Was in jedem Menschen nach dem Göttlichen strebt

Unser einziges Ziel muss das Göttliche selbst sein, zu dem, wissend oder unwissend, etwas in unserer verborgenen Natur immer hinstrebt.

SRI AUROBINDO, Die Synthese des Yoga

Was ist dieses „Etwas“, das strebt, süße Mutter?

Es ist der Teil in der Person, der für den Einfluss des psychischen Wesens instinktiv offen ist, aber es ist nicht in jedem Menschen derselbe Teil.

Es gibt in einem selbst immer einen Teil im Wesen – der manchmal sehr versteckt ist, der uns nicht bewusst ist – der auf das psychische Wesen in uns ausgerichtet ist und seinen Einfluss empfängt.

Dieser Teil ist nicht in jedem Menschen derselbe, bei jedem ist es anders. Es ist der Punkt in unserer Natur oder in unserem Charakter, durch den man das psychische Wesen in sich berühren und seinen psychischen Einfluss empfangen kann.

Es hängt von den Leuten ab, es ist für jeden anders, jeder hat einen solchen Punkt in sich.

Du kannst fühlen, wie dich bestimmte Dinge plötzlich innerlich anstoßen, dich über dich selbst erheben und die Tür zu etwas Größerem öffnen. Es kann auf viele Arten geschehen, es hängt von der Natur eines jeden einzelnen ab. Es ist der Teil im Wesen, der sich für etwas begeistern kann; es ist die Fähigkeit zum Enthusiasmus.

Es gibt zwei wesentliche Dinge. Das eine ist die Fähigkeit zur Begeisterung, die einen aus seiner schwächeren oder stärkeren Trägheit herausholt, um einen mehr oder weniger total in die Sache hineinzustoßen, die einen aufrüttelt. Wie zum Beispiel den Künstler für seine Kunst, den Wissenschaftler für seine Wissenschaft. Im Allgemeinen hat jeder Mensch, der schöpferisch tätig ist oder etwas entwickelt eine innere Öffnung, die Öffnung einer besonderen Begabung, einer besonderen Möglichkeit, die eine Begeisterung in ihm erweckt und ist fast mit seinem ganzen Wesen bei der Sache, die er macht.

Das ist das Eine. Und dann sind da diejenigen, die eine innewohnende Fähigkeit zur Dankbarkeit haben, die ein dringendes inneres Bedürfnis spüren, mit Wärme, Hingabe und Freude auf das zu antworten, was wie ein Wunder hinter dem ganzen Leben verborgen liegt, hinter jedem kleinsten Element, hinter den kleinsten Ereignissen im Leben, und sie fühlen die äußerste Schönheit der unendlichen Gnade, die hinter allen Dingen ist.

Ich kannte Menschen, die sozusagen kein Wissen über irgendetwas besaßen, die kaum eine Erziehung hatten, deren Verstand ganz einfach war, und die in sich diese Fähigkeit zur Dankbarkeit besaßen und zu einer Wärme, die sich selbst gibt, die versteht und dankbar ist.

Nun, sie hatten sehr häufig Verbindung zu ihrem psychischen Wesen, fast dauernd und bis zu dem Ausmaß, in dem sie dazu fähig waren, auch bewusst – nicht sehr bewusst, aber ein bisschen – in dem Sinn, dass sie fühlten, dass sie innerlich getragen und über sich selbst hinausgehoben wurden.

Diese zwei Dinge bereiten die Menschen am besten darauf vor. Sie sind mit dem einen oder dem anderen geboren und wenn sie sich bemühen, entwickeln sich diese Fähigkeiten graduell, sie verstärken sich. Wir sagen deshalb: die Fähigkeit zum Enthusiasmus, etwas was dich aus deinem miserablen und gemeinen kleinen Ego hinauswirft; und die großzügige Dankbarkeit, die Großzügigkeit der Erkenntlichkeit, die dich auch aus Dank aus dem kleinen Ego hinausschleudert. Dies sind die zwei stärksten Hebel, um in seinem psychischen Wesen mit dem Göttlichen in Verbindung zu treten. Sie dienen als sicherstes Bindeglied mit dem psychischen Wesen. (Stille)

Mutter, gibt es sogar in den bösesten Menschen etwas, das nach dem Göttlichen strebt?

In den bösesten Menschen?… Ja, mein Kind – sogar in den Asuras, sogar in den Gegnern des Göttlichen, sogar in den Monstern gibt es das.

Es gibt in ihnen immer eine Ecke, eine Art inneren Zwiespalt, einen empfindlichen Punkt, der gewöhnlich als Schwäche bezeichnet wird. Aber eigentlich ist das die Stärke ihres Wesens, die Stelle, an der sie vom Göttlichen berührt werden können.

Denn trotz allem ist selbst in den dunkelsten Personen, die sich auf den schlimmsten Irrwegen befinden und sogar in denen, die bewusst mit ihrem Willen gegen das Göttliche ankämpfen, ihr Ursprung göttlich. Und sie tun es vergeblich, sie versuchen vergeblich, sich von ihrem Ursprung abzutrennen; sie können es nicht. Absichtlich, bewusst, versuchen sie alles, damit es gelingt; aber sie wissen sehr gut, dass sie es nicht können. Selbst im scheußlichsten Wesen gibt es immer ein Mittel, es innerlich seelisch zu berühren.

DIE MUTTER, CWM 6:417