Kapitel 8
Heilung von Depression – I
Wie kann man Depressionen beherrschen?
Oh, da gibt es einen ganz einfachen Weg. Die Depression entsteht meistens im Vital, und man wird von der Depression nur beherrscht, wenn man das Bewusstsein im Vital hält, wenn man dort bleibt. Man braucht nur aus dem Vital heraus und in ein tieferes Bewusstsein hineinzugehen. Auch das höhere Mental, das lichtvolle höhere Mental mit seinen erhabenen Gedanken, hat die Macht, die Depression zu verscheuchen. Auch wenn man nur die höchsten Regionen des Denkens erreicht, verschwindet für gewöhnlich die Depression. Auf jeden Fall aber gibt es für die Depression keinen Platz mehr, wenn man im Seelischen Zuflucht nimmt.
Die Depression kann aus zwei Gründen kommen: entweder aus fehlender vitaler Befriedigung oder aus einer erheblichen nervlichen Ermüdung des Physischen. Die Depression aufgrund physischer Ermüdung ist ziemlich leicht zu beseitigen: Man braucht sich nur auszuruhen. Man legt sich ins Bett und schläft, bis es einem gut geht, oder man ruht aus, man träumt, man liegt ausgestreckt. Fehlende vitale Befriedigung entsteht ziemlich leicht, und man muss ihr meist mit der Vernunft begegnen: Man spürt die Ursache der Depression auf, das, was den Mangel an Zufriedenheit im Vital verursacht hat, und dann schaut man ihr direkt ins Gesicht und fragt sich, ob das etwas mit seiner inneren Aspiration zu tun hat oder ob es einfach eine ganz gewöhnliche Regung ist. Meistens entdeckt man, dass sie nichts mit der inneren Aspiration zu tun hat, und man kann sie ziemlich leicht überwinden und wieder zu seinen normalen Regungen zurückkehren. Genügt das nicht, dann muss man tiefer und tiefer hineingehen, bis man der seelischen Wirklichkeit begegnet. Dann braucht man nur diese seelische Wirklichkeit mit der depressiven Anwandlung in Berührung zu bringen, die sofort verfliegt.
Was den Kampf im vitalen Bereich selbst angeht – nun, es gibt Leute, die sehr gute Kämpfer sind und gern mit ihrem Vital kämpfen –, aber um die Wahrheit zu sagen, ist es viel schwieriger.
Wenn das Seelische einmal nach vorne kommt, kann es sich wieder zurückziehen?
Ja. Meistens hat man eine Reihe von Erfahrungen der Identifikation, zuerst sehr stark, dann allmählich schwächer werdend, und eines Tages merkt man dann, dass es verschwunden ist. Man braucht sich darüber nicht aufzuregen, denn das ist eine ziemlich häufige Erscheinung. Aber das nächste Mal – das zweite Mal – ist der Kontakt viel leichter zu erreichen. Und nun ist die Zeit nicht sehr fern, da erreicht man einen Kontakt, sobald man sich konzentriert und sehnsuchtsvoll strebt. Man mag nicht immer die Kraft haben, ihn aufrechtzuerhalten, aber man erreicht ihn nach Belieben. Von diesem Moment an wird dann alles sehr einfach. Fühlt man eine Schwierigkeit oder ist ein Problem zu lösen oder will man einen Fortschritt machen oder ist eben gerade eine Depression oder ein Hindernis zu überwinden oder ist es einfach die Freude der Identifikation (denn das ist eine Erfahrung, die eine sehr konkrete Freude bringt; im Moment der Identifikation fühlt man wirklich eine sehr sehr große Freude), also in irgendeinem Moment kann man innehalten, sich einen Augenblick konzentrieren und sehnsuchtsvoll streben, und der Kontakt wird ganz natürlich hergestellt, und alle anstehenden Probleme sind gelöst. Sich einfach konzentrieren – sich hinsetzen und sich konzentrieren –, einfach sehnsuchtsvoll streben, und der Kontakt ist sozusagen augenblicklich hergestellt.
Es kommt eine Zeit, wie ich schon sagte, wo es einen nicht mehr verlässt, das heißt, dass es dem Bewusstsein zugrunde liegt und es alles, was man tut, unterstützt, und man verliert die Verbindung nie. Da verschwindet vieles – zum Beispiel die Depression, die Unzufriedenheit, die Auflehnung, die Müdigkeit, die Niedergeschlagenheit, alle diese Schwierigkeiten. Und wenn man die Gewohnheit annimmt, in seinem Bewusstsein sozusagen einen Schritt zurückzutreten und auf den Bildschirm seines seelischen Bewusstseins zu blicken – und alle Umstände, alle Ereignisse, alle Ideen, alle Kenntnisse, alles zu sehen –, in diesem Augenblick sieht man das, und man hat einen ganz sicheren Führer für alles, was man machen kann. Aber das lässt zwangsläufig sehr lange auf sich warten.

An Bord der Kamo Maru, 3. März 1915
Einsamkeit, eine harsche, intensive Einsamkeit herrscht, und immer dieser starke Eindruck, kopfüber in eine Hölle der Finsternis geschleudert worden zu sein! Noch in keinem Augenblick meines Lebens, in keiner Lage, fand ich mich in einer Umgebung, die allem, was ich für wahr erkenne, allem, was mein Dasein zutiefst ausmacht, so völlig entgegengesetzt gewesen wäre. Wenn manchmal der Eindruck und der Gegensatz besonders eindringlich werden, kann ich nicht verhindern, dass meine ganzheitliche Unterwerfung sich mit Wehmut färbt, und das ruhige, stumme Zwiegespräch mit dem inneren Meister wandelt sich für einen Augenblick in eine Anrufung, ein fast demütiges Bitten: „O Herr, was habe ich getan, dass Du mich so in die finstere Nacht wirfst?“ Gleich darauf aber wird die Aspiration glühender: „Erspare diesem Wesen alle Schwäche, lass es das fügsame und hellsichtige Werkzeug Deines Werkes sein, von welcher Art das Werk auch sein mag!“
