Glossar

Die meisten der untenstehenden Aussagen stützen sich auf Sri Aurobindos Schriften. Einige der Ausdrücke mögen in einem anderen Zusammenhang eine andere Bedeutung haben; die untenstehenden Erklärungen beschränken sich im allgemeinen auf den Zusammenhang, in dem die Ausdrücke in diesem Buch gebraucht werden.

(Zur Sanskritschreibweise. Sri Aurobindo verwendet für Sanskritworte häufig eine allgemein gebräuchliche Transkription mit Großschreibung und ohne diakritische Zeichen. In dieser freieren Schreibweise wird zum Beispiel das Wort sraddha „Shraddha“ geschrieben. Es handelt sich dabei meist um häufig vorkommende Worte, die er in den englischen Text einfügt. Er verwendet jedoch ebenso die Original-Sanskritschreibweise, in welcher die Worte klein geschrieben und mit diakritischen Zeichen versehen werden [im E-Book sind die diakritischen Zeichen aus technischen gründen nicht wiedergegeben worden. Anmerkung des Verlages]; im Druck wird dies kursiv hervorgehoben. Die deutsche Übersetzung folgt seiner Methode. Anmerkung der Übersetzerin)

adhar (Adhar)

Fahrzeug, Gefäß oder Stütze; das, worin das Bewusstsein jetzt enthalten ist – Mental-Leben-Körper;

adhikari

jemand, der vermöge seiner inneren Anlagen einen bestimmten Yoga-Weg einschlägt;

Agni (Agni)

Feuer; die Gottheit des Feuers;

ananda (Ananda)

Wonne, Entzücken, Glückseligkeit, spirituelle Ekstase; ein Entzücken, das die eigentliche Natur des transzendenten und unendlichen Daseins ist;

aprakasa

die Abwesenheit von Licht: Dunkelheit und Vergessen

apravrtti

Nicht-Tätigkeit; Trägheit;

Aspiration

wird in dieser Übersetzung gleichbedeutend mit Streben gebraucht;

atman (Atman)

Selbst; Spirit; die ursprüngliche und essentielle Natur des Daseins oder Wesens;

asana (Asana)

Körperhaltung im Hatha-Yoga;

asurisch

bezieht sich auf asura; ein feindliches Wesen oder eine Kraft der vital-mentalen Ebene; in traditionellen indischen Legenden als der dunkle Titan oder Dämon bekannt;

avatara

Inkarnation; das Göttliche in menschlicher Gestalt verkörpert;

Bewusstsein

der Kraft-Aspekt des Wesens, dessen Energie und Bewegung das Universum und alles, was es enthält, erschafft; es besteht aus zwei Elementen: Kenntnis des Selbstes und der Dinge und bewusste Kraft;

bhakti (Bhakti)

Liebe zum Göttlichen; Hingabe an das Göttliche;

Bhakti-Yoga

der Yoga oder Pfad der Hingabe

bhoga

Genuss, Besitzergreifung;

Brahman

die Realität; das Absolute; der Spirit; das Höchste Wesen; der Eine, neben dem nichts anderes besteht;

citta

grundlegendes Bewusstsein; der allgemeine Stoff des mentalen, vitalen und physischen Bewusstseins, aus dem sich die Regungen des Denkens und Fühlens, der Sinnes-Wahrnehmung und des Impulses usw. erheben;

Dhammapada, das

eine buddhistische Schrift, die die Lehre des Buddha enthält;

Ego

das „Ich“, das sich aus einer mentalen, vitalen und physischen Formierung zusammensetzt mit dem Zweck, das äußere Bewusstsein und die äußere Tätigkeit zu zentralisieren und individualisieren; wenn das wahre Selbst entdeckt wird, wird das Ego nutzlos, diese Formierung verschwindet und die wahre Individualität wird statt seiner gefühlt; siehe auch Individualität;

Erfahrung (spirituelle)

ein inneres Geschehen im spirituellen Leben, wenn sich der Schleier des äußeren Wesens zu lüften beginnt;

Evolution

der Prozess, durch den das Eine Wesen und Bewusstsein, das in der Materie und Unbewusstheit involviert ist, sich fortschreitend befreit, wobei es sich von der Materie zum Leben, vom Leben in das Mental und vom Mental in den Spirit entwickelt;

Gita, die

eine Episode in dem Epos Mahabharata: das Göttliche in der Gestalt Sri Krishnas gibt an Arjuna seine Lehre weiter;

Göttliche, das

die Höchste Wahrheit, das Höchste Wesen;

Guru

spiritueller Lehrer oder Führer;

Individualität

essentielle oder wahre Ichheit, die eins ist mit allem Sein, im Unterschied zur falschen Ichheit des Ego, die sich von allem und jedem getrennt fühlt;

Inkubation

1. In der Biologie: die Zeitspanne, die benötigt wird, um ein Ei zum Ausbrüten zu bringen; 2. In der Psychologie: eine Zeitspanne, während welcher keine bewusste Bemühung gemacht wird, um ein Problem zu lösen, die aber mit seiner Lösung endet;

Inneres Wesen

siehe Wesen;

Integraler Yoga

Sri Aurobindos Yoga, der darauf abzielt, das supramentale Bewusstsein zu erlangen und es herabzubringen, um Mental, Leben und Körper umzuwandeln;

Involution

der Vorgang der nach unten gerichteten Evolution, durch den das Höchste Bewusstsein den entgegengesetzten Pol der Unbewusstheit erreicht, aus dem sich alles nach oben entwickelt;

Ishta Devata

die erwählte Gottheit; der spezielle Name; die Gestalt und Idee der Gottheit, die jeder Mensch zum Zweck der Anbetung und Einkehr für sich erwählt;

japa

die Wiederholung einer heiligen Silbe, eines Namens oder einer mystischen Formel, die mantra genannt wird;

kala

Zeit;

Karma-Yoga

der Yoga-Pfad der Werke;

Kontemplation

eine Form der Meditation; die mentale Betrachtung eines einzigen Objektes, eines Bildnisses oder einer Idee, so dass das Wissen über das Objekt, das Bildnis oder die Idee sich natürlich durch die Kraft der Konzentration einstellt;

Konzentration

das Sammeln des Bewusstseins, wobei man sich entweder auf ein inneres oder äußeres Objekt konzentriert; die Konzentration kann auch ein versammelter Zustand im ganzen Wesen sein, nicht nur auf einen Punkt gerichtet;

ksaya

Verlust, Verschwendung;

Leben

die Lebens-Kraft; das vitale Wesen oder die vitale Ebene des Bewusstseins (zwischen Materie und Mental);

Mara

im Buddhismus: der Zerstörer, der Böse (der den Menschen in Versuchung führt, sich seinen Leidenschaften hinzugeben); der bewusste Teufel oder das selbst-bestehende Prinzip des Bösen;

maya (Maya)

die Macht der Selbst-Illusion; Illusion;

Meditation

die Konzentration des Mentals auf eine einzige Folge von Ideen; als allgemeiner Ausdruck umfasst sie viele andere Arten von innerer Tätigkeit, wie die abgelöste Beobachtung von inneren Bewegungen, das Selbst-Öffnen, die Empfangsbereitschaft für das, was von einem höheren Bewusstseinszustand herabkommen mag, das Verweilen auf einer hohen Idee oder einem hohen Zustand (auf der Vorstellung des Göttlichen, dem Frieden usw.); Meditation ist im allgemeinen weitschweifig im Gegensatz zur Konzentration;

Mental, das

siehe Wesen;

Natur

siehe prakrti (Prakriti);

Obermental, das

die höchste der Bewusstseinsebenen unterhalb des Supramentals;

Okkulte, das

bezieht sich auf das Wissen oder Dasein von übernatürlichen Kräften, Wirklichkeiten und Einflüssen, die fähig sind, auf die grobe physische Natur einzuwirken, jedoch vor ihr verborgen sind;

prakrti (Prakriti)

Natur; Natur-Kraft; „Dasein setzt sich aus Prakriti und Purusha zusammen, das Bewusstsein, das sieht und das Bewusstsein, das handelt und dem Gesehenen feste Form gibt. Das eine nennen wir Seele, das andere Natur.“– Sri Aurobindo;

Psyche oder Seele, die

ein Funke des Göttlichen, bevor es sich in ein individualisiertes Wesen entwickelt hat (siehe auch unter seelisches Wesen);

purusa (Purusha)

Bewusstes Wesen; Bewusste Seele; eigentliches Wesen, welches das Spiel der prakrti stützt; der Purusha verkörpert das wahre Wesen auf jedweder Ebene, auf der er sich manifestiert – physisch, vital, mental, psychisch;

Rajayoga

ein Yoga-System der mentalen Askese, von Patanjali gelehrt;

Rajayogi

einer, der den Rajayoga ausübt;

rajasisch

leitet sich von rajas her, das Leidenschaft und Verhaftetsein verkörpert;

Rishi

Seher;

sadhak, Sadhaka

jemand, der den Yoga ausübt;

Sadhana

die Ausübung des Yoga;

Samadhi

yogische Trance (in welcher das Mental die Fähigkeit erlangt, sich von seinen begrenzten Wach-Aktivitäten zu freieren und höheren Bewusstseinsebenen zurückzuziehen);

samata

Gleichmut; Ausgeglichenheit;

sastra (Shastra)

jede systematisierte Lehre und Wissenschaft;

sattwisch

besonders charakterisiert durch sattva, die Eigenschaft der Gelassenheit, des Friedens und Wissens;

Siddhi

Vervollkommnung oder Erfüllung im Yoga;

Subliminal, das

siehe Wesen;

Subtil Physische oder feinstofflich Physische, das

diejenige Ebene, die dem Physischen am nächsten ist;

suddha bhakti

reine Liebe oder die Hingabe an das Göttliche;

Supramentales Bewusstsein, (das Supramental)

Wahrheitsbewusstsein; die höchste Ebene von Bewusstsein über und jenseits des Mentals;

tamasisch

hauptsächlich gekennzeichnet durch tamas, der Eigenschaft von Trägheit und Unwissenheit;

tapasya

Bemühung oder die Bändigung des persönlichen Willens zur Erlangung von Selbst-Kontrolle oder Selbst-Umwandlung;

Transzendente, das

über und jenseits der kosmischen Manifestation: das Transzendente, das Universale (Kosmische) und das Individuelle sind drei Aspekte des Seins, welche die gesamte Manifestation durchdringen;

Tratak

die Konzentration der Schau auf einen einzigen Punkt oder Gegenstand, meist einen leuchtenden Gegenstand;

Umwandlung, die

das höhere Bewusstsein in das mentale, vitale und physische Bewusstsein herabzubringen; in Sri Aurobindos Yoga bezeichnet der Ausdruck im besonderen die radikale Wandlung, die in Mental, Vital und Körper durch die Herabkunft des höchsten, des Supramentalen Bewusstseins, in diese Teile herbeigeführt wird;

Unbewusste, das

der ganz involvierte Zustand des Überbewussten; alle Mächte des Überbewussten entwickeln sich fortschreitend und tauchen aus dem Unbewussten auf, wobei als erstes die Materie auftaucht;

universal

kosmisch; siehe transzendent;

Upanishaden

Teil der heiligen Schriften der Hindus, die als die Quelle der Vedanta Philosophie betrachtet werden;

utsaha

Eifer; die Kraft der persönlichen Bemühung;

Veda

allgemeiner Name für das heiligste indische Schrifttum; das Buch des Wissens;

Verwirklichung

Erlangung des höheren Bewusstseins; innere Ereignisse im spirituellen Leben werden Erfahrungen genannt, wenn sie blitzartig oder bruchstückhaft oder in seltenen Visitationen auftreten; wenn sie positiv, häufig und normal werden, bezeichnet man sie als Verwirklichung;

vijnana

der umfassende Aspekt des wahren, einenden Wissens; die reine Wahrnehmung der Wahrheit; Gnosis;

vitale Wesen, das

siehe Wesen;

vyakulata

des Herzens Eifer, das Göttliche zu erlangen;

Wesen, das

derjenige Teil unserer Natur, dessen wir uns normalerweise bewusst sind, ist unser Oberflächen- oder äußeres Wesen, bestehend aus dem Körper, dem (Oberflächen-) Vital, das mit der Lebens-Energie und den Gefühlen, Begierden, Leidenschaften usw. verbunden ist; sowie dem (Oberflächen-) Mental, das mit Kenntnis zu tun hat, mit Intelligenz, Ideen, Gedanken-Wahrnehmungen usw.

Hinter diesem oberflächlichen Bewusstsein besteht ein weit größeres, tieferes und mächtigeres Bewusstsein, das mit den universalen Ebenen von Mental, Leben und Materie in Verbindung steht. Dieses verborgene Bewusstsein, das als unser inneres oder wahres Wesen [in dieser Übersetzung auch als Subliminal] bezeichnet wird, besteht aus dem wahren oder inneren Mental, dem wahren oder inneren Vital und dem wahren oder inneren Physischen mit der Seele als dem innersten Wesen, das all die verschiedenen Teile in der Manifestation stützt und im Laufe der Evolution eine Individualität entwickelt, die das seelische Wesen genannt wird.

Das innere Wesen wird auch manchmal das subliminale Wesen oder Bewusstsein [oder das Subliminal] genannt. Es öffnet sich nach oben zum Überbewussten und nach unten zum Unter- und Unbewussten.

Das seelische Wesen oder die Seele; wenn die Seele, ein Funken des Göttlichen, der in allem Leben und aller Materie gegenwärtig ist, im Laufe der Evolution eine Individualität zu entwickeln beginnt, wird diese Seelen-Individualität das seelische Wesen genannt.

Das zentrale Wesen ist der Teil des Göttlichen, der das individuelle Wesen stützt und Leben nach Leben überlebt; es hat zwei Formen: jivatman, der über der Manifestation im Leben steht, darüber wachend sowie das seelische Wesen, das hinter Mental, Leben und Körper steht, sie stützend und als Instrumente benutzend;

Yoga

die Disziplin, durch die man bewusst und überlegt die Einung mit dem Göttlichen zu verwirklichen sucht oder, mehr allgemein, die Erlangung eines höheren Bewusstseins;

yoga-siddhi

die Vervollkommnung, die mit der Ausübung des Yoga kommt;

yogin (Yogi)

einer, der den Yoga ausübt.