Erläuterungen zu Kapitel 3
Je vollkommener dein Glaube, deine Aufrichtigkeit und deine Überantwortung sind, desto mehr werden Gnade und Schutz bei dir sein. Und wenn die Gnade und der Schutz der Göttlichen Mutter mit dir sind, was könnte dir dann noch passieren oder wen hättest du noch zu fürchten? Schon ein wenig davon wird dich durch alle Schwierigkeiten, Hindernisse und Gefahren bringen; umgeben von ihrer ganzen Gegenwart kannst du sicher deinen Weg gehen, denn er ist der Ihrige, unbekümmert um jegliche Bedrohung, von keiner noch so mächtigen Feindseligkeit beeinflusst, weder aus dieser Welt noch aus unsichtbaren Welten. Ihre Berührung kann Schwierigkeiten in Gelegenheiten, Fehlschlag in Erfolg, Schwäche in unbeugsame Stärke wandeln. Denn die Gnade der Göttlichen Mutter ist die Zustimmung des Höchsten und ihre Wirkung ist heute oder morgen gewiss, eine beschlossene Sache, unvermeidbar und unwiderstehlich. (Sri Aurobindo, DIE MUTTER)
Was bedeutet „beschlossen“?
Es kommt von dem Wort „Dekret“. Es ist ein Gesetz, es ist etwas, das beschlossen ist… es ist beschlossen, dass dieses oder jenes getan werden muss, irgendwie, zum Beispiel: Regierungen bringen ein Dekret heraus, was man tun, und was man nicht tun darf. Das sind offizielle Gebote. So, in diesem Fall ist es ein Gebot des Höchsten, es ist ein verbindliches Gebot.
…umgeben von ihrer ganzen Gegenwart kannst du sicher deinen Weg gehen, denn er ist der Ihrige. (Sri Aurobindo, DIE MUTTER)
Das ist der gleiche Weg. Von dem Augenblick an, wo du umgeben bist von der göttlichen Gnade und wo du in einen Zustand versetzt bist die göttliche Gnade anzunehmen, da werden ihr Weg und der deine zu ein und demselben.
Was sind die „unsichtbaren Welten“?
Das ist eine gewichtige Frage!
Du hast gehört und gelesen, dass wir zusammengesetzt sind aus verschiedenen Wesenselementen: dem Physischen, dem Vitalen, dem Mentalen, dem Seelischen, dem Spirituellen usw… gut, alle diese inneren Schichten des Wesens entsprechen unsichtbaren Welten. Da gibt es eine physische Welt, eine vitale Welt, eine mentale Welt, eine seelische Welt und viele spirituelle Welten, eine ganze Stufenleiter von immer subtileren Welten, dem Höchsten näher und näher. Also, deshalb, weil du in dir selbst etwas Entsprechendes trägst, wirst du durch Studium und Bewusstwerdung deines inneren Wesens nach und nach selbst fähig werden, dir auch dieser unsichtbaren Welten bewusst zu werden. Zum Beispiel das Mental: Wenn das mentale Wesen bewusst ist, koordiniert und gut beherrscht, dann kann es sich in der mentalen Welt bewegen, genauso wie der Körper sich in der physischen Welt bewegt und sehen, wie die mentale Welt ist, was dort geschieht, was dort ihre Merkmale sind und so weiter. Diese Dinge sind nicht unsichtbar in sich selbst – sie sind unsichtbar für das physische Bewusstsein und die physischen Sinne, aber nicht für das entsprechende innere Bewusstsein oder die entsprechenden inneren Sinne. Denn durch eine systematische Entwicklung kann man die Sinne in diesen Welten erlangen und man kann leben, in einem ähnlichen Leben, allerdings mit unterschiedlichen Merkmalen. Ich meine allerdings, ein reales Leben in diesen Welten zu führen, wenn man selbst genügend entwickelt ist. Sonst wäre es für uns so, als ob sie nicht existierten. Wenn wir nicht in uns selbst etwas Entsprechendes trügen, mit all dem, was im Universum existiert, dann wäre es so, als ob dieses Universum für uns nicht existierte. Und das ist nur eine Sache der systematischen und methodischen Entwicklung. Es gibt Menschen, die das spontan haben, aus verschiedenen Gründen, gewöhnlich als Ergebnis langer Vorbereitung in früheren Leben, manchmal wegen spezieller, besonders günstiger Umstände – sie werden in einer gewissen Umgebung geboren, von Eltern, die diese Fähigkeiten entwickelt haben, und man hat ihnen von Kindheit an geholfen, sie zu entwickeln. Andere müssen sie erwerben, systematisch, durch eine innere Disziplin. Das beansprucht Zeit, eine lange Zeit, aber es dauert schließlich nicht länger, als für das Gehirn eines Kindes abstrakte Mathematik zu begreifen. Das dauert Jahre.
Existieren diese unsichtbaren Welten an einem festgelegten Platz im Universum?
Sie bilden einen Bereich im Universum, natürlich. Ja, man kann sagen, in einem bestimmten Bereich. Aber, um das zu verstehen, braucht man einen Verstand, der fähig ist zu verstehen, dass es andere als unsere nur materiellen Dimensionen gibt. Denn, wenn man dir sagt, dass dein seelisches Wesen im Körper ist, dann bedeutet das nicht, dass du dann das seelische Wesen darin findest, wenn du den Körper öffnest. Du wirst dein Herz finden, deinen Magen und den ganzen Rest, aber nicht das seelische Wesen. Und doch ist es korrekt zu sagen, dass es in dir ist. Es geht über dich hinaus, aber es befindet sich in einer anderen Dimension. Und man kann sagen, dass es so viele Dimensionen gibt wie verschiedene Welten. Sicherlich sind all diese unsichtbaren Welten – sozusagen nicht sichtbar – im materiellen Universum enthalten. Aber sie nehmen nicht den Platz anderer Dinge ein. Schließlich, um einen nicht vollkommenen Vergleich zu machen – er ist nur gültig als Vergleich –, du kannst in deinem Gehirn zahllose Ideen haben, ohne das Gefühl, dass du eine davon vertreiben musst, damit eine andere hineinkommen kann, nicht wahr? Sie nehmen in diesem Sinne sozusagen keinen Platz ein.
…und die nötigen Voraussetzungen für ihre Erschaffung…1 (Sri Aurobindo, DIE MUTTER)
Sie sind unzählbar und je nach Person und Umständen unterschiedlich. Aber letztlich werden sie weniger; was er anfangs oder ein wenig später sagt, habe ich vergessen… Also: „Der Glaube, die Aufrichtigkeit und die Überantwortung.“ Das sind die notwendigen Voraussetzungen. Später dann beschreibt er die Art des Glaubens, der Aufrichtigkeit und der Überantwortung. Das sind die notwendigen Bedingungen für ihren Sieg über die feindlichen Kräfte – die Bedingungen auf deiner Seite. Ihre Bedingungen – ich nehme an, Sie erfüllt sie spontan –, lauten, dieser Aspiration zu entsprechen, die Macht zu haben, die klare schau, das Wissen und den Willen. Das ist klar. Also muss man Ihr ein Feld für Ihr Wirken einräumen, und die Bedingungen, unter denen Sie wirken kann. Und diese Bedingungen sind: Glaube, Aufrichtigkeit und Überantwortung –, ein reiner und unvermischter Glaube, eine vollkommene und ganzheitliche Aufrichtigkeit und eine bedingungslose Überantwortung. Das hat er beschrieben.
Gibt es eine begrenzte Anzahl von Dimensionen?
Begrenzt? Oder unbegrenzt? Wonach fragt ihr? Wie viele Dimensionen? Ah, sollten wir den Mathematiker fragen oder den Okkultisten? Den Okkultisten!
Gut: In gewisser Hinsicht ist die Anzahl begrenzt. Weil es aber in jeder Dimension eine andere begrenzte Anzahl von Unterabteilungen gibt, und weil in diesen Unterabteilungen wiederum eine beachtliche Anzahl von Unterteilungen sind, können wir sagen, dass ihre Anzahl unbegrenzt ist – und doch begrenzt. So, wenn du irgendetwas verstanden hast, dann hast du Glück gehabt!
Wenn die Anzahl begrenzt ist, wie viele sind es denn dann?
Zwölf.
Wie kann es denn einen „egoistischen Glauben im Denken geben“?2
Er hat das sehr gut beschrieben: „Befleckt von Ehrgeiz“ usw. Ich finde, wenn du es anders darstellst, dann ist es viel wahrer. Wie sieht der Glaube aus, der nicht ein wenig davon in sich hat? Denn man sagt, es wird immer wiederholt, dass der Glaube, wenn er rein ist, fähig ist (Berge zu versetzen), … ihm nichts widerstehen kann. Das heißt, wenn man einen reinen Glauben hat, frei von all dem, einen wahren Glauben, sagen wir den wahren Glauben, gut, dann wäre nichts unmöglich. Man könnte über Nacht verwandelt werden, könnte das Supramental in einem Augenblick herabbringen, man könnte … alles Mögliche, man könnte alles tun, wenn man glaubt. Aber es muss ein reiner Glaube sein, er darf nicht mit irgendeiner persönlichen Reaktion oder eigenem Willen vermischt sein.
Reiner Glaube ist allmächtig und unwiderstehlich. Man begegnet nicht oft einem allmächtigen und unwiderstehlichen Glauben, und das beweist, dass er ganz und gar nicht rein ist. Man sollte das Problem anders angehen: Zum Beispiel hat jeder von uns einen Glauben an etwas, sagen wir mal, einen Glauben an die göttliche Gegenwart in uns. Wenn unser Glaube rein wäre, dann wären wir sofort dieser göttlichen Gegenwart in uns bewusst. Dieses Beispiel ist sehr einfach zu verstehen. Man hat den Glauben, er ist da, aber man hat nicht die Erfahrung. Warum? Weil der Glaube nicht rein ist. Wenn der Glaube ganz rein wäre, dann würde es unmittelbar geschehen. Das ist völlig klar, so, wenn du dir nun bewusst wirst, dass noch nichts verwirklicht ist, dann kannst du anfangen es dir anzusehen: „Aber warum ist es noch nicht verwirklicht? Was ist da in meinem Glauben?“ Und wenn du dir ihn dann ansiehst, mit der gleichen Aufrichtigkeit, dann wirst du herausfinden, dass es da viele Kleinigkeiten gibt, so viele kleine Dinge – nur so groß – die abstoßend sind … nein, Kleinigkeiten… Wie oft vermischt sich damit ein wenig Eigenliebe und dann ein Begehren, nicht sehr heftig – es zeigt sich natürlich nicht sehr deutlich – eine Wichtigkeit, die es dir gibt, Macht und die Befriedigung, die es dir verschafft…
Sieht man die Dinge in den unsichtbaren Welten so wie in der physischen Welt oder wie in Träumen?
Man muss sich über Träume unterhalten! Es gibt Träume, in denen man alles so genau sieht, so wirklich, dass die materielle Welt daneben eher unwirklich auszusehen scheint. Es gibt Träume, in denen sind die Dinge so intensiv, so genau, so wirklich, so objektiv, und hinterlassen in dir einen so lebendigen Eindruck, dass die materielle Welt dagegen nebelig, nicht sehr klar, nicht sehr genau ist. Wenn es solch ein Traum ist, dann ja. Aber wenn es ein Traum ist, in dem alles unzusammenhängend aufeinander trifft, wo nichts miteinander verbunden ist, dann nein.
Der erste Schritt: Man muss in der Lage sein, die verschiedenen inneren Bereiche zu unterscheiden um sicher zu wissen: Dies gehört zum Vital, dieses gehört zum Mental, dieses gehört zur Seele, dieses gehört zum Materiellen. Und wie ich gerade gesagt habe, gibt es Untergliederungen in diesem Ganzen. Da gibt es ein stoffliches Vital, ein vitales Vital, ein mentales Vital, ein Vital unter dem seelischen Einfluss. Man muss die Dinge zuordnen können, sehr klar, und nicht irgendwelche Vermischungen zulassen, irgendein vages Durcheinander in sich selbst: „Oh, woher kommt diese Regung? Was ist das?“ Was für ungenaue Eindrücke… Das ist der erste Schritt.
Der zweite Schritt, du lernst dich auf einen dieser inneren Zustände zu konzentrieren; du wählst denjenigen aus, von dem du fühlst, dass er am lebendigsten und am meisten entwickelt in dir ist, und du lernst, dich darauf zu konzentrieren. Dann führst du dieselben Übungen aus – ich weiß nicht, ob du dich noch an die Übungen erinnerst, die du gemacht hast, als du sehr klein gewesen bist, um zu gehen, zu trinken, zu sprechen, zu hören, zu fühlen. Du hast eine Menge geübt. Alle Kinder üben etwas, ohne es zu wissen, aber sie tun es. Man muss etwas Gleichartiges tun. Man muss die Sinne ausbilden und weiter entwickeln, sie bewusst machen, unabhängig und präzise in ihrer Wahrnehmung. Das ist die zweite Stufe. Es mag Zeit beanspruchen, oder es mag schnell gehen, das hängt von dem Grad der Entwicklung deines inneren Wesens ab.
Danach – das ist nur ein Anfang – danach muss man lernen, sich selbst zu trennen von all den anderen Teilen des Wesens, sich konzentrieren auf den Bereich in dem man die Erfahrung machen möchte und sich so sehr konzentrieren, dass man in Kontakt mit der entsprechenden äußeren Welt kommt – ich meine hiermit nicht ein Verlassen des Körpers, das ihn in einem Zustand des Komas zurücklässt, nein, eine sehr intensive Konzentration genügt, eine Macht, sich von allem zu trennen außer von dem Punkt, auf den man sich konzentriert. Und dann tretet man in Kontakt mit der entsprechenden Welt. Man muss das wollen, und nach und nach lernt man es zu tun. Und damit hast du auch genau die Übung, die erforderlich ist, um die Sinne zu perfektionieren, die du nach und nach entwickelt hast, denen du ein Wirkungsfeld geben kannst. Zunächst wirst du möglicherweise verloren sein in dieser äußeren Welt, du wirst dich nicht besonders wohl fühlen. Aber nach und nach wirst du dich daran gewöhnen und anfangen, dich frei zu bewegen in der für jede dieser Welten angemessenen Art und Weise.
Aber wenn man schon vorher weiß, wie das sein wird, – das Mental ist ein so großartiges Instrument der Gestaltung, dass es eine ganze Erfahrung für dich aufbauen kann, die unglücklicherweise niemals eine echte Erfahrung sein wird – wird es nur eine mentale Konstruktion sein. Also, wenn man jemanden in diese okkulten Dinge einweisen will, sage man ihm normalerweise niemals vorher, was geschehen wird. Einzig, wenn er sagt: „Das ist mir geschehen“, sagt man ihm: „Ja, das stimmt“ oder: „Nein, das stimmt nicht“. Man kann ein wenig helfen. Aber man darf ihm nicht vorher sagen: „Sie wollen da und da hingehen. Es wird so und so sein. Sie werden so und so eine Erfahrung machen“, etc., etc., etc., denn dann passiert so etwas, nur weil eine gut gelungene mentale Konstruktion vorliegt, in der du dich frei bewegst. In diesem Fall ist es wirklich ein Traum!
Wenn man sich nicht der göttlichen Gegenwart bewusst ist, kann man sich dann des göttlichen Schutzes erfreuen?
Auch das hängt vom jeweiligen Fall ab. Es mag so sein; es ist nicht immer so, aber es kann so sein. Es mag sein, dass die göttliche Gnade jemandem gegeben wird, ohne dass er irgendetwas davon merkt. Das geschieht sogar häufiger als man denkt.
Ist ein Gefühl immer eine vitale Regung?
Das hängt von dem Gefühl ab und auch davon, was man ein Gefühl nennt. Zum Beispiel gibt es einen Zustand, wenn man sich selbst in der Gegenwart einer sehr genauen, sehr klaren seelischen Regung befindet, einer bestimmten seelischen Regung – das geschieht ziemlich häufig – dann ist das Gefühl so mächtig, dass einem Tränen in die Augen treten. Man ist nicht traurig, man ist nicht glücklich, weder das eine noch das andere, es entspricht nicht irgendeinem Gefühl, aber es ist eine Intensität der Gefühlsregungen, die von etwas herrührt, das klar, präzise, seelisch ist. Es mag in einem selbst geschehen, aber es ist häufiger in jemand anderem. Wenn man mit einer Tätigkeit, einer Regung, einer Offenbarung in Berührung kommt, die zum Seelischen gehört, dann füllen sich plötzlich die Augen mit Tränen. Wenn man das ein Gefühl nennt, dann ist es offensichtlich ein Gefühl. Aber gewöhnlich kommt es daher: Das physische Wesen hat ein nicht sehr bewusstes, aber sehr intensives Bedürfnis nach einer Berührung mit dem seelischen Leben. Es fühlt sich arm, hilflos, isoliert und verlassen, wenn es nicht in Berührung mit dem seelischen Wesen ist. Nicht ein einziges physisches Wesen unter Millionen ist sich dessen bewusst. Aber diese Art von Eindruck des Wesens verloren zu sein, im Stich gelassen, schutzlos, ohne Unterstützung, mit dem Gefühl, dass irgendetwas fehlt, und nicht wissend, was es ist, etwas, was man nicht versteht, aber was einem fehlt, irgendwo eine Leere: Das geschieht häufiger als man denkt – die Menschen wissen überhaupt nicht, was das ist. Wenn aber dann, aus diesem oder jenem Grunde, dieses Bewusstsein plötzlich mit einem klar seelischen Phänomen in Berührung kommt, mit seelischen Kräften, seelischen Schwingungen, dann ist das Gefühl so stark, so stark, dass der Körper es sicherlich sehr häufig kaum ertragen kann. Es ist wie eine zu große Freude, die einen auf allen Seiten überwältigt, so dass man sie in sich nicht festhalten kann, es nicht in sich halten kann. Also, so ist es. Dann gibt es ein plötzliches Wiederaufleben, das nicht sehr bewusst, nicht klar ausgedrückt wird, es ist die Enthüllung dessen, was mir fehlt. Und es ist so mächtig, dass es ein Gefühl auslöst, das aus so Vielem zusammengesetzt ist, dass man kaum sagen kann, was es ist. Dieses sind Gefühle, die nicht vital sind.
Vitale Gefühle sind gänzlich anderer Natur – sie sind sehr klar, sehr präzise, du kannst sie sehr deutlich ausdrücken, sie sind heftig, sie erfüllen dich gewöhnlich mit Intensität, mit Ruhelosigkeit, manchmal mit großer Befriedigung. Und dann ist da das Gegenteil, das mit gleicher Kraft erscheint. Und so glauben die Menschen, viele Menschen – das haben wir schon mehrfach erwähnt –, einige Menschen bilden sich dann ein, dass sie Liebe nur erleben, wenn sie so ist, wenn die Liebe vital ist, wenn sie von all den Regungen des Vitals begleitet ist, all dieser Intensität, dieser Heftigkeit, dieser Präzision, diesem Glanz, dieser Leuchtkraft. Und wenn das nicht da ist, sagen sie: „Oh, das ist keine Liebe.“
Und genau so verzerrt sich die Liebe, es ist dann nicht länger Liebe, es beginnt Leidenschaft zu werden. Und das ist ein beinahe universaler Irrtum der Menschen.
Manche Menschen sind voll von einer sehr reinen, sehr hohen, sehr selbstlosen seelischen Liebe und doch wissen sie nichts davon und glauben, dass sie kalt sind, trocken und ohne Liebe, weil diese Beimischung der vitalen Schwingung nicht vorhanden ist. Für sie beginnt und endet die Liebe mit dieser Schwingung.
Und es ist etwas höchst Unbeständiges, das Regungen und Reaktionen und Heftigkeiten aller Art einschließt, sowohl wenn man niedergeschlagen ist, als auch wenn man zufrieden ist. Die Liebe ist etwas sehr Flüchtiges für diese Menschen. Sie erleben die Liebe in ihrem Leben nur für Minuten. Sie mag ein paar Stunden dauern, dann wird sie matt und wiederum flach, und sie bilden sich ein, dass die Liebe sie verlassen hat.
Wie ich schon gesagt habe, einige Menschen sind darüber erhaben, sie sind in der Lage, die Liebe derart zu beherrschen, dass sich nichts mehr mit ihr vermischt, sie haben in sich selbst diese seelische Liebe, die voll ist von Selbstvergessen, Selbsthingabe, Mitleid, Großzügigkeit, Edelmut des Lebens und einer großen Fähigkeit, sich zu identifizieren. So denken die meisten Menschen, dass sie kalt oder gleichgültig sind – es sind sehr nette Menschen, siehst du, aber sie lieben nicht – und manchmal wissen sie es noch nicht einmal selber. Ich kannte Menschen, die dachten, dass sie keine Liebe hätten, weil sie diese vitale Schwingung nicht hatten.
Gewöhnlich ist es so, wenn Menschen von Emotionen sprechen, dann sprechen sie von vitalen Emotionen. Aber es gibt eine andere Art von Emotion, die von unendlich höherer Ordnung ist und sich nicht auf die gleiche Weise ausdrückt, die genauso viel Intensität aufweist, aber eine Intensität unter Kontrolle, gezügelt, verdichtet, konzentriert, und es ist eine außergewöhnlich dynamische Macht.
Wahre Liebe kann außergewöhnliche Dinge erreichen, aber sie ist selten. Nicht wahr? Alle Arten von Wundern können bewirkt werden aus Liebe zu einer Person, die man liebt – nicht für jeden, sondern für die Personen, die man liebt. Aber es muss eine Liebe sein, die frei ist von allen vitalen Beimischungen, sozusagen eine absolut reine und selbstlose Liebe, die nichts als Gegengabe verlangt, die nichts als Gegengabe erwartet.
30. JANUAR 1951

Was ist der Unterschied zwischen „der göttlichen Wahrheit, der spirituellen Wahrheit und der supramentalen Wahrheit“?
Ich glaube nicht, dass da ein großer Unterschied ist!
Liebe Mutter, was heißt „ein ehrlicher Glaube“?
Ehrlich? Das ist ein einfacher, aufrichtiger Glaube, der nicht zweifelt. Man spricht vor allem bei einem Kind davon, das einen einfachen Glauben ohne Zweifel hat.
Liebe Mutter, stößt man die göttliche Gnade jedes Mal zurück, wenn man einen Fehler macht?
Es gibt zwei verschiedene Arten von Fehlern. Es gibt den Fehler, den man aus Unwissenheit begeht. Das bleibt ein Fehler, und dadurch wird ein Schleier zwischen dich und die Gnade gelegt, aber es ist ein Fehler, den man begeht, ohne dass man weiß, dass man einen Fehler macht. Sobald man aber weiß, dass es ein Fehler ist, muss man ihn unbedingt unterlassen, denn jedes Mal, wenn man ihn begeht, errichtet man zwischen sich und der göttlichen Gnade eine Mauer.
Es besteht ein sehr großer Unterschied zwischen dem Fehler, den man aus Unwissenheit begeht und den man vermeidet, sobald man weiß, dass es ein Fehler ist, und jenem Fehler, den man in dem Wissen begeht, dass es ein Fehler ist. Und das nennt sich Halsstarrigkeit! Dies ist ein weitaus ernsterer Fehler. Das trübt das Bewusstsein erheblich, das trübt das Bewusstsein derart, dass man nach einiger Zeit überhaupt nicht mehr weiß, dass man Fehler macht. Man macht Fehler und glaubt, man mache keine Fehler. Man bemäntelt alles, was man tut, mit so vielen Entschuldigungen und Rechtfertigungen, dass man schließlich glaubt, man begehe überhaupt keine Fehler mehr. Das wird dann sehr ernst, weil man unverbesserlich ist!
Mutter, was ist „ein egoistischer Glaube…, befleckt von Ehrgeiz“?
Wenn man zum Beispiel ein sehr bedeutender Mensch werden will, wenn man eine bedeutende Position haben oder die Bewunderung seiner Umgebung auf sich ziehen möchte, wenn man ein großer Sadhak, ein großer Sannyasin, ein großer Yogi und so weiter werden will, jemand Hochwichtiges, das bezeichnet man als Glauben voller Ehrgeiz. Du hast den Glauben, dass dies geschehen kann, du hast den Glauben an das Göttliche, aber es ist für deine eigene kleine Eitelkeit; und das ist dann nichts Reines, Aufrichtiges und Rechtes mehr. Das ist einzig für den persönlichen Gewinn. Natürlich ist dabei keine Rede von einer Selbsthingabe; dabei reißt man Kräfte an sich, so viel man kann. Mit anderen Worten, es ist die der wahrhaften Regung entgegengesetzte Bewegung. Das kommt viel öfter vor als man glaubt. Diese Regung des Ehrgeizes ist oft tief im Wesen versteckt und treibt einen so von hinten… Sie gibt einem Peitschenhiebe, damit man vorwärtsgeht. Es ist eine Art verschleierter Stolz.
Mutter, warum erhalten die Menschen Kraft, wo das Göttliche doch weiß, dass sie nicht aufrichtig sind?
Schau, mein Kind, niemals hat das Göttliche menschliche Vorstellungen in seinen Handlungsweisen. Das musst du dir ein für allemal gut einprägen. Es tut die Dinge wahrscheinlich ohne unsere sogenannten Gründe. Aber auf jeden Fall, wenn das Göttliche welche hat, dann sind es nicht die gleichen wie die menschlichen Gründe, und Es hat vor allem nicht den Sinn für Gerechtigkeit, so wie sie die Menschen verstehen.
Zum Beispiel kannst du dir sehr gut einen Mann vorstellen, der gierig nach Vermögen ist und die Leute zu betrügen versucht, um zu Geld zu kommen … in deiner Vorstellung von Gerechtigkeit müssten diesem Mann alle Güter weggenommen werden und er müsste in Armut versinken. Es zeigt sich, dass im Allgemeinen gerade das Gegenteil geschieht. Aber das ist nur äußerlich so. Hinter der Erscheinung ist etwas anderes… Er tauscht das gegen andere Möglichkeiten ein. Er mag Geld haben, aber kein Verantwortungsbewusstsein mehr. Und was tatsächlich beinahe immer geschieht ist: Jedes Mal, wenn er das Geld hat, das er sich wünschte, ist er unglücklich… Und je mehr er davon hat, desto weniger ist er glücklich. Er wird gequält durch das Vermögen, das er gewonnen hat.
Man darf die Dinge nicht nach einem äußeren Erfolg beurteilen oder nach einer scheinbaren Niederlage. Man kann sagen – und im Allgemeinen geschieht das immer –, das Göttliche gibt, was man sich wünscht, und das ist die allerbeste Lehre. Denn wenn dein Wunsch unbewusst, dunkel und egoistisch ist, vergrößerst du in dir die Unbewusstheit, die Dunkelheit und den Egoismus, das heißt, dass du dich immer mehr von der Wahrheit, vom Bewusstsein und vom Glück abbringst. Das entfernt dich vom Göttlichen. Und für das Göttliche gibt es natürlich nur eine Sache, die wahr ist, nämlich das göttliche Bewusstsein, das göttliche Einssein. Und jedes Mal, wenn du die materiellen Dinge voranstellt, wirst du immer materieller und entfernst dich immer mehr vom vollen Erfolg.
Aber dieser Erfolg ist für die Wahrheit eine schreckliche Niederlage… Du hast die Wahrheit für die Falschheit eingetauscht.
Nach dem äußeren Eindruck und dem scheinbaren Erfolg zu urteilen, ist ein Akt vollständiger Unwissenheit. Selbst bei dem abgebrühtesten Menschen, bei dem alles scheinbar erfolgreich verläuft, gibt es immer einen Gegenpart. Und diese Art von Verhärtung des Wesens, dieser Schleier, der sich zwischen dem äußeren Bewusstsein und der inneren Wahrheit immer mehr verdichtet, wird früher oder später absolut unerträglich. Dieser äußere Erfolg wird meistens sehr teuer bezahlt.
Man muss sehr groß, sehr rein sein, ein sehr hohes und sehr uneigennütziges spirituelles Bewusstsein haben, um erfolgreich sein zu können, ohne davon berührt zu werden. Nichts ist schwieriger, als Erfolg zu haben. Das ist die echte Prüfung des Lebens!
Hat man keinen Erfolg, zieht man sich ganz selbstverständlich auf sich selbst und in sich selbst zurück und sucht in sich den Trost für das äußere Scheitern. Und die, die eine Flamme in sich tragen, wenn das Göttliche ihnen wirklich helfen will, wenn sie reif sind, Hilfe zu empfangen, und bereit, den Weg zu gehen, bei denen kommen die Schläge nacheinander, weil das hilft. Das ist die stärkste Hilfe, die direkteste, die wirksamste. Wenn du Erfolg hast, sei misstrauisch, sage dir: „Mit welchem Preis habe ich den Erfolg bezahlt? Hoffentlich ist das kein Schritt zu…“
Jene, die sich ihrer Seele bewusst geworden sind, haben das hinter sich gelassen, jene die sich ganz gegeben haben, die absolut rein und uneigennützig sind und die erfolgreich sein können, ohne dass sie Schaden nehmen und ohne dass sie das berührt –, das ist dann ganz anders. Aber man muss sehr hoch stehen, um den Erfolg ertragen zu können. Und eigentlich ist das vielleicht die letzte Prüfung, die das Göttliche jemand gibt: „Jetzt bist du edel, du bist uneigennützig, du hast keinen Egoismus mehr, du gehörst nur noch mir, ich werde dir zum Sieg verhelfen. Wir werden sehen, ob du den Schlag aushältst.“
Auf welche Weise wirkt die göttliche Shakti gegen die Asuras?
Wirkt gegen die Asuras? Warum willst du das wissen?
Es ist interessant!
Vielleicht gibt Sie ihnen auch, was sie haben wollen. Und meistens beschleunigt das ihr Ende. Es gibt Asura und Asura … das heißt … nein, die Asuras sind Asuras, aber da sind alle die, die aus ihnen hervorgegangen sind, und die sind Wesen geringerer Qualität.
Ein Asura ist für gewöhnlich ein bewusstes Wesen und er weiß, dass er ein Ende hat. Er weiß, dass ihn die Haltung, die er im Universum eingenommen hat, zwangsläufig nach einer gewissen Zeit vernichten wird. Natürlich ist die Lebenszeit eines Asuras äußerst lang, verglichen mit der Lebenszeit eines Menschen. Aber er weiß eben doch, dass er ein Ende hat, denn er hat sich selbst von der Ewigkeit abgeschnitten. Und nun versucht er, seinen Plan so vollständig wie möglich auszuführen bis zu dem Tag seiner völligen Niederlage. Und es kann sein, dass seine Niederlage schneller herbeigeführt wird, wenn man ihn gewähren lässt. Deswegen sind die feindlichen Kräfte vielleicht gerade in der Zeit großer Ereignisse am aktivsten, mit größter Heftigkeit aktiv und scheinbar am erfolgreichsten. Sie scheinen freie Hand zu haben: vielleicht deshalb, damit es schneller zu Ende ist.
Liebe Mutter, was bedeutet „mentale Arroganz“?
Mentale Arroganz? Das bedeutet … das, was ihr alle habt!
Ich kenne kein menschliches Wesen, das keine mentale Arroganz besitzt. Einige haben ein wenig, andere haben viel oder bestehen ganz daraus… Das Mental ist gerade durch seine Natur etwas wesensmäßig Arrogantes. Es bildet sich ein, es könne wissen, es bildet sich ein, es könne urteilen, und es verbringt seine Zeit damit, über alles zu urteilen – in euch, über euch, über die anderen, über alles!
Kürzlich ist etwas sehr Lustiges passiert. Jemand schrieb und drückte seinen Zweifel über etwas aus, was Sri Aurobindo gesagt hatte. Aber dann, hinterher, sagte er: „Wir dürfen jedoch nicht vergessen, dass der, der das geschrieben hat, mindestens so intelligent ist wie wir!“ (Die Mutter lacht) Wenn man seine Zeit damit verbringt, die Dinge zu beurteilen und sich sagt: „Aber vielleicht ist der andere mindestens genauso intelligent wie ich!“, wäre man weniger…
Du musst doch nur dich selbst betrachten … du kannst dich wenigstens hundertmal am Tag dabei ertappen, dass dein Verstand alles entscheidet, alles weiß, über alles urteilt, sehr gut weiß, was gut und was schlecht ist, was wahr ist, was falsch ist, was richtig ist… Und dann, wie man handeln soll, was jener hätte tun müssen, wie man dieses Problem lösen soll… Alle Leute wissen, nicht wahr… Wenn sie zum Beispiel an der Spitze der Regierung stünden, wüssten sie ganz genau, wie alles organisiert werden sollte! Aber man hört ja nicht auf sie… So ist das immer!
Du brauchst dich nur selbst zu betrachten, und du wirst sehen, du ertappst dich die ganze Zeit… Ganz zu schweigen von denen, die sich schon lange ein Urteil angemaßt haben über all die Fehler, die Gott begangen hat, und wie die Welt wäre, wenn sie damit beauftragt worden wären, sie zu erschaffen!
Wenn man mit der Gnade in Berührung ist, wie werden dann Schwierigkeiten zu Gelegenheiten für den Fortschritt?
Gelegenheiten für den Fortschritt? Ja. Nun, das ist eine ganz klare Sache. Du hast einen schweren Fehler begangen, du befindest dich in einer großen Schwierigkeit: Wenn du nun Glauben hast, wenn du Vertrauen in die göttliche Gnade hast, wenn du dich wirklich auf Sie verlässt, merkst du plötzlich, dass es eine Lehre ist, dass deine Schwierigkeit oder dein Fehler nichts anderes ist als eine Lehre, um dir beizubringen, dass du das, was geändert werden soll, in dir aufspürst; und mit dieser Hilfe der göttlichen Gnade wirst du das, was geändert werden soll, in dir entdecken. Und du wirst es ändern. Und dann hast du aus einer Schwierigkeit einen großen Fortschritt gemacht, einen beachtlichen Sprung nach vorne. Das geschieht die ganze Zeit. Nur muss man wirklich aufrichtig sein, das heißt, sich auf die Gnade verlassen und Sie in sich arbeiten lassen – nicht bloß so: ein Teil von dir verlangt Hilfe und der andere leistet mit seiner ganzen Kraft Widerstand, weil er sich nicht ändern will… Das ist die Schwierigkeit.
Alles, was er die ganze Zeit sagt ist: vollständig, total, aufrichtig, ohne Vorbehalt. Denn ein Wesensteil strebt sehnsuchtsvoll, ein Wesensteil gibt sich hin, und es gibt andere … manchmal ist es ein kleiner Teil, manchmal ein großer Teil, der sich gut versteckt, ganz im Hintergrund, und sich ganz still verhält, damit man ihn nicht entdeckt, der aber mit seiner ganzen Kraft Widerstand leistet, um sich nicht ändern zu müssen.
Und dann wundert man sich und sagt: „Ach, ich hatte eine so schöne Aspiration, ich war so guten Willens, ich hatte einen so starken Wunsch nach Wandlung, und jetzt kann ich nicht! Warum?“ Da kommt natürlich deine mentale Arroganz und erwidert: „Ich habe nicht die Antwort erhalten, die ich verdiente, die göttliche Gnade hilft mir nicht, ich muss ganz allein zurechtkommen“, und so weiter und so fort.
So ist es nicht. Es liegt da nämlich ein kleines Etwas fest aufgerollt irgendwo verborgen, zusammengefaltet, sich selbst zugewandt und gut versteckt, schön im Hintergrund, wie am Boden einer Schachtel, und will sich nicht rühren. (Die Mutter spricht ganz leise) Wenn sich dann die Anstrengung, die Aspiration verringert, nachlässt, tritt das plötzlich ganz vorsichtig hervor, und dann will es einem seinen Willen aufzwingen und macht, dass man genau das tut, was man gar nicht tun wollte, was man beschlossen hat, nicht zu tun, das man aber tut, ohne zu wissen, wieso und warum. Denn es war da, und es war an der Reihe – bei kleinen Sachen, bei großen Sachen, bei Einzelheiten, sogar bei der Lebensrichtung.
Es gibt Menschen, die klar sehen, die so gut wissen, was sie tun sollten, und sie spüren, dass sie nicht können… Sie wissen nicht, warum. Das genau ist es. Ein kleiner Punkt, der nicht will, und dieser kleine Punkt wartet auf seine Stunde. Und an dem Tag, an dem man ihm erlaubt – durch ein Nachlassen, aus Müdigkeit, aus Schläfrigkeit, aufgrund von ein wenig Trägheit erlaubt man ihm, sich zu zeigen, dann zeigt er sich mit einer konzentrierten, geballten Energie, und er lässt dich das tun, reden, fühlen und handeln, was genau im Gegensatz zu deinem Entschluss steht! Und da heißt es dann: „Ach, wie entmutigend!“ Einige sagen dann: „Schicksal!“ Sie glauben, es sei ihr Schicksal. Es ist kein Schicksal, das sind sie selbst!… Sie haben nämlich das Scheinwerferlicht nicht benutzt. Sie haben das Scheinwerferlicht nicht in die kleinen Ecken ihres Wesens gerichtet, sie haben nicht entdeckt, was gut versteckt war. Sie haben es dort gelassen, und sie haben so gemacht (die Mutter dreht den Kopf zur Seite), um nicht sehen zu müssen. Wie oft fühlt man plötzlich, dass man dabei ist, etwas einzufangen, hopp! Das tut ein wenig weh… Es stört… dann denkt man etwas anderes, und damit hat es sich. Die Gelegenheit ist vorbei. Man muss auf ein anderes Mal warten, noch mal eine Anzahl Dummheiten machen, bis die Gelegenheit wiederkommt, dass man die Sache am Schwanz zu fassen bekommt oder am Ohr oder an der Nase, und sie dann festhalten kann und zu ihr sagt: „Nein! Du wirst dich jetzt nicht mehr verstecken, ich sehe dich, wie du bist, und du musst entweder gehen oder dich ändern!“
Man muss eine feste Hand haben und eine unerschütterliche Entschlossenheit – wie kürzlich der Soldat in unserer japanischen Geschichte, in dessen Knie ein Messer steckte, damit er die Gewissheit hatte, dass er nicht schlief… Und als er spürte, dass er schläfrig wurde, drehte er das Messer um, so dass der Schmerz noch stärker wurde. Etwas derartiges muss man haben. Dies ist Entschlossenheit: wissen, was man will, und es tun.
21. Juli 1954

1 Begehre nichts als die Reinheit, die Kraft, das Licht, die Weite, die Ruhe und das Ananda des göttlichen Bewusstseins und sein Drängen zur Umwandlung und Vervollkommnung deines Mentals, Lebens und Körpers. Erbitte nichts als die göttliche, spirituelle und supramentale Wahrheit, ihrer Verwirklichung auf Erden und in dir und in allen, die berufen und auserwählt sind, und die nötigen Voraussetzungen für ihre Erschaffung und ihren Sieg über alle gegnerischen Kräfte. (Sri Aurobindo, DIE MUTTER)
2 Ein egoistischer Glaube im mentalen und vitalen Wesen, befleckt von Ehrgeiz, Stolz, Eitelkeit, mentaler Arroganz, vitalem Eigenwillen, persönlichen Forderungen und dem Verlangen nach den armseligen Befriedigungen der niederen Natur, ist eine schwache, rauchige Flamme, die nicht zum Himmel aufsteigen kann. (Sri Aurobindo, DIE MUTTER)