KAPITEL 7

DIE EINSTELLUNG

Wenn du vor bestimmten Situationen stehst und die bestmögliche Einstellung behalten kannst, das heißt, wenn du dein Bewusstsein mit dem höchsten Bewusstsein in Berührung bringst, das erreichbar ist, kannst du absolut sicher sein, dass in diesem Fall das Beste geschehen wird. Aber sobald du aus diesem Bewusstsein in einen niedergeschlagenen Zustand fällst, kann das Beste offensichtlich nicht passieren, aus dem einfachen Grund, weil du nicht in allerbester Verfassung bist. Ich kann sogar so weit gehen, zu bestätigen, dass im Umfeld der unmittelbaren Einflüsse eines jeden Menschen die richtige Einstellung nicht nur die Macht hat, jeden Umstand zum Vorteil zu wenden, sondern sogar den Umstand selbst verändern kann. Angenommen, dass ein Mensch dich töten will – wenn du in dem Moment in deinem normalen Bewusstsein bleibst und vor lauter Angst vergehst, wird er höchstwahrscheinlich mit seiner Absicht Erfolg haben; wenn du dein Bewusstsein etwas anhebst und die göttliche Hilfe rufst, obwohl du voller Angst bist, wird er dich vielleicht gerade verfehlen, und dir nur eine kleine Verletzung zufügen; wenn du jedoch die richtige Einstellung behältst und das volle Bewusstsein, dass das göttliche Wesen überall um dich herum ist, wird dieser Mensch nicht fähig sein, auch nur den kleinen Finger gegen dich zu erheben…

Ich habe zahllose Beispiele von dieser Kraft der richtigen Einstellung erlebt. Ich habe beobachtet, wie Menschenmassen nur durch eine einzige Person vor Katastrophen gerettet wurden, weil sie eine unerschrockene Haltung bewahrte. Aber es darf nicht eine Geisteshaltung sein, die irgendwo erhaben ist oder darüber steht, und den Körper seinen gewöhnlichen Reaktionen überlässt. Wenn du da oben verweilst und sagst: „Lass Gottes Willen geschehen,“ kannst du trotzdem getötet werden. Denn dein Körper könnte ganz ungöttlich vor Angst zittern: es geht darum, das wahre Bewusstsein im Körper selbst festzuhalten, nicht die leiseste Angst zu haben, und voller göttlicher Ruhe zu bleiben. Dann gibt es tatsächlich keine Gefahr. Nicht nur die Angriffe von Menschen können dadurch abgewehrt werden, sondern sogar wilde Tiere und die Elemente werden dadurch beeinflusst. (44)

DIE MUTTER

Aufrichtigkeit

Es gibt Leute, die zu mir sagen: „Ich habe nicht die Willenskraft, (meine Wünsche aufzugeben).“ Das bedeutet, dass du nicht aufrichtig bist. Denn Aufrichtigkeit ist eine unendlich viel stärkere Kraft als alle Willensanstrengungen der Welt. Was auch immer dir anhaftet, Aufrichtigkeit kann es in einem Augenblick ändern – sie stellt fest, woran du haftest, ergreift es, zieht es aus dir heraus – und dann ist es vorbei.

Aber du verschließt deine Augen, du findest Ausreden für dich selbst. (45)

DIE MUTTER

Aufrichtigkeit ist die Sicherheit, der Schutz, die Führung, und letztendlich die transformierende Kraft. (46)

DIE MUTTER

Ausdauer

Mache Ausdauer zu deiner Losung: lehre die Lebenskraft in dir – dein vitales Wesen – sich nicht zu beklagen, sondern mit allen Bedingungen fertig zu werden, die für große Leistungen notwendig sind. Der Körper ist ein sehr belastbarer Diener, er erträgt den Stress von Umständen zahm wie ein Lasttier. Es ist das vitale Wesen, das sich immer beschwert und besorgt ist. Die Sklaverei und Tortur, die es dem physischen Körper auferlegt, sind fast unvorstellbar! Wie sehr es den armen Körper nach seinen eigenen Launen und Vorlieben strapaziert und deformiert, und irrational fordert, dass sich alles entsprechend seiner Launenhaftigkeit fügen soll! Das Wesentliche an der Ausdauer ist jedoch, dass das Vitale lernen soll, seine launischen Vorlieben und Abneigungen aufzugeben, und inmitten der schwierigsten Bedingungen Gleichmut und Gelassenheit zu bewahren. Wenn du von jemandem grob behandelt wirst, oder wenn du in einer unangenehmen Situation bist, und in diesem Moment keine Mittel hast, um dich von deinem Unbehagen zu befreien, musst du deine Heiterkeit bewahren, an statt dich dadurch stören zu lassen. Lasse nicht zu, dass dich irgendetwas auch nur das kleinste bisschen aufrührt, und wann immer das vitale Gefühl dazu neigt, seine kleinen Beschwerden mit prunkvoller Übertreibung hinauszuposaunen, halte einen Moment inne und bedenke, wie glücklich du bist, verglichen mit so vielen anderen auf der Welt. Denk darüber nach, was die Soldaten durchmachen mussten, die im letzten Krieg kämpften. Wenn du solche Härten zu ertragen hättest, würde dir die äußerste Dummheit deiner Unzufriedenheit klar werden. Aber ich möchte natürlich nicht, dass ihr Schwierigkeiten sucht – was ich will, ist einfach, dass ihr lernt, die kleinen, unbedeutenden Sorgen des Lebens auszuhalten.

Nichts Großes kann jemals ohne Ausdauer erreicht werden: wenn ihr das Leben großer Männer studiert werdet ihr sehen, wie sie gegenüber den Schwächen der vitalen Natur fest blieben. Sogar heute ist die wahre Bedeutung unserer Zivilisation die Beherrschung des Physischen durch Ausdauer in der Vitalität. Der Sportgeist und der Abenteuergeist, und das unerschrockene Konfrontieren schwieriger Situationen das in allen Bereichen des Lebens offensichtlich ist, sind Bestandteil dieses Ideals der Ausdauer.

Selbst in der Wissenschaft hängt der Fortschritt von zahllosen, schwierigen Untersuchungen und Versuchen ab, die dem Erfolg vorangehen… Du musst dein Vitales besiegen, sobald es protestiert; denn was den Körper betrifft, gibt es allen Grund mit ihm nachsichtig und vorsichtig umzugehen, aber für das Vitale ist die einzige Methode, ihm einen gesunden „Stoß“ zu versetzen. Stoße dein vitales Gefühl in dem Augenblick zurück, in dem es sich beklagt, denn es gibt keinen anderen Weg, um aus dem armseligen Bewusstsein herauszukommen, das den Bequemlichkeiten und sozialen Annehmlichkeiten so viel Bedeutung beimisst, anstatt nach dem Licht und nach der Wahrheit zu suchen. (47)

DIE MUTTER

Der Körper hat eine bemerkenswerte Fähigkeit der Anpassung und Ausdauer. Er ist fit, sehr viel mehr Dinge tun zu können, als man sich normalerweise vorstellen kann. Wenn er sich anstelle der ignoranten und despotischen Meister die ihn beherrschen, von der zentralen Wahrheit des Wesens leiten lässt, wird man erstaunt sein, wozu er fähig ist. (DIE MUTTER: „Die Wissenschaft vom Leben“, Über Erziehung)

Während des letzten Krieges hat sich gezeigt, dass der Körper fähig ist, einen Leidensdruck auszuhalten, der normalerweise unmöglich zu ertragen ist. Ihr habt sicher diese Kriegsgeschichten gehört oder gelesen, in denen der Körper schreckliche Dinge erleiden und aushalten musste, und er widerstand all dem, er zeigte, dass er über eine beinahe unerschöpfliche Fähigkeit der Ausdauer verfügt. Etliche Menschen fanden sich unter Bedingungen wieder, unter denen sie eigentlich getötet worden wären; wenn sie überlebt haben war es deshalb, weil sie einen sehr starken Willen in sich hatten zu überleben, und ihr Körper diesem Willen gehorchte. (48)

DIE MUTTER

Im Prinzip baut Ausdauer auf der Stärke des spirituellen Geistes in uns auf, der alle Kontakte, Eindrücke und Suggestionen der phänomenalen Natur, die uns von allen Seiten bestürmen, aushalten kann, ohne durch sie überwältigt, und gezwungen zu werden, ihre emotionalen, sinnlichen, dynamischen und intellektuellen Gegenwirkungen ertragen zu müssen. Der äußere Verstand der niederen Natur besitzt diese Widerstandskraft nicht. Seine Stärke besteht aus einer begrenzten Kraft des Bewusstseins, mit der er, so gut er kann, aus allem das Beste machen muss, was aus dem größeren Wirbel von Bewusstsein und Energie, der ihn auf dieser Ebene der Existenz umgibt, auf ihn eindringt und ihn bestürmt. Dass der Verstand sich überhaupt erhalten, und sein individuelles Wesen im Universum behaupten kann, ist eigentlich der Stärke des spirituellen Geistes in ihm zu verdanken, aber er selbst kann nicht die gesamte Stärke oder die Unbegrenztheit der Kraft des spirituellen Geistes hervorbringen, um den Angriffen des Lebens zu begegnen; wenn er es könnte, wäre er sofort Meister seiner Welt und diesen Herausforderungen gewachsen. Tatsächlich muss der Verstand schauen, wie er mit den Schwierigkeiten fertig wird. Er trifft auf gewisse starke Einwirkungen von Kräften der universalen Natur und ist fähig, diese teilweise oder vollkommen, für eine Weile oder für immer zu absorbieren, sich anzugleichen oder sie zu beherrschen. In dem Ausmaß, in dem ihm das gelingt, zeigt er dann emotionale und sinnliche Reaktionen von Freude, Vergnügen, Befriedigung, Zuneigung und Liebe usw., oder die intellektuellen und gedanklichen Reaktionen der Zustimmung und des Annehmens von Ideen, des Verstehens, des Wissens und der Vorlieben des Intellekts. Von diesen Empfindungen ergreift sein Wille Besitz, indem er sie wünscht oder von ihnen angezogen wird, sowie durch den Versuch, diese Regungen zu verlängern, zu wiederholen, oder sie wieder neu zu erzeugen oder zu beherrschen, und aus ihnen die angenehmen Angewohnheiten seines Lebens zu machen. Der Verstand trifft auch auf andere heftige Einwirkungen, die er für sich aber als zu stark, zu unterschiedlich, zu gegensätzlich, oder auch als zu schwach empfindet, um ihm Befriedigung zu geben. Das sind dann Einflüsse, die er nicht ertragen, oder mit sich gleichsetzen, oder geistig in Einklang bringen kann, und er ist deshalb gezwungen, auf sie mit Kummer, Schmerz, Unbehagen, Unzufriedenheit, Abneigung, Missbilligung und Zurückweisung zu reagieren, oder auch mit der Unfähigkeit sie zu verstehen oder zu erkennen, oder mit der Weigerung, sie zuzulassen.

Er versucht sich gegen diese Einwirkungen zu schützen, ihnen zu entfliehen, ihr erneutes Auftreten zu vermeiden oder auf ein Minimum zu beschränken. Er reagiert auf sie mit Gemütsbewegungen von Angst, Zorn, sich Verkriechen, Horror, Widerwillen, Ekel und Scham, und wäre gerne von ihnen befreit, kann ihnen aber nicht entkommen, denn er ist an ihre Ursachen und deshalb auch an deren Resultate gebunden, und lädt sie sogar ein. Denn diese Einflüsse sind Teil des Lebens, verschlungen mit den Dingen, die wir uns wünschen, und die Unfähigkeit mit ihnen umzugehen, ist Teil der Unvollkommenheit unserer Natur.

Bei anderen Einflüssen hat der normale Verstand wiederum Erfolg damit, sie in Schach zu halten, oder sie zu neutralisieren, und er zeigt ihnen gegenüber eine natürliche Haltung von Desinteresse, Unempfänglichkeit oder eine Art von Toleranz, die weder positive Zustimmung oder Spaß daran noch Ablehnung oder Leiden beinhaltet. Alle Dinge, die auf den Verstand einwirken, wie Personen, Ereignisse, Ideen oder Tätigkeiten, erzeugen immer diese drei Arten der Reaktion. Trotzdem haben diese Reaktionen trotz ihrer Allgemeingültigkeit nichts Absolutes an sich; sie bilden ein Schema für eine Skala von Gewohnheiten, die für alle Menschen nicht genau die gleiche ist, sogar nicht einmal für den gleichen Verstand desselben Menschen zu unterschiedlichen Zeiten und unter unterschiedlichen Bedingungen. Der gleiche Einfluss mag in ihm zu einer Zeit die erfreulichen oder positiven, und zu anderen Zeiten die gegensätzlichen oder negativen, oder auch die desinteressierten oder neutralen Reaktionen hervorrufen.

Die Seele, die die Meisterschaft sucht, kann damit beginnen, diesen Reaktionen mit der entgegengesetzten Kraft einer starken und gleichmütigen Ausdauer zu begegnen. Anstatt zu versuchen, sich vor diesen unangenehmen Einwirkungen zu schützen, ihnen auszuweichen oder zu entkommen, kann die Seele sie konfrontieren, und sich selbst beibringen, sie mit Ausdauer, Unerschütterlichkeit oder zunehmender Ausgeglichenheit oder auch durch einfaches, ruhiges Akzeptieren zu dulden und zu ertragen.

Diese Haltung, diese Disziplin ruft drei Resultate hervor, drei Kräfte der Seele in Bezug auf diese Dinge. Zuerst findet man, dass das was vorher unerträglich war, leicht auszuhalten ist; die Skala der eigenen Kraft, die der Wucht der Einwirkungen (universaler Kräfte) begegnet, steigt stufenweise an; stärkere und heftigere Schübe oder langwierige Einflüsse sind erforderlich, um Ärger, Schmerz, Kummer, Widerwillen oder irgendeine andere Note in der Tonleiter der unangenehmen Reaktionen zu erzeugen. Zweitens stellt man fest, dass sich die bewusste Natur in zwei Hälften teilt, in einen Teil der normalen, denkenden und emotionalen Natur, in der die gewohnheitsmäßigen Reaktionen weiterhin stattfinden, und einen anderen Teil, den des überlegenen Willens und der höheren Vernunft, die beobachtet, und nicht geplagt wird durch die Leidenschaften der niederen Natur, die sie nicht als ihre eigene anerkennt, der sie nicht zustimmt, die sie nicht unterstützt und an der sie nicht teilnimmt. Daraufhin beginnt die niedere Natur, die Gewalt und die Energie ihrer Reaktionen zu verlieren, und sich den Suggestionen von Stille und Stärke der höher entwickelten Vernunft und des höheren Willens zu fügen, und stufenweise ergreifen diese Stille und die spirituelle Geistes- und Willensstärke Besitz vom denkenden und emotionalen, und sogar vom sinnlichen, vitalen und physischen Wesen. Dieser Prozess erzeugt die dritte Kraft und ihr Ergebnis, nämlich die Fähigkeit, durch diese Ausdauer und Meisterschaft und durch die Trennung und Zurückweisung der niederen Natur, alle üblichen Reaktionen loszuwerden, und sogar, wenn wir wollen, die ganze Art und Weise unsere Erfahrungen zu machen, durch die Kraft des spirituellen Geistes neu umzuformen. Diese Methode wird nicht nur auf die unangenehmen, sondern auch auf die angenehmen Reaktionen unserer Natur angewendet; die Seele lehnt es ab, sich ihnen hinzugeben und von ihnen mitgerissen zu werden, sie erträgt mit Ruhe die Einwirkungen, die Freude und Zufriedenheit bringen, lehnt es aber ab, durch sie erregt zu werden, und sie ersetzt das Vergnügen und das eifrige Suchen des Gemüts nach angenehmen Dingen durch die gelassene Stille des spirituellen Geistes. Diese Methode kann auch auf den denkenden Verstand angewendet werden, der durch ein ruhiges Aufnehmen alles Wissen sowie dessen Begrenzungen akzeptiert, und es ablehnt, für eine bestimmte attraktive Gedanken-Suggestion in Verzückung zu geraten, oder durch Abneigung gegen eine andere, ungewohnte, unangenehme, abgestoßen zu werden. Er dient der Wahrheit durch eine unabhängige Beobachtung, die ihm erlaubt, durch eine uneigennützige, starke, leitende Vernunft und Willenskraft zu wachsen. So ist die Seele allmählich allen Dingen gewachsen, Meister ihrer selbst, und kann den Angelegenheiten der Welt angemessen mit einem starken hellen Verstand und der ungestörten heiteren Klarheit des spirituellen Geistes begegnen. (49)

SRI AUROBINDO

Heiterkeit

Ein anderes bemerkenswertes Zeichen der Umwandlung deines vitalen Gefühls ist, dank des Einflusses von Agni, des inneren Feuers, dass du deine Schwierigkeiten und Hindernisse mit einem Lächeln bewältigst. Dann sitzt du nicht mehr in Sackkleidern in Trümmern herum und lamentierst über deine Fehler, völlig niedergeschlagen, weil du im Moment einer Sache nicht gewachsen bist. Du vertreibst die Depression einfach mit einem Lächeln. Hunderte Fehler machen dir nichts aus: du erkennst mit einem Lächeln, dass du dich geirrt hast, und mit einem Lächeln entschließt du dich, die törichte Handlung in Zukunft nicht zu wiederholen. Alle Depression und alle Resignation werden von den feindlichen Kräften erzeugt, die nichts mehr freut, als wenn sie eine melancholische Stimmung über dir verbreiten können. Bescheidenheit ist eine Sache, Depression aber eine ganz andere, die erste ist etwas Göttliches das dich bewegt, die zweite ein sehr grober Ausdruck der dunklen Kräfte. Begegne deinen Schwierigkeiten darum freudig, widersetze dich den Hindernissen, die den Weg zur Umwandlung belagern mit gleich bleibender Heiterkeit. Der beste Weg um den Feind in die Flucht zu schlagen ist, ihm ins Gesicht zu lachen!

Du magst dich vielleicht tagelang mit ihm herumschlagen und erbittert mit ihm ringen, und trotzdem kann er immer noch eine unverminderte Energie aufbringen, aber wenn du ihn dagegen nur einmal anlachst, dann wirst du sehen, wie schnell er das Weite sucht! Ein Lachen voll Selbstvertrauen und des Vertrauens in das Göttliche ist die vernichtendste Stärke – es sprengt die Frontlinie des Gegners, verursacht Zerstörung in seinen Reihen und trägt dich triumphierend weiter! (50)

DIE MUTTER

Erwachtes Bewusstsein

Es gibt sogar in einem Unfall einen Augenblick der Wahl. Man rutscht zum Beispiel aus und fällt hin. Genau zwischen dem Moment, in dem man ausgerutscht ist, und dem Moment, in dem man hinfällt, liegt der Bruchteil einer Sekunde.

In diesem Augenblick hat man die Wahl: es wird nicht sehr schlimm werden oder: es wird etwas Ernstes werden. Nur muss das Bewusstsein natürlich hellwach sein, und man muss andauernd in Kontakt mit seinem psychischen Wesen stehen – es ist in dem Moment keine Zeit dazu da den Kontakt herzustellen, man muss schon vorher in Kontakt damit sein. Wenn zwischen dem Moment in dem man ausrutscht, und dem Moment, in dem man am Boden liegt, die gedankliche und psychische Formation des Vertrauens stark genug ist, dann wird dir nichts, gar nichts passieren, nichts wird dir geschehen. Aber wenn in diesem Moment der Verstand entsprechend seiner schlechten Gewohnheit zum Pessimisten wird, und sich sagt: „Oh, ich bin hingefallen…“ Das geschieht im Bruchteil einer Sekunde; es dauert nicht einmal eine Minute, es ist nur der Bruchteil einer Sekunde; während des Bruchteils einer Sekunde hat man die Wahl. Aber man muss dazu hellwach sein, jede Minute seines Lebens. Für den Bruchteil einer Sekunde hat man die Wahl, im Bruchteil einer Sekunde, kann man den Unfall davon abhalten, ernst zu werden, die Krankheit daran hindern, in einen hereinzukommen. Man hat immer die Wahl. Aber es gilt nur für den Bruchteil einer Sekunde, und man darf es nicht verpassen. Wenn man es verpasst, ist es zu spät.

Kann man es nachher machen? (Gelächter)

Nein, danach ist wieder ein anderer Moment… Man ist hingefallen, man ist schon verletzt; aber da ist dennoch ein Moment, in dem man die Dinge zum Besseren oder Schlechteren wenden kann, sodass daraus entweder etwas sehr Flüchtiges wird, dessen Wirkung schnell verschwindet, oder etwas, das so schwerwiegend, so ernsthaft wie möglich wird. Ich weiß nicht ob euch aufgefallen ist, dass es Leute gibt, die niemals eine Gelegenheit für einen Unfall verpassen! Jedes Mal, wenn es die Möglichkeit gibt, einen Unfall zu haben, machen sie ihn. Und ihr Unfall ist niemals gewöhnlich. Jedes Mal wenn die Möglichkeit besteht, dass der Unfall ernst sein kann, wird er es auch. Nun, normalerweise sagt man im Leben, wenn so was passiert: „Oh, der hat Pech gehabt, er ist bedauernswert, er hat wirklich kein Glück.“ Aber das ist alles Ignoranz. Es hängt absolut vom Einfluss des Bewusstseins ab. Ich könnte euch Beispiele nennen, nur müsste ich dann über bestimmte Menschen sprechen, und das möchte ich nicht. Aber ich könnte euch treffende Beispiele nennen! Und das ist die Sache, die man immer wieder, immer wieder hier sieht. Es gibt Leute, die hätten getötet werden können, aber sie kamen unbeschädigt aus dieser Situation heraus, und es gibt andere, für die in einer Situation nichts Ernstes war, und es wurde etwas Ernstes daraus.

Aber das hängt nicht vom Denken, nicht vom Arbeiten der gewöhnlichen Gedanken ab. Die Letzteren mögen genauso an Gutes gedacht haben wie die anderen, denen nichts passiert ist – das ist es nicht. Es ist die Sekunde der Wahl – dass die Leute denen nichts passiert, verstehen, gen au zur richtigen Zeit auf die richtige Weise zu reagieren. Ich könnte euch Hunderte von Beispielen nennen. Es ist sehr interessant.

Das hängt absolut von der Persönlichkeit ab. Manche haben so ein aufgewecktes Bewusstsein, derartig wachsam, sie schlafen nicht, sie sind innerlich hellwach. Genau in dem Moment in dem sie sie brauchen, erbitten sie die Hilfe. Oder sie rufen konzentriert die göttliche Kraft herbei. Genau in der Sekunde, in der sie gebraucht wird. So wird die Gefahr abgewendet, nichts passiert. Sie hätten getötet werden können: sie kommen absolut unverletzt aus der Situation heraus. Bei anderen hingegen, sobald sie die kleinste Schramme haben, wird etwas in ihrem Wesen erschüttert: eine Art von Schrecken oder Pessimismus, oder das Gefühl sich geschlagen zu geben, kommt automatisch in ihrem Bewusstsein hoch – dabei war der Anlass nichts, sie hatten sich nur ihr Bein verrenkt, und im nächsten Moment bricht es. Es gibt keinen Grund dafür. Sie hätten sich das Bein genauso gut nicht brechen müssen.

Es gibt andere, die auf einer Leiter in den ersten Stock hochklettern, und die Leiter rutscht unter ihnen weg. Sie hätten schlimm stürzen können – aber sie kommen aus der Situation heraus, ohne im Geringsten verletzt worden zu sein. Wie haben sie das geschafft? Anscheinend grenzt es an ein Wunder, und trotzdem ist es normal für sie. Sie finden sich auf dem Boden liegend wieder, in einem gänzlich gesunden Zustand; nichts ist ihnen passiert. Ich könnte euch die Namen geben, ich erzähle euch die genauen Fakten.

So, von was hängt das also ab? Es hängt davon ab, ob man in der Sekunde der Wahl genügend wach genug ist… Und beachtet, dass das überhaupt nicht mental über das Denken stattfindet, das ist es nicht: es ist eine Einstellung im Wesen, es ist das Bewusstsein das auf die richtige Weise reagiert. Das geht ganz weit, sehr weit, die Kraft dieser Einstellung ist gewaltig. Aber da es nur im Bruchteil einer Sekunde geschieht, setzt es ein vollkommen erwachtes Bewusstsein voraus, das niemals schläft, niemals in die Unbewusstheit fällt. Denn man weiß nie, wann sich diese Dinge ereignen werden, nicht wahr? Folglich hat man keine Zeit, aufzuwachen. Man muss immer wach sein.

Ich kannte jemanden, der eigentlich hätte sterben müssen, und der aus dem Grund nicht gestorben ist. Denn sein Bewusstsein reagierte sehr schnell. Er hatte aus Versehen Gift genommen: anstatt eine Dosis einer bestimmten Medizin einzunehmen, hatte er zwölf Dosen genommen und es war Gift; er wäre gestorben, sein Herz hätte eigentlich aufhören müssen zu schlagen, (es ereignete sich vor vielen Jahren), aber er lebt immer noch! Er reagierte in der richtigen Weise. (51)

DIE MUTTER

Sich erinnern – ein Mantra von Innen

Manchmal, während man spielt, passiert es, dass man nicht an das Göttliche denkt, dann erinnert man sich plötzlich und hat das Gefühl, dass etwas unterbrochen wird und man spielt nicht länger gut. Warum?

Weil alles durcheinandergerät. Das ist das Problem! Du denkst also, dass du gut spielst, wenn du dich nicht an das Göttliche erinnerst, während du spielst! Nein, es ist nicht ganz so. Es liegt dar an, dass du etwas mit einer bestimmten Konzentration machst – Arbeit oder Spiel – und du bist konzentriert, aber du hast nicht die Gewohnheit entwickelt, die Erinnerung an das Göttliche mit der Konzentration zu verbinden (was nicht schwierig ist, aber wie auch immer, du hast nicht die Angewohnheit), und dann, plötzlich, kommt die Erinnerung; dann können zwei Sachen passieren: entweder ist die Konzentration abgebrochen, weil du in Gedanken eine abrupte Bewegung machst, um die neue Einstellung die in dein Bewusstsein kommt, festzuhalten, oder du fühlst ein wenig Gewissensbisse, ein Bedauern, eine Besorgnis: „Oh, ich habe nicht daran gedacht.“ Das genügt, um alles über den Haufen zu werfen was du gemacht hast, denn du änderst völlig die Bedingungen. Es ist nicht die Tatsache des dich Erinnerns die dazu führt, dass du nicht mehr gut spielst, es ist die Tatsache, dass du deine Konzentration gestört hast. Wenn du dich an das Göttliche erinnern könntest, ohne deine Konzentration zu stören, (was nicht schwierig ist) dann würdest du nicht nur gut, sondern sogar besser spielen.

Und außerdem kannst du dir auch eine andere Einstellung zulegen. Wenn du spielst, und dir plötzlich bewusst wird, dass etwas schief läuft – du machst Fehler, bist unaufmerksam, manchmal schießen gegensätzliche Gedankenströme quer durch das, was du machst – wenn du dann die Gewohnheit entwickelst, automatisch in diesem Moment zu rufen, wie mit einem Mantra, durch die Wiederholung eines Wortes – hat das eine außerordentliche Wirkung. Du wählst dein eigenes Mantra, oder besser, eines Tages, in einem schwierigen Augenblick, wird es spontan zu dir kommen. Zu einer Zeit, in der die Dinge sehr schwierig sind, wenn du eine Art Schmerz fühlst, von Ängstlichkeit geplagt wirst, wenn du nicht weißt, was geschehen wird, kommt es plötzlich in deinem Bewusstsein hoch – das Wort entsteht von selbst in dir. Das kann für jeden verschieden sein. Aber wenn du dir das merkst, und wenn du es, jedes Mal wenn du vor einer Schwierigkeit stehst, wiederholst, kann ihm nichts entgegenstehen. Zum Beispiel, wenn du spürst, dass du gerade dabei bist, krank zu werden, oder du fühlst, dass du das was du tust, schlecht machst, wenn du fühlst, dass dich etwas Böses attackiert, dann… Aber es muss einer Spontaneität im Wesen entspringen, es muss aus dir herauskommen, ohne dass du darüber nachzudenken brauchst: du wählst dein Mantra, weil es ein spontaner Ausdruck deiner Aspiration ist; es kann ein Wort sein, zwei oder drei Worte, ein Satz, das hängt von jedem Einzelnen ab, aber es muss einen Klang haben, der in dir einen bestimmten Zustand wachruft. Dann, wenn du das hast, versichere ich dir, dass du durch alles ohne Schwierigkeiten durchgehen kannst. Sogar angesichts einer realen, echten Gefahr, wie ein Angriff von jemandem der dich töten will, zum Beispiel, wenn du dann, ohne aufgeregt oder verstört zu reagieren, ruhig dein Mantra wiederholst, kann man dir nichts tun. Natürlich musst du wirklich Meister deiner selbst sein, ein Teil des Wesens darf dabei nicht zittern wie Espenlaub; nein, du musst es mit deinem ganzen Bewusstsein sagen, aufrichtig, dann ist es allmächtig. Das Beste ist, wenn dieses Wort spontan zu dir kommt, du rufst in einem Moment großer Schwierigkeit (mentaler, gefühlsmäßiger, körperlicher oder emotionaler Schwierigkeit, was immer sie sein mag), und plötzlich kommt das in dir hervor, zwei oder drei Worte, magische Worte. Du musst dich an sie erinnern, und dir zur Gewohnheit machen, sie zu wiederholen, in den Momenten in denen Probleme auftauchen. Wenn du dir das zur Angewohnheit machst, wird es eines Tages spontan von sich aus zu dir kommen: wenn die Schwierigkeit auftaucht, wird zur selben Zeit auch das Mantra bei dir sein. Dann wirst du sehen, dass die Resultate wundervoll sind. Aber es darf keine künstliche Sache sein, oder etwas was du willkürlich entscheidest, wie etwa: „Ich werde diese Worte benutzen“; und es geht auch nicht so, dass jemand dir sagt: „Oh, weißt du, dieses bestimmte Wort ist sehr gut“. – Es ist vielleicht sehr gut für ihn aber nicht für jeden. (52)

DIE MUTTER

Auf das innere Gesetz hören

Das innere Gesetz, die Wahrheit des inneren Wesens ist die göttliche Persönlichkeit in jedem Menschen, die der Meister und Führer in unserem Leben sein sollte.

Wenn du es dir zur Angewohnheit machst, auf dieses innere Gesetz zu hören, wenn du ihm gehorchst und folgst, und mehr und mehr versuchst, dein Leben davon leiten zu lassen, erzeugst du um dich herum eine Atmosphäre von Wahrheit und Frieden und Harmonie, was natürlich auf Umstände und Zustände in denen du lebst, zurückwirkt, auf deine Umgebung, sozusagen. Wenn du eine Wesensart von Gerechtigkeit, Wahrheit, Harmonie, Mitgefühl und Verständnis hast, und einen vollkommen guten Willen, wird diese innere Einstellung umso mehr auf die äußeren Umstände einwirken, je aufrichtiger und vollständiger sie ist; nicht, dass diese Einstellung notwendigerweise deine Schwierigkeiten im Leben verringert, sie gibt diesen Schwierigkeiten jedoch eine neue Bedeutung, und die erlaubt dir, ihnen mit einer neuen Stärke und neuer Weisheit entgegenzutreten; wohingegen – der Mensch, der seinen Impulsen folgt, der seinem Verlangen nachgeht, der keine Zeit für Skrupel hat, bei dem es so weit kommt, dass er in völligem Zynismus lebt, ohne dass er sich darum kümmert, welche Wirkungen sein Leben auf andere hat, und auch nicht um die mehr oder weniger schädlichen Konsequenzen seiner Handlungen – für sich eine Atmosphäre von Hässlichkeit, Selbstsucht, von Konflikten und bösem Willen schafft, die zwangsläufig stärker und stärker auf sein Bewusstsein einwirken, und seinem Leben eine solche Bitterkeit verleihen, dass es letztendlich zu einer andauernden Tortur wird.

Das bedeutet natürlich nicht, dass ein solcher Mensch keinen Erfolg hat, mit dem, was er unternimmt, dass er nicht fähig sein wird, alles zu besitzen, was er sich wünscht, diese äußerlichen Vorteile verschwinden nur, wenn in seinem innersten Wesen ein Funke Aufrichtigkeit existiert, der darauf besteht, dass es wertvoll ist, so einen Verlust zu erfahren.

Wenn du beobachtest, wie ein schlechter Mensch unglücklich wird, und dass es ihm miserabel geht, musst du sofort Respekt vor ihm haben. Es bedeutet, dass die Flamme der Aufrichtigkeit in ihm noch nicht ganz und gar erloschen ist, und etwas in ihm immer noch auf seine schlechten Handlungen reagiert. (53)

DIE MUTTER

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