Kapitel 15
Zusammenarbeit
Worte der Mutter
Alles, was du mit anderen Personen zu tun hast – wenn du mit irgendetwas nicht einverstanden bist –, nimm es als göttliche Gnade, als eine wunderbare Gelegenheit, die dir gegeben ist, damit du einen Fortschritt machen kannst. Und es ist einfach: Anstatt auf dieser Seite zu sein, bist du auf der anderen. Anstatt sich selbst zu betrachten, gehst du in den Anderen hinein und schaust. Du brauchst etwas Vorstellungskraft, etwas Kontrolle über deine Gedanken, über deine Regungen. Das ist nicht sehr schwierig. Wenn du es ein wenig versucht hast, merkst du nach einer gewissen Zeit, dass es sehr leicht ist.
Du darfst nicht einfach nur schauen, dich mental anstrengen und dich fragen: „Warum ist es so und so? Warum tut er das, oder warum sagt er das?“ So erreichst du nie etwas. Du wirst nichts verstehen, du wirst dir allerlei Erklärungen vorstellen, die nichts taugen und bei denen du überhaupt nichts lernen wirst. Du wirst dir nur sagen: „Diese Person ist dumm, oder sie ist böse“. Das sind Dinge, die zu nichts führen. Wenn du dagegen nur diesen kleinen Schritt ausführst und versuchst, in den Anderen hineinzugehen, statt ihn nur wie einen fremden Gegenstand zu betrachten, kommst du da hinein, in diesen kleinen Kopf da vor dir, und ganz plötzlich befindest du dich auf der anderen Seite und betrachtest dich von dort aus und verstehst sehr gut, was der oder diejenige sagt – alles ist klar, das Warum, das Wie, der Grund, das Gefühl, das hinter dem Ganzen steht… Das ist eine Erfahrung, zu der du hundertmal am Tag Gelegenheit hast.
Zunächst gelingt es einem nicht so gut, aber wenn man beharrlich dabei bleibt, wird man schließlich sehr schöne Erfolge haben. Dadurch gewinnt das Leben viel an Reiz. Und zudem ist es eine Arbeit, die dich wirklich Fortschritte machen lässt, denn sie veranlasst dich, aus deinem kleinen Panzer herauszutreten, in dem du so fest eingeschlossen bist und mit dem du überall anstößt. Du kennst die Falter, die gegen das Licht stoßen? So ist das Bewusstsein eines jeden, es stößt da an, stößt dort an, denn das sind die Dinge, die ihm fremd sind. Geht man aber hinein, statt dagegenzustoßen, beginnt das allmählich, ein Teil von einem selbst zu werden. Man wird weit, man hat Luft zum Atmen, man hat Platz, sich zu bewegen, man stößt nicht an, man tritt ein, man kommt dahinter, man versteht. Und man lebt an vielen Orten zu gleicher Zeit. Das ist sehr interessant, man macht es automatisch.