Meditierende Katze

Höher hinausstreben

Besteht für Tiere eine innere Notwendigkeit, zu etwas anderem zu werden als was sie sind?


Ich kannte Tiere, die sich sehnten, zu Menschen zu werden, aber sie lebten mit Menschen zusammen. Katzen und Hunde zum Beispiel, die in enger Vertrautheit mit Menschen lebten, hatten wirklich eine Sehnsucht danach. Ich hatte eine Katze, die sehr unglücklich darüber war, eine Katze zu sein, sie wollte ein Mensch sein. Sie starb vorzeitig. Sie pflegte zu meditieren, sie tat sicher eine Art Sadhana ihrer eigenen Art, und als sie dahinschied, reinkarnierte sich sogar ein Teil ihres vitalen Wesens in einem Menschen. Das kleine psychische Element, das sich im Zentrum des Wesens fand, ging direkt in einen Menschen ein, aber selbst das, was im Vitalen der Katze bewusst war, ging in einen Menschen. Aber dies sind recht außergewöhnliche Fälle.

Die Mutter

Wir hatten eine Katze…, die wir Brownie nannten.

Sie war bewundernswert und starb an der Katzenkrankheit – wie es eine Krankheit der Hunde gibt, so gibt es auch eine der Katzen – ich weiß nicht, wie sie sie sich holte, aber sie verhielt sich während der Krankheit wunderbar und ich kümmerte mich um sie wie um ein Kind. Und sie drückte stets eine Art Sehnsucht aus. Zu jener Zeit, bevor sie erkrankte… wir pflegten zu jener Zeit in einem Raum des Library House Meditation zuhalten, im Zimmer dort – es war Sri Aurobindos eigenes Zimmer – und saßen dabei auf dem Boden. Und in einer Ecke stand ein Lehnstuhl, und als wir uns zur Meditation versammelten, kam diese Katze jedes Mal und ließ sich auf dem Lehnstuhl nieder und trat wortwörtlich in eine Trance ein, sie hatte Bewegungen der Trance; sie schlief nicht, sie war nicht eingeschlafen, sie war wirklich in einer Trance; sie gab entsprechende Zeichen zu erkennen und hatte erstaunliche Bewegungen, wie wenn Tiere träumen; und sie wollte nicht aus der Trance herauskommen, sie weigerte sich, sie blieb stundenlang in ihr. Aber sie kam nie ins Zimmer, bis wir die Meditation begannen. Sie ließ sich dort nieder und blieb während der ganzen Meditation. Wir waren bereits fertig, aber sie blieb dort, und erst wenn ich zu ihr ging, um sie zu nehmen, sie in einer bestimmten Weise rief und in ihren Körper zurückbrachte, war sie bereit, wegzugehen; sonst rührte sie sich nicht von der Stelle, ganz gleich wer kam und sie rief. Diese Katze hatte stets eine große Sehnsucht, eine Art Sehnsucht, zu einem Menschen zu werden, und tatsächlich trat sie dann auch in einen menschlichen Körper ein, als sie ihren Körper verließ. Nur war es ein sehr kleiner Teil des Bewusstseins des Menschen… Aber dies war eine Katze, die viele Geburten sozusagen übersprang, viele psychische Stadien, um in Kontakt mit einem menschlichen Körper zu treten. Es war ein recht schlichter menschlicher Körper, aber dennoch, trotzdem…

Es besteht ein Unterschied in der Entwicklung einer Katze und eines Menschen… Es kommt vor… Ich denke, dies sind außergewöhnliche Fälle, aber dennoch kommt es vor.

„Ist in diesen Fällen das Psychische bewusst?“

Die Sehnsucht ist bewusst, ja sie ist bewusst. Die Sehnsucht war sehr bewusst in ihr, sehr bewusst. Es ist nicht ein vollentwickeltes Psychisches, wie wenn es zu einem vollständig unabhängigen Wesen wird, das ist es nicht; aber es ist eine Sehnsucht, es ist eine intensive Sehnsucht nach Fortschritt – wie wir ja die Sehnsucht haben, zu supramentalen Wesen zu werden anstatt menschliche Wesen zu bleiben, so war es etwas ganz und gar ähnliches: es war eine Katze, die Yoga praktiziert – exakt dies –, um zu einem Menschen zu werden.

Die Mutter

Sri Aurobindo sagt hier, dass jede Spezies sich mit den bestimmten Charakteristika jener Spezies begnügt, den Prinzipien ihrer Struktur, und nicht den Versuch unternimmt, sich in eine neue Spezies zu transformieren oder umzuwandeln. Der Hund begnügt sich damit, ein Hund zu sein, das Pferd, ein Pferd zu sein, und es versucht zum Beispiel nie, zu einem Elefanten zu werden! Vor diesem Hintergrund stellt Sri Aurobindo die Frage: Wird der Mensch sich damit begnügen, ein Mensch zu sein, oder wird er die Notwendigkeit erkennen, etwas anderes zu sein als Mensch, das heißt ein Übermensch?

Das ist zusammengefasst der Inhalt des Absatzes.

Aber wenn man an solche Darstellungen gewöhnt ist, wenn man einen spekulativen Geist hat und dies liest, so ist etwas in unserem Wesen nicht befriedigt. Das heißt, dies betrifft nur die äußerlichste Form, jene Art Kruste des Wesens, aber im Inneren fühlt man „etwas“, was dagegen eine Art mächtige Tendenz hat, über jene Form hinauszugehen. Und eben dies will Sri Aurobindo uns verdeutlichen.

Ich habe Haustiere gesehen, die wirklich eine Art innerer Notwendigkeit hatten, zu etwas anderem zu werden als das, was sie waren. Ich kannte Hunde, die so waren, Katzen, Pferde und sogar Vögel. Die äußere Form war notwendigerweise das, was sie war, aber im Tier fand sich etwas Lebendiges und Wahrnehmbares, das eine deutliche Anstrengung unternahm, einen anderen Ausdruck, eine andere Form zu erlangen. Und jeder Mensch, der über das Stadium des Tiermenschen hinausgegangen und zum Menschenwesen geworden ist, hat das, was ich eine „unverbesserliche“ Notwendigkeit nennen würde, etwas anderes zu sein als dieses höchst unbefriedigende Halbtier – unbefriedigend in seinem Ausdruck, in seinen Ausdrucksmitteln und Lebensinstrumenten.

Die Mutter

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