Kapitel 5
Arzneimittel
Worte Sri Aurobindos
Es ist sehr gut, wenn man sich von der Krankheit völlig durch den Glauben und die Yoga-Macht oder das Einströmen der Göttlichen Kraft befreien kann. Sehr oft aber ist dies nicht völlig möglich, weil nicht die ganze Natur offen oder weil sie unfähig ist, auf die Kraft zu reagieren. Das Mental mag Glauben haben und darauf ansprechen, doch können das niedere Vital und der Körper vielleicht nicht Schritt halten. Oder wenn das Mental und Vital bereit sind, mag der Körper nicht reagieren oder nur teilweise, da er die Gewohnheit hat, auf Kräfte anzusprechen, die eine bestimmte Krankheit hervorrufen – und Gewohnheit ist eine sehr beharrliche Kraft im stofflichen Teil der Natur. In solchen Fällen kann man auf die Anwendung ärztlicher Mittel zurückgreifen – nicht als hauptsächlichstes Mittel, sondern als Hilfe oder stoffliche Stütze für das Wirken der (Yoga-) Kraft. Keine starken und gewaltsamen Arzneien, sondern solche, die zuträglich sind und den Körper nicht stören.

Worte Sri Aurobindos
Fast vierzig Jahre lang war ich, bei durchaus guter Veranlagung, doch von schwacher Konstitution; ich litt beständig an leichteren oder schwereren Krankheiten und missverstand diesen Fluch als eine mir von der Natur auferlegte Bürde. Als ich auf die Hilfe von Arzneimittel verzichtete, begannen jene wie enttäuschte Schmarotzer von mir abzulassen. Dann erst begriff ich, was für eine mächtige Kraft die natürliche Gesundheit in mir ist, und wie viel mächtiger noch der den mentalen Geist übersteigende Wille und Glaube, den Gott als die göttliche Stütze für unser Leben in diesem Körper gemeint hat.

Worte Sri Aurobindos
Medizin ist für unseren kränklichen Körper nur deshalb nötig, weil dieser die Kunst gelernt hat, nicht ohne Mittelchen auszukommen. Aber auch so sieht man oft, dass der Augenblick, den die Natur für die Genesung wählt, gerade jener ist, wo das Leben von den Ärzten als hoffnungslos aufgegeben wird.
Verlust des Vertrauens an die Heilkraft im Innern war unser physischer Fall aus dem Paradies. Arzneiwissenschaft und schlechtes Erbe sind Gottes Engel, die am Tor stehen, um uns Rückkehr und Eintritt zu verwehren.
Arzneiwissenschaft ist für den menschlichen Körper wie eine Großmacht, die ein kleineres Land durch ihren Schutz entkräftet, oder wie ein wohlmeinender Räuber, der sein Opfer niederschlägt und ihm Wunden beibringt, um dann sein Leben der Heilung und dem Dienst am zerschmetterten Körper zu weihen.
Medikamente heilen den Körper oft, wenn sie ihn nicht bloß plagen oder vergiften, sofern ihr physischer Angriff auf die Krankheit von der Kraft des Geistes unterstützt wird; gelingt es, diese Kraft frei wirken zu lassen, so sind Medikamente alsbald überflüssig.

Worte Sri Aurobindos
Ja sicher, man kann von innen auf eine Krankheit einwirken und sie heilen. Es ist nur nicht immer einfach, weil in der Materie viel Widerstand vorhanden ist, ein Widerstand der Trägheit. Unermüdliche Beharrlichkeit ist notwendig; anfangs kann es durchaus misslingen; oder Symptome (der Krankheit) können sogar zunehmen, langsam aber wächst die Fähigkeit, den Körper oder eine bestimmte Krankheit zu kontrollieren. Ich wiederhole: die Heilung eines gelegentlichen Anfalls von Krankheit durch innere Mittel ist verhältnismäßig einfach, aber den Körper für die Zukunft dagegen zu immunisieren ist schwieriger. Eine chronische Krankheit zu behandeln ist schwieriger, und sie verschwindet zögernder als eine gelegentliche Störung des Körper-Systems. Solange die Kontrolle über den Körper noch nicht vollkommen ist, gibt es all diese und andere Mängel und Schwierigkeiten im Gebrauch der inneren Kraft.
Wenn du durch das innere Wirken eine Verschlimmerung verhindern kannst, bedeutet das allein schon etwas; dann musst du mit Hilfe von abhyasa die (Yoga-) Macht stärken, bis sie zu heilen vermag. Denke daran, dass eine Unterstützung durch physische Mittel nicht völlig zurückzuweisen ist, solange du noch nicht ganz über die (Yoga-) Macht verfügst.
