Kapitel 9
Gottes Umgang mit der Menschheit
Worte Sri Aurobindos
…es handelt sich hier um die typische, geradezu symbolische Bedeutung des menschlichen Krishna, der nicht als ihr Held sondern als ihr geheimer Mittelpunkt und verborgener Lenker hinter der großen Handlung des Mahabharata steht. Diese Handlung ist die Aktion einer ganzen Welt von Menschen und Nationen. Einige von ihnen kamen als Helfer in einem Ringen und für ein Ergebnis, von dem sie persönlich nicht profitierten. Für jene ist er ein Führer. Andere kamen als Gegner in dieser Aktion. Ihnen ist er ein Widersacher, der ihre Pläne zunichte macht, der sie tötet, und es scheint sogar, als sei er für einige von ihnen der Anstifter alles Bösen und der Zerstörer ihrer alten Ordnung und ihrer vertrauten Welt sicherer Konventionen von Tugend und Recht. Einige sind die Repräsentanten von dem, was zur Erfüllung gebracht werden muss. Für diese ist er Berater, Helfer und Freund. Wo die Aktion ihren natürlichen Verlauf nimmt oder wo die, die das Werk ausführen, durch dessen Feinde zu leiden haben und sich den qualvollen Prüfungen unterziehen müssen, die sie für die Meisterschaft vorbereiten, bleibt der Avatar unsichtbar oder er erscheint nur, um gelegentlich Trost zu spenden und Hilfe zu leisten. Doch wird bei jeder Entscheidung seine Hand gefühlt, wenn auch derart, dass alle sich einbilden, sie seien die Träger der Handlung. Selbst Arjuna, sein nahestehender Freund und wichtigstes Werkzeug, merkt nicht, dass er Werkzeug ist, und muss schließlich bekennen, dass er die ganze Zeit über seinen göttlichen Freund nicht wirklich erkannte. Von seiner Weisheit hat er Rat empfangen, von seiner Macht Hilfe. Er hat geliebt und Liebe empfangen, er hat sogar, ohne seine göttliche Natur zu verstehen, ihn angebetet. Aber er ist wie alle anderen durch seinen eigenen Egoismus geführt worden. Rat, Hilfe und Leitung wurden ihm in der Sprache der Unwissenheit gegeben, und er hat sie durch deren Gedanken empfangen. Bis zu dem Augenblick, da sich alles auf den furchtbaren Austrag des Kampfes auf dem Schlachtfeld von Kurukshetra zugespitzt hat und der Avatar schließlich, zwar nicht als Kämpfer, aber als Wagenlenker, in dem Kampfwagen steht, der das Schicksal in der Schlacht entscheidet, hat Er sich selbst denen gegenüber nicht geoffenbart, die er auserwählt hat.
So wird die Gestalt Krishnas sozusagen zum Symbol des Umgangs Gottes mit der Menschheit.
