Kapitel 5

Religiöser Fanatismus

Im Fanatismus liegt nichts Edles – sein Motiv hat keine Würde, obwohl ihm eine glühende Begeisterung innewohnen kann. Religiöser Fanatismus ist psychologisch etwas Niedriges und Unwissendes und in seiner Wirkungsweise meist wild, grausam und gemein. Die religiöse Glut jedoch, wie die des Märtyrers, der sich opfert, ist etwas ganz anderes.

Du sagst, dass du nur die Wahrheit willst, und doch sprichst du wie ein engstirniger und unwissender Fanatiker, der sich weigert, an irgendetwas anderes zu glauben als an die Religion, in die er hineingeboren wurde. Aller Fanatismus ist falsch, weil er ein Widerspruch zur ureigenen Natur Gottes und der Wahrheit ist. Wahrheit lässt sich nicht in ein einziges Buch zwängen, sei es die Bibel, der Veda oder der Koran, auch nicht in eine einzige Religion. Das Göttliche Wesen ist ewig, universal und unendlich und kann nicht alleiniger Besitz der Muslime oder der semitischen Religionen sein – jener, die sich in einer Linie mit der Bibel befinden und jüdische oder arabische Propheten als Gründer hatten. Hindus, Konfuzianer, Taoisten und alle anderen hatten in gleicher Weise das Recht, eine Beziehung mit Gott einzugehen und die Wahrheit auf ihre eigene Weise zu finden. Alle Religionen haben eine Wahrheit in sich, doch keine besitzt die ganze Wahrheit. Alle sind in der Zeit geschaffen, erfahren schließlich ihren Niedergang und gehen zugrunde. Mohammed selbst erhob nie den Anspruch, dass der Koran die letzte Botschaft Gottes sei und es keine andere mehr geben würde. Gott und die Wahrheit überdauern diese Religionen und manifestieren sich neu, in welcher Weise oder Form auch immer die Göttliche Weisheit es wählt. Du kannst nicht Gott in die Schranken deines engen Denkapparats zwängen oder der Göttlichen Kraft und dem Göttlichen Bewusstsein vorschreiben, wie oder wo oder durch wen es sich manifestieren soll. Du kannst nicht deine kleinen Barrieren gegen die göttliche Allmacht errichten. Das wiederum sind schlichte Wahrheiten, die jetzt überall in der Welt anerkannt werden. Nur kindische Gemüter oder jene, die den Formeln der Vergangenheit anhängen, leugnen sie.

Du hast darauf bestanden, dass ich schreibe, und um die Wahrheit gebeten, und ich habe geantwortet. Wenn du ein Muslim sein willst, so hindert dich niemand daran. Wenn die Wahrheit, die ich bringe, zu groß ist, als dass du sie verstehen oder ertragen kannst, steht es dir frei, zu gehen und in einer Halbwahrheit oder in deiner eigenen Unwissenheit zu leben. Ich bin nicht hier, um irgendjemanden zu bekehren. Ich predige nicht der Welt, zu mir zu kommen, und ich rufe niemanden. Ich bin hier, um das göttliche Leben und das göttliche Bewusstsein in jenen Personen – und in keinen anderen – zu verankern, die aus sich selbst heraus den Ruf verspüren, zu mir zu kommen, und daran festhalten. Ich fordere dich nicht auf, und die Mutter verlangt nicht von dir, uns zu akzeptieren. Du kannst jederzeit gehen und ein weltliches oder ein religiöses Leben führen, wie du es wünscht. Aber so wie du frei bist, haben auch andere die Freiheit, hier zu wohnen und ihrem eigenen Weg zu folgen. Du hast jedoch keinerlei Recht zu versuchen, dich zu einem Zentrum der Störung und einem Hindernis für ihren Frieden und spirituellen Fortschritt zu machen.

Indem ich dir hier antworte, antworte ich auf die Gedanken, die die Kraft der Dunkelheit und Unwissenheit dir eingeflüstert hat, die dich im Augenblick für ihren Zweck einsetzt. Diese Kraft ist ganz offensichtlich nicht die göttliche Kraft. Es ist eine Kraft der Falschheit, die dich abwegige Dinge tun und sagen lässt, die nicht islamisch sind, sondern eine Karikatur islamischen Glaubens und Handelns. Ihre Absicht ist es, nicht nur den Islam, sondern alle Spiritualität und Religion durch dich lächerlich zu machen. Sie hofft, die göttliche Arbeit auf Erden zu stören, auch wenn sie dies nur in geringem Maß vollbringen kann. Sie versucht, dein Denken zu zersetzen und deinen Verstand zu zerstören, dich zu veranlassen, närrische und abwegige Dinge zu sagen und zu tun, dich zu einem Objekt der Sorge und des Mitleids für deine Freunde zu machen und gegenüber anderen der Lächerlichkeit preiszugeben. Wenn du Achtung vor dir selbst oder vor Gott oder der Religion hast, wenn du wirklich auf die Wahrheit und das Licht hoffst, wenn du die Erweckung und Befreiung deiner Seele anstrebst, musst du aufhören, diese abwegigen Dinge zu reden, und musst den Einfluss von dir weisen, der dich jetzt lenkt.