Kapitel 7

Empfänglichkeit

Worte Sri Aurobindos

Empfänglichkeit ist die Macht, die Göttliche Kraft zu empfangen und ihre Gegenwart zu fühlen sowie die Gegenwart der Mutter darin und ihrem Wirken zuzustimmen sowie die Sicht und den Willen und die Taten von ihr lenken zu lassen.

Worte Sri Aurobindos

Der Ruf und die Aspiration sind nur erste Voraussetzungen. Zugleich mit ihnen und als Ergebnis ihrer wirksamen Intensität muss eine Öffnung des ganzen Wesens zum Göttlichen und eine absolute Überantwortung an das Göttliche erfolgen.

Diese Öffnung besteht in einem weiten Offenlegen der ganzen Natur auf all ihren Ebenen und in all ihren Wesensteilen. Es ermöglicht ihr, das größere göttliche Bewusstsein, das bereits über und hinter dieser sterblichen, halbbewussten Existenz zugegen ist und sie umfängt, ohne Abschwächungen und Begrenzungen in sich aufzunehmen. Bei dieser Aufnahme darf ihr Fassungsvermögen sich nicht als unzureichend erweisen, darf kein Bestandteil des Systems unter dem Druck der Umwandlung zusammenbrechen, sei es im Mental, in den Nerven oder im Körper. Eine grenzenlose Aufnahmefähigkeit ist erforderlich sowie ein ständig wachsendes Vermögen, das immer stärker und akzentuierter werdende Eingreifen der göttlichen Kraft auszuhalten. Anders kann nichts Großes und Dauerhaftes zustande kommen. Der Yoga würde mit einem Zusammenbruch, einem trägen Anhalten oder einer frustrierenden oder verheerenden Stockung enden – bei einem Vorgang, der absolut und integral zu sein hat, wenn er kein Fehlschlag sein soll.

Da aber kein menschlicher Organismus diese grenzenlose Aufnahmefähigkeit und diese einwandfreie Eignung aufweist, kann der supramentale Yoga nur dann Erfolg haben, wenn die Göttliche Kraft bei ihrer Herabkunft die persönliche Kraft vermehrt und die zur Aufnahme erforderliche Stärke an jene Kraft angleicht, die von oben her in die Natur eindringt, um in ihr zu arbeiten. Dies kann nur geschehen, wenn auf unserer Seite eine fortschreitende Überantwortung in die Hände des Göttlichen erfolgt. Eine vollständige und nie ausbleibende Zustimmung ist vonnöten, eine mutige Einwilligung in alles, was die Göttliche Macht mit uns vornehmen muss, um ihr Werk zu vollbringen.

Worte der Mutter

Meine Liebe ist stets bei dir. Wenn du sie nicht zu fühlen vermagst, dann deshalb nicht, weil du nicht fähig bist, sie anzunehmen. Es mangelt dir an Empfänglichkeit, und diese sollte zunehmen. Dazu musst du dich öffnen, und man öffnet sich nur dann, wenn man sich gibt. Gewiss versuchst du mehr oder weniger bewusst die Kräfte und die göttliche Liebe an dich zu ziehen. Diese Methode ist aber nicht gut. Gib dich ohne Berechnung und ohne Erwartung, dann wirst du fähig zu empfangen.

Worte der Mutter

Es ist nicht deine Aufgabe, das Feuer zu entfachen. Wie ich es dir bereits sagte, immer entfache ich es – du hast dich nur zu öffnen, um es zu empfangen und mit deinem guten Willen zu hüten.

Worte der Mutter

Mutter, wovon hängt Empfänglichkeit ab?

Sie hängt vor allem von Aufrichtigkeit ab – davon, ob man wirklich empfangen will –, denn die Hauptfaktoren sind doch wohl Aufrichtigkeit und Demut. Nichts verschließt einen mehr als Eitelkeit. Wenn man mit sich zufrieden ist, hat man jene Art von Eitelkeit, die nicht zugeben will, dass es einem an etwas fehlt, dass man Fehler macht, dass man unvollständig ist, dass man unvollkommen ist. In der menschlichen Natur ist etwas, das trotzt, das nicht zugeben will – das hindert dich am Empfangen. Du brauchst übrigens nur die Erfahrung zu machen. Wenn du es durch eine Willensanstrengung erreichst, dass sogar ein ganz kleiner Wesensteil zugibt: „Ach ja, ich irre mich, ich sollte nicht so sein, und ich sollte das nicht tun, und ich sollte nicht so fühlen, ja, das ist ein Fehler“, wenn du es erreichst, dass ein Teil deines Wesens das zugibt, fängt es zunächst an, sehr weh zu tun, aber wenn du standhältst, bis er es zugegeben hat, ist er sofort offen – und seltsam, er ist offen, und eine Lichtflut strömt herein, und danach fühlst du dich so froh, so glücklich, dass du dich fragst: „Warum, aus welchem dummen Grund, habe ich so lange Widerstand geleistet?“