Kapitel 4

Konzentration – Natur und Bedeutung

Worte der Mutter

Was ist der Unterschied zwischen Meditation und Konzentration?

Meditation ist eine rein mentale Aktivität, interessant nur für das mentale Wesen. Man kann sich zwar während der Meditation konzentrieren, doch ist das natürlich eine mentale Konzentration. Man kann eine Stille erlangen, aber nur eine rein mentale Stille, während die anderen Teile des Wesens unbeweglich und inaktiv gehalten werden, damit sie die Meditation nicht stören. Man kann zwanzig Stunden am Tag meditierend verbringen, doch wird man die restlichen vier Stunden ein ganz gewöhnlicher Mensch sein, da nur das Mental beschäftigt war – die anderen Teile des Wesens, das Vital und das Physische, werden unter Druck gesetzt, damit sie nicht stören. Für diese anderen Teile des Wesens wird in der Meditation direkt nichts getan.

Natürlich kann auch dieses indirekte Einwirken einen Effekt haben, doch … ich habe in meinem Leben Menschen kennengelernt, die zwar eine beachtliche Gabe zur Meditation besaßen, jedoch außerhalb der Meditation ganz normale Menschen waren, bisweilen sogar übel gelaunte Menschen, die sich fürchterlich aufregten, wenn man ihre Meditation störte. Diese Menschen hatten nur gelernt, ihr Mental zu beherrschen, nicht jedoch den Rest ihres Wesens.

Bei der Konzentration hingegen handelt es sich um einen aktiveren Zustand. Man kann sich mental konzentrieren, man kann sich vital, seelisch oder physisch konzentrieren, und man kann sich ganzheitlich konzentrieren. Konzentration bzw. die Fähigkeit, sich in einem Punkt zu sammeln, ist schwieriger als Meditation. Man kann einen Teil seines Wesens oder seines Bewusstseins zusammenführen, oder man kann sein Bewusstsein in seiner Gesamtheit zusammenführen oder auch nur Bruchstücke davon, das heißt die Konzentration kann entweder partiell, allumfassend oder ganzheitlich sein, wobei man abhängig von der Art der Konzentration jeweils unterschiedliche Ergebnisse erzielen wird.

Wer die Gabe zur Konzentration hat, wird eine interessantere und leichtere Meditation erleben. Doch kann man auch ohne Konzentration meditieren. Viele folgen in ihrer Meditation einer Reihe aufeinanderfolgender Ideen – das ist dann Meditation, nicht Konzentration.

Worte der Mutter

Egal was man im Leben tun will, eins ist absolut unverzichtbar und die Grundlage von allem, nämlich die Fähigkeit, seine Aufmerksamkeit zu konzentrieren. Wenn es einem gelingt, die einzelnen Strahlen der Aufmerksamkeit und des Bewusstseins in einem Punkt zu bündeln und diese Konzentration mit hartnäckigem Willen aufrechtzuerhalten, kann dem nichts widerstehen – was immer es auch sei, alles von der materiellsten physischen Entwicklung bis hin zur höchsten spirituellen. Die Ausübung dieser Disziplin muss jedoch permanent und unerschütterlich sein. Nicht dass man sich ständig auf das Gleiche konzentrieren soll, das meine ich nicht, ich meine Konzentration zu erlernen.

Für den materiellen Bereich, beim Studium oder Sport, bei jedweder physischen oder mentalen Entwicklung, ist diese Fähigkeit absolut unverzichtbar. Und der Wert eines Individuums ist proportional zum Wert seiner Konzentrationsfähigkeit.

Aus spiritueller Sicht ist diese Fähigkeit sogar noch wichtiger. Kein spirituelles Hindernis kann der Durchdringungskraft der Konzentration standhalten. Die Entdeckung des seelischen Wesens, die Vereinigung mit dem inneren Göttlichen oder sich für höhere Sphären zu öffnen lassen sich beispielsweise allesamt mit Hilfe einer intensiven und unnachgiebigen Konzentrationskraft erreichen – man muss diese Gabe nur schulen.

Im menschlichen oder auch im übermenschlichen Bereich gibt es nichts, zu dem die Konzentrationskraft keinen Schlüssel bieten könnte.

Mit dieser Gabe kann man der beste Sportler oder der beste Schüler sein, ein künstlerisches, literarisches oder wissenschaftliches Genie oder auch der größte Heilige. Und jeder Einzelne trägt davon einen winzigen Ansatz in sich – die Gabe an sich besitzt jeder, die Menschen pflegen sie nur nicht.

Worte Sri Aurobindos

Mir fällt es sehr schwer, die richtige Art der Konzentration zu praktizieren. Und wenn ich mich schon nicht richtig konzentrieren kann, wäre es da nicht am Besten, wenn ich mir vorstellte, ich läge für immer im Schoß der Mutter?

Das ist die bestmögliche Form der Konzentration.