Kapitel 4

Die richtige Haltung gegenüber dem weltlichen Leben

Worte Sri Aurobindos

Man kann sich im gewöhnlichen Leben nicht so wie in einem Ashram verhalten. Man hat mit den Menschen zu verkehren und wenigstens äußerlich die üblichen Beziehungen aufrechtzuerhalten. Wichtig dabei ist, das innere Bewusstsein für das Göttliche offen zu halten und in Ihm zu wachsen. In dem Maße, wie man das tut, wird sich mehr oder weniger schnell, entsprechend der inneren Intensität der Sadhana, die Haltung anderen gegenüber ändern. Alles wird mehr und mehr im Göttlichen gesehen, und die Gefühle, das Handeln usw. werden immer weniger durch die vergangenen Reaktionen, sondern mehr und mehr durch das wachsende Bewusstsein in dir bestimmt.

Worte Sri Aurobindos

Der beste Weg, sich für das spirituelle Leben vorzubereiten, solange man noch einer gewöhnlichen Arbeit in einer gewöhnlichen Umgebung nachgeht, besteht darin, vollkommenen Gleichmut, eine innere Loslösung und den samata, den Gleichmut der Gita, zu entwickeln, ferner den Glauben zu haben, dass das Göttliche hier ist, dass der Göttliche Wille in allen Dingen wirkt, wenn auch gegenwärtig noch unter den Bedingungen einer Welt der Unwissenheit. Jenseits davon sind das Licht und das Ananda, auf die das Leben hinarbeitet. Der beste Weg aber, um ihre Ankunft und Errichtung im einzelnen Wesen und der einzelnen Natur zu beschleunigen, besteht darin, in diesen spirituellen Gleichmut hineinzuwachsen. Das würde auch deine Schwierigkeiten mit unangenehmen und unerwünschten Dingen lösen. Allem Unangenehmen sollte man in diesem Geist des samata begegnen.

Worte Sri Aurobindos

Das Leben des samsara, des gewöhnlichen Lebens in der Unwissenheit, ist seinem Wesen nach ein Feld der Unrast. Um es auf die rechte Weise durchschreiten zu können, muss man sein Leben und seine Taten dem Göttlichen darbringen und um den Frieden des Göttlichen im Innern bitten. Wenn das Mental ruhig wird, kann man fühlen, wie die Göttliche Mutter das Leben stützt und alles in ihre Hände nimmt.

Worte Sri Aurobindos

Frieden im Leben der Welt zu erlangen ist niemals einfach und von Dauer, außer man lebt tief innerlich und erträgt die äußeren Tätigkeiten nur an der Oberfläche des Wesens.

Worte Sri Aurobindos

Der Schutz und die Hilfe werden da sein, so wie sie es hier waren. Du hast dich ihnen gegenüber nur offen zu halten und im Innern zu leben, danach strebend, immer bewusster zu werden, so dass du die Göttliche Gegenwart und Macht zu fühlen vermagst.

Was die Atmosphäre in Bombay betrifft, halte dich innerlich von ihr abgesondert, selbst wenn du mit anderen Umgang hast. Sieh sie als eine Sache außerhalb von dir und nicht als etwas, das zur inneren Welt gehört, in der du lebst. Kannst du diese innere Abgesondertheit vollziehen, vermag diese Atmosphäre dich nicht mehr zu verdüstern, gleich welchen Druck sie auf dich im Alltag ausübt.

Worte Sri Aurobindos

Die Arbeit hier im Ashram und die Arbeit in der Welt sind natürlich nicht das Gleiche. Die Arbeit dort ist in keiner Weise eine göttliche Arbeit – sie ist die gewöhnliche Arbeit der Welt. Und dennoch muss man sie als ein Training betrachten und im Geist des Karma Yoga verrichten. Was dabei zählt, ist nicht so sehr die Natur der Arbeit an sich, sondern die Einstellung, in der sie verrichtet wird. Sie hat im Geist der Gita zu geschehen, ohne Begehren, losgelöst, ohne Widerwillen, doch in größtmöglicher Vollkommenheit nicht der Familie, der Beförderung oder des Vorgesetzten wegen, sondern einfach weil sie einem zur Verrichtung gegeben worden ist. Sie ist ein Bereich inneren Trainings, nichts anderes. In diesem hat man drei Dinge zu lernen: Gleichmut, Wunschlosigkeit und Weihung. Was dem Göttlichen geweiht werden muss, ist nicht die Arbeit als Sache um ihrer selbst willen, sondern ihre Verrichtung und die Art ihrer Verrichtung. Bei dieser Einstellung spielt es keine Rolle, welche Art von Arbeit es ist. Wenn man sich auf diese Weise spirituell schult, wird man fähig werden, jede spezielle Arbeit, die einem jeden Tag gegeben werden kann (wie die Ashram-Arbeit), auf die wahre Weise und unmittelbar für das Göttliche zu tun.

Worte Sri Aurobindos

Die zu vollbringende Arbeit ist zu umfangreich, als dass das äußere Mental zu wissen vermag, wie sie getan werden muss. Nur durch zunehmendes Licht und durch Erfahrung wird es eines Tages beginnen, zu begreifen. Die Erfahrung ist ebenfalls zu umfangreich und zu schwierig, als dass das Mental die Arbeit selbst ausführen könnte. Es kann lediglich der Macht helfen, die durch seine Bereitschaft, seine Aspiration, seinen Glauben und seine Ruhe wirkt.

Doch bei keinem Sadhak sind diese Dinge beständig – die Aspiration wird unterbrochen, der Glaube schwankt, die Ruhe wird gestört oder erschüttert. Dennoch ist die Mutter weiterhin am Wirken, und man hat nur durchzuhalten – letztendlich wird die Beharrlichkeit durch das Ergebnis gerechtfertigt.

Eines darf man unter keinen Umständen tun: aufgeben.

Worte Sri Aurobindos

Der innere spirituelle Fortschritt hängt nicht so sehr von äußeren Umständen ab als von der Art, wie wir von innen auf sie reagieren – das war immer ein höchstes Werturteil spiritueller Erfahrung. Daher bestehen wir darauf, die rechte Haltung einzunehmen und in ihr zu verbleiben. Wir bestehen auf einem inneren Zustand, der nicht von äußeren Bedingungen abhängig ist, einem Zustand des Gleichmuts und der Stille – wenn es nicht von Anfang an der einer inneren Glücklichkeit sein kann – und darauf, sich immer mehr nach innen zu wenden, von innen nach außen zu blicken, statt an der Oberfläche zu leben, die den Erschütterungen und Schlägen des Lebens immer ausgeliefert sein wird. Allein von diesem inneren Zustand her kann man stärker als das Leben und seine störenden Kräfte sein und hoffen, ihr Herr zu werden.

Eines der ersten Dinge, die auf dem Weg gelernt werden müssen, ist innerlich ruhig zu bleiben, den festen Willen zu bewahren hindurchzugehen und sich durch Schwierigkeiten oder Schwankungen nicht stören oder entmutigen zu lassen. Ansonsten bedeutete das, die Unbeständigkeit des Bewusstseins zu fördern und eine Bewahrung von Erfahrungen nur unter Schwierigkeiten – das, worüber du dich beklagst. Nur wenn du ruhig und stetig nach innen gewandt bleibst, können die Erfahrungen mit einiger Beständigkeit weiterhin stattfinden, obwohl es immer Zeitspannen der Unterbrechung und Schwankung geben wird. Doch werden diese, wenn man die richtige Einstellung hat, eher zu Zeiten der Assimilation, in denen die Schwierigkeit sich erschöpft, als zu einem Fehlschlag in der Sadhana.

Worte Sri Aurobindos

Eine spirituelle Atmosphäre ist wichtiger als äußere Bedingungen. Wenn man sie erlangen und sich außerdem seine eigene spirituelle Luft schaffen kann, in der man zu leben und zu atmen vermag, ist dies die wahre Bedingung für den Fortschritt.

Worte Sri Aurobindos

Dem sonnenhellen Pfad können jene folgen, die fähig sind, Hingabe zu vollziehen, zuerst eine zentrale Hingabe und später ein vollständigeres Selbstgeben in allen Teilen des Wesens. Wenn sie die Haltung der zentralen Hingabe einnehmen und aufrechterhalten können, wenn sie sich ganz dem Göttlichen überlassen können und freudig das annehmen, was immer vom Göttlichen auf sie zukommt, wird ihr Pfad sonnenhell werden und kann sogar gerade und einfach sein. Sie können nicht allen Schwierigkeiten entgehen, kein Suchender kann das, aber sie werden fähig sein, ihnen ohne Schmerz und Verzagtheit zu begegnen – so wie Yoga entsprechend der Empfehlung der Gita tatsächlich ausgeübt werden soll, anirvinnacetasa, auf die innere Führung vertrauend und sie mehr und mehr wahrnehmend, oder aber auf die äußere Führung durch den Guru. Man kann dem sonnenhellen Pfad auch dann folgen, wenn man kein Licht und keine Führung empfindet, aber ein lichter, fester Glaube und eine glückliche Bhakti bestehen oder erworben werden können oder wenn man die Natur eines spirituellen Optimisten und den festen Glauben oder das feste Gefühl hat, dass alles, was durch das Göttliche geschieht, zum Besten ist, auch wenn wir sein Tun nicht verstehen können. Doch haben nicht alle diese Natur. Die meisten sind sehr weit davon entfernt, und die volle oder selbst die zentrale Hingabe ist nicht so leicht zu vollziehen, und sie immer zu bewahren ist schwer genug für unsere menschliche Natur. Wenn diese Dinge nicht gegeben sind, wird die Freiheit der Seele nicht erreicht, und wir müssen uns stattdessen dem Gesetz unterwerfen oder eine harte und schwierige Disziplin erfüllen.

Worte Sri Aurobindos

Es entspricht nicht unserer Erfahrung, dass es durch Meditation allein möglich ist, die eigene Natur zu ändern, und auch ein Sich-Zurückziehen von äußerer Aktivität und Arbeit hat jenen, die das versucht haben, nicht viel genützt. In vielen Fällen war es schädlich. Ein gewisses Maß an Konzentration, an innerer Aspiration im Herzen und eine Öffnung des Bewusstseins für die Gegenwart der Mutter dort und für die Herabkunft von oben sind notwendig. Doch ohne Tätigkeit, ohne Arbeit, verändert sich die Natur nicht wirklich. In der Arbeit und im Kontakt mit Menschen wird auf die Probe gestellt, ob sich die Natur ändert. Was die Arbeit betrifft, die man tut, so gibt es keine höhere oder niedere Arbeit. Jede Arbeit ist gleichwertig, vorausgesetzt, sie wird der Mutter dargebracht und für sie und kraft ihres Vermögens getan.

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