Kapitel 9
Ein Weg, sich selbst zu vergessen
Man kann versuchen, sich selbst in einer immer absorbierenderen Arbeit zu vergessen, das heißt, seine Arbeit als Weihung an das Göttliche zu tun, ganz selbstlos, aber mit einer Fülle, einer Selbsthingabe, einer vollkommenen Selbstvergessenheit: ohne weiter über sich selbst nachzudenken, sondern über das, was man tut. Ihr wisst das, ich habe es euch schon gesagt: wenn ihr etwas gut machen wollt, gleich, was es ist, jede Art von Arbeit, die geringste Sache, ein Spiel spielen, ein Buch schreiben, malen oder musizieren oder eine Rennen mitmachen, oder überhaupt nichts tun…, wenn ihr es gut tun wollt, müsst ihr das werden, was ihr tut, und nicht eine kleine Person bleiben, die sich dabei selbst zuschaut. Denn wenn man sich selbst dabei zuschaut, ist man… ermutigt man immer noch das Ego. Wenn es einem innerlich gelingt, das zu werden, was man tut, ist es ein großer Fortschritt. Bei den kleinsten Einzelheiten muss man das lernen. Nehmt ein sehr amüsantes Beispiel: ihr möchtet von einer Flasche etwas in eine andere füllen; ihr konzentriert euch (ihr könnt es wie eine Übung, wie eine Gymnastik machen). Gut, solange ihr die Flasche seid, die gefüllt werden soll, die Flasche, aus der man gießt, und die Bewegung des Gießens, so lange ihr all das seid, geht alles gut. Aber wenn ihr in einem bestimmten Moment denkt: „Ah! Es klappt gut, ich mache das gut“, dann ist in der nächsten Minute etwas verschüttet! Es ist bei allem das Gleiche, bei allem. Darum ist Arbeit ein gutes Erziehungsmittel, denn wenn ihr die Arbeit gut machen wollt, müsst ihr die Arbeit werden, statt jemand zu sein, der arbeitet. Sonst werdet ihr sie niemals gut ausführen. Wenn ihr „jemand, der arbeitet“ bleibt und eure Gedanken herumvagabundieren, dann könnt ihr sicher sein, dass empfindliche Dinge zerbrechen, wenn ihr sie handhabt. Wenn ihr kocht, werdet ihr etwas anbrennen lassen, oder wenn ihr ein Spiel spielt, werdet ihr alle Bälle verpassen! Genau hier ist Arbeit ein großartiges Mittel. Denn wenn ihr sie wirklich gut machen wollt, ist dies der einzige Weg dazu.
Nehmt zum Beispiel jemanden, der ein Buch schreibt. Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie fade das Buch werden wird, wenn er sich selbst beim Schreiben des Buches anschaut; es riecht gleich nach dieser kleinen menschlichen Persönlichkeit und verliert all seinen Wert. Wenn ein Maler ein Bild malt und sich selbst beim Malen beobachtet, wird das Bild niemals gut werden, es wird immer eine Projektion der Persönlichkeit des Malers sein, – ohne Leben, ohne Kraft und Schönheit. Aber wenn er auf einmal zu der Sache wird, die er ausdrücken will, wenn er zum Pinsel wird, zur Leinwand, zum Thema, zur Vorstellung, zu den Farben, dem Wert, dem ganzen Ding, und gänzlich darin aufgeht und lebt, wird er etwas Wunderbares erschaffen.
Bei allem, allem, ist es dasselbe. Es gibt nichts, das nicht eine Yogapraxis sein kann, wenn man es richtig macht. Und wenn sie nicht ordentlich ausgeführt wird, wird sogar Tapasya sinnlos sein und dich nirgendwo hinführen. Denn es ist dieselbe Sache: wenn du deine Tapasya praktizierst und dich die ganze Zeit dabei beobachtest und dir sagst: „Mache ich irgendeinen Fortschritt, wird dies jetzt besser, werde ich Erfolg haben?“, dann ist es dein Ego, weißt du, welches immer größer wird und den ganzen Platz beansprucht; dann bleibt für anderes gar kein Raum mehr…
Man muss sich weiten, die Türen öffnen. Und der beste Weg ist, sich auf das konzentrieren zu können, was man gerade tut, statt sich auf sich selbst zu konzentrieren.