KAPITEL 6
VERTRAUEN
Vertrauen und Heilung
Es ist nicht so sehr die Medizin die heilt, sondern eher das Vertrauen des Patienten in den Doktor und die Medizin. Beide sind ein unbeholfener Ersatz für das natürliche Vertrauen in die Kraft der eigenen Selbstheilung – das beide, Medizin und Doktoren, zerstört haben. (35)
SRI AUROBINDO

Diese Autosuggestionen – sie sind eigentlich Vertrauen in mentaler Form – wirken sowohl auf das subliminale Bewusstsein wie auf das Unterbewusstsein. Im subliminalen Bewusstsein aktivieren sie die Kräfte des inneren Wesens und dessen verborgene Fähigkeit, Gedankenkraft, den Willen oder einfache bewusste Kraft auf den Körper einwirken zu lassen – im Unterbewusstsein beruhigen oder blockieren sie die (ausgesprochenen oder unausgesprochenen) Suggestionen von Tod oder Krankheit, die die Rückkehr der Gesundheit verhindern. Sie helfen auch, die gleichen Dinge (die negativen Suggestionen) im Verstand, im vitalen Gefühl und im Körperbewusstsein zu bekämpfen. Dort, wo all das vollständig oder zumindest mit einiger Vollständigkeit durchgeführt wird, können sich sehr beachtliche Erfolge zeigen. (36)
SRI AUROBINDO

Wir lachen über den Wilden wegen seines Vertrauens in den Medizinmann; aber sind die Zivilisierten, die Vertrauen in die Doktoren haben weniger abergläubisch? Der Wilde merkt, dass er oft von einer bestimmten Krankheit geheilt wird, wenn ein bestimmter Zauberspruch wiederholt wird; er glaubt.
Der zivilisierte Patient findet, dass er sich öfter von einer bestimmten Krankheit erholt, wenn er Arznei nach einer bestimmten Beschreibung einnimmt; er glaubt. Wo ist der Unterschied? (SRI AUROBINDO, Gedanken und Aphorismen)
Man könnte schlussfolgernd sagen, dass es das Vertrauen des Patienten ist, das der Arznei die Kraft verleiht zu heilen.
Wenn die Menschen absolutes Vertrauen in die heilende Kraft der Gnade hätten, könnten sie vielleicht viele Erkrankungen vermeiden. (37)
DIE MUTTER

Mutter, kann man durch gedankliche Anstrengung – zum Beispiel, den Entschluss, keine Medizin zu nehmen, wenn man krank ist – darin Erfolg haben, dass der Körper es versteht?
Das ist nicht genug. Ein gedanklicher Entschluss ist nicht ausreichend, nein. Es gibt subtile Reaktionen im Körper, die dem mentalen Entschluss nicht gehorchen, darum ist das nicht genug. Dazu ist etwas anderes erforderlich.
Man muss zu anderen Regionen Kontakt herstellen. Eine höhere Kraft als der Verstand ist dazu notwendig…
Nein, die Erfolge werden nicht im mentalen Bereich erzielt. Das ist unmöglich. Der ist für alle Einflüsse offen, für alle widersprüchlichen Strömungen. Alle gedanklichen Konstruktionen die man macht, tragen ihren eigenen inneren Widerspruch in sich. Man kann versuchen, den außer Kraft zu setzen oder so harmlos wie möglich zu machen, aber er existiert, er ist da, und bei der kleinsten Schwäche, oder bei einem Mangel an Aufmerksamkeit oder durch Unachtsamkeit, kommt er herein, und zerstört die ganze Arbeit. Mental kommt man zu sehr wenig Ergebnissen, und sie sind immer gemischt. Etwas anderes ist nötig. Man muss vom Verstand weg in den Bereich von Vertrauen oder eines höheren Bewusstseins übergehen, um fähig zu sein mit Sicherheit zu handeln.
Es ist ganz offensichtlich, dass Vertrauen eines der stärksten Mittel ist, um auf den Körper einzuwirken. Menschen, die ein einfaches Herz und ein sehr tiefes Vertrauen haben, und keinen sehr komplizierten Verstand – einfache Leute, weißt du – ohne eine sehr intensive, sehr komplizierte mentale Entwicklung, besitzen eine starke Einflussmacht über ihren Körper, die sehr bemerkenswert ist. Deshalb ist man zuweilen sehr überrascht: Manchmal triffst du einen Menschen mit großer Selbstverwirklichung, eine außergewöhnliche Persönlichkeit, und doch ist er der Sklave all seiner kleinsten physischen Bedürfnisse, während ein anderer Mensch, also einer, der so einfach und so ungebildet ausschaut, großes Vertrauen besitzt, und wie ein Sieger durch Schwierigkeiten und Hindernisse geht!
Damit will ich nicht sagen, dass ein hoch kultivierter Mensch kein Vertrauen haben kann, aber es ist schwieriger, denn da gibt es immer dieses denkende Element, das widerspricht, diskutiert, zu verstehen versucht, das schwer zu überzeugen ist, das Beweise will. Sein Vertrauen ist weniger unbelastet. Es wird deshalb notwendig, in der evolutionären Spirale auf eine höhere Stufe weiterzugehen, von der mentalen zur spirituellen Stufe; dann nimmt das Vertrauen natürlich den Zustand sehr hoher Qualität an. Aber ich meine, dass im alltäglichen, gewöhnlichen Leben ein sehr einfacher Mensch mit einem enthusiastischen Vertrauen Meisterschaft über seinen Körper besitzen kann – ohne dass es eine wirkliche „Meisterschaft“ ist; es ist einfach eine spontane Haltung – eine Kontrolle über seinen Körper, die weit größer ist als bei jemandem, der einen sehr viel höheren Entwicklungsstand erreicht hat. (38)
DIE MUTTER

Integrales Vertrauen
Kann bloßes Vertrauen alles erschaffen, alles bewältigen?
Ja, aber es muss ein integrales, absolutes Vertrauen sein. Es muss auch ein Vertrauen besonderer Art sein, nicht bloß die Kraft eines mentalen Gedankens oder Willens, sondern etwas Stärkeres und Tieferes. Der Wille, den der Verstand hervorbringt, ruft gegenteilige Reaktionen hervor, und errichtet einen Widerstand.
Ihr müsst von der Methode Coués, Krankheiten zu heilen, gehört haben. Er kannte etwas von dem Geheimnis dieser Macht und er setzte sie mit beachtlicher Wirkung ein; aber er nannte sie Imagination, und seine Methode gab dem Vertrauen das er anrief, eine zu mentale Gestalt. Mentales Vertrauen ist nicht genug; es muss durch ein vitales und sogar physisches Vertrauen vervollständigt und verstärkt werden, durch ein Vertrauen des Körpers. Wenn du in dir selbst ein integrales Vertrauen dieser Art in deinem ganzen Wesen erschaffen kannst, dann kann ihm nichts entgegenstehen; aber du musst bis in das tiefste Unterbewusste hinunterreichen, du musst das Vertrauen in den Zellen des Körpers selbst verankern. (39)
DIE MUTTER

Vertrauen und Zuversicht
Vor sehr langer Zeit glaubten einige Menschen, dass eine durchbohrte Münze Glück bringt … das war zu der Zeit als Münzen noch nicht durchbohrt wurden … jetzt haben wir durchbohrte Münzen, nicht wahr, in einigen Ländern gibt es durchbohrte Münzen, aber zu jener Zeit waren sie nicht durchbohrt, und doch gab es manchmal Löcher in einer Münze, und so gab es tatsächlich diesen Aberglauben, dass es einem Glück bringt, wenn man eine solche durchbohrte Münze findet. Sie würde dir Glück und Erfolg bringen, bei dem was du unternehmen wolltest.
Damals gab es einen Mann, der in einem Büro arbeitete, er war nicht sehr erfolgreich, und in seinem Leben war er eher arm, doch eines Tages fand er eine durchbohrte Münze. Er steckte sie in die Tasche und sagte sich: „Ab jetzt werde ich Erfolg haben!“ Und er war plötzlich voller Hoffnung, Mut und Energie, denn er wusste: „Jetzt, da ich die Münze habe, ist es sicher, dass mir alles gelingt.“ Tatsächlich geschah es, dass er mehr und mehr vorankam. Er verdiente mehr und mehr Geld, er bekam immer bessere Stellungen, und die Leute sagten: „Was für ein wundervoller Mann! Wie gut er arbeitet! Wie er Lösungen für alle Probleme findet!“ Wirklich, er wurde ein erfolgreicher Mann, und jeden Morgen, wenn er seine Jacke anzog, fühlte er – so – um sicher zu sein, dass die Münze in seiner Tasche war … er berührte sie, er fühlte, dass die Münze da war, und er war zuversichtlich. Dann, eines Tages war er ein wenig neugierig und sagte: „Ich möchte meine Münze sehen!“ – das war Jahre später. Er frühstückte mit seiner Frau und sagte: „Ich will meine Münze anschauen.“ Seine Frau antwortete ihm: „Warum willst du sie anschauen? Es ist nicht nötig.“ „Doch, ja, lass mich meine Münze sehen.“ Er nahm die kleine Tasche heraus in der er seine Münze aufbewahrte, und fand darin eine Münze, die nicht durchbohrt war!
„Ah“, sagte er, „das ist nicht meine Münze! Was ist das? Wer hat meine Münze ausgewechselt?“ Dann sagte seine Frau zu ihm: „Schau, eines Tages war Staub auf deiner Jacke, ich schüttelte sie aus durch das Fenster, und dabei fiel die Münze heraus! Ich hatte vergessen, dass sie darin war. Ich rannte hinunter um sie zu suchen, aber ich fand sie nicht. Jemand hatte sie aufgehoben. Ich dachte dann, dass du darüber sehr unglücklich sein würdest, und steckte eine andere Münze in deine Tasche.“ (Gelächter) Er war deshalb natürlich weiterhin zuversichtlich, dass seine Münze da ist, und das war genug.
Es ist das Vertrauen, der Glaube, der das macht, seht ihr… Die durchbohrte Münze an sich gibt dir ganz und gar nichts. Ihr könnt das jederzeit versuchen. Wenn ihr Zuversicht besitzt, gibt sie euch… Wenn man Vertrauen besitzt… (40)
DIE MUTTER

Glaube und Vertrauen
Sind ein dynamischer Glaube und ein starkes Vertrauen nicht ein und dasselbe?
Nicht notwendigerweise. Es sollte einem bewusst sein, aus welchem Stoff der Glaube und das Vertrauen gemacht sind. Denn wenn du zum Beispiel normal lebst, unter ganz normalen Bedingungen – ohne überspannte Ideen zu entwickeln, oder eine deprimierende Erziehung gehabt zu haben – also, während deiner ganzen Jugend, und gewöhnlich, bis du etwa dreißig bist, hast du ein vollkommenes Vertrauen in das Leben. Wenn du zum Beispiel nicht von Leuten umgeben bist, die, sobald du eine Erkältung hast, in Aufregung geraten und zum Doktor rennen und dir Medizin geben, sondern wenn du in einer normalen Umgebung aufwächst, und es geschieht dir etwas, wie ein Unfall, oder du bekommst eine leichte Krankheit – dann ist da eine Gewissheit im Körper, eben dieses absolute Vertrauen, dass alles in Ordnung kommen wird, was immer du dir auch zugezogen haben magst, ein Vertrauen, das dir sagt: „Das ist nichts, es wird vorbeigehen. Es wird ganz sicher verschwinden. Morgen oder in einigen Tagen wird es mir ganz sicher besser gehen. Ich werde bestimmt geheilt werden.“ Das ist tatsächlich der normale Zustand des Körpers, sein absolutes Vertrauen in das ganze Leben, das vor ihm liegt, und dass alles gut werden wird. Neun von zehn Malen wird man so gesund und wird sehr schnell geheilt mit dieser Gewissheit: „Es ist nichts, was soll schon sein, nur eine Störung, das wird vorbeigehen, es ist nichts Schlimmes.“ Es gibt Menschen, die diese Art der Überzeugung, dass ihnen nichts geschehen kann, sehr lange behalten. Das gesamte Leben liegt vor ihnen, voll und ganz, und nichts kann ihnen zustoßen. Was ihnen geschehen könnte, ist für sie überhaupt nicht von Bedeutung: alles wird zwangsläufig gut gehen, denn sie haben ja das ganze Leben vor sich. Wenn du natürlich in einem Milieu lebst, in dem du von krankhaften Ideen umgeben bist, in dem die Menschen ihre Zeit damit verbringen, verhängnisvolle und katastrophale Ereignisse aufzuzählen, könntest du unter diesem Einfluss anfangen, falsch zu denken. Und wenn du falsch denkst, hat das Rückwirkungen auf deinen Körper. Andernfalls kann der Körper dieses Zutrauen bis zum Alter von vierzig oder fünfzig Jahren behalten – es hängt von den einzelnen Menschen ab – einige verstehen es ein Leben zu fuhren, das im Gleichgewicht ist. Der Körper selbst hat sehr viel Vertrauen in sein Leben. Nur wenn Gedanken eindringen, die alle Arten von schrecklichen und ungesunden Vorstellungen mit sich bringen, ändert das alles, wie ich schon sagte. Ich habe solche Beispiele beobachtet: Kinder, die hinfallen, während sie spielten und herumliefen: sie nahmen es nicht einmal zur Kenntnis. Dann verschwand es sofort. Ich beobachtete bei anderen Kindern, wie deren Familien ihnen einhämmerten, seit sie begreifen konnten, dass alles gefährlich ist, dass es überall Mikroben gibt, und dass man sehr vorsichtig sein muss, dass die kleinste Wunde verheerend werden kann, dass man sich sehr vorsehen und sehr aufpassen muss, dass einem nichts Ernsthaftes zustößt… Diese Kinder müssen ihre Verletzungen verbinden, und mit Desinfektionsmitteln waschen lassen, und sie sitzen dann da und fragen sich bei jeder Kleinigkeit ganz verunsichert: „Was wird mit mir passieren? Oh! Ich bekomme vielleicht Tetanus oder ein septisches Fieber…“
Natürlich verliert man in solchen Fällen das Vertrauen ins Leben, und der Körper fühlt diese Auswirkungen sehr heftig. Dreiviertel seiner Widerstandskraft verschwindet. Aber unter normalen Umständen weiß der Körper selbst natürlicherweise, dass er gesund bleiben muss, und dass er die Kraft besitzt, mit Widerstand zu reagieren. Wenn etwas geschieht, sagt er zu diesem Etwas, das ihn verletzt: „Das ist nicht schlimm, das wird vorübergehen, denk nicht darüber nach, es ist vorbei“; und es verschwindet wirklich. Das ist natürlich absolutes Vertrauen.
Jetzt sprichst du aber über „dynamischen Glauben“. Dynamischer Glaube ist etwas anderes. Wenn man in sich selbst Vertrauen zur göttlichen Gnade hat und darauf vertraut, dass die göttliche Gnade auf einen aufpasst, dass die Gnade da ist, und sie auf dich Acht gibt, was immer auch passiert, kannst du das dein ganzes Leben und für immer behalten; und damit kann man durch alle Gefahren gehen, allen Schwierigkeiten begegnen, und nichts beunruhigt dich, denn du hast dieses Vertrauen, und die göttliche Gnade ist bei dir. Das ist eine unendlich viel stärkere, bewusste, bleibende Kraft, die nicht von den Bedingungen deiner physischen Konstitution abhängt, sie hängt von nichts weiter ab als von der göttlichen Gnade selbst und stützt sich deswegen auf die Wahrheit, die nichts erschüttern kann. Das ist etwas ganz anderes. (41)
DIE MUTTER

Was sind die Bedingungen, damit der Glaube herabkommen kann?
Die wichtigste Bedingung ist ein beinahe kindliches Zutrauen, das offene Vertrauen eines Kindes das sicher ist, dass dieser Glaube zu ihm kommen wird, das sich nicht einmal fragt; wenn es etwas braucht, ist es selbstverständlich, dass es das auch bekommt. Ja, es ist das, diese Art des Vertrauens ist tatsächlich die wichtigste Bedingung.
Sich spirituell zu sehnen ist unerlässlich. Aber manche Menschen sehnen sich mit einem derartigen inneren Konflikt zwischen Glauben und fehlendem Glauben, zwischen Vertrauen und Misstrauen, zwischen einem Optimismus, der sich sicher ist Erfolg zu haben, und einem Pessimismus, der sich fragt, wann die Katastrophe eintreffen wird. Nun, wenn so etwas im Wesen existiert, kannst du dich innerlich sehnen, aber du wirst nichts empfangen. Dann sagst du: „Ich hatte ja spirituelle Sehnsucht, habe aber nichts erhalten.“ Das geschieht deshalb, weil du deine Sehnsucht die ganze Zeit durch deinen Mangel an Vertrauen zerstörst. Aber wenn du wirklich Vertrauen besitzt… Kinder, die sich selbst überlassen sind und nicht durch ältere Leute deformiert werden, haben solch ein starkes Vertrauen, dass alles gut wird! Wenn sie zum Beispiel einen kleinen Unfall haben, denken sie niemals, dass daraus etwas Ernstes wird: sie sind spontan davon überzeugt, dass es schnell vorbei sein wird, und das hilft so kraftvoll, dass die Sache wirklich schnell beendet ist.
Nun, wenn man sich nach der spirituellen Kraft sehnt, wenn man das Göttliche um Hilfe bittet, wenn man darum bittet, mit der unerschütterlichen Gewissheit, dass diese Hilfe kommen wird, und dass es unmöglich ist, dass sie nicht kommt, dann wird sie sicher eintreffen. Es ist diese Art… Ja, das ist wirklich ein inneres vertrauensvolles Sich-Öffnen. Einige Menschen sind andauernd in diesem Zustand. Wenn es spirituell etwas zu empfangen gibt, sind sie immer bereit es anzunehmen. Dann gibt es die anderen, die immer in dem Moment verschlossen sind, wenn eine spirituelle Kraft herabkommt und sie etwas von ihr bekommen könnten – sie sind in diesem Moment innerlich immer abwesend; während diejenigen die dieses kindliche Vertrauen haben, zur richtigen Zeit immer präsent sind.
Es ist seltsam, nicht wahr, äußerlich gesehen gibt es keinen Unterschied. Sie mögen gen au die gleichen guten Absichten haben, die gleiche innere Sehnsucht, den gleichen Wunsch, Gutes zu tun, aber diejenigen, die dies lächelnde Vertrauen in sich tragen, zweifeln nicht, fragen sich nicht, ob sie die Kraft bekommen werden oder nicht, ob das Göttliche ihnen antworten wird oder nicht, – die Frage stellt sich für sie nicht, es ist etwas Selbstverständliches… „Was ich brauche, wird mir gegeben, wenn ich um etwas bitte, werde ich eine Antwort erhalten; wenn ich in Schwierigkeiten bin und um Hilfe bitte, wird diese Hilfe mich erreichen – sie wird nicht nur zu mir kommen, sondern sie wird auch alles organisieren.“ Wenn dieses Vertrauen da ist, spontan, ehrlich, fest, ohne zu zweifeln, wirkt es besser als alles andere und erzielt wunderbare Resultate. Es sind die Widersprüchlichkeiten und Zweifel im Denken, mit denen man alles verdirbt, wenn man in Schwierigkeiten ist, und die Auffassung hat: „Oh, das ist unmöglich! Ich werde es niemals schaffen! Und wenn sich der Zustand, in dem ich mich befinde, verschlimmert, was ich nicht will, dann wird es noch schlechter, und wenn ich weiterhin tiefer und tiefer abrutsche, wenn, wenn, wenn, wenn…“ so etwa, und wenn man so denkt, errichtet man eine Mauer zwischen sich und der Kraft, die man empfangen möchte. Das psychische Wesen hat dieses Vertrauen, es besitzt es auf wundervolle Weise, ohne einen Schatten, ohne Argumente, ohne Widerspruch. Und wenn das so ist, gibt es keine Bitte, die keine Antwort bekommt, keine Sehnsucht, die nicht verwirklicht wird. (42)
DIE MUTTER

Das Vertrauen stärken
Süße Mutter, kann Vertrauen durch persönliche Anstrengung verstärkt werden?
Vertrauen ist sicherlich ein Geschenk, das uns von der göttlichen Gnade gegeben wurde. Es ist wie eine Tür die sich plötzlich einer ewigen Wahrheit öffnet, durch die man sie sehen, beinahe berühren kann.
Wie bei allem anderen im spirituellen Aufstieg der Menschheit, besteht besonders am Anfang die Notwendigkeit persönlicher Bemühung. Es ist möglich, dass unter besonderen Umständen, aus Gründen die sich unserem rationalen Verständnis völlig entziehen – sich dieses Vertrauen fast unverhofft einstellt, ganz unerwartet, beinahe, ohne jemals dazu aufgefordert zu werden. Aber häufiger ist es die Antwort auf eine Sehnsucht, auf ein Bedürfnis, einen Wunsch – auf etwas im Wesen, was sich sehnt und sucht, wenn auch nicht auf sehr bewusste oder systematische Weise. Aber auf jeden Fall, wenn das Vertrauen beantwortet wurde, wenn man diese plötzliche innere Erleuchtung hatte, ist individuelle Bemühung gänzlich unerlässlich, um es dauerhaft im aktiven Bewusstsein zu erhalten. Man muss sein Vertrauen festhalten, sein Vertrauen wollen, man muss es suchen, kultivieren und schützen.
Im menschlichen Verstand gibt es die krankhafte und bedauernswerte Angewohnheit des Zweifelns, des Argumentierens und des Skeptizismus. Hier ist es, wo die menschliche Bemühung ansetzen muss: in der Ablehnung, diese zuzulassen oder auf sie zuhören, und noch stärker durch die Ablehnung, ihnen zu folgen. Kein Spiel ist gefährlicher, als im Denken mit Zweifel und Skeptizismus zu spielen. Sie sind nicht nur Gegner, es sind verheerende Fallgruben, und wenn man erst einmal hineinfällt, wird es ungeheuer schwierig, sich wieder aus ihnen herauszuziehen.
Manche Menschen denken, es demonstriere sehr große geistige Gewandtheit mit Ideen zu spielen, sie zu diskutieren, ihre Glaubwürdigkeit in Frage zu stellen, sie denken, dass ihnen das eine sehr überlegene Haltung verschafft, dass sie auf diese Weise über dem „Aberglauben“ und der „Ignoranz“ stehen; aber wenn du auf Suggestionen von Zweifel und Skeptizismus hörst, dann fällst du in die gröbste Unwissenheit und kommst vom richtigen Weg ab. Du gerätst in Konfusion, in Irrtümer, in ein Labyrinth von Widersprüchen … und du kannst dir nicht immer sicher sein, ob du da wieder herausfinden kannst. Du entfernst dich so weit von der inneren Wahrheit, dass du sie nicht mehr siehst, und manchmal verlierst du auch jeden möglichen Kontakt mit deiner Seele.
Sicher ist persönliche Bemühung notwendig um sich sein Vertrauen zu erhalten, um es innerlich wachsen zu lassen. Später – viel später – eines Tages, wenn wir zurückschauen, sehen wir vielleicht, dass alles was geschehen ist, sogar das, was uns am Schlimmsten erschien, eine göttliche Gnade war, um uns auf dem Weg voranzubringen; und dann wird uns bewusst, dass auch die persönliche Bemühung eine Gnade war. Aber bevor man diesen Punkt erreicht, muss sich vieles vorwärts bewegen, man stolpert oft und leidet manchmal sogar sehr stark.
Sich in innerer Passivität zu ergehen, sich hinzusetzen und zu sagen: „Wenn es denn so sein soll, dass ich die göttliche Gnade bekommen soll, wird das Göttliche sie mir schon geben,“ ist eine Haltung der Trägheit, der Unbewusstheit, und zeugt beinahe von schlechtem Willen.
Damit die innere Flamme brennen kann, muss man sie nähren; man muss auf das Feuer aufpassen, das Brennmaterial aller Irrtümer, die man loswerden möchte, hineinwerfen, alles hineinwerfen was den Fortschritt verzögert, alles was den Weg verdunkelt. Wenn man das innere Feuer nicht nährt, erstickt es unter der Asche der eigenen Unbewusstheit und Schwerfälligkeit, und dann vergehen nicht nur Jahre, sondern etliche Leben, sogar Jahrhunderte, bevor man sein Ziel erreicht.
Man muss sein Vertrauen beschützen, so wie man über die Geburt von etwas unendlich Kostbarem wacht, und es sehr sorgfältig bewahren vor allem, was es beeinträchtigen kann.
In der Ignoranz und Dunkelheit des Anfangs des spirituellen Aufstiegs ist das Vertrauen der direkteste Ausdruck der göttlichen Kraft, die zur Hilfe kommt, um zu kämpfen und zu erobern. (43)
DIE MUTTER
