Kapitel 6

Höre auf die Seele

Worte der Mutter

Willst du wissen, was deine Seele weiß, so musst du eine innere Anstrengung machen, musst sehr aufmerksam sein, und in der Tat lässt sich hinter diesem äußeren Lärm des Mentals und des Vitals, wenn man gut achtgibt, etwas sehr Feines, sehr Stilles, sehr Ruhiges vernehmen, welches weiß und auch sagt, was es weiß. Aber die Zudringlichkeit der anderen ist derart zwingend, und das hier ist so ruhig, dass man sich leicht täuscht und auf das Lauteste hört, um dann meistens hinterher festzustellen, dass jenes recht hatte. Aber es drängt sich nicht auf, es erzwingt sich kein Gehör, denn es ist ohne Gewalt.

Wenn du zögerst, wenn du dich fragst, was in einer bestimmten Lage zu tun sei, dann ist da die mentale wie die vitale Begierde und Vorliebe, die stoßen, beharren, sich durchsetzen, sich aufdrängen und mit den besten Gründen der Welt eine ganze Beweisführung errichten, und wenn du nicht auf der Hut bist, wenn du keine starke Disziplin, keine Übung hast, dich zu beherrschen, so werden sie dich schließlich in ihrem Recht überzeugen, und das macht wie gesagt einen solchen Lärm, dass du die leise Stimme, die unscheinbare, sehr ruhige Anweisung der Seele überhaupt nicht hörst, die da sagt: „Tue es nicht.“

Dies „Tue es nicht“ kommt sehr oft vor, und mit einer Bewegung schiebt man es wie etwas Schwächliches beiseite und folgt seinem impulsiven Schicksal. Ist man aber wirklich aufrichtig in seinem Willen, die Wahrheit zu finden und zu leben, dann lernt man immer besser zu lauschen, immer mehr zu unterscheiden, und auch wenn es eine Anstrengung kostet, auch wenn es einen Schmerz verursacht, lernt man gehorchen. Und hat man auch einmal nicht gehorcht, ist es doch eine machtvolle Hilfe, ist es ein beträchtlicher Fortschritt auf dem Weg der Unterscheidung zwischen dem, was die Seele ist, und dem, was sie nicht ist, und mit dieser Unterscheidung und mit der nötigen Aufrichtigkeit gelangt man bestimmt ans Ziel.

Aber man darf nicht in Eile sein, man darf nicht ungeduldig werden, man muss sehr viel Ausdauer haben. Man mag sich zehnmal täuschen und nur einmal das Richtige tun – und hat man sich getäuscht, darf man nicht verzweifelt die Flinte ins Korn werfen, man muss sich sagen, dass die Gnade einen nie verlässt und dass es das nächste Mal besser gehen wird.

Nun wollen wir abschließend zusammenfassen: Um die Dinge so zu erkennen, wie sie sind, muss man sich zuerst mit seiner Seele vereinen, und um sich mit seiner Seele zu vereinen, muss man dies beharrlich und ausdauernd wollen.

Einzig im Maße seiner Zielstrebigkeit kann man den Weg verkürzen.

Worte der Mutter

Man darf aber das Seelische nicht mit den Gefühlen verwechseln – verstehst du! Das sind zwei ganz verschiedene Dinge. Die Leute glauben immer, wenn sie Emotionen, Gefühle haben, treten sie in das Seelische ein. Diese Dinge haben nichts mit der Seele zu tun. Sie sind rein vitaler Natur. Sie sind der subtilste Teil des Vitals, wenn man so will, aber sie sind vital. Nicht durch die Gefühle kommt man zur Seele, sondern durch eine sehr starke Aspiration und ein Losgelöstsein von sich selbst.

Worte der Mutter

Der Gehorsam gegenüber dem Göttlichen Willen muss absolut sein.