Kapitel 8

Die innere Haltung der Heiterkeit und Beharrlichkeit

Worte der Mutter

Je weiter du vorankommst, desto wachsamer musst du werden. Und die notwendigste Eigenschaft ist Beharrlichkeit, Ausdauer und eine …, wie soll ich sagen …, eine Art innerer Humor, der einem hilft, nicht den Mut sinken zu lassen, nicht traurig zu werden und allen Schwierigkeiten mit einem Lächeln zu begegnen. Es gibt ein englisches Wort, das dies sehr gut ausdrückt: cheerfulness, Heiterkeit, Fröhlichkeit. Wenn du das in dir bewahren kannst, kämpfst du viel besser gegen diese schlechten Einflüsse, die den Fortschritt zu verhindern versuchen, und leistest ihnen viel besser Widerstand, im Licht.

Worte der Mutter

Allgemein gesprochen ist der Mensch ein Tier, das sich selbst furchtbar ernst nimmt. Zu wissen, wie man in allen Umständen über sich selbst zu schmunzeln vermag, über seine Sorgen und Ernüchterungen zu lächeln vermag, über seinen Ehrgeiz und seine Leiden, Entrüstungen und Auflehnungen – welch machtvolle Waffe, sich selbst zu bezwingen!

Worte der Mutter

Natürlich ist es nicht notwendig, ständig zu lachen. Doch Aufgewecktheit, Gelassenheit und in guter Stimmung zu sein sind nie fehl am Platz. Und wie hilfreich sind sie! Durch sie gibt die Mutter ihren Kindern ein glückliches Zuhause, beschleunigt die Krankenschwester die Genesung ihrer Patienten, erleichtert der Hausherr die Arbeit seiner Angestellten, beflügelt der Handwerker den guten Willen seiner Mitarbeiter, hilft der Reisende seinen Kameraden auf ihrer schwierigen Etappe, nährt der Bürger Hoffnung in den Herzen seiner Landsleute.

Worte der Mutter

Schimpfe niemals! Alle möglichen Kräfte dringen in dich ein, sobald du schimpfst, und sie ziehen dich runter. Kopf hoch! Ich scheine immer am Scherzen zu sein, doch ist es nicht bloß Scherzen. Es ist eine Zuversicht, geboren aus dem Seelischen. Ein Lächeln drückt jenen Glauben aus, dass sich nichts gegen das Göttliche zu stellen vermag und dass am Ende sich alles zum Guten wenden wird.

Worte der Mutter

Alle Niedergeschlagenheit und aller Trübsinn wird von feindlichen Kräften erzeugt, die nie so zufrieden sind wie dann, wenn sie dich in eine düstere Stimmung hineinziehen können. Demut ist etwas ganz anderes als Niedergeschlagenheit. Sie ist eine göttliche Regung, letztere hingegen eine sehr grobe Äußerung dunkler Kräfte. Begegne darum deinen Sorgen mit Heiterkeit, biete den Hindernissen, die auf dem Weg zur Umwandlung auftreten, mit unbeirrt guter Laune die Stirn. Die beste Art, den Feind außer Gefecht zu setzen, ist, ihm ins Gesicht zu lachen! Du kannst tagelang in einen Kampf verwickelt sein, ohne dass die Kraft des Feindes nachlässt, aber verspotte ihn nur ein einziges Mal, und siehe da, er nimmt Reißaus! Ein zuversichtliches Lachen voll Vertrauen in das Göttliche ist die verheerendste Kraft, die es gibt: Es zerschlägt die Front des Feindes, wirft seine Reihen um und trägt dich siegreich voran.

Worte der Mutter

Lass Ausdauer deine Losung sein: Lehre die Lebenskraft in dir – dein vitales Wesen –, sich nicht zu beklagen, sondern sich mit allen Bedingungen abzufinden, die für eine bedeutende Leistung nötig sind. Der Körper ist ein sehr geduldiger Diener. Friedlich wie ein Lasttier erträgt er den Druck der Umstände. Das Vitale ist es, was immer murrt und sich aufregt. Die Knechtschaft, die es dem Körper auferlegt, die Qualen, die es ihm zufügt, sind kaum zu ermessen. Wie es mit dem Armen nach Lust und Laune verfährt, wobei es ohne den geringsten Grund verlangt, dass alles nach seiner Pfeife zu tanzen habe! Aber das Wesentliche der Ausdauer ist es gerade, dem Vital beizubringen, seine launenhaften Neigungen und Abneigungen aufzugeben und auch in den misslichsten Lagen den Gleichmut zu bewahren…

Nichts Großes wird jemals ohne Ausdauer vollbracht. Studierst du das Leben großer Menschen, siehst du, wie sie sich mit steinerner Härte gegen die Schwächen des Vitals erhoben haben. Und auch heutzutage ist die Meisterung des Physischen durch Ausdauer im Vitalen der eigentliche Sinn unserer Zivilisation. Sportgeist, Abenteuerlust und Unerschrockenheit angesichts übergroßer Widerstände bekunden sich in allen Bereichen des Lebens, und sie gehören zu diesem Ideal der Ausdauer. Auch in den Wissenschaften hängt der Fortschritt von zahllosen schweren Prüfungen und unzähligen Versuchen ab, die dem Vollbringen vorausgehen.

Gewiss brauchen wir nicht weniger Ausdauer für das bedeutende Werk, das wir in unserem Ashram unternommen haben. Was nottut, ist eine gute Tracht Prügel für das Vitale, sobald es aufbegehrt. Handelt es sich um das Physische, hat man grundsätzlich nachsichtig zu sein und achtzugeben, doch beim Vital hilft nur eins: einen festen Tritt zu verpassen, sobald es sich beklagt. Es gibt keine andere Methode, aus diesem armseligen Bewusstsein herauszukommen, das den materiellen Annehmlichkeiten des Daseins so viel Bedeutung beilegt, statt nach dem Licht und der Wahrheit zu fragen.

Worte Sri Aurobindos

Ich will es etwas ernsthafter ausdrücken: Akzeptiere ein für allemal, dass diese Sache zu geschehen hat, dass es das Einzige ist, das dir oder der Erde übrigbleibt. Draußen gibt es die Erdbeben und Hitlers, eine zusammenbrechende Zivilisation und die Sintflut. Umso mehr Grund, sich der einen zu geschehenden Sache zuzuwenden, der Sache, zu deren Vollendung beizutragen du gesandt wurdest. Es sei schwierig, der Weg sei lang und die Ermutigung mager? Nun denn, erwartest du, dass eine derart große Sache leicht sei oder dass der Erfolg sich entweder rasch einstellt oder gar nicht? Den Schwierigkeiten muss man entgegentreten, und je freudiger dies geschieht, umso schneller werden sie überwunden sein. Das eine, das es zu tun gilt, ist das Mantra des Erfolges aufrechtzuerhalten, die Entschlossenheit zum Sieg, den festen Vorsatz: „Ich muss es haben, und ich werde es haben.“ Unmöglich? Es gibt nichts Derartiges wie Unmöglichkeit. Es gibt Schwierigkeiten und Dinge der longue haleine – die eines tiefen Atemholens bedürfen –, doch nichts Unmögliches. Was man zu tun fest entschlossen ist, wird früher oder später getan werden – es wird möglich sein. Vertreibe die dunkle Verzweiflung und setze tapfer deinen Yoga fort. In dem Maße, wie die Finsternis schwindet, werden die inneren Türen sich öffnen.

Worte Sri Aurobindos

Keine Freude, keine Energie. Ich mag nicht lesen oder schreiben – wie wenn ein Toter herumspazierte. Versteht Ihr die Lage? Eine persönliche Erfahrung?

Ich verstehe gut, machte sie oft selbst in verheerender Weise. Deswegen rate ich denen immer, die sie haben, frohen Mutes zu sein und sich nicht unterkriegen zu lassen.

Frohen Mutes zu sein, heißt sich nicht unterkriegen zu lassen, und dir, wenn möglich, zu sagen: „Rom wurde auch nicht an einem Tag erbaut.“ Wenn du das nicht kannst, beiß dich durch, bis die Sonne wieder aufgeht und die Vöglein zwitschern und alles wieder gut ist.

Es sieht jedoch so aus, als ob du ein Training in vairagya, Abscheu gegenüber der gesamten Aktion der menschlichen Natur, durchmachst. Ich selbst schere mich nicht so sehr um vairagya, ging dieser widerlichen Sache stets aus dem Weg, musste jedoch teils hindurch, bis ich samata, Gleichmut, als besseren Kunstgriff entdeckte. Aber samata ist schwierig, vairagya ist leicht, nur verdammt trübe und unbehaglich.

Worte Sri Aurobindos

Was ich von dir will außer dem Streben nach dem Glauben? Nun, ein wenig Gründlichkeit und Beharrlichkeit in der Methode! Strebe nicht zwei Tage lang, um dann schwermütig zu werden und ein Evangelium aus Erdbeben, Schopenhauer und all dem Übrigen zu entwickeln. Gib dem Göttlichen eine volle, faire Chance! Wenn es etwas in dir entzünden oder ein Licht vorbereiten will, komme nicht mit der nassen Decke der Verzweiflung und werfe sie auf die kümmerliche Flamme. Du wirst vielleicht sagen: „Es ist bloß eine Kerze, die angezündet wurde – sonst gar nichts!“ Doch in solchen Dingen, wenn die Finsternis des menschlichen Mentals, Lebens und Körpers zerstreut werden muss, besteht der Anfang immer aus einer Kerze – dann kann eine Lampe folgen und später eine Sonne. Man muss jedoch dem Anfang eine Fortsetzung ermöglichen und ihn von seiner natürlichen Weiterentwicklung nicht durch Verzweiflung, Traurigkeit und Zweifel abschneiden. Zu Beginn und auf lange Zeit stellen sich Erfahrungen gewöhnlich nur in geringer Zahl mit leeren Zwischenräumen ein, doch wenn man ihnen den Weg freigibt, werden sich die Zwischenräume verringern, und die Quantentheorie wird der Newtonschen Kontinuität des Geistes weichen. Du aber hast ihnen noch nie eine wirkliche Chance gegeben. Du hast die leeren Zwischenräume mit Zweifeln und Verweigerungen bevölkert – die Quanten sind daher selten geworden, und der Anfang ist ein Anfang geblieben. Anderen Schwierigkeiten bist du entgegengetreten und hast sie zurückgewiesen, doch diese Schwierigkeit hast du zu lange auf den Knien geschaukelt, und nun ist sie stark geworden. Du musst dich mit ihr auseinandersetzen, und zwar indem du dich beharrlich bemühst. Ich sage nicht, dass die Zweifel insgesamt verschwinden müssen, bevor irgendetwas anderes kommt – das würde die Sadhana unmöglich machen, denn der Zweifel ist ein hartnäckiger Angreifer des Mentals. Alles, was ich sage, ist: Lass den Angreifer nicht zum Weggefährten werden, öffne ihm nicht die Tür und lass ihn nicht an deinem Feuer Platz nehmen! Und vor allem vertreibe das eintretende Göttliche nicht mit dieser niederdrückenden nassen Decke aus Traurigkeit und Verzweiflung!

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