KAPITEL 23
DIE HÖCHSTE MACHT
Der Guru (zum Studenten):
Richte deine Augen auf die Sonne; Er ist da in diesem wundervollen Herzen des Lebens, des Lichts und des Glanzes. Beobachte bei Nacht die unzähligen Sternbilder, die wie viele festliche wachende Feuer des Ewigen in der grenzenlosen Stille glitzern, die keine Leere ist, sondern pulsiert durch die Anwesenheit eines einzigen ruhigen und gewaltigen Seins. Sieh dort Orion mit seinem leuchtenden Schwert und Gürtel, wie er auch den Arischen Vätern vor 10000 Jahren zu Beginn der arischen Ära schien; sieh Sirius in seiner Pracht und Lyra, die Milliarden von Meilen entfernt im Ozean des Raumes segelt. Erinnere dich, dass diese unzähligen Welten, von denen die meisten mächtiger sind als unsere eigene, mit unvorstellbarer Geschwindigkeit auf einen Wink des Ältesten der Tage hin wirbeln, wohin, weiß niemand, außer Ihm zu sagen. Und doch sind sie Millionen Male älter als dein Himalaya, stabiler als die Wurzeln deiner Hügel, und werden es bleiben, bis Er sie abschüttelt wie welke Blätter vom ewigen Baum des Universums. Stell dir die Endlosigkeit der Zeit vor, realisiere die Grenzenlosigkeit des Raumes; und dann erinnere dich daran, dass Er derselbe war wie jetzt, damals, als es diese Welten noch nicht gab, und wenn diese nicht mehr sein werden, wird Er immer noch derselbe sein. Erkenne, dass Er jenseits von Lyra ist, und weit entfernt im Raum, wo man die Sterne des südlichen Kreuzes nicht sehen kann, ist Er immer noch da. Komm dann zurück zur Erde, und mach dir klar, wer dieser Er ist. Er ist dir sehr nah. Sieh dort den alten Mann, der mit seinem Stock gekrümmt und gebeugt nah an dir vorübergeht. Erkennst du, dass es Gott ist, der an dir vorbeigeht? Dort läuft ein Kind lachend im Sonnenlicht. Kannst du Ihn in diesem Lachen hören? Nein, Er ist noch näher bei dir. Er ist in dir, Er ist du. Du bist es, der dort Millionen von Meilen weit weg, in den grenzenlosen Weiten des Raumes brennt, der mit vertrauensvollen Schritten auf den aufgewühlten Wogen des himmlischen Meeres geht. Du bist es, der die Sterne an ihren Platz gestellt, und die Halskette der Sonnen gewoben hat, nicht mit deinen Händen, sondern durch diesen Yoga, durch den stillen, unpersönlichen Willen, der dich ohne aktiv zu werden, heute zu mir gesetzt hat, um dir selbst in mir zuzuhören. Schau auf, oh Kind des uralten Yoga, und sei nicht länger ein Zitternder, ein Zweifelnder; fürchte dich nicht, zweifle nicht, sei nicht bekümmert; denn in deinem sichtbaren Körper lebt Einer, der Welten mit einem Atemzug erschaffen und zerstören kann. (108)
SRI AUROBINDO
