwas tun möchte, was unausweichlich zu einer Katastrophe führen wird. Selbst dann ist Intervention (lächelnd) nicht immer sehr wirkungsvoll.
Tatsächlich ist ein Einschreiten nur gerechtfertigt, wenn du absolut sicher bist, dass du Einsicht in die Wahrheit besitzt; nicht nur das, sondern einen klaren Blick für die Folgen hast. In das Handeln eines anderen einzugreifen – dafür muss man ein Prophet sein, ein Prophet! Und einer von allumfassender Güte und allumfassendem Erbarmen. Man muss sogar den Weitblick über die Konsequenzen haben, die die Intervention im Schicksal des anderen zeitigen wird. Leute geben sich immer gegenseitig Ratschläge: „Tue dies, tu das nicht!“ Ich sehe es: sie haben keinen Begriff davon, in welchem Ausmaß sie Verwirrung und Unordnung vergrößern. Und manchmal beeinträchtigen sie die normale Entwicklung eines Individuums.
Ich betrachte Meinungen immer als gefährlich und in den meisten Fällen als absolut wertlos.
Du solltest dich nicht in anderer Leute Angelegenheiten einmischen, es sei denn, du wärest zuallererst unendlich viel weiser, als sie es sind – natürlich hält man sich immer für weiser! – aber ich meine es in einer objektiven Weise und nicht aufgrund deiner eigenen Ansichten; es sei denn, du blickst weiter und siehst besser und stehst über allen Leidenschaften, Begierden und blinden Reaktionen. Du musst alle diese Dinge überwunden haben, um das Recht zu besitzen, in das Leben eines anderen einzugreifen – selbst wenn er dich darum bittet. Und wenn er das nicht tut, dann heißt das nichts anderes, als deine Nase in etwas hineinzustecken, das nicht deine Angelegenheit ist.
Andere beurteilen
Wenn deine Schau nicht beständig in allen Dingen die des Göttlichen ist, hast du nicht nur kein Recht, sondern auch keine Fähigkeit, den Zustand zu beurteilen, in welchem sich andere befinden. Und ein Urteil über jemanden zu verkünden ohne unmittelbar, mühelos, über diese Schau zu verfügen, ist genau ein Beispiel für die mentale Anmaßung, von der Sri Aurobindo immer sprach… Und so geschieht es, dass jemand, der diese Schau, dieses Bewusstsein hat, der fähig ist, die Wahrheit in allen Dingen zu sehen, niemals das Bedürfnis empfindet, über etwas, was immer es sei, zu urteilen. Denn er versteht alles und weiß alles. Deshalb, ein für alle Male, musst du dir sagen, dass du dich in dem Augenblick, in dem du anfängst, Dinge, Menschen, Umstände zu beurteilen, in allumfassendster menschlicher Unwissenheit befindest.
Kurz zusammengefasst könnte man es so formulieren: wenn man versteht, urteilt man nicht länger, und wenn man urteilt, bedeutet das, dass man nicht weiß.
Die Menschheit ist unfähig zu urteilen
Die Schlussfolgerung ist immer dieselbe: die einzig wahre Haltung ist die der Demut, des schweigenden Respektes vor dem, das man nicht kennt und der inneren Sehnsucht, aus seiner Unwissenheit herauszukommen. Eines der Dinge, das den Menschen den größten Fortschritt machen ließe, wäre, dass er Achtung bewiese vor dem, was ihm unbekannt ist, dass er bereitwillig anerkennen würde, dass er unwissend und daher unfähig ist zu urteilen. Wir tun beständig das Gegenteil. Wir geben endgültige Urteile ab über Dinge, über die wir kein wie auch immer geartetes Wissen haben und erklären in entschiedener Weise: „Dieses ist unmöglich. Jenes ist möglich“, wenn wir nicht einmal wissen, wovon wir reden. Und wir setzen überlegene Mienen auf, weil wir Dinge bezweifeln, über die wir niemals irgend ein Wissen besaßen.
Menschen halten den Zweifel für ein Zeichen von Überlegenheit, während er in Wirklichkeit eines von Unterentwicklung ist.
Skeptizismus und Zweifel sind zwei der größten Hindernisse für den Fortschritt. Sie fügen zur Unwissenheit die Anmaßung hinzu.
Kapitel 19
Tugend, Reinheit, Freiheit
Lache mit dem Herrn
Die Tugend hat ihre Zeit immer damit verbracht, auszumerzen, was immer sie am Leben für schlecht befand, und wenn alle Tugenden der verschiedenen Länder zusammengebracht worden wären, existierten sehr wenige Dinge weiter.
Die Tugend nimmt für sich in Anspruch, nach Vollkommenheit zu streben, aber Vollkommenheit ist eine Totalität. Deshalb widersprechen diese beiden Bewegungen einander. Eine Tugend, die beseitigt, reduziert, Grenzen festsetzt und eine Vollkommenheit, die alles annimmt, nichts zurückweist, sondern jedes Ding auf dessen Platz verweist, können offensichtlich nicht miteinander harmonieren.
Das Leben ernst zu nehmen besteht im Allgemeinen aus zwei Bewegungen: die erste besteht darin, Dingen Wichtigkeit zu verleihen, die wahrscheinlich keine haben, und die zweite will das Leben auf eine gewisse Anzahl von Eigenschaften reduzieren, die als rein und der Existenz für würdig erachtet werden. Bei einigen Menschen… wird diese Tugend dürr, trocken, grau, aggressiv und findet überall Makel, in allem, das frei, froh und glücklich ist.
Die einzige Methode, das Leben zu vervollkommnen – ich meine natürlich hier, das Leben auf Erden – ist die, aus einer Höhe herabzublicken, die es erlaubt, es als ein Ganzes zu sehen, nicht nur in seiner gegenwärtigen Gänze, sondern in seiner Gesamtheit von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft: was es war, was es ist und was es sein wird – man muss fähig sein, alles zugleich zu erfassen. Denn das ist die einzige Möglichkeit, allem seinen Platz zuzuweisen. Nichts kann ausgeschlossen werden, nichts sollte ausgeschlossen werden, sondern jedes Ding muss an seinen Platz in einer allumfassenden Harmonie mit all dem Übrigen sein. Und dann wären alle diese Dinge, die dem puritanischen Geist so „schlecht“, so „tadelnswert“, so „unannehmbar“ erscheinen, Bewegungen der Freude und Freiheit in einem vollständig göttlichen Leben. Und dann hinderte uns nichts mehr daran, dieses wundervolle Lachen des Höchsten, der unendliche Freude daran findet, Sich Selbst unendlich leben zu sehen, zu kennen, zu verstehen, zu fühlen und zu erleben.
Dieses Entzücken, dieses wunderbare Lachen, das jeden Schatten, jeden Schmerz, jedes Leiden auflöst! Du musst nur tief genug in dich hineingehen, um die innere Sonne zu finden, dich von ihr durchfluten zu lassen. Und dann gibt es nur noch eine Kaskade harmonischen, lichtvollen, sonnenhellen Lachens, welches keinen Raum für irgend einen Schatten oder Schmerz mehr übrig lässt…
Und diese Sonne, diese Sonne göttlichen Lachens ist in der Mitte aller Dinge, die Wahrheit aller Dinge. Wir müssen lernen, sie zu sehen, zu fühlen, sie zu leben.
Und deshalb sollten wir die Menschen meiden, die das Leben ernst nehmen. Sie sind sehr langweilig.
Sobald die Atmosphäre gewichtig wird, kannst du sicher sein, dass irgend etwas nicht stimmt, dass ein störender Einfluss besteht, eine alte Gewohnheit versucht, sich wieder geltend zu machen, was nicht akzeptiert werden sollte. All dies Bedauern, all diese Reue, dieses Empfinden, unwert zu sein, schuldig zu sein – und dann, einen Schritt weiter, und du erlebst das Gefühl von Sünde. Oh! All das scheint mir einem anderen Zeitalter anzugehören, einem Zeitalter der Finsternis.
Doch all das, was fortbestehen will, was versucht, sich festzuhalten und auszuharren, all diese Verbote und die Gewohnheit, das Leben in zwei Teile zu zerschneiden – in kleine und große Dinge, das Heilige und das Profane… „Was!“ sagen die Leute, die vorgeben, ein spirituelles Leben zu führen, „wie kannst du solch kleine Dinge, solche unbedeutenden Dinge zum Gegenstand spiritueller Erfahrung machen?“ Und dennoch ist dies eine Erfahrung, die immer konkreter und realer wird, selbst auf materieller Ebene: Es ist nicht so, als gäbe es „einige Dinge“, wo Gott ist und „andere Dinge“, wo Er nicht ist. Der Herr ist immer da. Nichts nimmt Er ernst, alles erfreut Ihn, und Er spielt mit dir, falls du zu spielen verstehst. Du vermagst das nicht, Leute können nicht spielen. Aber wie gut Er das kann! Wie gut spielt Er! Mit allem, mit den kleinsten Dingen: du musst etwas auf den Tisch legen? Glaube nicht, du müsstest denken, arrangieren, nein, lass uns spielen: lass uns dieses hier, jenes dort hinlegen, und dieses so. Und ein anderes Mal ist es wieder anders… Welch ein Spiel und welch ein Spaß!
So sind wir also übereingekommen, dass wir versuchen werden zu lernen, mit dem Herrn lachen zu können.
Das Bedürfnis, tugendhaft zu sein
Im Grunde ist dieser Wille im Menschen nach Reinheit, nach dem Guten – welcher sich in der gewöhnlichen Mentalität als das Bedürfnis, tugendhaft zu sein, ausdrückt – das große Hindernis für wahres Selbst-Geben. Das ist der Ursprung der Falschheit und darüber hinaus die eigentliche Quelle der Heuchelei – die Weigerung, den eigenen Anteil der Bürde der Schwierigkeiten auf sich zu nehmen…
Versuche nicht, tugendhaft zu erscheinen. Erkenne, wie weit du geeint bist, eins mit allem, was anti-göttlich ist. Nimm deinen Teil der Last, akzeptiere, dass du selbst unrein und falsch bist, und auf diese Weise wirst du imstande sein, den Schatten anzunehmen und ihn darzubringen. Und so weit, wie du dazu fähig bist, werden sich die Dinge ändern.
Bemühe dich nicht darum, unter den Reinen zu sein. Akzeptiere es, bei jenen zu sein, die sich in der Dunkelheit befinden und gib es alles hin in vollständiger Liebe.
Vollständige Reinheit
Liebe Mutter, rein zu sein – was heißt das?
Rein zu sein, was heißt das? Man ist nur dann wahrhaft rein, wenn das ganze Wesen in all seinen Elementen und all seinen Bewegungen voll und ausschließlich am göttlichen Willen festhält. Das ist in der Tat totale Reinheit. Sie hängt nicht ab von irgendeinem moralischen oder sozialen Gesetz, irgendeiner mentalen Übereinkunft. Es hängt allein davon ab: wenn alle Elemente und alle Bewegungen des Wesens ausschließlich und uneingeschränkt am göttlichen Willen festhalten.
…Sobald du von Reinheit sprichst, entsteht vor dir ein moralisches Monument, welches deinen Begriff vollständig verfälscht. Und merke: es ist unendlich viel leichter, aus sozialer Sicht moralisch zu sein als aus spiritueller. Vom sozialen Standpunkt aus moralisch zu sein, verlangt nur achtzugeben, nichts zu tun, dem andere nicht zustimmen. Das mag in gewisser Hinsicht schwierig sein, aber es ist dennoch nicht unmöglich. Und es mag einer, wie ich bereits sagte, ein Denkmal von Unaufrichtigkeit und Unreinheit sein und sich dennoch so verhalten. Währenddessen rein zu sein in spiritueller Sicht bedeutet Wachsamkeit, Bewusstsein und eine Aufrichtigkeit, die aller Prüfung standhält.
Nun möchte ich euch wachsam machen gegenüber… Leuten, die in ihrem vitalen Bewusstsein leben und sagen: „Ich stehe tatsächlich über allen moralischen Gesetzen, ich folge einem höheren Gesetz, ich bin frei von allen moralischen Gesetzen.“ Und das behaupten sie, weil sie ihrem liederlichen Lebenswandel frönen wollen. Diese Leute unterliegen einer doppelten Unreinheit: einer spirituellen und zusätzlich einer sozialen. Und diese sind für gewöhnlich sehr von sich eingenommen, und sie bestehen auf ihrem Wunsch, ihr Leben in beispielloser Schamlosigkeit zu verbringen. Aber solche Leute wollen wir nicht.
Dennoch sind die, die ich am schwierigsten zu bekehren fand, die besonders respektablen Leute. Es tut mir leid, aber mit respektablen Leuten habe ich viel mehr Mühe gehabt als mit denen, die es nicht waren, weil sie sich selbst derartig hochschätzten, dass es unmöglich war, sie zu öffnen. Aber die wahre Sache ist schwierig. Das bedeutet, man muss sehr wachsam und sehr selbstkontrolliert, sehr geduldig sein und über einen nie versagenden guten Willen verfügen. Man darf es nie versäumen, einen kleinen Anteil Demut zu entwickeln, einen ausreichenden, und man darf sich niemals mit dem Maß an Aufrichtigkeit, das man besitzt, zufriedengeben. Man muss immer mehr wollen.
Das Recht, frei zu sein
Viele Male warnt uns Sri Aurobindo in seinen Schriften, vor allem in Die Synthese des Yoga, vor den Vorstellungen jener, die glauben, sie könnten die Sadhana ohne strikte Selbstkontrolle üben und die allen Arten von Inspirationen Aufmerksamkeit schenken, welche sie in ein gefährliches Ungleichgewicht führen, wo all ihre unterdrückten, geheimen Begierden nach außen drängen unter dem Vorwand der Befreiung von gewöhnlichen Konventionen und gewöhnlicher Vernunft.
Man kann nur frei werden, indem man zu den Höhen hoch über den menschlichen Leidenschaften emporstrebt. Nur wenn man eine höhere, selbstlose Freiheit erreicht und alle Begierden und Impulse abgeworfen hat, hat man das Recht, frei zu sein. Doch sollten sich Leute, die sehr vernünftig, sehr moralisch gemäß gewöhnlicher sozialer Gesetze sind, nicht selbst für weise halten, denn ihre Weisheit ist eine Illusion und enthält keine tiefe Wahrheit.
Jemand, der das Gesetz bricht, muss über dem Gesetz stehen. Jemand, der Konventionen ignoriert, muss über Konventionen stehen. Jemand, der alle Regeln verachtet, muss über allen Regeln stehen. Und der Beweggrund dieser Befreiung sollte niemals ein persönlicher, ichbezogener sein: der Wunsch, einen Ehrgeiz zu befriedigen, seine Persönlichkeit zu erhöhen durch ein Gefühl der Überlegenheit, und aus Verachtung für andere sich selbst an die Spitze der Herde zu setzen und sie mit Herablassung zu betrachten. Sei auf der Hut, wenn du dich überlegen fühlst und ironisch auf andere herabblickst, als wolltest du sagen: „Aus diesem Stoff bin ich nicht mehr gemacht!“ Das ist der Augenblick, in dem du vom Pfade abweichst und in Gefahr bist, in einen Abgrund zu stürzen.
Freiheit: kein Befriedigen
Sollte sich irgend einer vorstellen, er könne zur anderen Seite hinübergehen, ohne durch dieses Stadium moralischer Vollkommenheit hindurchzugehen, würde er Gefahr laufen, einen großen Fehler zu begehen und vollkommene Freiheit mit vollkommener Schwäche hinsichtlich seiner niederen Natur verwechseln.
Es ist fast unmöglich, sich vom mentalen – das gilt selbst für das vollkommenste und bemerkenswerteste Wesen – zu einem wahren spirituellen Leben zu entwickeln, ohne für einen gewissen Zeitraum, wie kurz er auch immer sein mag, dieses Ideal moralischer Vollkommenheit verwirklicht zu haben. Viele Menschen versuchen, eine Abkürzung zu benutzen und wollen ihre innere Freiheit geltend machen, bevor sie all die Schwächen der äußeren Natur überwunden haben. Sie sind in großer Gefahr, sich selbst etwas vorzumachen. Das wahre spirituelle Leben, vollkommene Freiheit, ist etwas viel Höheres als die höchsten moralischen Verwirklichungen, aber man muss achtgeben, dass diese sogenannte Freiheit nicht Nachsicht gegenüber sich selbst und ein Verachten aller Regeln ist.
Man muss höher gehen, immer höher, höher. Um nichts weniger, als was die Höchsten der Menschheit erreicht haben.
Man muss fähig sein, spontan all das zu werden, von dem die Menschheit sich vorstellt, es wäre das Höchste, Schönste, Vollkommenste, Selbstloseste, Umfassendste, Beste, bevor man seine spirituellen Schwingen öffnet und auf all das von oben herabblickt als etwas, das immer noch zum individuellen Selbst gehört, um dann in eine wahre Spiritualität einzugehen, welche keine Grenzen kennt, welche in integraler Weise Unendlichkeit und Ewigkeit lebt.
Freiheit und Askese
Frei zu sein von aller Bindung bedeutet nicht, vor jeglicher Gelegenheit zur Bindung davonzulaufen. All diese Leute, die auf ihrer Askese bestehen, rennen nicht nur davon, sondern warnen andere, es nicht zu versuchen!
Das scheint mir so offenkundig. Wenn du es nötig hast, vor einer Sache zu fliehen, um sie nicht zu erfahren, heißt das, du stehst nicht über ihr, du befindest dich noch auf derselben Ebene.
Alles, was unterdrückt, schwächt oder schmälert, kann keine Freiheit bringen. Freiheit muss in der Ganzheit des Lebens und in allen Empfindungen erfahren werden.
Tatsächlich habe ich mich ausgiebig mit diesem Thema befasst, auf der rein physischen Ebene… Um jenseits jeglichen möglichen Irrtums zu gelangen, neigen wir dazu, jede Gelegenheit zum Irren auszuschließen. Du hörst zum Beispiel zu sprechen auf, wenn du keine nutzlosen Worte sprechen willst. Menschen, die ein Schweigegelübde ablegen, halten dies für Kontrolle des Sprechens – das ist nicht wahr! Es heißt nur, die Gelegenheit zum Sprechen und daher nutzlose Dinge zu sagen auszuschalten. Das gilt auch für die Nahrungsaufnahme: nur das essen, was notwendig ist… Aber die natürliche Neigung ist zu fasten – es ist ein Fehler!
Aus Angst, in unserem Handeln Fehler zu begehen, hören wir auf, überhaupt irgend etwas zu tun. Aus Angst in unseren Reden zu irren, hören wir auf zu sprechen. Aus Angst zu essen um der Freude des Essens willen, essen wir gar nicht – das ist keine Freiheit, es heißt einfach, die Manifestation auf ein Minimum zu reduzieren. Die natürliche Folge ist das Nirvana. Doch wenn der Herr nur das Nirvana wollte, existierte nur das Nirvana! Es ist offenkundig, dass Er sich die Koexistenz aller Gegensätze vorstellt und dass dies für Ihn der Beginn einer Totalität sein muss. Wenn man fühlt, man sei dazu bestimmt, kann man offensichtlich nur eine seiner Manifestationen wählen, das heißt die Abwesenheit von Manifestation. Aber es ist dennoch eine Beschränkung. Und es ist nicht der einzige Weg, Ihn zu finden, weit gefehlt!
Es ist eine sehr verbreitete Neigung, welche wahrscheinlich von einer Anregung aus dem Altertum herrührt oder von einem Mangel oder einer Unfähigkeit – reduzieren, reduzieren, die eigenen Bedürfnisse reduzieren, die Aktivitäten, die Worte, die Nahrung, das tätige Leben – und all das wird so eng. In seinem Bestreben, keinen Fehler mehr zu begehen, meidet man jede Gelegenheit, in der das geschehen kann. Es ist keine Heilung.
Aber der andere Weg ist sehr, sehr viel schwieriger.
(Schweigen)
Nein, die Lösung ist, nur unter göttlichem Impuls zu handeln, nur unter göttlichem Impuls zu sprechen, nur unter göttlichem Impuls zu essen. Das ist die Schwierigkeit, denn natürlich verwechselst du unmittelbar den göttlichen Impuls mit deinen persönlichen Regungen.
Ich nehme an, dies war die Vorstellung all der Verfechter des Verzichts: alles von außen oder von unten Kommende zu eliminieren, so dass man, falls sich etwas von oben manifestieren sollte, in der Verfassung wäre, es zu empfangen. Aber kollektiv gesehen, könnte dieser Prozess Tausende von Jahren dauern. Aus individueller Sicht ist es möglich. Doch dann muss man die Sehnsucht nach dem wahren Impuls intakt halten – nicht die nach „vollständiger Befreiung“, sondern die nach aktiver Identifikation mit dem Höchsten, das heißt nur zu wollen, was Er will, nur zu tun, was Er möchte: zu existieren durch und in Ihm allein. Man kann es mit der Methode des Verzichts versuchen, sie ist jedoch für jemanden, der sich selbst von anderen abtrennen will. Kann es aber in diesem Fall irgendeine Ganzheit geben? Das scheint mir unmöglich.
Öffentlich kundzutun, was man tun möchte, ist eine beträchtliche Hilfe. Es mag Widerspruch, Hohn, Konflikte herausfordern, aber das wird weitgehend ausgeglichen durch die öffentliche „Erwartung“, sozusagen dadurch, was andere Leute von dir erwarten. Das war sicherlich der Grund für jene Roben (die ockerfarbigen Roben der Sannyasins): die Menschen wissen zu lassen. Natürlich, das kann dir die Verachtung, den schlechten Willen einiger Menschen einbringen, aber dann gibt es all jene, die fühlen, sie dürften nicht eingreifen oder sich nicht einmischen, dass es nicht ihre Angelegenheit ist.
Ich weiß nicht warum, aber mir schien es immer wie ein Sich-Brüsten – es mag nicht so sein und in einigen Fällen ist es nicht so, aber dennoch ist es eine Art, den Leuten zu sagen: „Schau, so bin ich.“ Und, wie ich sagte, das hilft vielleicht, aber es hat seine Schattenseiten. Es ist ein weiteres kindisches Verhalten. All diese Dinge sind Mittel, Stufen, Schritte, aber… wahre Freiheit heißt frei sein von allem – auch von allen Hilfsmitteln.
(Schweigen)
Es ist eine Einschränkung, Einengung, während die Wahre Sache ein Sich-Öffnen, Weiten, ein Identifizieren mit dem Ganzen bedeutet.
Wenn du reduzierst, reduzierst, dich selbst reduzierst, dann erlebst du nicht das Gefühl, dich selbst zu verlieren, es nimmt dir die Angst davor, dich zu verlieren – du wirst etwas Festes und Kompaktes. Aber wenn du die Methode des Sich-Weitens wählst – das größtmögliche Weiten – darfst du keine Angst davor haben, dich selbst zu verlieren.
Es ist sehr viel schwieriger.
Freiheit und Dienen
Äußerlich kann man sich nicht vorstellen, wie man sich gleichzeitig in Freiheit und Knechtschaft befinden kann, aber es gibt eine Haltung, die beides miteinander versöhnt und sie zu einem der glücklichsten Zustände materieller Existenz erhebt.
Freiheit ist eine Art instinktives Bedürfnis, eine Notwendigkeit für die integrale Entwicklung des Wesens. Ihrer Natur nach ist sie eine vollkommene Verwirklichung des höchsten Bewusstseins, sie ist der Ausdruck von Einheit und Einung mit dem Göttlichen, sie ist der wirkliche Sinn des Ursprungs und der Vollendung. Aber weil diese Einheit sich in den Vielen offenbart – in der Mannigfaltigkeit – muss etwas als Verbindungsglied zwischen dem Ursprung und der Manifestation dienen, und das vollendetste Glied, das man sich denken kann, ist Liebe. Und was ist die höchste Ausdrucksform der Liebe? Sich selbst zu geben, zu dienen. Welches ist ihre spontane, unmittelbare, unvermeidliche Bewegung? Zu dienen. In freudiger, vollständiger, allumfassender Hingabe zu dienen.
So ergänzen sich, weit davon entfernt, widersprüchlich zu sein, diese beiden Dinge – Freiheit und Dienen – in ihrer Reinheit und in ihrer Wahrheit. In vollkommener Einheit mit der höchsten Wirklichkeit findet sich vollkommene Freiheit, denn alle Unwissenheit, alle Unbewusstheit ist eine Fessel, die dich untüchtig, machtlos macht, dich einschränkt. Die geringste Unwissenheit in uns ist eine Beschränkung, man ist nicht länger frei. Solange ein Element von Unbewusstheit im Wesen existiert, besteht eine Begrenzung, eine Knechtschaft. Nur in vollkommener Einheit mit der höchsten Wirklichkeit kann vollkommene Freiheit bestehen. Und wie soll diese Einheit erreicht werden, wenn nicht durch spontane Selbsthingabe: das Geschenk der Liebe. Und wie ich sagte, der höchste Ausdruck von Freiheit, die höchste Geste der Liebe ist das Dienen.
…Es ist tatsächlich Liebe, welche zur Einheit führt, und Einheit ist der wahre Ausdruck von Freiheit. Und deshalb wenden sich jene, die im Namen des Rechtes auf Freiheit Unabhängigkeit fordern, vollständig von dieser wahren Freiheit ab, denn sie verleugnen die Liebe.
Freiheit und Hingabe
Das ist wirklich bemerkenswert: dass man vollkommen frei ist, wenn man dem Göttlichen vollkommen hingegeben ist, und dies ist die absolute Bedingung für Freiheit, allein dem Göttlichen zu gehören. Du bist frei von der ganzen Welt, weil du nur Ihm gehörst. Und diese Hingabe ist die höchste Befreiung, du bist auch von deinem kleinen persönlichen Ego frei, und von allen Dingen ist das das Schwierigste – und auch das Beglückendste, die einzige Sache, die dir beständigen Frieden, ununterbrochene Freude zu schenken vermag und das Gefühl einer unendlichen Freiheit von allem, das dich herabsetzt, verkümmert, verarmt; und von allem, das in dir die geringsten Sorgen, die geringste Angst zu verursachen imstande ist. Du bist vor nichts mehr bange, du fürchtest nichts mehr, du bist der höchste Meister deines Schicksals, denn es ist das Göttliche, dessen Wille in dir wirkt und dich führt. Doch geschieht das nicht über Nacht: ein wenig Zeit und ein großes Ausmaß an Leidenschaft des Willens, keine Anstrengung zu scheuen und das Herz nicht sinken zu lassen, wenn sich kein Erfolg einstellt, zu wissen, dass der Sieg gewiss ist und dass man ausharren muss, bis er eintritt. So ist das.
Kapitel 20
Bemühung, Geduld, Fortschritt
Gehe weiter
Immer nimmt der Mensch eine unbegrenzte Last auf seine Schultern. Er möchte nichts von seiner Vergangenheit fallen lassen, und unter dem Gewicht des nutzlos Angehäuften wird er mehr und mehr niedergedrückt.
Du hast einen Führer für einen Teil des Weges, aber wenn du ihn gegangen bist, verlasse die Straße und den Führer und gehe weiter! Das ist etwas, was Menschen schwierig finden. Wenn sie etwas, das ihnen hilft, zu fassen bekommen haben, klammern sie sich daran, sie wollen sich nicht mehr bewegen. Diejenigen, die mit Hilfe des Christentums Fortschritte gemacht haben, wollen es nicht aufgeben, und sie tragen es auf ihren Schultern. Diejenigen, die mit Hilfe des Buddhismus vorangekommen sind, wollen ihn nicht lassen, und sie tragen ihn auf ihren Schultern. Das hemmt den Fortschritt, und du wirst endlos aufgehalten.
Sobald du eine Stufe überschritten hast, lass los, lass es fallen. Gehe weiter!
Befreie dich von allen Fesseln
Wenn es dein Ziel ist, frei zu sein in der Freiheit des Geistes, musst du dich von allen Fesseln losmachen, die nicht die innere Wahrheit deines Wesens sind, sondern von unbewussten Gewohnheiten stammen. Wenn du es wünschst, dich selbst vollkommen, unumschränkt und ausschließlich dem Göttlichen zu weihen, musst du das in aller Vollständigkeit vollziehen. Du darfst nicht Teile deiner selbst hier und dort gebunden sein lassen…
Wenn du zum Yoga kommst, musst du bereit sein, all deine mentalen Gebäude und vitalen Gerüste zu Bruch gehen zu lassen. Du musst darauf eingerichtet sein, in der Luft zu hängen mit nichts anderem zu deiner Unterstützung als deinem Glauben. Du wirst dein vergangenes Selbst und seine Verhaftungen ganz und gar vergessen, es aus deinem Bewusstsein herausreißen und neu geboren werden müssen, frei von jeder Art von Knechtschaft. Denk nicht daran, was du warst, sondern wonach es dich sehnt zu sein. Sei ganz und gar in dem, was du werden möchtest. Wende dich von deiner toten Vergangenheit ab und schaue geradewegs in die Zukunft. Deine Religion, dein Land, deine Familie liegen dort; es ist das GÖTTLICHE.
Mentale Strukturen und Fortschritt
Ich glaube ganz und gar nicht an Grenzen, die nicht überschritten werden können.
Ich erkenne jedoch die mentalen Strukturen der Menschen sehr deutlich und eine Art Faulheit angesichts der notwendigen Bemühung. Und diese Faulheit und diese Beschränkungen sind wie Krankheiten. Doch sind es heilbare Krankheiten… Wenn du ein normaler Mensch bist, nun, vorausgesetzt, du nimmst die Mühe auf dich und weißt über die Methode Bescheid, ist deine Fähigkeit zum wachsen beinahe unbegrenzt.
Es gibt die Idee, dass jeder einem bestimmten Typ angehört, dass zum Beispiel die Pinie niemals eine Eiche wird und die Palme niemals Weizen. Das ist offenkundig. Es ist aber etwas anderes: es bedeutet, die Wahrheit deines Wesens ist nicht die deines Nachbarn. Doch in der Wahrheit deines Wesens, entsprechend deiner eigenen Gestaltung, sind deinem Fortschritt fast keine Schranken gesetzt. Er ist begrenzt nur durch deine Überzeugung, dass er begrenzt sei und durch deine Unkenntnis des wahren Vorgangs, sonst…
Es gibt nichts, das man nicht zu leisten imstande wäre, vorausgesetzt, man weiß, wie.
Vorgefasste Vorstellungen
Das Beste, was man tun kann, ist, nicht Partei zu ergreifen, keine vorgefassten Vorstellungen oder Prinzipien zu pflegen – oh! Die moralischen Prinzipien, die festen Regeln für das Benehmen, was man tun muss und nicht tun darf, und die Vorurteile aus moralischer Sicht und der des Fortschritts und all die sozialen und mentalen Konventionen… kein schlimmeres Hindernis als das. Es gibt Leute, ich kenne Leute, die Jahrzehnte verloren haben beim Überwinden einer solchen mentalen Konstruktion! … Wenn man einfach offen sein könnte, so – wirklich in Einfachheit offen, nun, diese Einfachheit, die weiß, dass sie unwissend ist – so (Geste, nach oben gerichtet, der Selbstaufgabe), bereit, was auch immer zu empfangen. Dann kann etwas geschehen.
Und natürlich, die Sehnsucht nach Fortschritt, die Sehnsucht nach Wissen, die Sehnsucht nach Umwandlung und vor allem, die Sehnsucht nach Liebe und Wahrheit – wenn man das bewahrt, dann geht es schneller. Wahrlich, ein Verlangen, ein Bedürfnis, ein Bedürfnis.
Das Übrige besitzt keine Bedeutung. Das ist es, dessen man bedarf.
Die Freude am Fortschritt
Es ist der Wille zum Fortschritt und zur Selbstläuterung, welcher das seelische Feuer entfacht. Der Wille zum Fortschritt. Diejenigen, die über einen starken Willen verfügen, entzünden, wenn sie ihn dem spirituellen Fortschritt und der Läuterung zuwenden, automatisch das Feuer in sich selbst.
Und jeder Fehler, den man beseitigen oder jeder Fortschritt, den man erreichen will – wenn all das ins Feuer geworfen wird, entbrennt es mit neuer Heftigkeit. Und das ist kein Bild, es ist eine Tatsache im Feinstofflichen. Man kann die Wärme der Flamme spüren, man kann im Feinstofflichen ihr Licht erkennen. Und wenn es etwas in der Natur gibt, was uns am Vorwärtsschreiten hindert und man es in dieses Feuer wirft, beginnt es zu lodern, und die Flamme wird stärker…
Wie kann man Süße und Freude fühlen, wenn man sich in Schwierigkeiten befindet?
Wenn die Schwierigkeit egoistisch oder persönlich ist, wenn man daraus eine Gabe macht und sie in das Feuer der Läuterung wirft, empfindet man unmittelbar die Freude des Fortschritts. Tut man das aufrichtig, gibt es sofort ein Aufwallen von Freude.
Das ist offenkundig das, was getan werden sollte anstelle von Verzweifeln und Klagen. Bringt man es dar und strebt aufrichtig nach Umwandlung und Läuterung, spürt man augenblicklich eine Freude, die aus den Tiefen des Herzens aufspringt. Selbst wenn die Schwierigkeit ein großer Kummer ist, kann man dies mit viel Erfolg vollziehen. Man erkennt, dass hinter diesem Schmerz, ganz gleich wie heftig er sein mag, eine göttliche Freude lebt.
Strebe ohne Ungeduld
Strebe intensiv, aber ohne Ungeduld… Der Unterschied zwischen Intensität und Ungeduld ist sehr fein – es ist ein Unterschied der Schwingung. Sie ist subtil, aber darin liegt der ganze Unterschied.
Intensiv, aber ohne Ungeduld. Das ist es. Man muss in dieser Verfassung sein.
Und für eine sehr lange Zeit, eine sehr lange Zeit, muss man mit inneren Resultaten zufrieden sein, das heißt Resultaten in seinen persönlichen und individuellen Reaktionen, seiner inneren Beziehung zur übrigen Welt – man darf nicht erwarten oder vorzeitig wollen, dass sich Dinge erfüllen. Denn unsere Hast verzögert die Dinge gewöhnlich.
Wenn es so ist, dann ist es so.
Wir, ich meine die Menschen, führen ein aufreibendes Leben. Es ist eine Art Halbbewusstheit von der Kürze ihres Lebens. Sie denken nicht daran, aber sie fühlen es halbbewusst. Und deshalb wollen sie immer – schnell, schnell. schnell – von einer Sache zur anderen eilen, eine Angelegenheit schnell erledigen und die nächste angehen, anstatt jedes Ding in seiner eigenen Ewigkeit leben zu lassen. Sie wollen immer: vorwärts, vorwärts, vorwärts… Und die Arbeit ist verdorben.
Lebe in der Ewigkeit
Im menschlichen Bewusstsein ist alles sehr langsam. Wenn wir die Zeit, die notwendig ist, etwas zu verwirklichen, vergleichen mit der durchschnittlichen Lebensspanne eines Menschen, scheint es endlos. Aber glücklicherweise kommt eine Zeit, in der man dieser Auffassung entrinnt, in der man nicht länger entsprechend menschlicher Maßstäbe empfindet. Sobald man wahrhaft mit dem Seelischen in Kontakt ist, verliert man diese Art Enge und auch Qual, diese Qual, die so schrecklich ist: „Ich muss schnell, ich muss schnell sein, es ist nicht viel Zeit, ich muss mich beeilen, es ist nicht viel Zeit.“ Man erledigt Dinge sehr schlecht oder überhaupt nicht mehr. Aber sobald eine Berührung mit dem Seelischen besteht, verschwindet das tatsächlich. Man beginnt, ein wenig weiter und ruhiger und friedvoller zu sein und in der Ewigkeit zu leben.
Zeit: Freund oder Feind?
Wie ist die Zeit ein Freund?
Das hängt davon ab, wie du sie betrachtest. Alles hängt von der Beziehung ab, die du zu ihr hast. Nimmst du sie als einen Freund, so wird sie einer. Siehst du sie als einen Feind an, so wird sie dein Feind.
Aber das ist es nicht, was du fragst. Wonach du fragst ist, wie man fühlt, wann sie ein Freund und wann sie ein Feind ist. Nun, wenn du ungeduldig wirst und dir selbst sagst: „Oh, ich muss es schaffen, dies zu tun, und warum gelingt es mir nicht?“ und du nicht augenblicklich Erfolg hast und in Verzweiflung gerätst, dann ist sie dein Feind. Aber wenn du dir sagst: „Es ist in Ordnung, dieses Mal hat es nicht geklappt, aber nächstes Mal wird es gelingen, und ich bin sicher, irgend wann wird es mir glücken“, dann wird sie dein Freund.
Die Bemühung um Fortschritt
Liebe Mutter, wenn wir eine Anstrengung machen, um es besser zu machen, aber keinen Fortschritt sehen, fühlen wir uns entmutigt. Was können wir am besten tun?
Nicht entmutigt sein! Verzagtheit führt zu nichts. Zunächst einmal ist es das Wichtigste, dass du dir sagst, dass es dir fast vollkommen unmöglich ist zu wissen, ob du einen Fortschritt machst oder nicht, denn sehr oft ist das, was uns als ein Zustand der Stagnation erscheint, eine lange – manchmal lange, aber in jedem Fall nicht endlose – Vorbereitung für einen Sprung nach vorne. Manchmal scheinen wir für Wochen oder Monate auf der Stelle zu treten, und dann taucht plötzlich etwas, das sich vorbereitete, an der Oberfläche auf, und wir erkennen, es gibt eine ganz beachtliche Veränderung und an mehreren Punkten gleichzeitig.
Wie mit allem im Yoga muss die Bemühung um Fortschritt um ihrer selbst willen geleistet werden. Die Freude am Fortschritt, die Sehnsucht danach, müssen in sich selbst genug sein, ganz unabhängig vom Ergebnis. Alles im Yoga muss der Freude am Tun wegen getan werden, und nicht wegen des Resultates, das man erzielen möchte… Tatsächlich gehören im Leben immer in allen Dingen die Resultate nicht uns. Und wenn wir die rechte Haltung wahren wollen, müssen wir spontan handeln, fühlen, denken, streben, denn das ist es, was wir tun müssen und nicht im Hinblick auf den zu erreichenden Erfolg.
Sobald wir an das Resultat denken, beginnen wir zu feilschen, und das nimmt der Bemühung alle Aufrichtigkeit. Du bemühst dich um Fortschritt, weil du in dir das Bedürfnis verspürst, das zwingende Bedürfnis nach Bemühung und Fortschritt. Und diese Bemühung ist das Geschenk, das du dem Göttlichen Bewusstsein in dir darbringst, dem Göttlichen Bewusstsein im Universum, es ist deine Art, deine Dankbarkeit auszudrücken, dich selbst darzubringen. Und ob das in einem Fortschritt gipfelt oder nicht, ist von keiner Bedeutung. Du wirst fortschreiten, wenn beschlossen ist, dass die Zeit dazu gekommen ist und nicht, wenn du danach verlangst.
Horizontaler und vertikaler Fortschritt
Es gibt ein horizontales Vorwärtskommen zwischen abrupten Aufstiegen. Es ist der Augenblick des abrupten Aufstieges, welcher dir den Eindruck einer Art Offenbarung vermittelt, einer großen inneren Freude. Aber sobald du diese Stufe erklommen hast, müsstest du sie wieder heruntersteigen, falls du sie noch einmal erreichen wolltest. Auf dieser Ebene musst du fortfahren, dich zu rüsten, um die nächste, höhere Stufe zu ersteigen. Diese Dinge, die dir plötzlich eine große Freude verschaffen, sind immer Aufstiege. Aber sie sind immer vorbereitet durch eine langsame Arbeit horizontalen Fortschritts, das heißt man muss immer bewusster werden, sich als der, der man ist, immer vollkommener begründen und daraus all die inneren psychologischen und auch handlungsbezogenen Konsequenzen ziehen. Es ist ein langwährendes Nutzbarmachen eines abrupten Aufstieges, und, wie ich sagte, es gibt zwei Arten von Fortschritt. Aber der horizontale ist unverzichtbar.
Du darfst nicht aufhören, du darfst dich nicht auf diese Weise an den vertikalen Fortschritt klammern und dich nicht mehr bewegen wollen, weil er dir eine Offenbarung geschenkt hat. Du musst ihn hinter dir lassen können, um dich für einen weiteren vorzubereiten.
Wahrer Fortschritt
Wir sind auf der Erde. Der Zeitraum, den wir hier verleben, ist der, in welchem wir einen Fortschritt vollbringen können. Außerhalb des irdischen Lebens vollzieht sich kein Fortschritt. Die irdische, materielle Existenz ist im wesentlichen das Leben des Fortschritts, hier wird er geleistet. Außerhalb ruht man sich aus, oder ist unbewusst oder man kann Phasen der Assimilation, der Rast oder des Unbewusstseins durchlaufen. Aber was die Perioden des Fortschritts betrifft, sie finden auf Erden und im Körper statt. Wenn du also einen Körper annimmst, dann deshalb, um einen Fortschritt zu machen und wenn du ihn verlässt, ist dieser Abschnitt des Fortschreitens vorüber.
Und wahrer Fortschritt ist Sadhana; das heißt es ist der am stärksten bewusste und rascheste Fortschritt. Im anderen Fall schreitet man voran im Rhythmus der Natur, was bedeutet, es kann Jahrhunderte und Jahrhunderte und Jahrhunderte und Jahrtausende dauern, um nur das kleinste Stück fortzuschreiten. Doch wahrer Fortschritt findet durch die Sadhana statt. Im Yoga kann man in kurzer Zeit leisten, was sonst eine Endlosigkeit in Anspruch nimmt. Das vollzieht sich jedoch immer im Körper und immer auf der Erde, nirgendwo anders. Das ist der Grund, weshalb man aus seinem körperlichen Dasein Nutzen ziehen muss und seine Zeit nicht verschwenden, nicht sagen darf: „Ein wenig später, ein wenig später.“ Es ist besser, es sofort zu tun. All die Jahre, die du ohne Fortschritt lebst, sind verschwendet, was du mit Sicherheit später bedauerst.
Du musst dich entscheiden
Du musst dich entscheiden. Es gibt nicht „diese Kraft“, die für dich die Wahl trifft, oder Zufall oder Glück oder Schicksal – das ist nicht wahr. Dein Wille ist frei, er ist mit Vorsatz freigelassen, und du musst dich entscheiden. Du selbst entschließt dich dazu, entweder das Licht zu suchen, oder es nicht zu tun, der Diener der Wahrheit zu sein oder nicht – du selbst. Oder ob du eine Aspiration empfindest oder nicht, du bist es, der die Entscheidung fällt. Und selbst wenn man dir sagt: „Mache deine Hingabe vollständig, und das Werk wird für dich getan“, dann ist das schon in Ordnung, aber um deine Hingabe vollständig zu machen, musst du dich jeden Tag und in jedem Augenblick dazu entscheiden, sonst wirst du es nicht tun, es wird sich nicht von selbst erledigen. Du bist es, der es wollen muss. Geschieht das, läuft alles gut, auch wenn du das Wissen hast, läuft alles gut, und bist du mit dem Göttlichen identifiziert, läuft alles sogar besser, aber bis dahin musst du es wollen, wählen und entscheiden. Lege dich nicht faul mit den Worten schlafen: „Oh, die Arbeit wird für mich getan werden, ich habe nichts anderes zu tun, als mich mit dem Strom dahintreiben zu lassen.“ Außerdem ist es nicht wahr, die Arbeit erledigt sich nicht von selbst, denn wenn die geringste Kleinigkeit die Absichten deines kleinen Willens durchkreuzt, sagt er: „Nein, das nicht!“… Und dann?
Nichts ist getan, bis alles getan ist
In der alten chaldäischen Tradition gab man den jungen Novizen bei ihrer Einkleidung in die weiße Robe oft ein Bild. Man sagte ihnen: „Versuche nicht, die Flecken einen nach dem anderen zu entfernen, das ganze Gewand muss gereinigt werden.“ Versuche nicht, Fehler um Fehler zu korrigieren, Schwäche um Schwäche zu überwinden, das bringt dich nicht weit. Das gesamte Bewusstsein muss sich wandeln, eine Bewusstseinswende muss sich vollziehen, ein Emporheben aus dem Zustand, in dem man sich befindet, in Richtung auf einen höheren, von welchem aus man alle Schwächen, die man heilen möchte, meistert, und von dem aus man eine volle Schau über das zu vollendende Werk besitzt.
Ich glaube, es war Sri Aurobindo, der Folgendes sagte: Die Dinge liegen so, dass man behaupten kann, nichts ist getan, bis alles getan ist. Ein Schritt voran ist nicht genug, eine vollständige Umwandlung ist notwendig.
Wie oft habe ich Menschen, die sich bemühten, sagen hören: „Ich strenge mich an, aber welchen Nutzen hat das? Jedes Mal, wenn ich glaube, etwas erreicht zu haben, entdecke ich, dass ich wieder ganz von vorne anfangen muss.“ Das geschieht, weil sie versuchen vorwärtszukommen, während sie stillstehen, sie bemühen sich um Fortschritt, ohne ihr Bewusstsein zu verändern. Die gesamte Betrachtungsweise muss umgestellt werden, das ganze Bewusstsein muss aus den alten Geleisen heraus, in welchen es festgefahren ist, um aufzusteigen und die Dinge von oben zu schauen. Nur auf diese Weise werden sich Siege nicht in Niederlagen verwandeln.
„Andere tun es nicht“
Was mich davon abhält, mich dem (göttlichen) Einfluss zu öffnen, ist diese Einflüsterung: „Wozu Eile, warum so bald, da die anderen es nicht tun?“
Das ist eine erschreckende Plattheit!
Und selbst wenn du das alleinige und einzige Wesen in der ganzen Schöpfung sein müsstest, das sich selbst vollständig in aller Reinheit dem Göttlichen darbrächte, und wenn du der einzige wärst, natürlich von jedem absolut missverstanden, verspottet, lächerlich gemacht, gehasst, selbst wenn dir das geschähe, gäbe es keinen Grund, es nicht zu tun. Man muss entweder ein Scheinkünstler oder ein Dummkopf sein. Weil andere es nicht tun? Was macht es aus, ob sie es tun oder nicht? „Nun gut, die ganze Welt mag den falschen Pfad beschreiten, mich interessiert das nicht. Es gibt nur eine Sache, mit der ich befasst bin, den rechten Weg zu gehen. Was andere tun, wie könnte mich das betreffen? Es ist ihre Angelegenheit, nicht meine.“
Das ist die schlimmste aller Sklavereien!
Dein bester Freund
Dein bester Freund ist nicht derjenige, der dich darin bestärkt, auf deine niederste Stufe herabzusinken, dich ermuntert, törichte Dinge mit ihm zu unternehmen oder mit ihm in schlechte Umgangsweisen zu verfallen oder der, der dich für all die hässlichen Dinge, die du tust, rühmt, das ist ganz klar.
Wir mögen die Gesellschaft eines Menschen nicht, der von einer ansteckenden Krankheit befallen ist und meiden ihn mit Bedacht. im Allgemeinen wird er isoliert, damit sich die Krankheit nicht ausbreitet. Aber die Ansteckung durch Laster und schlechtes Benehmen, die Ansteckung durch Verworfenheit, Falschheit und das, was minderwertig ist, ist unendlich viel gefährlicher, als die durch irgendeine Krankheit, und genau das muss sorgfältig verhindert werden. Du musst den als deinen besten Freund ansehen, der dir mitteilt, er wünsche nicht an irgend einer schlechten oder gemeinen Tat teilzunehmen, denjenigen, der dir den Mut gibt, niedrigen Versuchungen zu widerstehen. Er ist dein Freund. Er ist derjenige, dem du dich anschließen musst und nicht jemandem, mit dem du Spaß hast und der deine üblen Neigungen stärkt.
Das ist alles.
Nun, wir wollen auf diesen Punkt nicht zu ausführlich eingehen, und ich hoffe, dass diejenigen, die ich im Sinn habe, verstehen, was ich gesagt habe.
Tatsächlich solltest du dir nur solche zu Freunden wählen, die weiser sind als du selbst, solche, deren Gesellschaft dich adelt und dir hilft, dich zu meistern, fortzuschreiten, in besserer Weise zu handeln und klarer zu sehen. Und schließlich, der beste Freund, den man haben kann – ist das nicht das Göttliche, dem man alles sagen, alles offenbaren kann? Denn dort ist die wirkliche Quelle allen Mitgefühls, aller Macht, jeglichen Irrtum zu tilgen, wenn er nicht wiederholt wird, den Weg zu wahrer Verwirklichung zu öffnen. Er ist es, der alles verstehen, alles heilen und dir auf dem Pfade immer helfen kann, dir helfen kann, nicht zu versagen, nicht zu wanken, nicht zu fallen, sondern geradewegs auf das Ziel zuzugehen. Das Göttliche ist der wahre Freund in guten und in schlechten Tagen, der eine, der dich verstehen, heilen kann und immer da ist, wenn du ihn brauchst. Wenn du das Göttliche aufrichtig rufst, ist Er immer da, dich zu führen und dir Mut zu machen – und dich in der wahren Weise zu lieben.
Kapitel 21
Das Göttliche, die Welt und der Mensch
Verlasse dich allein auf das Göttliche
Es gibt etwas, was du lernen musst, verlasse dich niemals auf irgend jemanden oder irgend etwas, was immer das sein mag, außer auf das Göttliche. Denn wenn du dich auf irgend jemanden stützt, um Beistand zu erhalten, so wird diese Stütze brechen, dessen magst du sicher sein. Von dem Augenblick an, in dem du mit Yoga beginnst (ich spreche immer von denen, die Yoga praktizieren, nicht vom gewöhnlichen Leben), für jemanden, der Yoga übt, ist die Abhängigkeit von jemand anderem gleichbedeutend damit, diese Person in einen Vertreter der Göttlichen Kraft verwandeln zu wollen. Du darfst nun sicher sein, es gibt nicht einen unter Hundertmillionen, der diese Last zu tragen imstande ist: er wird unmittelbar zerbrechen. Deshalb verfalle niemals in die Haltung, auf Unterstützung, Hilfe, Trost zu hoffen, außer vom Göttlichen. Das gilt uneingeschränkt. Ich bin niemals, nicht ein einziges Mal, jemandem begegnet, der versucht hätte, sich an etwas anzuklammern, um Halt zu finden (jemand, der Yoga macht oder mit Yoga in Berührung gekommen ist) und nicht getäuscht worden wäre – es bricht, es kommt zu einem Ende, man verliert den Rückhalt. Dann sagt man: „Das Leben ist schwer“ – es ist nicht schwer, aber man muss wissen, was man tut. Suche nirgendwo anders Hilfe als beim Göttlichen. Suche niemals Befriedigung anderswo als beim Göttlichen. Suche niemals die Befriedigung deiner Bedürfnisse bei irgend jemand anderem als beim Göttlichen – niemals und für gar nichts. Alle deine Bedürfnisse können nur vom Göttlichen erfüllt werden. Alle deine Schwächen können nur vom Göttlichen getragen und geheilt werden. Das Göttliche allein ist fähig, dir zu geben, dessen du jeweils bedarfst, immer, und wenn du versuchst, irgend eine Befriedigung oder Unterstützung oder Hilfe oder Freude oder – der Himmel weiß was, bei irgend jemand anderem zu finden, wirst du immer eines Tages auf deine Nase fallen, und das schmerzt stets, manchmal sogar sehr.
Bitte das Göttliche
Wenn man zum Beispiel etwas wissen will oder Führung braucht oder irgend etwas anderes, wie kann man es entsprechend seines Bedürfnisses vom Göttlichen bekommen?
Indem man es darum bittet. Wenn du Ihn nicht darum bittest, wie kannst du es erhalten?
Wenn du dich dem Göttlichen zuwendest und volles Vertrauen zu Ihm hast und Ihn bittest, wirst du empfangen, was du benötigst – nicht notwendigerweise das, was du dir vorgestellt hast. Doch das, dessen du wirklich bedarfst. Aber du musst Ihn darum bitten. Du musst diesen Versuch aufrichtig unternehmen. Du darfst dich nicht mit Hilfe aller möglicher äußeren Mittel darum bemühen und es dann vom Göttlichen erwarten, ohne dass du Ihn je darum gebeten hast. Wenn du möchtest, dass dir jemand etwas gibt, dann bittest du ihn doch darum, nicht wahr? Und wieso erwartest du vom Göttlichen, dass Er dir das Gewünschte gibt, ohne dass du Ihn darum gebeten hast?
Das Göttliche finden
Liebe Mutter, wie können wir das Göttliche, das in uns verborgen ist, finden?
Das haben wir viele, viele Male erklärt. Aber das erste ist, es zu wollen und genau zu wissen, dass es zuerst kommt, vor allen anderen Dingen, dass dies die wichtige Sache ist. Das ist die erste Bedingung. Das Übrige mag später folgen, dies ist die wesentliche Bedingung. Siehst du, wenn du dir hin und wieder, von Zeit zu Zeit, wenn du nichts zu tun hast und alles gut läuft und du unbeschäftigt bist, plötzlich sagst: „Ah, ich würde so gerne das Göttliche finden!“ – nun, dies – auf diese Weise kann es hunderttausend Jahre dauern.
Aber wenn es die wichtige Angelegenheit ist, die einzige Sache, die zählt, und alles andere danach kommt und du nichts anderes als das willst, dann – das ist die erste Bedingung. Du musst dies erst fest begründen, später können wir über das sprechen, was folgt. Zuerst nur dies, dass alles andere nicht zählt, dass nur dies zählt, dass man bereit ist, alles aufzugeben, um das zu erhalten, dass dies die einzige Sache von Bedeutung im Leben ist. Dann versetzt man sich selbst in die Lage, einen Schritt vorangehen zu können.
Das Göttliche kennenlernen
Verstehst du, der einzige Weg, das Göttliche kennenzulernen, besteht darin, sich mit Ihm zu identifizieren. Es gibt keinen anderen, es gibt nur diesen, diesen einzigen Weg. Daher, sobald du Meister dieser Methode bist, vermagst du dich zu identifizieren. Dann wählst du dir den Gegenstand der Identifikation. Du möchtest dich mit dem Göttlichen identifizieren. Aber solange du nicht weißt, wie, werden ständig hundert und eine Sache deinen Pfad kreuzen, die dich hierhin und dorthin zerren und dich zerstreuen, und du wirst es nicht fertigbringen, dich mit Ihm zu identifizieren. Aber wenn du gelernt hast, das zu tun, dann brauchst du nur noch die Identifikation auf etwas zu richten, sie dort festzumachen, wo du sie wünschst und sie dort zu halten, bis du ein Ergebnis erzielst. Es wird sehr schnell eintreten, wenn du deine Kraft zur Identifikation meisterst. Ja, das wird sehr schnell gehen. Ramakrishna pflegte festzustellen, die Zeit könne sich zwischen drei Tagen, drei Stunden und drei Minuten bewegen. Drei Tage für sehr langsame Leute, drei Stunden für die, die ein wenig schneller sind, drei Minuten für jene, denen es eine Gewohnheit ist.
Gott hat Sinn für Humor
Jemand hat mich gefragt: „Wie ist es Gott möglich, sich einem Ungläubigen zu offenbaren?“ Das ist sehr komisch. Denn wenn es Gott gefällt, sich einem Ungläubigen zu offenbaren, sehe ich nicht, was Ihn davon abhalten würde!
Im Gegenteil, Er hat Sinn für Humor – das hat uns Sri Aurobindo schon viele Male gesagt, dass der Höchste Sinn für Humor hat, dass wir diejenigen sind, die Ihn zu einem düsteren und unveränderlich ernsten Charakter machen wollen – und Er mag es sehr unterhaltend finden, zu erscheinen und einen Ungläubigen zu umarmen. Jemanden, der nur einen Tag vorher erklärte: „Gott existiert nicht. Ich glaube nicht an Ihn. All das ist Torheit und Unwissenheit…“ Er zieht ihn in seine Arme, Er presst ihn an Sein Herz – und Er lacht ihm ins Gesicht.
Alles ist möglich, selbst Dinge, die unserer kleinen und beschränkten Intelligenz absurd erscheinen.
Der Atheist und der Gläubige
„Der Atheist ist Gott, der mit sich selbst Versteck spielt; aber ist der Theist ein irgendwie anderer? Nun, vielleicht; denn er hat den Schatten Gottes gesehen und klammert sich daran.“ (Sri Aurobindo, Thoughts and Aphorisms)
Was bedeutet das, „Gott, der mit sich selbst Versteck spielt“?
Beim Versteckspiel verbirgt sich eine Person und die andere sucht. Auf diese Weise verbirgt sich Gott vor dem Atheisten, der sagt: „Gott? Ich sehe ihn nicht, ich weiß nicht, wer er ist; deshalb gibt es ihn nicht.“ Aber der Atheist weiß nicht, dass Gott auch in ihm ist. Und daher ist es Gott, der seine eigene Existenz verleugnet. Ist das nicht ein Spiel? Und dennoch wird ein Tag kommen, an dem er von Angesicht zu Angesicht sich selbst gegenübergestellt sieht und gezwungen ist, seine Existenz anzuerkennen.
Der Gläubige wähnt sich dem Atheisten überlegen, aber alles, was er von Gott zu erhaschen vermochte, war Sein Schatten, und er hält an diesem Schatten mit der Vorstellung fest, es wäre Gott selbst. Besäße er ein wahres Wissen von Gott, dann wüsste er, dass Gott alle Dinge und in allem ist. Dann ließe er davon ab, sich irgend jemandem überlegen zu fühlen.
Die materielle Welt
Ist nicht diese unsere materielle Welt auf einer sehr niederen Stufe auf der Leiter der Weltsysteme, die die Schöpfung begründen?
Unsere ist die am meisten materielle Welt, aber nicht notwendigerweise „nieder“, mindestens nicht aus diesem Grund. Wenn sie tief unten steht, dann deshalb, weil sie finster und unwissend, nicht weil sie materiell ist. Es ist ein Fehler, „Materie“ als ein Synonym für Dunkelheit und Unwissenheit zu setzen. Und die materielle Welt ist nicht die einzige, in der wir leben: sie ist vielmehr eine von vielen, in denen wir gleichzeitig existieren, und in einer Beziehung die wichtigste von allen. Denn diese Welt der Materie ist der Konzentrationspunkt aller Welten. Sie ist das Feld der Gestaltwerdung aller Welten. Sie ist der Ort, wo alle Welten sich manifestieren müssen. Gegenwärtig ist sie disharmonisch und verdunkelt. Aber das ist nur eine Störung, ein falscher Start. Eines Tages wird sie schön werden, rhythmisch, von Licht erfüllt; denn das ist die Bestimmung, für die sie erschaffen wurde.
Das Göttliche ist kein Fremder
Aber warum will sich das Göttliche in diesem Chaos auf der Erde manifestieren?
Weil Gott genau deshalb die Erde erschaffen hat, aus keinem anderen Beweggrund. Die Erde ist Er Selbst in entstellter Form, und Er möchte sie in ihrer Wahrheit wiedererrichten. Die Erde ist nicht etwas von Ihm Getrenntes und Ihm fremd. Sie ist eine verzerrte Form Seiner Selbst, welche wieder zu dem werden muss, was sie ihrem Wesen nach war, das heißt, das Göttliche.
Warum ist Er uns dann ein Fremder?
Aber Er ist kein Fremder, mein Kind. Du hältst Ihn dafür, aber Er ist es nicht, nicht im geringsten. Er ist der Kern deines Wesens – ganz und gar nicht fremd. Du magst Ihn nicht kennen, aber Er ist kein Fremder. Er ist der wahre Kern deines Wesens. Ohne Gott würdest du nicht existieren. Ohne Gott könntest du nicht einmal den millionenstel Bruchteil einer Sekunde existieren.
Gott und seine Schöpfung
Menschen sind von der christlichen Vorstellung eines „Schöpfergottes“ so tief geprägt – der Schöpfung auf der einen Seite und Gott auf der anderen. Wenn du darüber nachdenkst, weist du es zurück, aber es hat deine Empfindungen und Gefühle durchtränkt. Deshalb schreibst du spontan, instinktiv, beinahe unbewusst, alles Gott zu, was du als das Beste und Schönste erachtest und vor allem das, was du erreichen, verwirklichen möchtest. Natürlich passt jeder seinen Gottesbegriff an sein Bewusstsein an, aber der entspricht immer seiner Auffassung vom Besten. Und das ist auch der Grund, warum du instinktiv, spontan, unbewusst entsetzt bist von der Idee, dass Gott Dinge sein kann, die du nicht magst, denen du deine Zustimmung versagst oder die du nicht für das Beste hältst.
Ich beschreibe das absichtlich ziemlich kindlich, damit ihr das richtig verstehen könnt. Aber es ist so – ich bin sicher, weil ich es ziemlich lange an mir selbst beobachtet habe, wegen der unterbewussten Strukturen der Kindheit, der Umgebung, der Erziehung, etc. Du musst fähig sein, das Bewusstsein des Einsseins in den Körper zu pressen, das absolute, ausschließliche Einssein des Göttlichen – ausschließlich in dem Sinne, dass nichts existiert außer in diesem Einssein, selbst die Dinge, die wir äußerst abstoßend finden…
Aber es ist Gott. Es gibt nichts außer Ihm. Das ist es, was wir uns von morgens bis abends und von abends bis morgens wiederholen sollten, weil wir es jeden Augenblick vergessen.
Es gibt nur Ihn. Es gibt nichts außer Ihm. Er allein existiert, es gibt keine Existenz außer Ihm, es gibt nur Ihn!
Gott und das Universum
Es gibt nur eine einzige Lösung für dieses Problem – keine Unterscheidung zwischen Gott und dem Universum zu machen. Das Universum ist das in den Raum projizierte Göttliche, und Gott ist das Universum in dessen Ursprung. Es ist dasselbe Ding unter dem einen oder dem anderen Aspekt. Und du kannst sie nicht trennen. Es ist das Gegenkonzept zu dem des „Schöpfers“ und seines „Werkes“. Nur, es ist sehr bequem, vom Schöpfer und seinem Werk zu sprechen, es erleichtert die Erklärung und macht die Lehre sehr einfach. Aber es ist nicht die Wahrheit. Und dann sagst du: „Wie kann es sein, dass Gott, der allmächtig ist, es zulässt, dass die Welt so ist?“ Das ist jedoch deine eigene Vorstellung! Das ist so, weil du dich selbst mitten in einem Feld von Umständen befindest, die dir sehr unangenehm erscheinen, deshalb projizierst du sie auf Gott und sagst Ihm: „Warum hast du eine solche Welt erschaffen?“ – „Ich habe sie nicht gemacht. Das hast du selbst getan. Und wenn du wieder Ich-selbst wirst, wirst du es so nicht länger empfinden. Was dich so fühlen lässt, ist die Tatsache, dass du nicht mehr Ich-selbst bist.“ Das ist es, was er dir zur Antwort geben könnte. Und es ist Tatsache, dass kein Problem übrig bleibt, wenn es dir gelingt, dein Bewusstsein mit dem göttlichen Bewusstsein zu einen. Alles erscheint ganz natürlich und einfach und in Ordnung und genau so, wie es sein sollte.
Der Herr veranstaltet ein Schauspiel
Wenn man aufmerksam hinschaut, muss man annehmen, dass der Herr ein fantastisches Schauspiel für Sich Selbst veranstaltet! Dass die Manifestation ein Schauspiel ist, dass Er für Sich Selbst und mit Sich Selbst in Szene setzt.
Er nimmt den Standort des Betrachters ein, und Er schaut auf Sich Selbst. Und um Sich Selbst beobachten zu können, muss Er das Konzept von Raum und Zeit akzeptieren, sonst kann Er das nicht! Und unmittelbar beginnt die ganze Komödie. Aber es ist eine Komödie, nichts anderes.
Doch wir nehmen sie sehr ernst, weil wir Marionetten sind! Sobald wir jedoch aufhören, welche zu sein, können wir recht klar erkennen, dass es sich um eine Komödie handelt.
Für einige Menschen ist es auch eine echte Tragödie.
Ja, wir sind diejenigen, die es tragisch machen. Wir sind diejenigen, die es tragisch machen…
Verstehst du, nur der, der dem Spiel zusieht, ist nicht beunruhigt, weil er alles kennt, was geschehen wird, und er besitzt ein umfassendes Wissen von allem – allem, was geschieht, geschehen ist und geschehen wird – und es ist alles da, als eine Gegenwart für ihn. Und so sind es die anderen, die armen Schauspieler, die nicht einmal wissen, nicht einmal ihre Rolle kennen! Und sie sorgen sich in großem Maße, denn sie werden dazu veranlasst, etwas darzustellen und wissen nicht, was es ist. Das ist etwas, was ich gerade sehr stark empfunden habe: wir alle führen ein Stück auf, aber wir wissen nichts darüber, weder wo es hinführt oder herkommt, noch, was es als Ganzes bedeutet. Wir wissen kaum – unvollkommen – was wir von Augenblick zu Augenblick tun sollen. Unser Wissen ist unvollkommen. Und deshalb sorgen wir uns! Aber wenn man alles weiß, kann man nicht länger beunruhigt sein, man lächelt. Er muss großen Spaß haben, aber wir… Und dennoch ist uns die volle Macht gegeben, uns in gleicher Weise zu vergnügen wie Er.
Wir geben uns einfach keine Mühe.
Der Herr spielt mit all diesem
Wenn man die positive Erfahrung der einen und einzigen Existenz des Höchsten gewonnen hat und dass es nur der Höchste ist, der mit Sich Selbst spielt, anstatt etwas Beunruhigendem und Unangenehmem oder Besorgniserregendem, dann erlebt man ganz im Gegenteil eine Art uneingeschränkter Sicherheit.
Die einzige Wirklichkeit ist der Höchste. Und all das ist ein Spiel, das Er für Sich Selbst spielt. Ich empfinde das als viel tröstlicher als den entgegengesetzten Standpunkt.
Und schließlich ist das die einzige Gewissheit, dass all dies etwas Wunderbares werden kann…
Du wirst sehen, es gibt einen Augenblick, in dem man sich selbst oder das Leben nicht mehr ertragen kann, es sei denn, man nimmt die Haltung an, dass es der Herr ist, der alles ist. Siehst du, dieser Herr, wie viele Dinge besitzt Er, Er spielt mit all diesem – Er beschäftigt sich damit, die Positionen zu wechseln. Und deshalb, wenn man dies, dies Ganze sieht, fühlt man das unermessliche Wunder, und dass all unsere wundervollsten Sehnsüchte durchaus möglich sind und sogar übertroffen werden. Dann ist man getröstet. Sonst ist die Existenz… es ist ganz trostlos…
Die gegenwärtige Seinsweise ist eine Vergangenheit, welche wahrlich nicht länger bestehen sollte. Wohl aber die andere: „Ah! Endlich! Endlich! Das ist es, wozu es eine Welt gibt!“
Und alles andere bleibt ganz genau so konkret und real – es wird nichts Nebelhaftes! Es ist genau so konkret und real, aber… aber es wird göttlich, weil… weil es das Göttliche ist. Es ist das Göttliche, das spielt.
Erlaube dem Herrn, alles zu tun
Nun, wenn ich beginne, auf diese Weise zu schauen (die Mutter schließt die Augen), dann sind da zwei Dinge zur gleichen Zeit: dieses Lächeln, diese Freude, dieses Lachen sind da und solcher Frieden! Solch voller, lichterfüllter, allumfassender Frieden, in welchem es keine Konflikte, keine Widersprüche mehr gibt. Es bestehen keine Konflikte mehr. Es ist eine einzige, lichtvolle Harmonie – und dennoch existiert alles, was wir Irrtum, Leiden, Elend nennen, alles ist da. Es eliminiert nichts. Es ist eine andere Weise zu sehen.
(Langes Schweigen)
Es kann keinen Zweifel geben, dass es schließlich nicht so schwierig ist, wenn du aufrichtig daraus herauskommen willst: Du brauchst nichts zu tun, du musst nur dem Herrn gestatten, alles zu tun. Und Er macht alles. Er macht alles. Es ist so wunderbar, so wunderbar!
Er nimmt alles an, selbst das, was wir eine gewöhnliche Intelligenz nennen, und Er lehrt dich, sie beiseite zu legen, zur Ruhe zu bringen: „Nun ist es genug, sei still, rühre dich nicht, belästige mich nicht, ich brauche dich nicht.“ Dann geht eine Tür auf – du empfindest nicht einmal, dass du sie öffnen musst, sie steht weit offen, du wirst zur anderen Seite hinübergebracht. All das wird von Jemand anderem getan, nicht von dir. Und dann wird die andere Methode unmöglich.
All das… oh, diese gewaltige Mühsal des Mentals, das darum kämpft zu verstehen, das sich abrackert und sich selbst Kopfschmerzen verschafft!… Es ist absolut nutzlos, absolut nutzlos, es hat keinen Sinn, es steigert nur die Verwirrung.
Du wirst einem sogenannten Problem gegenübergestellt: was solltest du sagen, tun, wie solltest du handeln? Es gibt nichts zu tun, nichts, du musst dem Herrn nur sagen: „Da, siehst du, so ist es“, das ist alles. Und dann bleibst du sehr ruhig. Und dann, ganz spontan, ohne darüber nachzudenken, ohne Reflexion, ohne Berechnung, nichts, nichts, ohne die leiseste Anstrengung – tust du, was getan werden muss. Das heißt, der Herr tut es. Er arrangiert die Umstände, Er arrangiert die Leute. Er legt die Worte in deinen Mund oder deine Feder. – Er tut alles, alles, alles, alles. Du brauchst nichts mehr zu tun, als dir zu gestatten, froh zu leben.
Ich bin mehr und mehr davon überzeugt, dass die Menschen es nicht wirklich wollen.
Aber den Grund vorher freizuräumen, die Arbeit, vorher den Grund freizuräumen, ist schwierig.
Nicht einmal das brauchst du zu tun! Er tut das für dich.
Aber sie brechen beständig ein: das alte Bewusstsein, die alten Gedanken…
Ja, sie versuchen, wieder einzudringen, gewohnheitsmäßig. Du brauchst nur zu sagen: „Herr, siehst Du, siehst Du, so ist es“ – das ist alles. „Herr, siehst Du, siehst Du dies, siehst Du das, sieh diesen Dummkopf hier“ – und es ist unmittelbar vorbei. Und es ändert sich von selbst, mein Kind, ohne die geringste Mühe. Einfach aufrichtig zu sein, das heißt wahrhaft zu wollen, dass die Dinge recht sind. Dir ist vollkommen bewusst, dass du nichts daran ändern kannst, dass du die Fähigkeit nicht hast… Aber es gibt immer etwas, das es selbst tun möchte. Das ist das Problem, ansonsten…
Nein, du magst von einem ausgezeichneten guten Willen erfüllt sein, und dann möchtest du es tun. Das kompliziert alles. Oder aber du besitzt keinen Glauben, du glaubst, Gott wird nicht fähig dazu sein, es zu tun und dass du es selbst tun musst, weil Er es nicht kann! (Die Mutter lacht) Diese, diese Art Dummheit ist sehr verbreitet. „Wie kann Er die Dinge sehen? Wir leben in einer Welt der Falschheit, wie kann Er Falschheit sehen und…“. Aber Er sieht das Ding, wie es ist! Genau so, wie es ist!
Ich spreche nicht von Menschen ohne Intelligenz. Ich spreche von Leuten, die intelligent sind und sich bemühen – es gibt eine Art der Überzeugung wie dieser, selbst bei denen, die wissen, dass wir in einer Welt von Unwissenheit und Falschheit leben und dass es einen Gott gibt, der All-Wahrheit ist. Sie sagen: „Genau deshalb, weil Er All-Wahrheit ist, versteht Er nicht. (Die Mutter lacht) Er versteht unsere Falschheit nicht, ich muss selber damit fertig werden.“ Das ist sehr stark, sehr weit verbreitet. Ah, wir komplizieren alles für nichts und wieder nichts.
Lass das All-Bewusstsein entscheiden
Ich bin vollständig davon überzeugt, dass die Verwirrung in der Welt deshalb besteht, um uns die Fähigkeit zu lehren, von Tag zu Tag zu leben, das heißt nicht mehr damit beschäftigt zu sein, was vielleicht passiert, was passieren wird, sondern sich nur Tag für Tag mit dem auseinanderzusetzen, was man tun muss. Alles Denken, alles Vorplanen, alle Arrangements und all das begünstigen große Unordnung sehr.
Beinahe Minute um Minute zu leben, so zu sein (aufwärtsgerichtete Geste), aufmerksam zu sein nur gegenüber der Sache, die im Augenblick getan werden soll, und dann das All-Bewusstsein entscheiden lassen… Wir sind nie imstande, selbst mit dem größten Weitblick nicht, die Dinge zu erkennen: wir können von den Dingen nur sehr partiell wissen – sehr partiell. Deshalb wird unsere Aufmerksamkeit hierhin und dorthin gezogen, und immer noch gibt es andere Dinge. Indem wir gefährlichen und schädlichen Dingen große Bedeutung beimessen, verstärken wir sie nur (die Mutter versenkt sich in Kontemplation).
Wenn du von der Vorstellung solcher Unordnung und Verwirrung geplagt wirst, musst du nur eines tun, in das Bewusstsein eintreten, wo du nur ein Wesen, ein Bewusstsein, eine Macht siehst – es gibt nur eine einzige Einheit – und all dieses findet innerhalb dieser Einheit statt. Und all unsere unbedeutenden Einsichten und Klugheiten und Urteile und… all das ist ein bloßes Nichts, es ist mikroskopisch im Vergleich mit dem Bewusstsein, das über Allem steht. Deshalb, hätte man das geringste Gespür für den Grund, dessentwegen getrennte Individualitäten existieren, sähe man, dass es nur dazu dient, Aspiration zu ermöglichen, die Existenz der Sehnsucht, dieser Bewegung der Selbstdarbringung und Hingabe, des Vertrauens und des Glaubens. Und dies ist der wahre Grund, weshalb Individuen erschaffen wurden. Und dann, dass du das in aller Aufrichtigkeit und Inbrunst werden sollst… das ist alles, was erforderlich ist.
Es ist alles, was erforderlich ist, es ist das Einzige, das Einzige, was bleibt; alles Übrige… Truggebilde.
Und in jedem Fall ist es das einzig Gültige: wenn du etwas tun möchtest, wenn du etwas nicht tun kannst, wenn du dich bewegst, wenn der Körper nicht mehr fähig ist, sich zu bewegen… in jedem, jedem Fall, nur das, nur das: in bewussten Kontakt mit dem Höchsten Bewusstsein zu kommen, mit ihm vereint zu sein; und… zu warten. So ist es!
Das ist der Zeitpunkt, in dem du den genauen Hinweis dafür bekommst, was du in jeder Minute tun sollst – tun oder nicht tun, handeln oder reglos zu verharren. Das ist alles. Und sogar zu sein oder nicht zu sein. Das ist die einzige Lösung. Stärker und stärker wird die Gewissheit: das ist die einzige Lösung. Alles Übrige ist bloße Torheit!
„Dein Wille geschehe“
Ist es genug, sich Davon erfüllen zu lassen, gibt es nichts anderes zu tun?
Ich glaube, ich glaube, das ist das einzige. Ich wiederhole immer: „Dein Wille geschehe, Dein Wille geschehe, Dein Wille geschehe… lass es so sein, wie Du es willst, lass mich tun, was Du willst, lass mich Deines Willens bewusst sein.“
Und auch: „Ohne Dich ist es Tod; mit Dir ist es Leben.“ Mit „Tod“ meine ich nicht physischen Tod – das kann so sein. Es mag sein, dass, verlöre ich jetzt den Kontakt, es das Ende bedeutete, aber es ist unmöglich! Ich habe das Gefühl, dass es… dass ich Das bin – mit all den Störungen, die das gegenwärtige Bewusstsein noch aufweisen mag, das ist alles. Und dann, wenn ich jemanden sehe (die Mutter öffnet ihre Hände, als brächte sie die Person dem Licht dar), wer es auch immer sein mag: so (dieselbe Geste).
(Schweigen)
Die ganze Zeit, es ist lustig, die ganze Zeit habe ich das Gefühl, ich bin ein kleines Baby, das sich anschmiegt – anschmiegt in einem (wie soll ich es nennen?) Göttlichen Bewusstsein – allumfassend.
Der Druck des Bewusstseins
Ihr wisst, ich glaube nicht an äußere Entscheidungen. Ich glaube einfach nur an eine Sache: die Kraft des Bewusstseins, das einen Druck dieser Art hervorbringt (Geste des Drückens). Und dieser Druck steigert sich fortlaufend … was bedeutet, er wird die Leute durchdringen. Ich glaube nur daran – an den Druck des Bewusstseins. Alles Übrige sind Dinge, die der Mensch tut. Er tut sie mehr oder weniger gut, und dann lebt es, und dann stirbt es, und dann ändert es sich, und dann wird es verzerrt, und dann… so ist es mit allem, das er getan hat. Es lohnt die Mühe nicht. Die ausführende Macht muss von oben kommen, so, zwingend (Geste der Herabkunft)! Und was das betrifft, das (die Mutter weist auf ihre Stirn) muss ruhig bleiben. Nicht sagen: „Oh, das darf nicht sein, oh! Dies muss sein. oh! Wir sollten…“ Frieden, Frieden, Frieden. Er weiß besser als du, was erforderlich ist.