Kapitel 5

Zwei Hebel, um die Seele zu berühren

Worte der Mutter

Hier steht: „Unser einziges Ziel soll das Göttliche selbst sein, zu dem etwas in unserer verborgenen Natur immer strebt, ob man es nun weiß oder nicht.“

Was ist „dieses Etwas“, liebe Mutter, das strebt?

…Es gibt immer einen Teil im Wesen – manchmal nur sehr verhüllt, uns nicht bewusst –, der der Seele zugewandt ist und ihren Einfluss empfängt. Das ist der Vermittler zwischen dem seelischen Bewusstsein und dem äußeren Bewusstsein.

Dieser Teil ist nicht derselbe in allen, bei jedem ist es anders. Es ist der Teil in seiner Natur oder in seinem Charakter, mit dem er die Seele berühren kann, mit dem er den seelischen Einfluss empfangen kann. Es kommt darauf an, wer es ist. Für jeden ist es anders, jeder hat einen solchen Teil.

Man kann auch fühlen, dass gewisse Dinge einen plötzlich antreiben, einen über sich selbst hinausheben, gleichsam eine Tür zu etwas Größerem hin öffnen. Das kann vieles sein, und es hängt von der Natur eines jeden ab. Es ist der Wesensteil, der sich für etwas begeistert. Es ist diese Begeisterungsfähigkeit.

Es gibt zwei grundlegende Dinge. Da ist zunächst diese Begeisterungsfähigkeit, die einen aus seiner mehr oder weniger großen Trägheit herausholt, damit man sich mehr oder weniger total in die Sache stürzt, für die man sich begeistert. Wie zum Beispiel der Künstler für seine Kunst, der Wissenschaftler für seine Wissenschaft. Und im Allgemeinen hat jede Person, die schöpferisch tätig ist oder die gestaltet, eine Öffnung, die Öffnung einer speziellen Fähigkeit, einer besonderen Möglichkeit, die Begeisterung in einem erzeugt. Wenn diese aktiv werden kann, dann erwacht etwas im Wesen, und fast das ganze Wesen nimmt an dem Geschaffenen teil.

Das gibt es. Und dann sind da diejenigen, die eine angeborene Fähigkeit zur Dankbarkeit haben, diejenigen, die ein glühendes Bedürfnis haben zu antworten – mit Wärme, mit Ergebenheit, mit Freude auf etwas zu antworten, das sie wie ein Wunder fühlen, das hinter dem ganzen Leben verborgen ist, hinter dem kleinsten Element, dem kleinsten Ereignis des Lebens. Sie fühlen diese souveräne Schönheit oder diese unendliche Gnade, die hinter allem steht.

Ich kannte Leute, die sozusagen nichts wussten, die kaum gebildet waren, deren Verstand von dieser völlig alltäglichen Qualität war und die in sich diese Fähigkeit zur Dankbarkeit, zur Wärme hatten, die sich gibt, die versteht und dankbar ist. Nun, sie hatten sehr oft die Berührung mit dem Seelischen, fast beständig, und soweit sie dazu fähig waren, war sie bewusst – nicht sehr bewusst, doch ein wenig bewusst –, insofern sie sich getragen, unterstützt, über sich selbst hinausgehoben fühlten.

Das sind die beiden Dinge, die die Leute am meisten vorbereiten. Sie werden mit dem einen oder dem anderen geboren. Und wenn sie sich die Mühe machen, entwickelt es sich allmählich und wird größer.

Wir sagen: Begeisterungsfähigkeit, etwas, das einen aus seinem kleinen, elenden und schäbigen Ego hinauswirft, und freigiebige Dankbarkeit, die Freigiebigkeit der Dankbarkeit, die sich ebenfalls, aus Dankbarkeit, aus dem kleinen Ego stürzt. Das sind die beiden mächtigsten Hebel, um mit dem Göttlichen in seinem seelischen Wesen in Berührung zu kommen. Sie dienen als Band zum seelischen Wesen – als das sicherste Band.