Das höchste Bewusstsein in sich selbst wahrnehmen

Wie kann man den zentralen Willen wahrnehmen?

Ab, das ist natürlich die andere Seite des Problems. Zuerst muss man vor allem wahrnehmen, was das Höchste, das Wahrste, das Universalste und was das Ewige im eigenen Bewusstsein eigentlich ist.

Das wird man stufenweise erfahren. Man lernt zuerst, zwischen seinen nach außen gerichteten, gewöhnlichen Aktivitäten und den unterschiedlichen Abstufungen der Aktivitäten seines inneren Bewusstseins zu unterscheiden. Und wenn man diese Unterscheidung mit einer bestimmten Ausdauer weiterführt, bemerkt man, welche innere Ausrichtung in einem selbst diesen höchsten Teil des Bewusstseins aktiviert, der das Ideal des eigenen Wesens darstellt. Es gibt keinen anderen Weg. Manchmal erwacht diese Wahrnehmung dadurch, dass man etwas liest, manchmal durch ein Gespräch, manchmal durch ein mehr oder weniger dramatisches, das heißt, unerwartetes Ereignis, das dir einen Schock versetzt, dich aufrüttelt und dich aus deinem gewohnten Trott bringt. Oder wenn du einer sehr großen Gefahr ausgesetzt bist, fühlst du, dass du dich plötzlich über dir selbst befindest, jenseits deiner kleinen gewöhnlichen Schwächen, und dass du etwas Höheres in dir hast, das dich gegen diese widrigen Umstände schützen kann.

Solche Gelegenheiten bringen dich zuerst in Kontakt mit deinem höheren Bewusstsein. Später kannst du diese Verbindung durch eine methodische Disziplin dauerhaft herstellen; aber das dauert gewöhnlich lange. Aber zuerst bekommst du diesen Kontakt einfach so, ganz plötzlich, aus dem einen oder anderen Grund. (Lange Stille)

Diese Berührung mit seinem eigenen innersten, psychischen Wesen kann mit einer sehr starken Emotion einhergehen, entweder mit einem sehr großen Kummer oder einem sehr starken Enthusiasmus. Wenn man z.B. eine ganz außergewöhnliche Handlung vollbringen muss, in Umständen die ein wenig ungewöhnlich sind, fühlt man plötzlich, als ob etwas in einem selbst aufbricht und sich öffnet, und man nimmt wahr, dass man über sich selbst bestimmt und hinauswächst, als hätte man eine höhere Warte eingenommen, von der aus man auf seine eigene Existenz mit ihrer gewöhnlichen Sinneswahrnehmung herabschauen würde. Wenn man das einmal erfahren hat, vergisst man es nicht, sogar wenn es nur einmal geschehen ist, wird man es nicht vergessen. Durch Konzentration kann man diesen inneren Zustand dann später willentlich wieder herstellen. Das ist der erste Schritt, um die Erfahrung weiter zu entwickeln.

Danach kann man diesen Zustand sehr leicht wieder hervorrufen, jedes Mal, wenn man eine Entscheidung zu treffen hat, und dann trifft man sie mit der vollen Wahrnehmung aller Auswirkungen und man sieht alles voraus, was geschehen wird.

Ich glaube, es gibt nicht eine Person auf der Welt, die das nicht schon erfahren hat – jedenfalls keine gebildete Person – wenigstens einmal in ihrem Leben, etwas, das innerlich aufbricht und sich öffnet… und man versteht. Das scheint dich sehr zu erstaunen! (Zu einem Kind) Hast du das niemals gefühlt, du? Ja?

Ich weiß nicht.

Du bist dir nicht sicher. (Langes Schweigen)

Wenn man es erlebt hat, fühlt man, dass man angefangen hat, wirklich zu leben und dass man vorher nicht gewusst hat, was das Leben ist. Plötzlich ist man völlig im Leben angekommen. Das wird nicht vergessen.

DIE MUTTER, CWM 6:423

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