Kapitel 8

Schönheit ist universal

In einer deiner Schriften hast du gesagt, dass Schönheit universal sei und dass man universal sein müsse, um sie zu sehen und zu erkennen.

Ja. Ich meine, man muss ein universales Bewusstsein haben, um sie zu sehen und zu erkennen. Wenn dein Bewusstsein beispielsweise auf einen Ort begrenzt ist, das heißt wenn es ein nationales Bewusstsein ist (das Bewusstsein irgendeines Landes), ist das, was für ein Land schön ist, für ein anderes nicht schön. Das Schönheitsempfinden ist verschieden. Zum Beispiel (ich könnte dich mit einer Geschichte zum Lachen bringen) kannte ich in Paris den Sohn des Königs von Dahomey (er war ein Afrikaner – der König von Dahomey war ein schwarzer Afrikaner), und dieser Junge war nach Paris gekommen, um Jura zu studieren. Er pflegte französisch zu sprechen wie ein Franzose. Aber er war ein Afrikaner geblieben, verstehst du. Er pflegte uns alle möglichen Geschichten über sein Studentenleben zu erzählen. Jemand fragte ihn in meiner Anwesenheit: „Nun, wenn du heiratest, wen wirst du heiraten?“ „Ah! Natürlich ein Mädchen aus meinem Lande, sie allein sind schön.“ (Gelächter) Nun, für jene, die keine Afrikaner sind, ist diese Art der Schönheit etwas schwierig zu sehen! Und doch war das ganz spontan. Er war vollkommen davon überzeugt, dass es unmöglich sei, dass irgendjemand anders dachte… „Nur die Frauen meines Landes sind schön!“

Es ist überall dasselbe. Nur jene, die ein wenig künstlerischen Geschmack entwickelt haben, weit gereist sind und viele Dinge sahen, haben ihr Bewusstsein erweitert, und sie sind nicht mehr so sektiererisch. Es ist jedoch sehr schwierig, eine Person aus den spezialisierten Neigungen ihrer Menschenart herauszulösen – ich spreche jetzt nicht einmal vom Land, ich spreche von der Menschenart. Es ist sehr schwierig. Weißt du, es ist dort, direkt auf dem Grund, im Unterbewussten verborgen, und es kommt zurück, ohne dass du es auch nur bemerkst, ganz spontan, ganz natürlich. Auch in eben diesem Punkt: Die Frau deiner Art ist immer viel schöner als die Frau anderer Völker – spontan, es ist der spontane Geschmack. Also musst du dich darüber erheben. Ich spreche nicht einmal von jenen, die alles, was sich außerhalb ihrer eigenen Familie oder Kaste befindet, sehr hässlich und schlecht finden. Von diesen Leuten rede ich überhaupt nicht. Ich rede nicht einmal von jenen, für die ein Land viel schöner als ein anderes ist. Und doch haben sich diese Leute schon über die völlig alltägliche Denkweise erhoben. Ich rede nicht einmal von einer Frage der Rassenzugehörigkeit… Es ist sehr schwierig, man muss geradewegs hinuntersteigen, direkt hinunter in sich bis zum Unterbewussten – und sogar noch weiter –, um die Wurzel dieser Dinge zu entdecken. Wenn du daher das Empfinden für Schönheit an sich haben willst, – das ganz unabhängig von diesen ganzen geschmacklichen Neigungen, dem Geschmack des Volkes ist –, musst du ein universales Bewusstsein haben. Wie kannst du es sonst haben? Du wirst immer Vorlieben haben. Auch wenn dies nicht aktive und bewusste Vorlieben sind, so sind es doch unterbewusste Vorlieben, Instinkte. Um also wahre Schönheit unabhängig von jeglicher Form zu kennen, muss man sich über jegliche Form erheben. Und wenn du sie einmal jenseits aller Form erkannt hast, kannst du sie unterschiedslos in jeglicher Form erkennen, welche es auch sei. Und das wird sehr interessant.

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