Kapitel 3

Die Transformation

Worte Sri Aurobindos

Mit Umwandlung [transformation] meine ich nicht irgendeine Umwandlung der menschlichen Natur – zum Beispiel meine ich nicht Heiligkeit oder ethische Vervollkommnung oder yogische Siddhis (wie die der Tantriker) oder einen transzendenten Körper (cinmaya). Ich gebrauche das Wort Umwandlung in einem ganz bestimmten Sinne, nämlich dem einer radikalen und vollständigen Bewusstseinsveränderung, die gewissermaßen so speziell ist, dass sie einen kraftvollen und sicheren Schritt nach vorne in der spirituellen Evolution des [menschlichen] Wesens herbeiführen wird; dieser Schritt wird von größerer und höherer Art sein und ein weiteres Maß, eine umfassendere Vollständigkeit haben als jener, der getan wurde, als ein mentales Wesen erstmals in einer vitalen und stofflich-tierischen Welt erschien. Wenn etwas Geringeres als das stattfindet oder zumindest wenn ein wirklicher Beginn auf dieser Grundlage nicht gemacht wird, ein grundlegender Schritt nach vorne auf diese Vollendung zu, dann ist mein Ziel nicht erreicht. Eine teilweise Verwirklichung, etwas Vermischtes und nicht Überzeugendes entspricht nicht der Forderung, die ich an das Leben und den Yoga stelle.

Licht der Verwirklichung ist nicht das gleiche wie Herabkunft. Verwirklichung als solche wandelt nicht notwendigerweise das menschliche Wesen als Ganzes; sie vermag lediglich ein Öffnen, Erhöhen oder Weiten des Bewusstseins in seiner höchsten Erhebung herbeizuführen und auf diese Weise etwas im Purusha-Teil verwirklichen, ohne radikale Veränderung in den Teilen der Prakriti. Man kann ein Licht der Verwirklichung im spirituellen Höhepunkt des Bewusstseins erlangen, doch bleiben die Teile darunter unverändert. Ich kenne jede Menge Beispiele dieser Art. Es muss ein Herabkommen des Lichtes stattfinden, nicht nur in das Mental oder einen Teil des Mentals, sondern in das ganze Wesen bis hinunter in das Physische und darunter, bevor eine wirkliche Umwandlung stattfinden kann. Ein Licht im Mental mag spiritualisieren oder das Mental oder einen Teil des Mentals in dieser oder jener Weise wandeln, doch es muss nicht die vitale Natur verändern; ein Licht im Vital mag die vitalen Regungen läutern und weiten oder auch das vitale Wesen ruhig und reglos werden lassen, doch den Körper und das physische Bewusstsein belassen, wie sie waren, oder sie sogar träge machen und ihr Gleichgewicht stören. Und die Herabkunft des Lichtes ist nicht genug, es muss die Herabkunft des gesamten höheren Bewusstseins sein, sein Frieden, seine Macht, sein Wissen, seine Liebe, sein Ananda. Überdies, die Herabkunft mag zur Befreiung ausreichen, aber nicht zur Vervollkommnung, oder sie mag ausreichen, um eine große Veränderung im inneren Wesen herbeizuführen, während das äußere ein unvollkommenes Instrument bleibt, schwerfällig, krank und ausdruckslos. Letztlich kann die durch die Sadhana ausgelöste Umwandlung nicht vollständig sein, wenn es nicht eine Supramentalisierung des Wesens ist. Die Durchseelung ist nicht genug, sie ist nur ein Beginn; die Spiritualisierung und die Herabkunft des höheren Bewusstseins sind nicht genug, sie sind nur ein mittlerer Weg; die höchste Vollendung erfordert das Wirken des supramentalen Bewusstseins, der supramentalen Kraft. Etwas Geringeres als dies kann vom Einzelnen sehr wohl als ausreichend empfunden werden, doch genügt es nicht für den entscheidenden Schritt vorwärts, den das Erd-Bewusstsein in dieser oder einer anderen Zeit tun muss.

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