Kapitel 6
Identifiziere dich nicht mit Ärger
Worte der Mutter
Wenn du eine ernste charakterliche Schwierigkeit hast, zum Beispiel die Gewohnheit aufzubrausen, und du beschließt: „Ich sollte nicht mehr ärgerlich werden“, ist es sehr schwierig; aber wenn du dir andererseits sagst; „Ärger ist etwas, was in der ganzen Welt kursiert, er ist nicht in mir, er gehört zu jedermann; er wandert von hier nach da, und wenn ich meine Tür zumache, wird er nicht hineinkommen“, ist es viel einfacher. Wenn du denkst: „Das ist mein Charakter, ich bin so geboren“, wird es fast unmöglich. Es stimmt, es gibt etwas in dir, das auf diese Kraft des Ärgers antwortet. Alle Regungen, alle Schwingungen gibt es überall, – sie dringen ein, sie gehen hinaus, bewegen sich hier- und dorthin, – aber nur in dem Maß, in welchem du in dir die Tür offen lässt, stürzen sie sich auf dich und dringen in dich ein. Und wenn du auch noch einige Affinität zu diesen Kräften hast, kannst du sogar ohne es zu merken ärgerlich werden. Alles ist überall, und es bleibt dir überlassen eine Grenze zu ziehen.
Worte der Mutter
Zum Beispiel ist es so, wenn man Wut spürt, die aus dem Unterbewusstsein aufsteigt; nun, wenn man sie kontrollieren will, muss man sehr aufpassen, sich nicht mit ihr zu identifizieren. Man darf da nicht hineingehen. Man muss in seinem Bewusstsein bleiben, darüber stehen, ruhig und friedvoll, und von dort diesen Ärger anschauen und Licht und Stille in ihn hineinkommen lassen, damit er sich beruhigt und verfliegt. Aber wenn man sich damit identifiziert, wird man auch ärgerlich, man kann ihn nicht verändern.
Worte Sri Aurobindos
Die Mutter ging nun hinaus. Das Gespräch wendete sich der Homöopathie zu, und jedermann, der zufällig anwesende Dr. Savoor eingeschlossen, begann von die Homöopathie betreffenden Ereignissen und ihren wunderbaren Heilerfolgen zu erzählen. Man schrieb ihr sogar die Heilung von religiöser Depression, Ärger et cetera zu.
Die Wissenschaftler sagen, Ärger wird durch Drüsensekrete verursacht. Sogar Liebe entsteht ihrer Auffassung nach nur durch Sekretion. (Etwas lächelnd) Aber kann Homöopathie auch Egoismus heilen?
Dr. Savoor: Wenn sie es täte. Wäre ich der erste, der um diese Arznei bitten würde.
Dr. Manilal: Die Tatsache, dass du dir des Egoismus bewusst bist, ist schon die halbe Heilung. Ist es nicht so, Sir?
Nicht unbedingt. Aber es ist der erste Schritt.
Nirodbaran: Und was ist der zweite?
Sich von all diesen Dingen zu lösen. Zu denken, sie gehören zum äußeren Wesen oder zu jemand anderem. Wenn man damit fortfährt, entzieht der Purusha oder die Seele allmählich der Prakriti oder Natur ihre Zustimmung, und die Prakriti verliert ihren Griff, bis schließlich eine spirituelle Kontrolle eintritt. Aber wenn man der Prakriti folgt, dann wird der Purusha zu ihrem Sklaven, Anish. Zurückweisung ist natürlich ein stärkeres Mittel. Man muss diese Dinge zurückweisen, bevor sie in einen eintreten, wie ich es bei den Gedanken getan habe, als ich in Baroda war. Diese Methode ist wirksamer und die Ergebnisse zeigen sich schneller. Es gibt auch eine mentale Kontrolle, aber dann ist es das Mental, welches versucht, das vitale Wesen zu beherrschen. Dies ist nur eine teilweise und temporäre Kontrolle. Die Sache wird eher im Innern unterdrückt und kann bei irgendeiner Gelegenheit wieder hervorkommen.