Kapitel 4
Wie man sein Bewusstsein ändert
Worte der Mutter
Diese Erfahrungen kommen plötzlich, blitzartig, eine Sekunde, einen Augenblick lang im Leben, man weiß nicht wie noch warum… Sie sind unzählbar, sie variieren je nach den Menschen. Doch damit, in einer solchen Minute, einer solchen Sekunde im Leben, ergreift man die Sache am richtigen Ende. Dann muss man sich daran erinnern, man muss versuchen, sie wiederaufleben zu lassen, der Erfahrung auf den Grund zu gehen, sie ins Gedächtnis zurückzurufen, zu streben, sich zu konzentrieren. Das ist der Ausgangspunkt, das ist das Ende des roten Fadens, der Schlüssel. Bei all denen, die dazu bestimmt sind, ihr inneres Wesen, die Wahrheit ihres Wesens zu finden, gibt es mindestens einen Augenblick in ihrem Leben, wo sie nicht mehr die Gleichen waren, vielleicht wie ein Blitz – aber das genügt. Das weist den Weg, den man einschlagen soll, es ist die offene Tür auf diesem Weg. Und dann muss man durch die Tür hindurch und sich mit einer unbeirrbaren Ausdauer und Unnachgiebigkeit bemühen, von neuem einen Zustand herbeizuführen, der einen zu etwas Wirklicherem und Umfassenderem bringen wird.
Es sind stets viele Wege gewiesen worden. Doch eine Methode, die einem beigebracht wurde, eine Methode, über die man in Büchern gelesen oder die einem ein Lehrer gesagt hat, ist nicht so wirksam und so wertvoll wie eine spontane, scheinbar grundlose Erfahrung, die ganz einfach das Aufblühen der erwachten Seele ist, eine Sekunde Kontakt mit deinem seelischen Wesen, die dir anzeigt, welches für dich der beste, der für dich nächstliegende Weg ist, dem du dann mit Ausdauer folgen musst, um ans Ziel zu gelangen – eine Sekunde, die dir zeigt, wie du gehen musst, der Anfang … Manche erleben das nachts im Traum, manche erfahren es bei irgendeiner Gelegenheit: Man sieht etwas, und das weckt in dir dieses neue Bewusstsein, man sieht etwas, eine schöne Landschaft, man hört etwas, eine schöne Musik, oder auch einfach einige Worte, die man liest, oder aber die Konzentrationskraft bei einer Anstrengung – irgend etwas, es gibt tausend Gründe und tausend Möglichkeiten, es zu erleben. Doch ich wiederhole, alle, die zur Verwirklichung bestimmt sind, haben das mindestens einmal in ihrem Leben gehabt. Das kann sehr flüchtig sein, das kann sein, als sie ganz klein waren, doch immer hat man, mindestens einmal im Leben, die Erfahrung dessen, was das wahre Bewusstsein ist. Also, das ist der beste Hinweis für den Weg, den man gehen soll.
Man kann in sich suchen, man kann sich erinnern, man kann beobachten. Man muss auf das aufmerksam werden, was vor sich geht, man muss aufpassen, das ist alles. Manchmal, wenn man eine edle Tat sieht, wenn man von etwas Außergewöhnlichem reden hört, wenn man Zeuge von Heldenmut oder Großmut oder Seelengröße ist, wenn man jemanden trifft, der eine spezielle Fähigkeit zeigt oder der auf ungewöhnliche und schöne Weise handelt, ist da eine Art Enthusiasmus, Bewunderung oder Dankbarkeit, die plötzlich im Wesen erwacht und die Tür zu einem Zustand öffnet, einem neuen Bewusstseinszustand, einem Licht, einer Wärme, einer Freude, die man nicht kannte. Auch auf diese Weise erwischt man den roten Faden. Es gibt tausend Arten, man muss nur wach sein und beobachten.
Man muss zuerst die Notwendigkeit dieses Bewusstseinswandels begreifen, den Gedanken annehmen, dass dies der Weg ist, der zum Ziel führen soll. Und akzeptiert man einmal das Prinzip, dann muss man beobachten. Und man wird finden, man findet. Und hat man einmal gefunden, dann muss man ohne Zögern anfangen zu laufen.
Der Ausgangspunkt ist eigentlich, sich selbst zu beobachten, nicht in einer fortgesetzten Nonchalance zu leben, in einem andauernden Sich-gehen-lassen. Man muss aufmerksam sein.
