Kapitel 6

Spiritualität – die einzige Hoffnung auf Vollendung des Menschen

Worte Sri Aurobindos

Ein göttliches Leben in einem göttlichen Körper – das ist die Formulierung unseres angestrebten Ideals.

Worte Sri Aurobindos

In der Spiritualität würde mithin unsere höchste, unsere einzige Hoffnung auf Vollendung des Individuums wie der Gemeinschaft liegen. Nicht im Geist, der sich zu seiner eigenen Befriedigung von der Erde und ihren Werken abwendet, sondern im umfassenderen Geist, der über sie hinausreicht und sie doch in sich aufnimmt und erfüllt. Eine Spiritualität, die Rationalismus, Ästhetik, Ethik, Vitalismus und Körperlichkeit des Menschen in sich einschließen würde, eine Spiritualität, die sein Streben nach Wissen, seine Sehnsucht nach Schönheit, sein Bedürfnis nach Liebe, seinen Drang nach Vollendung, seinen Wunsch nach Macht und Fülle des Lebens und Seins zu umschließen vermag, eine Spiritualität, die den schlecht aufeinander abgestimmten Kräften des Menschen ihren göttlichen Sinn und die Bedingungen ihres Gottseins offenbaren würde, sie miteinander versöhnt und ihren Weg erleuchtet, den sie bis dahin im Halbdunkel und Schatten, in Blindheit oder mit abgewandtem Blick gehen mussten, diese Spiritualität ist eine Kraft, die selbst ein allzu selbstgefälliger Verstand anzuerkennen vermag oder zumindest eines Tages als Souverän anerkennen, und in ihr sein erhabenes Licht, seinen eigenen unendlichen Ursprung erblicken wird. Sicher wird diese Entwicklung sich eines Tages als die letzthin logische erweisen, als der unvermeidliche Verlauf, die Vollendung alles vom Menschen und der Gemeinschaft Erstrebten. Eine befriedigende Entfaltung der wachsenden Spiritualität, die noch roh und chaotisch im Menschen liegt, erscheint als Möglichkeit, die ein Zeitalter des Subjektivismus zum ersten Male aufleuchten lässt oder zu deren Rückgewinnung dieses die ersten ernsten Ansätze zeigt. Der einzige Weg zu wirklicher sozialer Vollkommenheit ist ein tieferes, weiteres, größeres, mehr spirituelles, subjektives Verständnis des Egos und seines Lebens als Individuum und als Teil der Gemeinschaft, ein wachsendes Vertrauen auf das spirituelle Licht und die spirituellen Möglichkeiten für die endgültige Lösung seiner Probleme. Die freie Regel, das heißt das Vorherrschen der Führung, Herrschaft und Einflussnahme des voll entwickelten spirituellen Menschen – nicht eines halbspirituellen Priesters, eines Heiligen, eines Propheten oder eines primitiv Religiösen –, ist unsere Hoffnung auf eine göttliche Führung der Menschheit. Nur eine spiritualisierte Gesellschaft kann zu individueller Harmonie und Glück der Gemeinschaft führen oder – um die eindrucksvollsten Worte, die wir finden können, zu gebrauchen, selbst auf die Gefahr hin, dass diese von Verstand und Leidenschaft missbraucht werden – eine neue Art von Theokratie schaffen, das Königreich Gottes auf Erden, eine Theokratie, die durch das Göttliche im Herzen und Mentalen der Menschen die Menschheit führt.

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