Kapitel 4

Siddhi Day: Herabkunft Sri Krishnas in Sri Aurobindos Körper

Worte der Mutter

Ich glaube, es war 1926, da begann ich eine Art Erschaffung des Obermentals, das heißt, ich ließ das Obermental in die Materie, auf die Erde herabkommen und begann all das vorzubereiten (Wunder begannen sich zu ereignen und alle möglichen Dinge). Da bat ich diese Götter, sich zu inkarnieren, sich mit einem Körper zu identifizieren (manche lehnten es kategorisch ab), aber ich sah mit meinen eigenen Augen, wie Krishna, der immer mit Sri Aurobindo in Beziehung stand, zustimmte, in dessen Körper zu kommen. Das geschah an einem 24. November. Es war der Anfang von „Mother“1.

Ja, ich wollte dich schon fragen, was es mit der Verwirklichung von 1926 auf sich hatte?

Das war es: Krishna stimmte zu, in Sri Aurobindos Körper herabzukommen – sich dort niederzulassen, verstehst du (es ist ein großer Unterschied, ob man sich inkarniert und niederlässt oder nur einen Einfluss ausübt, der kommt und geht, der wechselt). Die Götter wechseln ständig. Wir selbst, in unserem inneren Wesen, gehen, kommen, handeln an hundert oder tausend Plätzen zur selben Zeit, das ist offensichtlich. Es ist ein Unterschied, ob man bereit ist, in einer dauerhaften Weise an einen Körper gebunden zu sein oder einfach nach Belieben zu kommen – zwischen einem andauernden Einfluss und einer dauerhaften Gegenwart.

Diese Dinge versteht man erst mit der Erfahrung.

In welcher Hinsicht bezeichnete diese Verwirklichung eine Wende in Sri Aurobindos Sadhana?

Nein, das war ein wichtiges Phänomen für die Schöpfung. Für ihn war es ziemlich gleichgültig. Ich sagte es ihm nur.

Von diesem Moment an beschloss er, sich zurückzuziehen und sich nicht mehr um die Angelegenheiten der Leute zu kümmern. Er rief alle, es gab eine letzte Versammlung – denn er ging jeden Tag heraus, traf alle, die ihn zu sehen kamen, plauderte mit ihnen – das ist der Ursprung der berühmten „Abendgespräche mit Sri Aurobindo“… Er empfing die Leute, die kamen – ich sah niemanden, ich wohnte in den inneren Zimmern. Er kam auf die Veranda heraus, sah alle, empfing die Leute, sprach, diskutierte, etc., und erst wenn er zurückkam, sah ich ihn.

Aber nach einiger Zeit hielt ich auch Meditationen mit den Leuten ab. (Ich hatte diese „obermentale Schöpfung“ angefangen, jeden Gott in ein Wesen herabsteigen zu lassen: es war eine außerordentliche aufsteigende Kurve!) Ich war also in Beziehung mit all diesen Wesen, da sagte ich Krishna (denn ich sah ihn immer um Sri Aurobindo herum): „Das ist sehr freundlich, aber jetzt will ich eine Schöpfung auf der Erde: Inkarniere dich!“ Er stimmte zu. Ich sah mit eigenen Augen (natürlich mit meinen inneren Augen), wie er sich mit Sri Aurobindo verband.

Da ging ich in Sri Aurobindos Zimmer und sagte ihm: „Dies sah ich“. Er antwortete mir: Yes I know! – „Ja, ich weiß“ – (Mutter lacht), und er sagte: „Gut, ich fasse den Entschluss, mich zurückzuziehen, und du übernimmst die Verantwortung für die Leute.“ (Es waren ungefähr dreißig.) Dann rief er alle und hielt eine letzte Zusammenkunft. Er setzte sich (mich ließ er an seiner Seite sitzen) und sagte den Leuten: „Ich habe euch herbeigerufen, um euch mitzuteilen, dass ich mich von heute an für meine Sadhana zurückziehe und Mutter die Verantwortung für alle übernehmen wird: an sie müsst ihr euch wenden, sie wird mich vertreten, sie wird die ganze Arbeit tun.“ – Mir hatte er nichts gesagt! (Mutter lacht sehr).

Es waren alles enge Vertraute, die immer sehr direkt mit Sri Aurobindo verkehrt hatten, und sie fragten: „Aber warum – warum – warum?“ Er antwortete: „Man wird es euch erklären.“ Ich hatte nicht die geringste Absicht, irgend etwas zu erklären, und zog mich mit ihm zurück, aber Datta (eine Engländerin, die mit mir von Europa gekommen war und die bis zu ihrem Tode hier blieb – sie hatte gewisse Inspirationen) gab eine Erklärung ab. Als ich mit Sri Aurobindo das Zimmer verließ, begann sie zu sprechen. Sie sagte, dass sie Sri Aurobindo durch sich sprechen spüre, und sie erklärte alles: dass Krishna sich inkarniert hätte und Sri Aurobindo von diesem Moment an eine intensive Sadhana für die Herabkunft des Supramentals auf die Erde machen werde, dass es wie eine Zustimmung Krishnas zur Herabkunft des Supramentals auf die Erde sei. Und da Sri Aurobindo damit beschäftigt sein würde, könnte er sich nicht um die Leute kümmern, die er somit unter meine Obhut stellte, dass ich diese Arbeit übernähme.

Das war 1926.

Es war nur… (wie soll ich sagen?) Krishnas Teilnahme. Aber für Sri Aurobindo persönlich machte es keinen Unterschied: eine Formation aus der Vergangenheit akzeptierte, an der gegenwärtigen Schöpfung teilzunehmen, nicht mehr. Eine Herabkunft des Höchsten von vor einiger Zeit stimmte zu, an der neuen Manifestation teilzunehmen.

Shiva hingegen lehnte ab. Er sagte: „Nein. Wenn deine Arbeit beendet ist, werde ich kommen – nicht in eine Welt, wie sie jetzt ist. Aber ich will gerne helfen.“

1 Von 1926 an stellte Sri Aurobindo Mutter seinen Schülern offiziell als „Die Mutter“ vor. Zuvor nannte er sie oft „Mirra“.