Kapitel 4

Kräfte, die während der Meditation am Werk sind

Worte der Mutter

Was für Kräfte sind am Werk, wenn man schweigend meditiert?

Es kommt darauf an, wer meditiert.

Muss man sich denn nicht in der schweigenden Meditation völlig leer machen? Wie kann es also darauf ankommen, wer meditiert?

Wenn du dich leer machst, ändert das doch nicht die Natur deiner Aspiration und auch nicht ihren Bereich. In manchen bewegt sich die Aspiration auf der mentalen oder auf der vitalen Ebene, andere streben mit einer spirituellen Sehnsucht. Von der Art der Aspiration hängt es ab, wie die Kraft antwortet und wie sie wirkt. Sich in der Meditation leer zu machen schafft ein inneres Schweigen. Das heißt nicht, dass man nun nichts mehr oder nur eine träge und tote Masse sei. Wenn man sich zu einem leeren Gefäß macht, lädt man ein, was es füllen wird. Die Beschaffenheit des Bewusstseins und der gewohnte Grad des Spannungszustandes bestimmen jedoch nicht nur die ins Spiel gebrachten Kräfte, sondern auch ihre Wirkensweise: ob sie helfen und vollbringen oder ob sie fehlschlagen oder gar hindern und schaden werden.

Es gibt zahlreiche Bedingungen, unter denen man meditieren kann, und jede hat ihre Wirkung auf die herabkommenden und uns durchdringenden Kräfte. Meditierst du allein, zählt deine eigene innere und äußere Verfassung. Meditierst du in einer Gruppe, ist eure allgemeine Verfassung von größter Bedeutung. In beiden Fällen sind die Bedingungen immer verschieden, und die antwortenden Kräfte sind nie zweimal die gleichen. Eine richtig ausgeübte gemeinsame Konzentration kann eine bemerkenswerte Kraft haben. In einer alten Überlieferung heißt es, wenn zwölf aufrichtige Menschen ihren Willen und ihre Sehnsucht vereinen, um das Göttliche zu rufen, so müsse es sich offenbaren. Aber der Wille muss einsinnig, die Sehnsucht völlig aufrichtig sein. Denn diejenigen, die den Versuch machen, könnten auch in einer Art Trägheit oder gar in irrigem und verkehrtem Begehren vereint sein – und das Ergebnis ist dann schlimm.

Beim Meditieren ist ein Zustand völliger und unbedingter Aufrichtigkeit im gesamten Bewusstsein von allergrößter Bedeutung. Es ist entscheidend, dass man weder sich selbst noch die anderen täuscht und sich auch von ihnen nicht täuschen lässt. Wir haben schon gesagt, wie eitel und nutzlos es wäre, das Göttliche täuschen zu wollen. Oft wünschen die Leute gewisse Dinge, sie haben eine mentale oder vitale Vorliebe: Sie möchten, dass die Erfahrung auf bestimmte Weise geschehe oder eine gewisse Wendung nehme, die ihre Ideen, Begierden oder Vorlieben befriedigt. Sie bleiben nicht unparteilich, wie ein weißes Blatt bereit, das Geschehen treu und schlicht aufzunehmen. Wenn es ihnen dann nicht gefällt, können sie sich leicht selbst etwas vormachen: Sie sehen etwas, aber sie verdrehen es ein wenig und machen etwas anderes daraus. Sie biegen eine an sich schlichte und gerade Sache von ihrem Sinn ab, um sie zu einer außerordentlichen Erfahrung aufzubauschen. Wenn du dich in Meditation begibst, musst du so unverstellt und einfach sein wie ein Kind, nicht mit dem äußeren Mental dazwischenfunken, nichts erwarten, auf nichts bestehen. Hast du diesen Zustand erlangt, kommt alles auf die Sehnsucht an, die in dir ist. Erstrebst du zutiefst Frieden, gewährt er sich dir, ist es Kraft, Macht, Wissen, so gewähren auch sie sich – alle aber nur im Maße deines Fassungsvermögens. Und wenn du das Göttliche rufst, auch dann – vorausgesetzt, dass es deinen Ruf hört, das heißt dein Ruf genügend rein und stark ist, um es zu erreichen – empfängst du seine Antwort.

Worte der Mutter

(Die Mutter liest:) „Sich in der Meditation leer zu machen schafft ein inneres Schweigen. Das heißt nicht, dass man nun nichts mehr oder nur eine träge und tote Masse sei. Wenn man sich zu einem leeren Gefäß macht, lädt man ein, was es füllen wird. Die Beschaffenheit des Bewusstseins und der gewohnte Grad des Spannungszustandes bestimmen jedoch nicht nur die ins Spiel gebrachten Kräfte, sondern auch ihre Wirkensweise: ob sie helfen und vollbringen oder ob sie fehlschlagen oder gar hindern und schaden werden.“ (Questions and Answers, 23. Juni 1929)

Was heißt „der gewohnte Grad des Spannungszustandes“?

Aspiration und Wille erzeugen einen Spannungszustand im Wesen. „Grad“ sage ich, weil es da auch noch den Punkt gibt, auf den die Spannung, der Druck, einwirkt.

„Sich leer machen“ heißt, die Spannung, den Druck des Bewusstseins auf Verwirklichung, auf das zu erreichende Ziel, sich beruhigen lassen. Die Spannung ist der Druck auf einen Punkt, was auf ihn gerichtet ist und auf Vollbringung drängt. Das Bewusstsein – des Wesens, das individuelle Bewusstsein – übt auf dieses Element einen Druck aus. Wir können das vorhin angeführte Beispiel nehmen: Du hast irgendeine chronische Krankheit, eine Entstellung, einen Körperfehler. Nun richtet dein Bewusstsein seine Aspiration und seinen Willen eindringlich auf das aus, was es vollbringen will, auf den zu heilenden Umstand.

Nun, wenn du dich beim Meditieren leer machst – was eine der Meditationsformen ist, wenn du so willst –, bedeutet das, dass du diese Willensausrichtung beendest: Dein Bewusstsein wird vorübergehend neutral. Seine Spannung, sein Druck betrifft diesen Punkt – oder andere, mehr oder weniger konkrete oder abstrakte –, jedenfalls ist der Druck auf ein einziges Element ausgerichtet. Wenn du dich also leer machst, hebst du diesen Druck, diese Spannung auf, und du bist wie ein leeres, unbeschriebenes Blatt. Das nenne ich „sich leer machen“ – jeglichen auf etwas ausgerichteten Willen aufheben. Wenn du dich so leer machst – wobei die Spannung, wie gesagt, innehält –, setzt du dich doch, in deinem schweigenden Streben, mit den Kräften in Verbindung, die durch deinen allgemeinen Tonus, durch das Maß, das dir normalerweise zu eigen ist, angezogen werden. Darum betonte ich, dass es auf die Person ankommt: Weil alles von ihrer gewohnten Aspiration abhängt, von dem, was sie für gewöhnlich ersehnt. Denn natürlich steht sie mit den Kräften in Verbindung, die auf ihr Streben antworten. Wenn man nun für einige Zeit den Einsatz der Aspiration anhält und in schweigender, passiver Empfänglichkeit verharrt – nun, dann bleibt die Wirkung des gewohnten Strebens dennoch und zieht gerade jene Kräfte an, die darauf antworten sollen.

Worte der Mutter

Liebe Mutter, wie kann man das Mental von allem Denken befreien? Wenn man es während der Meditation versucht, ist der Gedanke, dass man an nichts denken darf, immer vorhanden.

Nicht während der Meditation muss man lernen zu schweigen, denn schon die Tatsache, dass man es versucht, macht ein Geräusch.

Man muss lernen, seine Energien im Herzen zu konzentrieren. Wenn das gelingt, kommt die Stille automatisch.

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