Kapitel 4
Dankbarkeit
Worte der Mutter
Es gibt eine Regung, die man als Ergänzung zur Ergebenheit immer haben sollte: diese Art Dankbarkeitsgefühl, dass es das Göttliche gibt, diese Empfindung bewundernder Dankbarkeit, dass das Göttliche existiert, die einen wirklich mit erhabener Freude erfüllt, dass es etwas im Universum gibt, das das Göttliche ist, dass es nicht nur diese Ungeheuerlichkeit ist, die wir sehen, sondern dass es das Göttliche gibt, dass das Göttliche vorhanden ist. Und jedes Mal, wenn die kleinste Sache einen direkt oder indirekt mit dieser erhabenen Wirklichkeit göttlicher Existenz in Berührung bringt, wird das Herz von einer so starken, so wunderbaren Freude erfüllt, von einer Dankbarkeit, die von allen Dingen am allerköstlichsten schmeckt.
Nichts kann einem dieselbe Freude geben wie Dankbarkeit. Man hört einen Vogel singen, man sieht eine hübsche Blume, man schaut einem kleinen Kind zu, man wird Zeuge einer selbstlosen Tat, man liest einen schönen Satz, man betrachtet einen Sonnenuntergang – ganz gleich: Plötzlich überkommt einen diese tiefe und intensive Gefühlsregung, dass die Welt das Göttliche offenbart, dass es hinter der Welt etwas gibt, das das Göttliche ist.

Worte der Mutter
Nur sehr wenige Menschen, sehr wenige, eine sehr geringe Zahl von Menschen, geht mit einem wirklich religiösen Gefühl in die Kirche oder in den Tempel, das heißt nicht etwa um von Gott etwas zu erbitten, zu erbetteln, sondern um sich darzubringen, um zu danken, um ihre Aspiration auszudrücken, um sich zu geben. Das tut nicht einer unter einer Million.

Worte der Mutter
Es gibt jene, die eine angeborene Fähigkeit zur Dankbarkeit haben, jene, die ein glühendes Bedürfnis haben zu antworten, mit Herzlichkeit, Ergebenheit und Freude auf etwas zu reagieren, das sie wie ein Wunder fühlen, das hinter dem ganzen Leben verborgen ist, hinter dem winzigsten Element, dem kleinsten Ereignis des Lebens. Sie fühlen diese souveräne Schönheit oder diese unendliche Gnade, die hinter allem steht.
Ich kannte Leute, die sozusagen nichts wussten, die kaum gebildet waren, deren Verstand von dieser völlig alltäglichen Qualität war und die in sich diese Wesensart der Dankbarkeit, der Herzlichkeit hatten, die sich gibt, die versteht und dankt.
Nun, bei ihnen war die Berührung mit dem Seelischen sehr häufig, fast beständig, und soweit sie dazu fähig waren, war sie bewusst – nicht sehr bewusst, doch ein wenig bewusst –, so dass sie sich getragen, unterstützt, über sich selbst hinausgehoben fühlten.

Worte der Mutter
Unter allen Regungen ist spontane Dankbarkeit vielleicht diejenige, die am meisten Freude gibt, unvermischte Freude, frei von dieser Färbung des Egoismus.
Sie ist etwas ganz Besonderes. Sie ist nicht Liebe, sie ist nicht Selbsthingabe. Sie ist eine volle, sehr volle Freude. Sie ist eine ganz besondere Schwingung, die nichts anderem außer sich selbst gleicht. Sie ist etwas, das einen weitet, erfüllt – etwas so Glühendes!
Unter allen Regungen, die dem menschlichen Bewusstsein zugänglich sind, ist es gewiss diejenige, die dich am meisten aus deinem Ego herausholt…
Wenn du in diese Schwingung in ihrer Reinheit eintreten kannst, wirst du sofort bemerken, dass sie von der gleichen Beschaffenheit ist wie die Schwingung der Liebe: Sie hat keine Richtung… Im Grunde ist Dankbarkeit nur eine sehr leichte Schattierung der eigentlichen Schwingung der Liebe.
