Kapitel 3

Verzicht auf jegliche Bindung

Worte Sri Aurobindos

Die Arbeit an sich wird zunächst durch das bestmögliche Licht, über das wir in unserer Unwissenheit verfügen können, bestimmt. Das ist es, was wir als die Sache ansehen, die zu tun ist. Und ob das nun durch unser Pflichtgefühl geprägt wird, durch unser Gefühl für unsere Mitmenschen, durch unsere Vorstellung davon, was gut für die anderen oder die Welt ist, oder durch die Anleitung von jemandem, den wir als unseren menschlichen Meister akzeptieren, weiser als wir und für uns der Repräsentant des Herrn aller Werke, an den wir glauben, den wir aber noch nicht kennen – das Prinzip ist das gleiche. Das Wesentliche des Opferns der Werke muss da sein, und das Wesentliche ist das Aufgeben eines jeglichen Wunsches nach Früchten unserer Arbeit, das Verzichten auf jegliches Resultat, für das wir noch arbeiten. Denn solange wir dem Ergebnis verhaftet bleiben, ist das Opfer nicht dem Göttlichen geweiht, sondern unserem Ego. Wir denken vielleicht anders darüber, doch dann täuschen wir uns selbst: Wir machen aus unserer Vorstellung vom Göttlichen, unserem Pflichtgefühl, unserem Gefühl für unsere Mitmenschen, unserer Vorstellung davon, was gut für die Welt oder die anderen ist, selbst aus dem Gehorsam unserem Meister gegenüber eine Maske für unsere egoistische Befriedigung und unsere Vorlieben und ein fadenscheiniges Schild gegen die uns auferlegte Forderung, alles Begehren von Grund auf aus unserer Natur zu entfernen.

Diese Form des Begehrens, diese Gestalt des Egos ist der Feind, vor dem wir stets mit einer nie nachlassenden Wachsamkeit auf der Hut sein müssen. Wir sollten wachsam sein, um ihn hinter allen Masken aufzuspüren, und unerbittlich im Vertreiben seines Einflusses. Das erhellende Wort dieser Regung ist die entscheidende Zeile der Gita: „Du hast ein Recht auf das Handeln, niemals jedoch und unter keinen Umständen auf seine Früchte.“ Die Frucht gehört allein dem Herrn aller Werke. Unsere einzige Aufgabe dabei ist es, den Erfolg durch wahrhaftiges und sorgfältiges Handeln vorzubereiten und ihn, wenn er sich einstellt, dem göttlichen Meister darzubringen. Danach müssen wir, so wie wir auf das Verhaftetsein mit den Früchten der Arbeit verzichtet haben, sogar darauf verzichten, der Arbeit verhaftet zu sein. Wir müssen in jedem Moment bereitet sein, eine Arbeit, einen Ablauf oder ein Betätigungsfeld des Handelns für ein anderes einzutauschen oder alle Arbeiten aufzugeben, wenn das der klare Befehl des Meisters ist. Sonst handeln wir nicht um seines Willen, sondern zu unserer eigenen Befriedigung und unserem eigenen Vergnügen an der Arbeit, aus den naturgegebenen Bewegungsabläufen des Handelns heraus oder um unsere Neigungen zu befriedigen. Doch das sind alles Stationen und Zufluchtsorte des Egos. Wie notwendig sie für die gewöhnlichen Abläufe des Lebens auch sein mögen, sie müssen im Wachstum des spirituellen Bewusstseins abgelegt und durch göttliche Gegenstücke ersetzt werden. Ein Ananda, ein unpersönliches und Gott-gerichtetes Entzücken, werden unerleuchtete vitale Befriedigung und Genusssucht vertreiben und ersetzen, genauso wie ein freudvolles Treiben der Göttlichen Energie bewegungsgetriebene Notwendigkeiten ablöst. Das Befriedigen der Neigungen wird nicht länger ein Ziel oder eine Notwendigkeit sein, stattdessen wird da eine Erfüllung des Göttlichen Willens durch die natürliche dynamische Wahrheit im Handeln einer freien Seele und einer lichtvollen Natur sein. Schließlich – wie das Verhaftetsein an die Früchte der Arbeit und an die Arbeit selbst aus dem Herzen entfernt sind – muss auch das letzte Festhalten an der Vorstellung und dem Empfinden unser selbst als der Handelnde aufgegeben werden. Die Göttliche Shakti muss erkannt und über uns und in uns als wahre und einzig Arbeitende gefühlt werden.