Kapitel 3

Die Hilfe von Bildern

Worte der Mutter

Was bedeutet die Befreiung des seelischen Wesens?

Man hat den Eindruck – es ist ein Gefühl, das man sehr oft am Anfang der Sadhana hat –, dass das seelische Wesen gleichsam eingeschlossen ist in eine Art Panzer, Gefängnis, und dass es sich deshalb nicht nach außen hin kundtun und in bewusste und ständige Verbindung mit dem äußeren Bewusstsein, mit dem äußeren Wesen treten kann. Man hat ganz das Gefühl, dass es gleichsam in einem Kasten oder in einem Gefängnis eingeschlossen ist mit Wänden, die man durchbrechen muss, oder mit einer Tür, die man mit Gewalt öffnen muss, um eintreten zu können. Wenn man die Wände durchbrechen, die Tür öffnen kann, das befreit dann natürlich dieses seelische Wesen, das eingeschlossen war und sich jetzt nach außen hin offenbaren kann. Das sind alles Bilder. Aber jeder hat natürlich sein persönliches Bild, seine persönliche Methode, doch mit kleinen Varianten.

Darunter gibt es Bilder, die all jenen, die die Erfahrung gemacht haben, sehr bekannt sind. Wenn man zum Beispiel in die Tiefe seines Wesens geht, um die Seele am tiefsten Grund seines Bewusstseins zu finden, kommt dieses Bild, dass man in einen tiefen Brunnen hinabsteigt, immer tiefer, immer tiefer hinabsteigt, und es ist, als versinke man wirklich in einem Brunnen.

Natürlich sind das alles nur Analogien, doch sind es Assoziationen von Eindrücken bei der Erfahrung, die der Erfahrung viel Kraft und konkrete Realität geben.

Wenn man zur Entdeckung seines inneren Wesens, all der verschiedenen Teile seines Wesens, aufbricht, hat man sehr oft den Eindruck, dass man gleichsam einen Saal oder ein Zimmer betritt, und je nach der Farbe, der Atmosphäre und den Dingen, die darin sind, hat man die sehr klare Wahrnehmung von jenem Wesensteil, den man gerade besucht. Und dann kann man von einem Zimmer in das andere gehen, die Türen öffnen und in immer tiefer gelegene Zimmer gehen, die jeweils ihre eigene Art haben. Oft macht man diese inneren Besuche nachts. Dann nimmt es eine noch konkretere Form an, wie ein Traum, und man hat den Eindruck, ein Haus zu betreten, wobei dieses Haus einem sehr vertraut ist. Und je nach den Zeitpunkten, den Zeitabschnitten ist es innen anders, und manchmal kann es in einem Zustand sehr großer Unordnung, sehr großer Verworrenheit sein, wo alles miteinander vermischt ist. Manchmal gibt es sogar kaputte Sachen, es herrscht ein großes Chaos. Zu anderen Zeiten organisieren sich diese Dinge, werden an ihren Platz gestellt. Es ist, als hätte man geputzt und aufgeräumt, man reinigt, man ordnet, und es ist immer noch das gleiche Haus. Dieses Haus ist das Bild, sozusagen ein objektives Bild, deines inneren Wesens. Und je nachdem, was du da siehst oder was du da machst, hast du eine symbolische Darstellung deiner psychologischen Arbeit. Das ist sehr nützlich zur Veranschaulichung. Bei jedem ist es anders.

Einige Menschen sind rein von intellektueller Art. Für sie drückt sich alles in Ideen aus und nicht in Bildern. Sobald sie in einen materiellen Bereich herabsteigen, laufen sie Gefahr, den Dingen nicht in ihrer konkreten Wirklichkeit zu begegnen und nur im Bereich der Ideen zu bleiben, im Mental zu bleiben, und zwar auf unbestimmte Zeit. Sie glauben Fortschritte zu machen, und mental haben sie auch welche gemacht, obwohl es etwas absolut Unbestimmtes ist.

Der Fortschritt des Mentals kann Tausende von Jahren dauern, weil es ein sehr weites und unbestimmtes Feld ist, das sich ständig erneuert. Will man jedoch im Vital und im Physischen Fortschritte machen, wird diese bildhafte Darstellung sehr nützlich, um die Handlung festzulegen und sie konkreter zu machen. Das lässt sich natürlich nicht beliebig tun. Es kommt auf die Natur jedes Einzelnen an. Doch wer sich in Bildern konzentrieren kann, nun, der hat eine Schwierigkeit weniger.

Sich vor einer geschlossenen Tür in Meditation niedersetzen, als wäre es eine schwere Bronzetür – und man setzt sich davor mit dem Willen, dass sie sich öffnen soll, um auf die andere Seite zu gehen, und dann sammelt sich die ganze Konzentration, die ganze Aspiration in einem Bündel und stößt und stößt und stößt gegen diese Tür und stößt immer mehr mit wachsender Energie, bis sie plötzlich aufspringt und man eintritt. Das hinterlässt einen sehr starken Eindruck. Und man ist dann wie in Licht getaucht und hat den vollen Genuss eines plötzlichen, radikalen Bewusstseinswandels, mit einer Erleuchtung, die einen ganz erfasst, und das Gefühl, dass man ein anderer Mensch wird. Und dies ist eine sehr konkrete und sehr starke Art und Weise, mit seinem seelischen Wesen in Berührung zu kommen.

Worte der Mutter

…in dem Augenblick, wo du begreifst und irgendwie fühlst oder zunächst auch nur zugibst, dass das Göttliche in dir ist ebenso wie du im Göttlichen bist, da öffnet sich schon die Tür zur Verwirklichung ein ganz klein wenig, nicht viel – nur einen Spalt. Wenn dann die Aspiration hinzukommt, dieses starke Bedürfnis zu wissen und zu sein, dann vergrößert das starke Bedürfnis den Spalt, bis man durchschlüpfen kann. Ist man dann durchgeschlüpft, wird einem bewusst, was man ist.