Kapitel 8

Das Bewusstsein der Unsterblichkeit

Eine andere Seinsweise

Worte der Mutter

Ich habe den Eindruck, eine andere Person zu werden.

Nein, es ist nicht nur das: Ich berühre eine andere Welt, eine andere Seinsweise, die (mit dem gewöhnlichen Bewusstsein) als eine gefährliche Seinsweise bezeichnet werden könnte. Als ob…

Gefährlich, aber wunderbar – wie soll ich sagen?

Vor allem ist das Unterbewusste dabei, sich zu transformieren, und das ist langwierig, schwierig, schmerzhaft … aber auch wunderbar. Und der Eindruck… (Geste wie auf einem Grat zu stehen)

Mehr und mehr spürt der Körper, dass allein der Glaube rettet – das Wissen ist noch nicht möglich, und folglich rettet allein der Glaube.

„Der Glaube rettet“ klingt wie eine alte Redensart… Wie soll ich sagen?… Der Eindruck, dass die Beziehung zwischen dem, was wir das „Leben“ nennen, und dem, was wir „Tod“ nennen, sich zunehmend verändert – anders (Mutter schüttelt den Kopf), völlig anders.

Verstehst du, nicht der Tod verschwindet (der Tod, wie wir ihn auffassen, wie wir ihn kennen, und in Bezug auf das Leben, wie wir es kennen); so ist es nicht, ganz und gar nicht. Beide sind dabei, sich zu verwandeln … in etwas, das wir noch nicht kennen, das zugleich äußerst gefährlich und ganz wunderbar erscheint. Gefährlich in dem Sinne, dass der geringste Fehler furchtbare Folgen hat. Und wunderbar.

Es ist das wahre Bewusstsein der Unsterblichkeit – nicht „Unsterblichkeit“, wie wir sie auffassen, sondern etwas anderes. Etwas anderes.

Wir wollen immer, dass gewisse Dinge wahr seien (die uns günstig erscheinen) und dass andere verschwinden mögen – so ist es aber nicht! Alles ist anders.

Wahre Unsterblichkeit

Worte der Mutter

Ganz am Anfang, als ich begann, das Bewusstsein der Unsterblichkeit zu erlangen und dieses wahre Bewusstsein der Unsterblichkeit der menschlichen Auffassung von Unsterblichkeit gegenüberstellte (die völlig anders ist), da sah ich so deutlich, dass das Wesen (selbst ein völlig gewöhnliches Wesen, das an sich keine Kollektivität darstellt, wie es zum Beispiel ein Schriftsteller, ein Philosoph oder ein führender Politiker täte), wenn es sich in seiner Vorstellung in das fortsetzte, was es als „Unsterblichkeit“ bezeichnet (das heißt auf unbeschränkte Dauer), dann wird nicht nur es selber fortgesetzt, sondern immer, notwendigerweise, ein ganzes Gebilde, eine Gemeinschaft, eine Sammlung von Dingen, die das Leben und das Bewusstsein seines gegenwärtigen Daseins darstellen. Diesen Versuch machte ich mit einer Anzahl von Leuten; ich sagte ihnen: „Entschuldigen Sie, aber gesetzt, Ihr Leben würde durch eine besondere Disziplin oder eine besondere Gnade unbeschränkt verlängert; notwendigerweise sind es die Umstände ihres Lebens, die Formation, die Sie um sich gebildet haben und die aus Leuten, Beziehungen, Tätigkeiten und einer ganzen Sammlung von mehr oder weniger lebendigen oder inerten Dingen besteht – das ist es, was Sie fortsetzen.

Aber das kann nicht so fortgesetzt werden! Weil sich all das ständig verändert. Und Sie werden folgen müssen. Um unsterblich sein zu können, müssen sie ohne Unterlass dieser Veränderung folgen; sonst geschieht ganz natürlich das, was jetzt geschieht: Eines Tages sterben Sie, weil Sie nicht mehr folgen können. Demnach, wenn Sie folgen, fällt das von Ihnen ab! Begreifen Sie, dass das, was fortgesetzt wird, etwas in Ihnen ist, dass Sie nicht sehr gut kennen, das aber das Einzige ist, was sich fortsetzen kann – alles andere wird ständig abfallen… Liegt Ihnen immer noch daran, unsterblich zu sein?“ – Nicht einer unter zehn sagte mir Ja!… Mir gelang es, sie das konkret fühlen zu lassen, da sagten sie: „Ah, nein! Ah, nein! Dann kann man ebenso gut seinen Körper wechseln, wo alles andere wechselt! Was kann das schon noch ausmachen!“ Aber was bleibt, ist Das; und Das zu bewahren muss unser wirkliches Anliegen sein; doch dazu müsst ihr wirklich Das sein, nicht diese ganze Ansammlung. Was ihr jetzt „euch“ nennt, ist nicht Das, sondern eine ganze Sammlung von Dingen!

Worte der Mutter

Die Zellen sind die ganze Zeit in einem Zustand der Liebe für das Göttliche. Das ist das Bemerkenswerte am Physischen: Wenn es etwas gelernt hat, vergisst es das nie. Haben die Zellen das einmal gelernt, diese Selbsthingabe, diese Darbringung an das Göttliche, dies Bedürfnis sich darzubringen, dann ist das gelernt, und das schwankt nicht mehr. Das bleibt so, unaufhörlich, unveränderlich, vierundzwanzig Stunden lang, Tag für Tag, und auch wenn etwas nicht geht (man hat einen Schmerz oder sonst etwas), dann ist die erste Regung die, es darzubringen, es hinzugeben – spontan. Das höhere Bewusstsein greift nicht ein, es ist spontan, es ist das Bewusstsein, das in den Zellen enthalten ist. Das Vital und das Mental sind es, die so sind (Geste: Zickzack), unbeständig. Vor allem, vor allem das Vital, das sich für alles mögliche interessiert.

Natürlich ist beides voneinander abhängig. Das Ego muss beseitigt werden – die Herrschaft des Egos. Im Allgemeinen wird angenommen, dass es nicht möglich sei, das physische Ego aufzulösen; nicht nur ist es möglich, sondern es ist bereits getan, und der Körper macht weiter, er geht weiter seinen Weg, er ist dabei nicht abgetreten (es hat einen kleinen, schwierigen Moment gegeben … einen kleinen Moment).

Jetzt fragen sich die Zellen, wie es überhaupt möglich ist, weiterzubestehen ohne diese Regung der Anbetung. Überall sind sie so (Gebärde starker Sehnsucht), überall. Es ist sehr interessant.

Alle diese Schwierigkeiten, die man bei der inneren Entwicklung hat, wenn man sich mit dem Vital und dem Mental beschäftigt, wenn alte Sachen wiederkehren und all das – hier (im Körper) ist Schluss damit, da ist es nicht so.