Kapitel 8
Unser Yoga
Überall um uns herum erwartet man eine bedeutende Veränderung. Aber wie sieht dieser Wandel aus? Von welcher Art ist er?
Diese große Veränderung besteht in der Ankunft einer neuen Spezies auf der Erde, einer Art, die für den Menschen das darstellt, was der Mensch für das Tier ist. Vielleicht wird der Unterschied zwischen der neuen Art und dem jetzigen Menschen sogar noch größer sein. Tatsächlich ist diese Spezies bereit, auf der Erde zu erscheinen. Sie bereitet für sich den Boden vor; sie befindet sich auf der feinstofflichen Ebene und wirkt auf die Erde ein, um ihre eigene Materialisierung auszuarbeiten. Zur gleichen Zeit wirkt sie auf den Menschen ein, und alle, die geeignet und offen für ihren Einfluss sind, werden durch sie erhellt. In jedem Fall ist das Kommen dieser neuen Spezies unabänderlich. Es ist vom Höchsten so verfügt.

Die erste Voraussetzung für den spirituellen Weg ist Aspiration, ein sehnsuchtsvolles Streben. Man klopft an die Tür des spirituellen Lebens, weil man sich danach sehnt. Es sind das Streben, der Wille des Suchers und die Sehnsucht seiner Seele nach dem Göttlichen, die ihn vorantreiben und auf dem schwierigen Pfad des Yoga führen.
Streben bedeutet, sich nach etwas zu sehnen, – etwas Höheres oder das Höchste, das Göttliche zu ersehnen. Aber die Natur dieser Sehnsucht ist abhängig von der Bewusstseinsebene, der sie entspringt. Vielleicht ist es eine mentale Sehnsucht, ein Suchen des Mentals. Vielleicht ist es ein vitales Streben oder ein Sehnen des emotionalen Wesensteils nach etwas Wahrerem und Dauerhafteren. Es kann sogar ein physisches Streben sein – eine Sehnsucht nach Schönheit und Vollkommenheit, Beständigkeit und Unsterblichkeit. Es kann eine seelische Sehnsucht sein, der Wille der innersten Seele, die versucht sich auszudrücken.
Eigentlich sind alle anderen Bestrebungen nur Spiegelungen dieser innersten seelischen Sehnsucht. Dies ist es, was einen bis zum Ende tragen kann, und dies ist es auch, was die anderen Bestrebungen harmonisieren und in einer Synthese vereinen kann. In der Synthese kann es verschiedene Grade geben. Aber im Ganzen gesehen ist es das Seelische, welches der Lenker und Ratgeber und die wahre Kraft auf dem Weg ist.

In unserem Yoga ist Arbeit ein unverzichtbares Mittel der Sadhana. In Wirklichkeit bedeutet Leben Handeln; man kommt nicht ohne es aus. Aber wenn ihr eure Arbeit bewusst dem Göttlichen darbringt, wenn ihr sie wie einen Gottesdienst verrichtet, wandelt sich ihre Beschaffenheit. Sie wird eine Opfergabe. Dann hat die Natur der Arbeit selbst keine Bedeutung mehr. Von Wichtigkeit ist eure Haltung, der Geist hinter der Arbeit, der Zustand eures Bewusstseins, die Art und Weise, in der ihr die Arbeit ausführt und die Mühe, die ihr darauf verwendet, sie zu vervollkommnen.
Es kann zwei Arten von Arbeit geben. Welche Arbeit auch immer zu euch kommt, ihr tut sie am Anfang für das Göttliche. Ihr macht keinen Unterschied zwischen dieser oder jener Arbeit: Ihr führt sie auf die Weise der Gita aus, ohne Ego, in einer selbstlosen Haltung, in einem Geist der Weihung.
Aber dann gibt es eine andere Art der Arbeit, eine Arbeit, die der Ausdruck eures Wesens ist, eine Arbeit, für die ihr bestimmt seid, die eure Lebensaufgabe ist. Die Arbeit, die dem Verlangen eurer Seele entspricht, ist der wahre Ausdruck eures innersten Lebens. Es kann etwas ganz anderes sein als das, was ihr jetzt tut. Ein Mathematiker mag zu einem Dichter erblühen; ein verträumter Dichter mag plötzlich ein ernster Mann des Handelns werden. Dies sind keine seltenen Phänomene. Man beginnt mit der ersten Art und kommt bei der zweiten an.
Veröffentlicht im April 1983
