Kapitel 2
Mit dem Bewusstsein Schwierigkeiten begegnen
Worte der Mutter
Schwierigkeiten kommen stets aus dem Ego, nämlich von der persönlichen, mehr oder weniger egoistischen Reaktion, die man gegenüber den Umständen, den Ereignissen, den Menschen seiner Umgebung, seinen Lebensbedingungen hat. Sie kommen auch von diesem Gefühl her, in einer Art Schale, einem Gehäuse, eingeschlossen zu sein, das das Bewusstsein daran hindert, sich mit den höheren und größeren Wirklichkeiten zu vereinigen.
Man kann sehr gut denken, dass man weit sein will, dass man universal sein will, dass alles der Ausdruck des Göttlichen ist, dass man keinen Egoismus haben darf – man kann vieles denken –, aber das ist nicht unbedingt eine Heilung, weil man sehr oft weiß, was man tun soll und es dann aus diesem oder jenem Grund doch nicht tut.
Doch wenn du, sooft du mit einer Angst, einem Leiden, einer inneren Auflehnung, einem Schmerz oder einem Gefühl des Unvermögens fertig werden musst – was einem so alles auf dem Weg passiert und was genau deine Schwierigkeiten sind –, wenn du da physisch, das heißt, in deinem Körperbewusstsein, den Eindruck hast, weit zu werden, man könnte sagen, dich auseinanderzufalten – du empfindest dich als etwas, das ganz zusammengefaltet ist, eine Falte auf der anderen, wie Stoff, der gefaltet, nochmals gefaltet und abermals gefaltet wird –, wenn du dann diesen Eindruck hast, dass das, was dich festhält und drückt und unter dem du leidest oder das dich in der Bewegung behindert, wie ein Stoff ist, der zu straff, zu eng gefaltet ist oder wie ein Paket, das zu stark verschnürt, zu dick verpackt ist, und dass du langsam, ganz allmählich alle diese Falten aufmachst und dich ausbreitest, so wie man einen Stoff auseinanderfaltet oder ein Papier und man es glatt streicht, dass man sich glatt und sehr weit macht, so weit man kann, indem man sich so weit wie möglich ausbreitet, indem man sich öffnet und sich in einer Haltung völliger Passivität ausdehnt, mit „dem Gesicht zum Licht“, wie man es nennen könnte: Wenn man sich nicht über seine Schwierigkeit kauert, sich über sie krümmt, sie sozusagen in seiner Person einschließt, sondern sich im Gegenteil entfaltet, soviel man kann, so vollkommen wie man kann, indem man die Schwierigkeit dem Licht zeigt – dem Licht, das von oben kommt –, wenn du das in allen Bereichen tust, und selbst wenn du gedanklich nicht so weit kommst – weil es manchmal schwierig ist –, wenn du dir vorstellen kannst, dass du das physisch machst, beinahe stofflich, wenn du also mit deinem Auseinanderfalten und Ausbreiten fertig bist, wirst du merken, dass mehr als drei Viertel der Schwierigkeit weg sind. Und dann noch ein wenig Kleinarbeit, um das Licht zu empfangen, und das letzte Viertel ist verschwunden.
Das ist viel leichter, als mit seinem Denken gegen eine Schwierigkeit anzukämpfen, denn wenn du beginnst, mit dir selber zu diskutieren, wirst du merken, dass es Argumente dafür und dagegen gibt, die so zwingend sind, dass es ganz unmöglich ist, sich ohne ein höheres Licht aus der Affäre zu ziehen. Dort kämpfst du nicht gegen die Schwierigkeit an, du versuchst nicht, dich selbst zu überzeugen, du breitest dich einfach vor dem Licht aus, wie wenn du dich auf dem Sand in der Sonne ausstreckst. Und du lässt das Licht sein Werk tun. Das war‘s.