Kapitel 6

Jenseits des vordergründigen Bewusstseins

In unserem ganzen Wesen, auf all seinen Ebenen, gibt es sowohl ein inneres als auch ein äußeres Bewusstsein. Der gewöhnliche Mensch ist sich nur seines Oberflächen-Selbstes bewusst und weiß nichts von all jenem, was von der Oberfläche verdeckt ist. Und doch ist das, was sich auf der Oberfläche befindet, was wir von uns wissen oder denken zu wissen und sogar glauben, dass es unser ganzes Wesen darstellt, nur ein kleiner Teil davon. Unser viel größerer Teil liegt unter der Oberfläche. Oder genauer gesagt, er liegt hinter dem vordergründigen Bewusstsein, hinter dem Schleier, geheim, und nur mit einem okkulten Wissen zu erkennen.

…alles, was dahinter liegt, dieses Meer, von dem unser Wachbewusstsein nur eine Welle oder eine Abfolge von Wellen ist, kann nicht mit einem einzigen Begriff beschrieben werden, denn es ist sehr komplex. Ein Teil davon auf einer tieferen Ebene als unser Wachbewusstsein ist unterbewusst; ein Teil liegt auf gleicher Ebene, aber noch dahinter, und ist viel größer. Ein Teil liegt oberhalb und ist für uns überbewusst. Was wir unseren mentalen Geist nennen, ist nur ein äußeres Mental, eine oberflächliche mentale Aktion, die dem partiellen Ausdruck eines größeren Mentals im Hintergrund dient, dessen wir uns gewöhnlich nicht bewusst sind, und das wir nur erkennen können, wenn wir nach innen gehen. So ist auch das, was wir von unserem Lebens-Geist kennen, nur das äußere Vital, eine Oberflächenaktivität, die ein größeres verborgenes Vital teilweise ausdrückt, welches wir nur durch unser Nach-innen-Gehen erkennen können. Gleichermaßen ist das, was wir unser physisches Wesen nennen, nur eine sichtbare Projektion eines größeren und feineren, nicht sichtbaren physischen Bewusstseins, das viel komplexer, viel bewusster ist und eine umfassendere Empfänglichkeit besitzt und darin viel offener, geschmeidiger und freier ist.

Nur dann, wenn du diese Wahrheit verstehst und erfährst, wirst du erkennen können, was mit dem inneren mentalen Geist, dem inneren Lebensgeist und dem inneren physischen Bewusstsein gemeint ist. Aber man muss beachten, dass dieser Begriff ‚innerer‘ unterschiedlich gebraucht wird. Manchmal bedeutet er das Bewusstsein hinter dem Schleier des äußeren Wesens, das Mental oder Vital oder Physische im Innern, welches in direktem Kontakt mit dem universalen Mental, den universalen Lebenskräften und universalen physischen Kräften in Kontakt steht. Andererseits meinen wir manchmal einen innersten mentalen Geist, ein innerstes Vital und eine innerste Physis, die ausdrücklich das wahre Mental, wahre Vital und wahre physische Bewusstsein genannt werden und der Seele näher stehen und viel leichter und direkter auf das Licht und die Kraft des Göttlichen antworten können. Kein wirklicher Yoga und geschweige denn irgendein integraler Yoga ist möglich, wenn wir nicht vom äußeren Selbst zurücktreten und uns des gesamten inneren Wesens und der inneren Natur bewusst werden. Denn nur dann können wir die Grenzen des unwissenden äußeren Selbstes sprengen, – welches bloß die äußeren Reize bewusst empfängt und die Dinge indirekt durch den äußeren mentalen Geist und die Sinne kennt, – und uns des universalen Bewusstseins und der universalen Kräfte unmittelbar bewusst werden, die durch uns und um uns herum spielen. Und auch nur dann können wir hoffen, uns des Göttlichen in uns wirklich bewusst und mit dem Göttlichen Licht und der Göttlichen Kraft direkt in Berührung zu sein. Sonst können wir das Göttliche nur an äußeren Zeichen und Ergebnissen erspüren, was ein schwieriger und unsicherer Weg ist. Dies geschieht nur sehr vereinzelt und unregelmäßig und führt nur zu Glauben, nicht zu Wissen, nicht zu unmittelbarem Bewusstsein und Gewahrsein der ständigen Gegenwart.