Aufrichtigkeit und Gespaltenheit im Wesen

„Immer aufrichtig zu sein bedeutet, keine Spaltung und keine Widersprüche in seinem Wesen zu haben.“

DIE MUTTER

Wenn dein Wesen aus verschiedenen Teilen zusammengesetzt ist, die nicht nur unterschiedlich sind, sondern sogar sehr gegensätzlich, schaffen diese Teile zwangsläufig eine Spaltung in deinem Wesen. Zum Beispiel hast du einen Teil in dir, der sich nach dem göttlichen Leben sehnt, das Göttliche kennen, sich mit ihm vereinen und es integral leben möchte und du hast einen anderen Teil in dir, der an den Dingen mit seinem Verlangen haftet – die er seine „Bedürfnisse“ nennt – und der Dinge nicht nur begehrt, sondern sehr aufgebracht ist, wenn er sie nicht bekommt. Es gibt noch andere innere Widersprüche, aber dieser ist der eklatanteste. Es gibt andere, wie zum Beispiel, dass man sich dem Göttlichen völlig hingeben möchte, sich vollständig seinem Willen und seiner Führung überlassen möchte, und gleichzeitig mit dieser Erfahrung – einer häufigen Erfahrung auf dem inneren Weg, wenn man sich aufrichtig dem Göttlichen hingeben möchte – entsteht das Gefühl der Vereinigung, dass man ohne das Göttliche nichts ist, nichts tun kann, dass man nicht einmal außerhalb des Göttlichen existiert, das heißt, wenn Es nicht da wäre, würde man nicht einmal existieren, man könnte nichts aus eigenem Antrieb tun, man wäre überhaupt nichts… Diese Erfahrung kommt natürlich als eine innere Hilfe auf dem Weg der völligen Selbsthingabe, aber wenn diese Erfahrung da ist, taucht plötzlich ein Teil des Wesens auf, der sich in einem Aufstand schrecklich dagegen auflehnt und sagt: „Aber entschuldige mal, ich bestehe darauf zu existieren, ich bestehe darauf, etwas zu sein, ich bestehe darauf, die Dinge selbst zu tun, ich will eine Persönlichkeit haben!“ Und natürlich macht dieser Teil des Wesens alles zunichte, was der andere aufgebaut hatte.

Das sind keine außergewöhnlichen Fälle, es geschieht sehr häufig. Ich könnte euch unzählige Beispiele für solche Widersprüche im Wesen geben: Wenn ein Teil versucht, einen Schritt nach vorn zu machen, kommt ein anderer und zerstört alles. Also musst du ständig wieder von vorn anfangen und andauernd wird es wieder vernichtet. Darum musst du dir diese Arbeit machen, die darin besteht, dass du Aufrichtigkeit in deinem Wesen herstellst, wenn du den Teil in dir erkennst, der in die entgegengesetzte Richtung drängt. Nimm ihn dir sachte und umsichtig vor und erziehe ihn so achtsam, wie man ein Kind erzieht, und stelle zwischen ihm und dem zentralen innersten Teil in dir Übereinstimmung her. Das ist die Arbeit, Ehrlichkeit in sich zu schaffen, und sie ist unerlässlich.

Natürlich, wenn es dann Einheit, Zustimmung und Übereinstimmung unter allen verschiedenen Richtungen des Willens deines Wesen gibt, kann es unkompliziert, freimütig und einheitlich in seinem Handeln und in seinen Neigungen werden. Nur wenn das gesamte Wesen um eine einzige zentrale innere Ausrichtung gruppiert wird, kannst du spontan sein. Denn wenn es etwas in dir gibt, das dem Göttlichen zugewendet ist und auf seine Inspiration und seinen Impuls wartet, und gleichzeitig ein anderer Teil in dir existiert, der seine eigenen Ziele verfolgt und darauf hinarbeitet, seine eigenen Wünsche zu erfüllen, weißt du nicht mehr, wo du stehst, und kannst nicht sicher sein, was als Nächstes passiert, denn ein Teil in dir kann nicht nur das, was der andere will, rückgängig machen, sondern sogar vollkommen das Gegenteil davon verfolgen.

DIE MUTTER, CWM 9:357

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