Kapitel 7

Das vitale Wesen in uns

Das vitale Wesen in uns ist der Sitz der Triebe und Wünsche, der Begeisterung und der Heftigkeit, der dynamischen Energie und der verzweifelten Depressionen, der Leidenschaften und der Auflehnung. Es kann alles in Bewegung setzen, aufbauen und verwirklichen, aber es kann auch alles zerstören und alles verderben. So ist es im menschlichen Wesen vielleicht der Teil, der am schwierigsten zu disziplinieren ist. Es ist eine langwierige Arbeit, die eine große Geduld und eine vollkommene Aufrichtigkeit erfordert, denn ohne Aufrichtigkeit vom ersten Schritt an wird man sich nur selbst täuschen, und jeder Versuch des Fortschritts wird vergeblich sein. Mit der Mitarbeit des Vitals scheint kein Erfolg unmöglich, keine Verwandlung undurchführbar. Doch die Schwierigkeit liegt darin, diese ständige Mitarbeit zu erhalten. Das Vital ist ein guter Arbeiter, aber es sucht meistens seine eigene Befriedigung. Wenn diese ihm ganz oder teilweise entzogen wird, ärgert es sich, schmollt und streikt. Die Energie schwindet mehr oder weniger vollständig und macht dem Ekel an Dingen und Menschen Platz, der Entmutigung oder der Auflehnung, der Depression und der Unzufriedenheit. In diesen Augenblicken ist es gut, ruhig zu bleiben und von jeder Tätigkeit Abstand zu nehmen, denn es sind die Augenblicke, in denen man Dummheiten macht und in einem Moment Monate regelmäßiger Anstrengung und den daraus erwachsenen Fortschritt zunichte machen kann. Diese Krisen sind weniger langwierig und gefährlich bei denen, die eine starke innige Beziehung zum seelischen Teil ihres Wesens hergestellt haben, um die Flamme der Sehnsucht und das Bewusstsein des zu verwirklichenden Ideals in sich lebendig zu erhalten. Mit Hilfe dieses Bewusstseins können sie auf ihr Vital einwirken, so wie man auf ein aufbegehrendes Kind einwirkt, mit Ruhe und Geduld, ihm die Wahrheit und das Licht zeigend, bemüht, es zu überzeugen und den guten Willen in ihm wieder zu erwecken, der für einen Augenblick verschleiert war. Dank dieses geduldigen Eingreifens kann jede Krise in einen neuen Fortschritt, in einen weiteren Schritt dem Ziel entgegen verwandelt werden. Die Fortschritte mögen langsam sein, die Rückfälle häufig; doch wenn man einen tapferen Willen behält, kann man sicher sein, eines Tages zu triumphieren und zu sehen, wie alle Schwierigkeiten vor dem strahlenden Glanz des Wahrheitsbewusstseins dahinschmelzen und verschwinden.

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