Kapitel 3
Geld in richtigen und falschen Händen
Worte der Mutter
Derzeit ist die Macht des Geldes in den Händen der Kräfte und Wesen der vitalen Welt. Wegen dieses Einflusses sieht man nie, dass Geld in erheblichem Umfang für die Sache der Wahrheit eingesetzt wird. Immer verirrt es sich, denn es ist in den Fängen der feindlichen Kräfte – als eines der wichtigsten Mittel, mit denen sie die Erde im Griff behalten. Der Einfluss der feindlichen Kräfte auf die Geldmacht ist machtvoll, vollständig und gründlich organisiert, und dieser geschlossenen Organisation etwas abzutrotzen, ist eine äußerst schwierige Aufgabe. Jedes Mal, wenn du versuchst, ein wenig von diesem Geld von seinen derzeitigen Verwaltern abzuziehen, musst du einen heftigen Kampf führen.
Und doch würde ein signalhafter Sieg irgendwo über die Gegenkräfte, die das Geld im Griff halten, den Sieg gleichzeitig und automatisch auch überall sonst ermöglichen. Wenn die vitalen Wesen an einem Ort nachgeben, würden alle, die jetzt noch das Gefühl haben, kein Geld für die Sache der Wahrheit geben zu können, plötzlich einen großen und intensiven Wunsch zum Geben verspüren. Es ist schließlich nicht so, dass diese reichen Männer, die mehr oder weniger Spielzeug und Instrumente in den Händen der vitalen Mächte sind, abgeneigt wären zu geben. Ihr Geiz ist eben nur dann wach, solange es nicht um vitale Wünsche und Impulse geht. Denn wenn ein Wunsch befriedigt werden soll, der ihrem Wesen entspricht, zahlen sie bereitwillig. Wenn sie aber aufgefordert werden, ihr leichtes Leben und die Vorteile ihres Reichtums mit anderen zu teilen, fällt es ihnen schwer, sich von ihrem Geld zu trennen. Denn die vitale Macht, die das Geld kontrolliert, ist wie ein Wächter, der sein Vermögen in einem großen Safe aufbewahrt, der immer fest verschlossen ist. Jedes Mal, wenn die Menschen, die in ihrem Bann sind, aufgefordert werden, sich von ihrem Geld zu trennen, stellen sie alle möglichen vorsichtigen Fragen, bevor sie zustimmen, ihre Geldbörsen auch nur ein bisschen zu öffnen. Wenn aber ein vitaler Impuls in ihnen aufkommt, öffnet der Wächter sehr gerne die Truhe, und das Geld fließt in Strömen. Meist sind diese vitalen Wünsche, denen er gehorcht, mit sexuellen Impulsen verbunden, aber sehr gerne gibt er auch dem Wunsch nach Ruhm und Wichtigkeit, dem Wunsch nach gutem Essen oder jedem anderen Wunsch nach, der auf der gleichen vitalen Ebene liegt. Was nicht zu dieser Kategorie gehört, wird genau hinterfragt und auseinandergelegt, vielleicht widerwillig zugegeben und am Ende doch meistens verweigert. In denen, die Sklaven von vitalen Wesen sind, kann der Wunsch nach Wahrheit und Licht und spirituellem Fortkommen – wenn er sie überhaupt berührt – die Gier nach Geld nicht ausgleichen. Geld aus ihren Händen für das Göttliche zu bekommen bedeutet, den Teufel aus ihnen hinauszuprügeln. Zuerst muss man das vitale Wesen besiegen oder bekehren, dem sie dienen, und das ist keine leichte Aufgabe.

Worte der Mutter
Wie kann man das Geld für die Mutter zurückgewinnen?
Hier ist ein Hinweis. Drei Kräfte, die Sri Aurobindo hier nennt, sind miteinander verknüpft: Macht, Geld und Sex. Ich glaube, dass sie zusammenhängen und dass man alle drei gemeistert haben muss, um einer von ihnen sicher zu sein – will man die eine Kraft gewinnen, so bedarf man auch der beiden anderen. Solange man diese drei nicht beherrscht hat, die Gier nach Macht, die Gier nach Geld und die Gier nach Sex, kann man eigentlich keine dieser Mächte fest und sicher besitzen. Was dem Geld in der Welt, wie sie heute ist, soviel Wichtigkeit gibt, ist nicht so sehr das Geld an und für sich. Denn mit Ausnahme von ein paar Verrückten, die Geld anhäufen und glücklich sind, es zu scheffeln und zu zählen, wird es im Allgemeinen wegen der Befriedigungen begehrt und erworben, die es gewährt. Und das ist bei diesen drei Kräften mehr oder weniger wechselseitig: Jede von ihnen hat nicht nur ihren Eigenwert in der Welt der Begierden, sondern stützt sich auch auf die beiden anderen. Ich erzählte dir von jener Vision, der großen schwarzen Schlange, die den Reichtum der Welt hütet, den irdischen Reichtum – sie verlangte die Meisterung des Geschlechtstriebs. Nach gewissen Theorien hat das Machtbedürfnis selbst diese Befriedigung zum Ziel, und wenn das gemeistert wird, wenn das aus dem menschlichen Bewusstsein schwindet, vergeht der größte Teil des Machtbedürfnisses und der Geldgier von selbst. Offensichtlich sind das die drei großen Hindernisse im irdischen Leben des Menschen, und solange sie nicht überwunden sind, besteht kaum Aussicht, dass die Menschheit sich ändert.

Worte der Mutter
Geld ist etwas, das man nur haben sollte, wenn man keine Begierden mehr hat. Wenn man kein Verlangen mehr hat, wenn man an nichts mehr hängt, wenn man ein Bewusstsein hat, das so weit wie die Erde ist, dann kann man so viel Geld haben, wie es auf der Erde gibt – das wäre für alle gut. Ist man aber nicht so, lastet das ganze Geld, das man hat, wie ein Fluch auf einem. Das würde ich jedem ins Gesicht sagen, auch dem, der meint, dass es sein Verdienst sei, reich zu sein. Das ist ein Elend, und vielleicht ist es auch eine Ungnade, also der Ausdruck eines göttlichen Missvergnügens.
Es ist unendlich viel schwerer, gut zu sein, weise zu sein, intelligent und großzügig, großzügiger zu sein, wenn man reich als wenn man arm ist. Ich kannte viele Leute in vielen Ländern, und die großzügigsten, die ich immer in allen Ländern angetroffen habe, waren die Ärmsten. Und sobald die Taschen voll sind, erfasst einen eine Krankheit, nämlich ein schmutziges Hängen am Geld. Ich versichere dir, es ist ein Fluch.
Also, das Erste, was zu tun ist, wenn man Geld hat: es geben. Aber da es heißt, man solle es nicht unterschiedslos geben, gehe nicht hin und gebe es wie die, die Philanthropie betreiben, denn das erfüllt sie mit dem Gefühl ihres Gutseins, ihrer Großzügigkeit und ihrer Bedeutung. Man muss sattwisch handeln, das heißt den bestmöglichen Gebrauch davon machen. Und nun soll jeder in seinem höchsten Bewusstsein herausfinden, was der bestmögliche Gebrauch des Geldes ist, das man hat. Und das Geld hat wirklich keinen Wert, außer es ist im Umlauf. Für jeden und für alle hat das Geld erst dann einen Wert, wenn man es ausgegeben hat…
Reichtum ist eine Kraft, eine Kraft der Natur, und diese sollte ein Mittel des Umlaufs, eine Kraft in Bewegung sein, wie fließendes Wasser eine Kraft in Bewegung ist. Reichtum ist etwas, das zur Produktion, zur Organisation gebraucht werden kann. Reichtum ist ein praktisches Mittel, tatsächlich nur ein Mittel, um die Dinge voll und frei zirkulieren zu lassen.
Diese Kraft sollte in den Händen derer sein, die den bestmöglichen Gebrauch davon machen können, das heißt von Leuten, die jeden persönlichen Wunsch und alles Verhaftetsein beseitigt haben oder irgendwie losgeworden sind. Man müsste ein ausreichend weites Blickfeld anlegen, um die Bedürfnisse der Erde zu verstehen, ein Wissen, das vollständig genug ist, um alle diese Bedürfnisse zu organisieren und diese Kraft mit diesen Mitteln gebrauchen zu können.
Wenn diese Wesen darüber hinaus noch ein höheres spirituelles Wissen haben, können sie diese Kraft benutzen, um nach und nach auf der Erde das aufzubauen, was fähig ist, die göttliche Macht, die göttliche Kraft und Gnade zu offenbaren. Und diese Kraft des Geldes, des Reichtums, diese finanzielle Macht, die ich jetzt angesprochen habe, die wie ein Fluch war, würde dann ein höchster Segen werden, der allen zugute kommt.
