Macht jeder Mensch immer innerlich Fortschritte?
Süße Mutter, machen diejenigen, die diese innere Sehnsucht nach dem Göttlichen haben, ohne etwas davon zu wissen, auch innerliche Fortschritte?
Ja – Ja.
Dann macht jeder immerzu Fortschritte, nicht wahr?
In gewisser Weise, ja. Nur kann es sein, dass es in der Zeitspanne eines Lebens nicht erkennbar wird, denn wenn die Person nicht bewusst daran teilnimmt, ist der Fortschritt relativ langsam zu der kurzen Dauer eines menschlichen Lebens. Deshalb ist es zum Beispiel gut möglich, dass zum Zeitpunkt des Todes ein Mensch keinen Fortschritt gemacht hat, sondern sich scheinbar sogar zurück entwickelt hat und das verloren hat, was er am Anfang seines Lebens innerlich besaß. Aber wenn wir uns die große Lebenskurve seines psychischen Wesens, die durch viele Leben verläuft, anschauen, gibt es dort immer einen inneren Fortschritt. Jede psychische Erfahrung, die ein Mensch während seines körperlichen Lebens gemacht hat, hilft ihm, etwas weiterzukommen in seiner inneren Entwicklung. Aber es ist immer das psychische Wesen, das diesen Fortschritt macht.
Der Körper, in dem Zustand, in dem er sich gegenwärtig befindet – nun, wenn er einen gewissen Punkt des Aufstiegs seiner Entwicklung erreicht hat, fällt er gegen Ende seines Lebens wieder zurück. Es mag Elemente geben, die nicht wieder absteigen, aber an sich fällt der Körper wieder zurück in seiner Entwicklung, das kann man nicht bestreiten.
Das gilt nicht notwendigerweise für das vitale Gefühlswesen oder das mentale Wesen. Wenn das vitale Gefühl versteht, wie es sich mit der universalen Kraft verbindet, kann es eine Rückentwicklung sehr leicht vermeiden und es kann weiterhin in seiner Entwicklung aufsteigen. Und der mentale denkende Teil des Wesens, das ist absolut sicher, ist vollständig frei von aller Degeneration, wenn er sich dauernd normal entwickeln kann. So, diese beiden Teile unseres Wesens machen immer Fortschritte, solange sie aufeinander abgestimmt sind und unter dem Einfluss des psychischen Wesens bleiben. Nur der Körper wächst und zerfällt dann. Der Grund ist sein Mangel an Plastizität, Umformbarkeit und Empfänglichkeit, bedingt durch die ihm eigene Natur. Aber das ist nicht unvermeidlich. Deshalb ist es möglich zu denken, dass zu einem gegebenen Zeitpunkt, wenn das körperliche Bewusstsein anfängt, bewusst und gezielt Fortschritte zu machen, der Körper selbst zunehmend bis zu einem gewissen Grad fähig sein wird, sich seiner Auflösung zu widersetzen – was offensichtlich die erste Bewegung in Richtung dieses Fortschritts ist – und dann allmählich wird er in innerer Perfektion wachsen, bis er die Kräfte des Zerfalls überwindet.
Aber die Substanz selbst – das heißt, diese materielle körperliche Substanz, die einen Organismus ausmacht und bildet, der für eine gewisse Zeit in einer gegebenen Form lebt, bis diese Form zerfällt und sich dann auflöst, diese Substanz selbst, die die aufeinanderfolgenden Formen der Körper von Geburt zu Geburt bildet, entwickelt sich selbst fortschreitend durch all diese Formen des Körpers weiter. Das heißt, die molekulare, zellulare Substanz, vielleicht sogar die molekulare und atomare Substanz, entwickelt sich weiter in ihrer Kapazität, um göttliche Kraft und Bewusstsein auszudrücken. Durch die Entwicklung aller körperlichen Organismen hindurch wird diese Substanz immer bewusster und immer leuchtender, immer empfänglicher, bis sie eine Perfektion erreicht, die genügt, um ein mögliches Ausdrucksmittel für die göttliche Kraft selbst zu werden, die sie dann benutzen kann, so wie sie die anderen Elemente der Schöpfung wie das Denken oder das Gefühl benutzt. Und zu dem Zeitpunkt wird die physische, körperliche Substanz bereit sein, in der Welt das neue Bewusstsein zu offenbaren, das neue Licht, den neuen Willen. Durch alle Jahrhunderte, durch zahllose Leben hindurch, indem sie sich durch unzählige Organismen hindurch entwickelt und zahllose Erfahrungen durchläuft, wird diese Substanz sozusagen verfeinert, ist vorbereitet und wird mehr und mehr empfänglich und offen für die göttlichen Kräfte.
Der Mensch als ein momentanes individuelles Wesen macht anscheinend keine Fortschritte in seiner Entwicklung. Aber der Fortschritt wird durch ihn weitergehen wie durch alle anderen Lebewesen.
DIE MUTTER, CWM 7:420
