Was man „Mich Selbst“ nennt

Süße Mutter, wenn du sagst: „Konzentriere dich im Herzen“, heißt das, dass man sich mit den Gedanken konzentrieren soll?

Mit dem Bewusstsein, nicht mit dem Denken, mit dem Bewusstsein!

Ich meine nicht, dass du im Herzen denken sollst. Ich sage, konzentriere die Energie, konzentriere das Bewusstsein, konzentriere deine innere Sehnsucht, konzentriere deinen Willen. Konzentriere dich. Man kann eine extrem intensive Konzentration erreichen, ohne einen einzigen Gedanken zu haben, und tatsächlich ist sie gewöhnlich viel intensiver, wenn man nicht denkt. (Stille) Das ist eins der unentbehrlichsten Mittel, wenn man damit Erfolg haben möchte, Selbstkontrolle zu erreichen und sogar eine begrenzte Selbstkenntnis: um sein Bewusstsein in den verschiedenen Teilen seines Wesens zu lokalisieren und es darin so zu bewegen, dass man zwischen seinem Bewusstsein und seinen Gedanken und Gefühlen und Impulsen unterscheiden kann und wahrnehmen, was das Bewusstsein an sich ist. Auf diese Weise kann man lernen, wie man es hin – und herschiebt: man kann sein Bewusstsein in den Körper verlagern, in das vitale Gefühl, in das psychische Wesen (das ist der beste Platz); man kann sein Bewusstsein in das Denken platzieren, kann es über das Denken hinausheben und mit seinem Bewusstsein kann man alle Regionen des Universums aufsuchen. Aber zuerst muss man wissen, was das eigene Bewusstsein ist, das heißt, sich seines Bewusstseins bewusst werden, es lokalisieren. Dafür gibt es viele Übungen. Aber eine von ihnen ist sehr bekannt, sie besteht darin, sich selbst dabei zu beobachten, wie man lebt, und über sich zu wachen und dann darauf zu achten, ob wirklich der Körper das Bewusstsein ist, was ich „mich selbst“ nenne, und wenn man dann realisiert hat, dass es überhaupt nicht der Körper ist, sondern dass der Körper etwas anderes ausdrückt, dann sucht man in seinen Impulsen, in seinen Emotionen, um zu sehen, ob sie das Bewusstsein von mir selbst sind, und wieder findet man heraus, dass sie es nicht sind, und dann sucht man in seinen Gedanken, ob die Gedanken wirklich das sind, was ich selbst bin, und nach einer sehr kurzen Zeit wird einem klar: „Nein, ich denke, deshalb bin „ich selbst“ etwas anderes als meine Gedanken.“ Und so gelingt es einem, durch fortschreitende Aussortierung mit etwas in sich Verbindung aufzunehmen, etwas, das dir den Eindruck vermittelt zu sein: „Ja, das bin ich selbst.“ Und dieses Etwas kann ich umher bewegen, ich kann es von meinem Körper in mein Gefühl verlagern, in meinen Verstand. Ich kann es sogar, wenn ich darin sehr geübt bin, in andere Menschen hinein verlagern und auf diese Weise identifiziere ich mich innerlich mit anderen Menschen und Dingen. Mit der Hilfe meiner inneren Bestrebung kann ich mein Bewusstsein aus meinem Körper heraus bewegen und kann damit über ihn hinaus in andere Regionen gelangen, die nicht länger diesen kleinen menschlichen Körper und das, was er enthält, ausmachen. So beginnt man zu verstehen, was das eigene Bewusstsein eigentlich ist, und danach kann man sagen: „Gut, ich werde mein Bewusstsein mit meinem psychischen Wesen vereinen und es dort verankern, sodass es mit dem Göttlichen in Harmonie ist und fähig sein wird, sich gänzlich dem Göttlichen zu übergeben.“ Oder anders: „Wenn ich durch die Übung, über meinen Intellekt und meine Fähigkeiten des Denkens hinauszugehen, in eine Region von reinem Licht, reinem Wissen gelangen kann…“, dann kann man sein Bewusstsein in dieser Region belassen und in einem leuchtenden Glanz leben, der dort über der körperlichen Form existiert.

Aber zuerst muss dieses Bewusstsein beweglich werden und man muss lernen, es von den anderen Teilen seines Wesens zu unterscheiden, die eigentlich seine Instrumente sind, sein Ausdrucksmittel. Das Bewusstsein in dir muss diese Wesensteile benutzen und du darfst sie nicht mit ihm verwechseln. Du legst dein Bewusstsein in diese Wesensteile, sodass du dir durch deinen Willen, dich mit deinem Innersten zu identifizieren, deines Körpers, deiner Gedanken, deiner Gefühle und all ihrer Aktivitäten bewusst wirst. Aber um das zu erreichen, darf dein Bewusstsein zunächst mal nicht vollkommen mit all dem vermischt und darin gefangen sein, von allem, was deine Gefühlen, deine Gedanken und dein Körper ausdrücken, sozusagen eingenommen sein, es darf sie nicht für sich selbst halten, sich nicht täuschen lassen. Wenn man an sich selbst denkt (offensichtlich machen das nicht mal zehn unter Millionen von Menschen anders), denkt man: „Ich selbst… das ist mein Körper, er ist es, was ich „mich selbst“ nenne. Ich bin so und mein Nachbar, der ist auch das, was seinen Körper ausmacht. Wenn ich von einer anderen Person spreche, spreche ich von ihrem Körper.“ Und so weiter, und so lange man in diesem Zustand der Wahrnehmung ist, ist man der Spielball aller möglichen Einflüsse und besitzt keine Selbstkontrolle.

Der Körper ist das äußerlichste Instrument von allen und doch ist er es, den man meistens „sich selbst“ nennt, außer man hat damit begonnen darüber nachzudenken.

DIE MUTTER, CWM 7:249