Innerer Fortschritt von Leben zu Leben

Mutter, da in jedem neuen Leben das Denken, das Gefühl und auch der Körper neu sind, wie können dann die Erfahrungen aus vergangenen Leben für sie nützlich sein? Müssen wir noch einmal durch all diese Erfahrungen hindurchgehen?

Das hängt vom jeweiligen Menschen ab! Nicht das Denken oder das Gefühl macht von Leben zu Leben Fortschritte – außer in ganz außergewöhnlichen Fällen auf einer sehr fortgeschrittenen Stufe der Entwicklung – sondern das psychische Wesen. Also, das geschieht: das psychische Wesen hat abwechselnde Phasen von Aktivität und Ruhe. Es macht Fortschritte im Leben aufgrund der Erfahrungen seines körperlichen Lebens, seines aktiven Lebens in einem physischen Körper, mit all den Erfahrungen seines Körpers, seines Gefühls und seines Denkens; danach geht das psychische Wesen normalerweise in eine Art Ruhezustand der Assimilation, in dem die Ergebnisse seines Fortschritts verarbeitet werden, die es während seines aktiven Lebens gemacht hat. Wenn diese Verarbeitung beendet ist, wenn das psychische Wesen den Fortschritt, den es in seinem aktiven Leben vorbereitet hatte, absorbiert hat, kommt es wieder herunter von seiner Ebene mit einem neuen Körper und bringt die Resultate all seiner Fortschritte mit sich und in einem fortgeschrittenen Stadium seiner Entwicklung wählt es sogar die Umgebung, die Art des Körpers und die Art des Lebens, das es leben will, um seine Erfahrungen zu vervollständigen, die das eine oder andere betreffen. In einigen sehr weit fortgeschrittenen Fällen seelischer Entwicklung kann die Seele entscheiden, welche Art von Leben sie im nächsten Leben führen will, bevor sie ihren Körper verlässt.

Wenn sie zu einem beinahe vollständig ausgebildeten und sehr bewussten Wesen geworden ist, wacht die Seele auf der psychischen Ebene über der Entstehung des neuen Körpers und wählt – gewöhnlich durch einen inneren Einfluss – die Elemente und die Substanz, die ihren Körper formen sollen so aus, dass der Körper den Bedürfnissen der neuen Erfahrung angepasst sind. Aber das geschieht erst auf einer eher fortgeschrittenen Stufe der seelischen Entwicklung. Und später, wenn die Seele voll und ganz entwickelt ist und zur Erde mit der Idee zurückkehrt, dass sie ihr dienen will, kollektiv helfen will und an der göttlichen Arbeit teilnehmen möchte, ist sie fähig, ihrem Körper, während er sich noch in der Entstehung befindet, bestimmte Elemente des Denkens und Fühlens aus vorherigen Leben zu übertragen, die in früheren Leben erhalten werden konnten, weil sie durch seelische Kräfte organisiert und von ihnen durchdrungen waren und folglich am allgemeinen Fortschritt der Erde mitwirken können. Aber das findet erst auf einer sehr, sehr weit fortgeschrittenen Stufe der seelischen Entwicklung statt.

Wenn die Seele vollständig entwickelt und sehr bewusst ist und zu einem bewussten Instrument des göttlichen Willens wird, gestaltet sie das Gefühl und das Denken auf so eine Art, dass sie auch an der allgemeinen Harmonie teilnehmen und erhalten werden können.

Ein hoher Grad der seelischen Entwicklung erlaubt wenigstens einigen Bestandteilen des mentalen und vitalen Wesens, trotz der Auflösung des Körpers, erhalten zu bleiben. Wenn zum Beispiel einige mentale oder vitale Elemente der menschlichen Aktivität besonders entwickelt waren, werden diese Elemente des Denkens und des Fühlens sogar „in ihrer Form“ bewahrt – in der Form der Aktivität, die besonders hoch entwickelt ist – zum Beispiel in hoch intelligenten Menschen, die speziell ihren Verstand entwickelt haben, behält der mentale Teil ihres Wesens diese Struktur und wird in Form eines geordneten Verstandes erhalten, der sein eigenes Leben hat, und er kann unverändert beibehalten werden bis zu einem zukünftigen Leben, um mit all seinen Bereicherungen daran teilzunehmen.

In Künstlern, wie beispielsweise in bestimmten Musikern, die ihre Hände auf eine besonders bewusste Weise benutzt haben, wird die vitale und mentale Substanz in der Form von Händen erhalten und diese Hände bleiben völlig bewusst, sie können sogar die Hände des Körpers von lebenden Menschen benutzen, wenn diese eine spezielle Affinität zur Musik besitzen und so weiter.

Ansonsten, wenn bei gewöhnlichen Menschen, in denen die seelische Form noch nicht völlig entwickelt und gestaltet ist, die Seele den Körper verlässt, können die mentalen und vitalen Formen für eine Zeitlang weiter bestehen, wenn der Tod besonders friedlich und konzentriert war, aber wenn ein Mensch plötzlich in einem Zustand von Verlangen stirbt, mit zahlreichen Anhaftungen, nun, dann werden die verschiedenen Teile seines Wesens zerstreut und auseinander getrieben, und leben für kürzere oder längere Zeit ihr eigenes Leben auf ihrer eigenen Ebene und verschwinden dann.

Das Zentrum der inneren Gestaltung und der Transformation ist immer die Präsenz der Seele im Körper. Deshalb ist es ein großer Fehler zu glauben, dass der Fortschritt in der Zeit des Übergangs zwischen zwei körperlichen Leben weitergeht oder vollständiger oder schneller ist, wie manche glauben. Im Allgemeinen gibt es dann überhaupt keinen Fortschritt, denn das psychische Wesen begibt sich in einen Zustand der Ruhe, und die anderen Teile des Wesens lösen sich nach einem mehr oder weniger kurzlebigen Aufenthalt auf ihren eigenen Ebenen auf.

Das Leben auf der Erde ist der Ort für den inneren Fortschritt. Hier auf der Erde ist Fortschritt möglich, während des Zeitraums der irdischen Existenz. Und es ist die Seele, die den Fortschritt von einem zum anderen Leben hinüberträgt, indem sie selbst ihren eigenen Entwicklungsprozess und ihre Entfaltung organisiert und gestaltet.

DIE MUTTER, CWM 9:268

Überträgt ein Mensch seine mentalen, vitalen und körperlichen Erfahrungen von einem Leben zum anderen?

Das ist von Fall zu Fall verschieden. Es hängt alles von der Entwicklung der verschiedenen Teile der Persönlichkeit eines Menschen ab und davon, wie gut diese Teile sich an seinem psychischen Zentrum orientieren. Je besser sein Wesen sich daran ausrichtet, desto bewusster werden sie bestehen bleiben. Wir können allgemein sagen, dass jeder Mensch in sein jetziges Leben die Konsequenzen seiner letzten Leben mitbringt, ohne jedoch die Erinnerung an diese Leben beizubehalten. Außer ein paar sehr seltenen Ausnahmen, nur wenn du mit deinem psychischen Wesen vereint bist und es dir voll bewusst ist, behältst du gleichzeitig die Erinnerung an vergangene Leben, die das seelische Wesen in seinem Bewusstsein bewahrt. Sonst sind diese Erinnerungen nur lückenhaft, unklar und nicht kontinuierlich, sogar in hoch sensiblen Menschen. Meistens sind die Erinnerungen an Ereignisse aus vorherigen Leben kaum zu erkennen und scheinen nichts weiter als undefinierbare Eindrücke zu sein. Und doch, ein Mensch, der weiß, wie man die Erscheinungen durchschaut, wird eine Art von Ähnlichkeit im Ablauf der Ereignisse in seinem jetzigen Leben erkennen können.

DIE MUTTER, CWM 10:97