Kapitel 9

Der neue Körper der Mutter

Die Erlösung ist physisch

Worte der Mutter

Noch nie, noch nie hat dieser Körper so empfunden. Das hat ihn übrigens auch in einen ziemlich, ziemlich kritischen Zustand gebracht für einige Stunden. Und danach war es, als käme alles, alles – ein jedes Ding - mit einem Lächeln und einem strahlenden Licht, als würde der Herr sagen (in die Bildlichkeit von Kindern übersetzt): „Siehst du, ich bin überall. Siehst du, ich bin in allem.“ Und es war unglaublich … unglaublich … aber zwischen den beiden gibt es keine Verbindung.

Nicht wahr, in dem Augenblick sagte der Körper: Wie? Wird man das weitermachen müssen? Muss, muss man das weitermachen? Die Welt, die Leute, die ganze Schöpfung, das weitermachen? Es schien… Auf einmal verstand ich – ach! das ist es, was sie mit „ewiger Hölle“ übersetzt haben. Das ist es. Es war wohl jemand, der diese Wahrnehmung hatte.

Und alle Mittel - die man künstlich nennen könnte, das Nirvana eingeschlossen –, alle Mittel herauszukommen taugen nichts. Angefangen mit dem Dummen, der sich umbringt, um mit seinem Leben „Schluss zu machen“, das ist … von allen Dummheiten die größte, das verschlimmert seinen Fall nur. Von dort an bis zum Nirwana (wo man sich einbildet, herauskommen zu können), das taugt alles, alles nichts. Es liegt auf verschiedenen Stufen, aber es taugt nichts. Und dann, danach, in dem Moment, wo man wirklich den Eindruck einer ewigen Hölle hat, mit einem Mal … (nur ein Bewusstseinszustand, nichts anderes), mit einem Mal ein Bewusstseinszustand, wo alles Licht ist, Herrlichkeit, Schönheit, Glück, Güte… Und das alles unbeschreiblich. Und so ist es: „Sieh da“, und schon pfft! Das zeigt sich, und dann hopp! weg. Und dann sagt das Bewusstsein, das zusieht, das sich aufzwingt: „Jetzt, der nächste Schritt, der nächste Schritt.“ Und da nun, angesichts alles dessen, hat dieser Körper … noch nie, noch nie in seinem ganzen Leben hat er einen solchen Schmerz empfunden, und selbst jetzt noch…

Ist es das, ist das der Hebel?… Ich weiß nicht. Aber die Erlösung ist physisch – keineswegs mental, sondern physisch. Ich meine, es ist nicht die Flucht, es ist hier. Das, das habe ich sehr stark gefühlt.

Der Körper, der trainiert wird, nur durch das Göttliche zu leben

Worte der Mutter

Dem Körper wird beigebracht, einzig durch das Göttliche, vom Göttlichen zu existieren, in allem – allem, allem, allem ohne Ausnahme. Nur wenn das Bewusstsein so sehr mit dem Göttlichen Bewusstsein verbunden ist, wie es sein kann, hat es die Empfindung zu existieren. Das ist außerordentlich intensiv geworden. Wenn das Physische bekehrt sein wird, wird das eine solide Sache sein, weißt du! die nicht schwankt - und vollständig. Und so konkret… Der Unterschied zwischen dem Dasein im Göttlichen, nur durch Es und für Es, und dem im anderen (nicht dem gewöhnlichen natürlich, doch dem menschlichen Bewusstsein) ist so groß, das das eine der Tod scheint angesichts des anderen, dermaßen ist es… Das heißt, die physische Verwirklichung ist wirklich konkret.

Dort beginnt sich Energie anzusammeln. Oh! es ist noch nicht das, bei weitem nicht, aber immerhin der Anfang einer Wahrnehmung von dem, was es sein wird. Das ist … es ist wirklich wunderbar. Von einer Kraft! einer Kraft und einer Wirklichkeit im Bewusstsein, wie sie nichts, nichts anderes haben kann – alles, was vital, mental ist, das scheint verschwommen und unsicher. Das, das ist konkret (die Mutter ballt ihre Fäuste). Und so stark.

Es gibt noch Probleme zu lösen, aber nicht mit Worten und nicht mit Gedanken. Die Dinge kommen wie Vorführungen, nicht nur die persönlichen, sondern auch die Dinge der Umgebung, die Leute, die Umstände. Das alles dient dazu, den Körper zu lehren, das wahre Bewusstsein zu haben. Das ist … wunderbar.

(Die Mutter geht in sich)

Das Problem war wohl, ein Physisches zu schaffen, fähig, die Kraft zu ertragen, die sich offenbaren will – alle gewöhnlichen Körperbewusstseine sind zu klein und zu zerbrechlich, um diese gewaltige Kraft zu ertragen, die sich offenbaren muss. Und so fängt der Körper an, sich zu gewöhnen. Und er ist … weißt du, als erblickte er auf einmal einen derart wunderbaren Horizont, derart ungeheuer wunderbar; und da lässt man ihn nur so weit gehen, wie er aushalten kann. Eine Anpassung muss sich vollziehen. Der Übergang … mitten im Übergang.

Wird er formbar genug sein? Ich weiß es nicht. Es ist eine Frage der Formbarkeit. Aushalten und weitergeben können (Gebärde: von oben durch die Mutter strömen), der Macht, die sich offenbaren will, keinerlei Hindernis bieten.

Das Schmelzen des Panzers

Worte der Mutter

Die äußeren Erscheinungen werden nur künftige Folgen sein. Darum … die Erscheinung ist das, was sich als letztes verändern wird…

Ja, ich verstehe auch nicht!… Ich bin so (Geste an die Stirn): nichts, nichts, nichts, leer, leer, leer … dort (Gebärde: hoch und weit), dort ist es … ja, es ist eine goldene Unermesslichkeit.

(Schweigen)

Ich habe den seltsamen Eindruck, als würde so etwas … wie eine Schuppenhülle oder wie eine Baumrinde, ein Schildkrötenpanzer schmelzen, und der Körper selbst ist eigentlich nicht so (Gebärde: aufblühend sich der Sonne erschließen). Was dem Menschen als Materie erscheint, das ist … das ist wie etwas Verhärtetes, das abfallen muss, weil es nicht aufnimmt. Und dieser Körper hier (die Mutter berührt die Haut ihrer Hände), er versucht zu… (gleiche Gebärde des Aufblühens) Oh! es ist eigenartig. Es ist eine eigenartige Empfindung. Könnte man lange genug dauern, bis alles schmilzt, dann wäre das der wahre Anfang.

Was Du willst, was Du willst

Worte der Mutter

Ich könnte sagen: Die Zellen des Körpers müssen lernen, ihren Halt einzig im Göttlichen zu suchen, bis sie sich als Ausdruck des Göttlichen empfinden können.

In der Tat ist dies meine gegenwärtige Erfahrung. Und damit habe ich die Erfahrung, die Wirkung der Dinge zu verändern; aber es ist nicht mentalisiert, und so kann ich keine Worte machen. Aber den Zellen gelingt es tatsächlich zu empfinden, dass sie gänzlich vom Göttlichen geleitet werden (was sich übersetzt durch: Was Du willst, was Du willst…), jener Zustand, und dann eine Art, wie soll ich sagen … passiver Empfänglichkeit – nicht unbewegt, es ist … ja, man würde es wohl „passive“ Empfänglichkeit nennen (die Mutter öffnet mit einem Lächeln ihre Hände), aber ich weiß nicht, wie ich es erklären soll.

Alle Worte sind falsch, doch könnte man sagen: Du allein bist – nicht wahr, die Zellen empfinden: Du allein bist. So. Aber all das verhärtet gewissermaßen – die Worte verhärten die Erfahrung. Es ist eine Art Formbarkeit oder Geschmeidigkeit (vertrauensvolle, ganz vertrauensvolle Formbarkeit): „Was Du willst, was Du willst.“

(Schweigen)

Mit einer bestimmten Einstellung (doch ist es schwer zu erklären oder zu definieren), mit einer bestimmten Einstellung wird alles göttlich. Und bei dieser Erfahrung, dass alles göttlich wird, ist das Wunderbare: Alles, was entgegensteht, verschwindet auf ganz natürliche Weise (schnell oder langsam, je nachdem, sofort oder nach und nach).

Das, das ist wunderbar. Also sich bewusst zu werden, dass alles göttlich ist, ist das beste Mittel, alles göttlich zu machen – die Widerstände aufzuheben.

Der Körper unter dem Einfluss des Göttlichen

Worte der Mutter

…keine halben Sachen, keine Kompromisse, keine Angleichung, kein … nein – so (Gebärde: mit der Faust herunter).

Und so ist es auch für den Körper. Jede Minute zwingend: Leben oder Tod. Nicht die Angleichung, das endlos gedauert hat. Jahrhundertelang war man weder völlig böse noch völlig gut – so ist es nicht mehr.

Der Körper weiß, für die Bildung des supramentalen Körpers ist es so: Er muss vollständig unter dem Einfluss des Göttlichen stehen – kein Kompromiss, keine Angleichung, kein „das kommt dann schon“, nein – so (Gebärde: mit der Faust herunter), ein schrecklicher Wille.

Aber … dies ist das einzige Mittel, dass die Dinge schnell gehen.

Es ist, als hätte man die ganze Zeit den Eindruck, zwischen Leben und Tod zu schweben, und von der Minute an, wo man die wahre Haltung einnimmt – wo der betroffene Teil die richtige Haltung einnimmt –, da geht es gut. Ganz natürlich und leicht geht es gut. Es ist außerordentlich. Aber es ist ungeheuerlich, weil es eine ständige Gefahr ist. Gut, vielleicht, ich weiß nicht, hundertmal am Tag eine Empfindung: Das Leben (ich meine für die Zellen), das Leben oder die Auflösung. Und wirklich, wenn sie sich nicht verkrampfen, wie sie es gewohnheitsmäßig tun, dann geht es sehr gut. Aber sie lernen … (die Mutter öffnet die Hände in einer Gebärde der Hingebung), dann geht es.

Es ist, als würde der Körper durch eine Art Nötigung die Ewigkeit erlernen. Es ist wirklich interessant. Und dann sehe ich die äußeren Umstände. Es wird schrecklich (vom gewöhnlichen Standpunkt aus gesehen).

Wir verhindern, dass es getan wird… Als würde unsere Aufsicht die Kraft am Wirken hindern. So etwa. Man muss… (die Mutter öffnet ihre Hände)

(Schweigen)

Ich glaube, ich glaube, das Unterbewusstsein ist es, das davon überzeugt ist. Behielte es seine Aufsicht nicht bei, dann würde alles schiefgehen. Das ist der Eindruck. Es sagt: „Ah! auf der Hut sein, aufpassen!“ (Die Mutter öffnet ihre Hände)

Der neue Körper

Worte der Mutter

Heute früh habe ich mich, meinen Körper, zum ersten Mal gesehen – ich weiß nicht, ob es der supramentale Körper ist oder … wie soll ich sagen, ein Übergangskörper, jedenfalls hatte ich einen völlig neuen Körper, und zwar ungeschlechtlich. Er war weder Mann noch Frau.

Er war sehr weiß. Aber das ist wohl, weil ich weißhäutig bin, ich weiß nicht.

Er war sehr schlank (Geste, die auf Schlankheit hinweist) – das war hübsch. Wirklich eine harmonische Form.

Das ist also das erste Mal. Ich wusste überhaupt nicht, ich hatte gar keine Vorstellung, wie das sein würde, und ich habe gesehen – ich war so, ich war so geworden.

Worte der Mutter

Gestern sprachst du von dieser Schau deines Körpers, dieses Übergangskörpers.

Ja, aber ich war so. Das war ich. Ich habe mich nicht in einem Spiegel gesehen. Ich sah mich so (die Mutter beugt den Kopf, um ihren Körper zu betrachten), ich war … ich war so.

Es war das erste Mal. So gegen vier Uhr morgens, glaube ich. Es war vollkommen natürlich –, ich habe nicht in den Spiegel geschaut, ich war vollkommen natürlich. Ich erinnere mich nur an das, was ich gesehen habe (Geste von der Brust bis zur Taille). Ich hatte mich mit einem Schleier bedeckt, so sah ich nur… Was sehr anders war, das war der Rumpf, von der Brust bis zur Taille: weder Mann noch Frau.

Und es war hübsch, ich hatte eine sehr, sehr schlanke Form, sehr schmal - sehr schmal, aber nicht mager. Und die Haut war sehr weiß; sie war wie meine Haut. Eine sehr hübsche Form. Aber kein Geschlecht, man konnte nicht sagen… Weder Mann noch Frau. Das Geschlecht war verschwunden.

Auch hier (die Mutter zeigt auf ihre Brust), all das: nichts. Ich weiß nicht, wie ich es beschreiben soll. Es war wie eine Andeutung, eine Erinnerung daran, aber es hatte keine Formen mehr (die Mutter berührt ihre Brust), nicht einmal so viel wie bei einem Mann. Eine sehr weiße Haut, sehr gleichmäßig. Sozusagen kein Bauch. Der Magen – keiner. Das war alles sehr schmal.

Ich schenkte dem keine besondere Beachtung, weil ich eben so war, es war ganz natürlich…

Ich habe nicht geschaut, um zu erkennen, weil es ganz natürlich war, und kann darum keine genaue Beschreibung geben. Einfach weder der Körper einer Frau noch der eines Mannes – das ist klar. Und die Silhouette, der Umriss, war fast genau die einer sehr, sehr jungen Person. Sie erinnerte an menschliche Formen (die Mutter zeichnet in die Luft), es gab Schultern und eine Taille. Wie die Erinnerung an eine Form.

Ich sehe es, aber… Ich sah es, wie man sich selbst sieht. Und da war eine Art Schleier, den ich mir angelegt hatte, so, um mich zu bedecken. Es war für mich nicht erstaunlich, sondern eine ganz natürliche Weise zu sein.

Ein Kind in den Armen des Göttlichen

Worte der Mutter

Vor zwei oder drei Tagen, ich weiß nicht mehr, gab es eine große Schwierigkeit. Und da habe ich mich sogleich wie eingehüllt empfunden (Gebärde), wie ein Kind in den Armen des Göttlichen. Verstehst du, es war so. Ich war gleichsam ein Kind, in den Armen des Göttlichen getragen. Und dann … nach einer Weile, die aber lange dauerte, als er sich so einzig und allein in der Göttlichen Gegenwart befand, verschwand der Schmerz. Er hat nicht einmal darum gebeten. Er verschwand. Es hat ein Weilchen gedauert, dann war es weg.

Ganz und gar, ganz und gar der Eindruck von einem kleinen Kind, umfangen (Gebärde) in den Armen des Göttlichen. Außerordentlich.

(Schweigen)

Für einige Zeit ist es so: „Was Du willst, was Du willst“, und dann schweigt auch das… (die Mutter öffnet die Hände nach oben in einer Gebärde der Darbringung)

Wirklich, ich glaube, das ist die Empfindung von Unvermögen, die ein Kind hat, verstehst du? Das ist nichts „Gedachtes“ oder „Gewolltes“, sondern völlig spontan. Und von dort gelangt man dann in einen Zustand… (die Mutter öffnet glückselig lächelnd ihre Hände)

Solange es noch diese Empfindung gibt von jemandem, der will, jemandem, der macht, all das – es ist nutzlos… (gleiche Gebärde: lächelnd geöffnete Hände)