Kapitel 7

Schwierigkeiten und Yoga

Worte Sri Aurobindos

Diese Sadhana ist ganz gewiss kein Abkürzungsweg oder einfach. Sie erfordert einen kolossalen Glauben, einen absoluten Mut und darüber hinaus eine unerschütterliche Geduld. Sie verläuft auf drei Stufen, von denen nur die letzte wirklich beseligend oder rasch erfolgreich sein kann – der Versuch des Egos, mit dem Göttlichen in Berührung zu kommen, die weite, völlige und von daher mühsame Vorbereitung der gesamten niederen Natur durch das göttliche Wirken, um die höhere Natur zu empfangen und zu dieser zu werden, und die letztendliche Transformation. Tatsächlich ersetzt die göttliche Stärke, oft unbeobachtet und hinter dem Schleier, unsere Schwäche durch sich selber und unterstützt uns bei allem Versagen unseres Glaubens, unseres Mutes und unserer Geduld. Sie „lässt den Blinden sehen und den Lahmen über Berge schreiten“. Der Intellekt wird eines Gesetzes gewahr, das dauernd wohltätig auf ihn einwirkt, und einer Hilfe, die ihn stärkt. Das Herz spricht von einem Meister aller Dinge, vom Freund des Menschen oder von einer universalen Mutter, die uns bei all unserem Straucheln immer wieder aufrichtet. Darum ist dieser Pfad zugleich der denkbar schwerste und doch, wenn man ihn mit der Größe dessen vergleicht, worum er ringt und was er erstrebt, der einfachste und sicherste von allen.

Worte Sri Aurobindos

Das Ziel des Yoga ist immer schwer zu erreichen, doch dieser Yoga ist schwieriger als irgendein anderer und nur für jene geeignet, die den Ruf für ihn haben, die die Fähigkeit und den Willen besitzen, allem zu begegnen, jeder Gefahr, selbst der des Fehlschlags, und die den Willen haben vorwärtszuschreiten – einer völligen Selbstlosigkeit, Wunschlosigkeit und Hingabe entgegen.

Worte Sri Aurobindos

Dieser Yoga bezieht nicht nur die Verwirklichung Gottes mit ein, sondern auch eine völlige Weihung und Wandlung des inneren und äußeren Lebens, bis es bereit ist, ein göttliches Bewusstsein zu manifestieren und Teil einer göttlichen Arbeit zu werden. Dies bedeutet eine innere, viel anspruchsvollere und schwierigere Disziplin als es die rein ethischen und physischen Enthaltsamkeiten sind. Man darf diesen Pfad, der ungleich weitreichender und mühsamer als die meisten Yogawege ist, nicht betreten, wenn man sich seines seelischen Rufes und seiner Bereitschaft, bis zum Ende durchzuhalten, nicht gewiss ist.

Worte Sri Aurobindos

Mit Bereitschaft meine ich nicht eine Befähigung, sondern das Bereitsein. Wenn der innere Wille vorhanden ist, allen Schwierigkeiten zu begegnen und sie auf sich zu nehmen, ohne Rücksicht darauf, wie lange es dauern wird, kann man sich auf den Weg machen.

Worte Sri Aurobindos

Ein bloß rastloses Unbefriedigtsein mit dem gewöhnlichen Leben ist keine genügende Vorbereitung für diesen Yoga. Ein eindeutiger innerer Ruf, ein starker Wille und große Stetigkeit sind für den Erfolg im spirituellen Leben vonnöten.

Worte Sri Aurobindos

Niemand taugt zur Sadhana – das heißt niemand vermag sie nur mit Hilfe seiner eigenen Befähigung auszuüben. Es ist eine Frage der Vorbereitung, die Kraft eintreten zu lassen, die nicht die eigene ist, und durch diese kann es dann mit der Zustimmung des Sadhaks und durch seine Aspiration geschehen.

Worte Sri Aurobindos

Alle, die den spirituellen Pfad betreten, müssen den Schwierigkeiten und Prüfungen des Pfades die Stirn bieten, jenen, die sich aus ihrer eigenen Natur erheben, und jenen, die von außen kommen. Die Schwierigkeiten in der menschlichen Natur erheben sich stets aufs Neue, bis du sie überwunden hast; man muss ihnen sowohl mit Stärke als auch mit Geduld begegnen. Der vitale Teil aber neigt zu Depressionen, sobald Prüfungen und Schwierigkeiten auftauchen. Das ist nicht nur bei dir so, sondern bei allen Sadhaks – es bedeutet weder Untauglichkeit für die Sadhana noch rechtfertigt es ein Gefühl der Hilflosigkeit. Du hast dich aber darin zu üben, diese Reaktion der Hilflosigkeit zu überwinden und die Kraft der Mutter herbeizurufen, damit sie dir helfe.

Alle, die sich standhaft an den Pfad halten, können ihrer spirituellen Erfüllung sicher sein. Wenn irgendjemand sie nicht erreichen sollte, kann das nur einen von zwei Gründen haben: entweder weil er den Pfad verlässt oder weil er einer Verlockung von Ehrgeiz, Eitelkeit, Begehren usw. folgt und das aufrichtige Vertrauen in das Göttliche aufgibt.

Worte Sri Aurobindos

Wenn einmal der Ruf der Seele ergeht – auch wenn es nicht der volle Ruf ist –, kann es, wie groß und hartnäckig die Schwierigkeiten auch sein mögen, keinen endgültigen, nicht wiedergutzumachenden Fehlschlag mehr geben. Selbst wenn der Faden durchtrennt wurde, wird er wieder aufgenommen, zusammengefügt und bis zu seinem Ende verfolgt werden. In der menschlichen Natur selbst findet als Reaktion auf das innere Bedürfnis ein Wirken statt, das – wie langsam auch immer – das Ergebnis herbeiführt…

Worte Sri Aurobindos

Es spielt keine Rolle, welche Mängel in deiner Natur bestehen. Es kommt einzig darauf an, dass du dich für die Kraft offen hältst. Niemand vermag sich selbst durch die eigenen, durch nichts unterstützten Bemühungen umzuwandeln. Allein die Göttliche Kraft ist es, die dich umwandeln kann. Wenn du dich offen hältst, wird alles Übrige für dich getan werden.

Worte Sri Aurobindos

Unser Ziel ist nicht, eine Religion oder Philosophie oder Yoga-Schule zu gründen, sondern den Boden für ein spirituelles Wachsen und eine spirituelle Erfahrung zu schaffen und einen Weg zu finden, der eine größere Wahrheit von jenseits des Mentals herabbringt, die aber für die menschliche Seele und das menschliche Bewusstsein nicht unerreichbar ist. Alle, die sich zu dieser Wahrheit hingezogen fühlen, können diesen Weg gehen, ob sie aus Indien oder sonstwoher kommen, vom Osten oder Westen. Alle mögen große Schwierigkeiten in ihrer persönlichen oder allgemeinen menschlichen Natur finden, doch kann ihre physische Herkunft oder ihr ethnisches Temperament kein unüberwindbares Hindernis für ihre Befreiung sein.

Worte der Mutter

Der Yoga ist für westliche Menschen nicht gefährlicher als für östliche. Alles hängt davon ab, in welchem Geist man an ihn herangeht. Der Yoga wird nur dann gefährlich, wenn man ihn zu persönlichen Zwecken benutzt. An sich ist er nicht gefährlich, sondern im Gegenteil das Heil und die Sicherheit selbst, sofern man sich ihm im Gefühl seiner Heiligkeit naht, immer dessen bewusst, dass das Göttliche zu finden das einzige Ziel ist.

Gefahren und Schwierigkeiten treten auf, wenn man den Yoga nicht um des Göttlichen willen beginnt, sondern um Macht zu erlangen und unter dem Deckmantel des Yoga persönliche Ambitionen befriedigen zu wollen. Wenn du nicht allen Ehrgeiz von dir weisen kannst, so rühre die Sache nicht an: es ist Feuer, das brennt…

Alles hängt von der Aufrichtigkeit ab. Bist du nicht aufrichtig, so fange den Yoga gar nicht erst an. Würde es sich um menschliche Angelegenheiten handeln, so kannst du mit einiger Aussicht auf Erfolg deine Zuflucht in der Selbsttäuschung nehmen; aber in deinen Beziehungen zum Göttlichen gibt es nirgends eine Möglichkeit der Selbsttäuschung. Du kannst auf dem Pfad sicher vorankommen, wenn du bis in die Tiefen deines Wesens wahrhaftig und offen bist und wenn es dein einziges Ziel ist, das Göttliche zu erreichen und durch das Göttliche bewegt zu werden.

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