Kapitel 5

Leere, Ausdruckslosigkeit und Schweigen

Das Schweigen des Wesens ist das erste natürliche Ziel des Yoga. Du und einige andere finden darin keine Befriedigung, weil sie das vitale Mental nicht überwunden haben, das immer eine Art von Aktivität will, eine Abwechslung, eine Tätigkeit, ein Ereignis. Die ewige Unbeweglichkeit des schweigenden Brahman ist nichts, was ihm zusagt. Wenn dann die Leere kommt, wird sie als dumpf, träge, monoton empfunden.

Ich verstehe nicht ganz, was die Natur dieser Stille und dieser Hitze ist, die dich so fühlen lässt. Ein inneres Schweigen ist ein Zustand, der dem Sadhana förderlich ist, auch wenn es eine Zeit lang das Aufhören aller inneren Aktivität, aller Gedanken, Emotionen oder mentalen Wahrnehmungen bedeutet. Aber es ist möglich, und es kommt auch vor, dass das ungewohnte physische Bewusstsein das Schweigen als dumpf und als Entzug von Intelligenz empfindet, statt als Befreiung und Ruhe, und die Fremdartigkeit dieses inaktiven Zustands verursacht Beunruhigung und alarmierte Ratlosigkeit. Auch die Hitze kann für das physische Bewusstsein lästig und schwer zu ertragen sein, weil sie ungewohnt ist und es erschreckt und beunruhigt. Wenn das der Fall ist, müssen wir versuchen, die Intensität der einwirkenden Kraft zu verlangsamen und zu vermindern.

In jedem Fall aber versuche, jede Beunruhigung, die dir suggeriert wird, zu ignorieren und den Glauben zu bewahren, den du im letzten Teil des Briefes zum Ausdruck bringst.

Ich kann unmöglich geschrieben haben, dass nur du das Schweigen als leer empfindest, denn es gibt viele, die es zuerst so empfinden. Man empfindet es als leer, weil man daran gewöhnt ist, das Dasein mit Gedanken, Gefühl und Bewegung oder mit Formen und Objekten zu assoziieren, während nichts von alledem vorhanden ist. Aber wirklich leer ist es nicht.

Das Vital vermag an einem leeren Zustand kein Interesse zu finden. Wenn du von deinem Vital abhängig bist, kannst du ihn nicht aufrechterhalten. Es ist der Geist, der in dem Schweigen, das von allen mentalen oder anderen Tätigkeiten frei ist, Erlösung findet, denn in diesem Schweigen wird er sich selbst gewahr. Damit die Ausdruckslosigkeit Wirklichkeit wird, muss man in das Purusha- oder Beobachter-Bewusstsein eingetreten sein. Wenn du es von deinem Mental oder Vital her betrachtest, gibt es keine Ausdruckslosigkeit, denn wenn es auch keine deutlichen Gedanken gibt, so müssen doch eine mentale Einstellung oder mentale Schwingungen vorhanden sein – wie zum Beispiel keine Anteilnahme zu fühlen.

Das Schweigen kann zurückbleiben, wenn die Ausdruckslosigkeit gegangen ist. Alles kann hereinströmen und dennoch bleibt das Schweigen erhalten; wenn du von Kraft, Licht, Ananda, Wissen usw. erfüllt bist, kannst du dich nicht länger als ausdruckslos, leer bezeichnen.

Jede Art von Verwirklichung: unendliches Selbst, kosmisches Bewusstsein, Mutters Gegenwart, Licht, Kraft, Ananda, Wissen, die Sachchidananda-Verwirklichung, die verschiedenen Ebenen des Bewusstseins bis hinauf zum Supramental. All das kann kommen in dem Schweigen, das andauert, aber nicht mehr ausdruckslos ist.

Leere, Schweigen und Frieden sind die Grundvoraussetzung für die spirituelle Siddhi – sie ist der erste Schritt. Sie ermöglicht es dem Purusha, frei von den Regungen der Prakriti zu sein, zu sehen und zu wissen, woher sie kommen, da sie nicht mehr aus dem Inneren des Mentals, des Herzens usw. aufsteigen, da diese sich in einem Zustand der Ruhe befinden, und die niederen Regungen zurückzuweisen und das Wissen, den Willen usw. des höheren Bewusstseins, das oben ist, zu rufen.

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