KAPITEL 22

DER SPIRIT (DER SPIRITUELLE GEIST)

Was ist die Aufgabe des spirituellen Geistes?

Man könnte sagen, dass er zugleich der bewusste Vermittler zwischen dem Höchsten und der manifestierten Schöpfung, sowie der Treffpunkt der Schöpfung mit dem Höchsten ist.

Der Spirit (spiritueller Geist) ist fähig, die göttliche Natur zu verstehen und mit ihr zu kommunizieren, und gleichzeitig könnte man sagen, dass er der reinste, am wenigsten entstellte Vermittler zwischen der höchsten Gottheit und ihrer entferntesten äußersten Schöpfung ist. Es ist der spirituelle Geist, der mit Hilfe der Seele das Bewusstsein zum Höchsten, zum Göttlichen führt, und im spirituellen Geist kann das Bewusstsein beginnen, das Göttliche zu verstehen.

Man könnte sagen, dass das was man „Spirit“, den spirituellen Geist nennt, die Atmosphäre ist, die die Gnade in die Welt gebracht hat, damit das Bewusstsein ihres Ursprungs in ihr erwachen kann, und die Sehnsucht, zu ihm zurückzukehren. Es ist wirklich eine Art der Atmosphäre, die befreiend wirkt, Türen aufmacht, das Bewusstsein freisetzt. Sie ermöglicht die Verwirklichung der Wahrheit, und verleiht der Sehnsucht danach die ganze Kraft der Vollständigkeit.

Von einem höheren Standpunkt aus könnte man es anders ausdrücken: Es ist dieser leuchtende und befreiende Einfluss in Aktion, den wir als spirituellen Geist kennen. All dies eröffnet uns den Weg zu den höchsten Realitäten, zieht uns aus dem Schlamm der Ignoranz heraus, in dem wir stecken, öffnet uns die Tür, zeigt uns den Weg, führt uns dahin, wohin wir gehen sollen – das ist es was die Menschheit den „Spirit“ genannt hat. Es ist die Atmosphäre, die von der göttlichen Gnade im Universum erzeugt wird, um es vor der Dunkelheit zu retten, in die es gestürzt ist.

Die Seele ist eine Art individueller Konzentrationspunkt dieser Gnade, ihr persönlicher Repräsentant im Menschen. Die Seele ist etwas Besonderes in der Menschheit, sie existiert nur im Menschen. Sie ist eine spezielle Ausdrucksform des spirituellen Geistes im menschlichen Wesen. Die Wesen aus anderen Welten haben keine Seele, aber sie können im spirituellen Geist existieren. Man könnte sagen, dass die Seele eine Vertretung des spirituellen Geistes in der Menschheit ist, eine besondere Hilfe um sie schneller weiterzuführen. Es ist die Seele, die den individuellen Fortschritt möglich macht. Der spirituelle Geist drückt sich in seiner ursprünglichen Form mehr in allgemeinen, kollektiven Aktionsformen aus.

Im Moment spielt der spirituelle Geist immer die Rolle eines Helfers und Führers, aber er ist nicht der Meister der materiellen Schöpfung, der alles beherrscht. Erst wenn der „Supermind“ zu einer neuen Welt organisiert wird, wird der spirituelle Geist deren Meister werden, und die Natur in einer klaren und erkennbaren Weise leiten.

Das, was „neue Geburt“ genannt wird, ist die Geburt in ein spirituelles Leben, in das spirituelle Bewusstsein; es bedeutet, in sich selbst einen Teil des spirituellen Geistes zu tragen, der individuell, durch die Seele, damit anfangen kann, das Leben zu bestimmen, und Meister des Daseins zu werden. Aber in der supramentalen Welt wird der spirituelle Geist bewusst, spontan und natürlich der Meister dieser gesamten Welt und all ihrer Schöpfungen und Ausdrucksformen sein.

Im individuellen Leben macht das den ganzen Unterschied aus; solange man nur vom spirituellen Geist redet, und das nur etwas ist, worüber man gelesen hat, von dessen Existenz man eine unbestimmte Kenntnis hat, Spiritualität aber keine bestimmte Realität für das Bewusstsein darstellt, bedeutet es, dass man noch nicht in den spirituellen Geist hineingeboren wurde. Wenn man dann in ihn hineingeboren wird, wird er sehr viel konkreter, sehr viel lebendiger, sehr viel realer, sehr viel fühlbarer als die ganze materielle Welt. Das macht den essentiellen Unterschied zwischen menschlichen Wesen aus. Wenn das spontan real wird – die wahre wirkliche Existenz, die Atmosphäre des spirituellen Geistes, in der man tief aufatmen kann, dann weiß man, dass man auf der „anderen Seite“ angelangt ist. Aber solange das eher vage und verschwommen ist, etwas, wovon du gehört hast, was aber keine konkrete Realität für dich besitzt – nun, das bedeutet, dass diese neue Geburt noch nicht stattgefunden hat. Solange du zu dir selbst sagst: „Ja, das hier, das Körperliche kann ich sehen, kann es berühren, der Schmerz, unter dem ich leide, der Hunger, der mich quält, der Schlaf, der mich schwer macht, diese Dinge, die sind real, die sind konkret.“ (Mutter lacht), heißt das, dass du noch nicht auf der anderen Seite bist, du bist noch nicht in den spirituellen Geist hineingeboren. (Schweigen)

Tatsächlich lebt die große Mehrzahl der Menschen wie Gefangene, in deren Bewusstsein alle Türen und Fenster geschlossen sind, deshalb ersticken sie natürlich. Aber selbst diejenigen, die den Schlüssel der die Türen und Fenster öffnet, bei sich tragen, und die wissen, wie man ihn benützen muss, machen keinen Gebrauch von ihm… Gewiss verstehen sie eine Zeitlang nicht, dass sie diesen Schlüssel besitzen, aber selbst lange, nachdem sie es wissen, noch lange, nachdem es ihnen gesagt wurde, zögern sie ihn zu gebrauchen, und zweifeln daran ob er die Kraft besitzt die Fenster und Türen zu öffnen, oder ob es überhaupt gut wäre, sie zu öffnen! Und sogar wenn sie schließlich fühlen: „Letztendlich könnte es doch gut sein,“ bleibt doch eine restliche Angst: „Was wird geschehen, wenn diese Fenster und Türen sich öffnen?…“ und sie fürchten sich. Sie haben Angst davor, sich in diesem Licht und in dieser Freiheit zu verlieren. Sie möchten das bleiben was sie „sich selbst“ nennen. Sie lieben ihre Irrtümer und ihre Bindungen. Etwas in ihnen mag sie, und hält sich weiterhin daran fest. Sie haben nach wie vor das Gefühl, dass sie ohne ihre Begrenzungen nicht länger existieren würden.

Deshalb dauert die Reise so lange, und deshalb ist sie schwierig. Denn wenn man wirklich bereit wäre, nicht mehr auf die gewohnte Weise zu existieren, würde alles so einfach werden, so schnell gehen, so leuchtend werden, so voller Freude, aber vielleicht nicht in der Art wie die Menschen Freude und Mühelosigkeit verstehen. In Wahrheit gibt es sehr wenige Menschen, die das Kämpfen nicht genießen. Es gibt sehr wenige, die die Abwesenheit der Nacht akzeptieren würden, wenige, die sich das Licht als etwas anderes als das Gegenteil von Dunkelheit vorstellen können: „Ohne Schatten gäbe es kein Bild. Ohne Kampf gäbe es keinen Sieg. Ohne Leiden gäbe es keine Freude.“ Das ist es was sie denken, und solange man so denkt, ist man noch nicht in den spirituellen Geist hineingeboren. (106)

DIE MUTTER

Die Macht der spirituellen Übertragung

Süße Mutter, wie kann jemand der keine große spirituelle Kapazität besitzt am besten in dieser Arbeit helfen?

Ich weiß nicht, ob man sagen kann, dass jemand starke oder weniger starke spirituelle Kapazität besitzt. So ist es nicht.

Um ein spirituelles Leben zu leben, ist eine Umkehr des Bewusstseins nötig. Das kann in keiner Weise mit den verschiedenen Fähigkeiten und Möglichkeiten verglichen werden, die man im mentalen Bereich hat. Man kann von jemandem sagen, dass er über wenig mentale Auffassungsgabe, vitale Leistungsfähigkeit oder physische Belastbarkeit verfügt, und dass seine Möglichkeiten in diesen Bereichen sehr begrenzt sind; in diesem Fall müsste man danach fragen, wie sich diese Fähigkeiten entwickeln könnten, das heißt, wie man sich neue Fähigkeiten aneignen könnte, was eher schwierig ist. Aber das spirituelle Leben zu leben heißt, sich einer neuen Welt zu öffnen, die in einem selbst liegt. Es bedeutet, sein Bewusstsein umzustellen, sozusagen umzukehren. Das gewöhnliche menschliche Bewusstsein ist, selbst in hoch entwickelten Menschen, selbst in Menschen, die große Talente und Erkenntnisse besitzen, eine Bewegung, die nach außen gerichtet ist – alle Energien sind nach außen orientiert, das ganze Bewusstsein breitet sich Außen aus; und wenn etwas davon nach innen gerichtet ist, ist es sehr wenig, sehr selten, sehr bruchstückhaft, es geschieht nur unter dem Druck ganz besonderer Umstände, unter dem Anprall heftiger Schocks, der Schocks, die das Leben gen au mit der Absicht erteilt, diese Bewegung der Veräußerlichung des Bewusstseins ein wenig umzukehren.

Alle jedoch, die das spirituelle Leben gelebt haben, hatten die gleiche Erfahrung: Plötzlich hat sich etwas in ihrem Wesen sozusagen umgekehrt, hat sich ganz plötzlich und manchmal völlig nach innen gerichtet, und gleichzeitig auch nach oben, von innen her nach oben – aber damit meine ich nicht ein „oben“ in der Außenwelt, sondern es ist ein „oben“ das tief in der inneren Ebene existiert, das ist etwas anderes als die Höhe, wie sie physisch wahrgenommen wird. Etwas hat sich buchstäblich umgedreht. Man hat eine entscheidende Erfahrung gemacht, und der Standpunkt, den man im Leben hat, die Art und Weise wie man das Leben betrachtet, sowie die Haltung die man diesbezüglich einnimmt, haben sich plötzlich geändert, und das bei einigen Menschen ganz eindeutig und unwiderruflich.

Sobald man auf das spirituelle Leben und seine Realität ausgerichtet ist, berührt man seine Grenzenlosigkeit, das Ewige, und dann gibt es keine Frage mehr nach einer größeren oder kleineren Anzahl von Fähigkeiten oder Möglichkeiten. Entsprechend einer mentalen, gedanklichen Auffassung des spirituellen Lebens kann man sagen, dass jemand mehr oder weniger über die Kapazität verfügt ein spirituelles Leben zu führen, aber das ist keineswegs eine angemessene Darstellung. Was man sagen könnte, ist, dass man mehr oder weniger bereit ist für die entscheidende und vollständige Umstellung. In Wirklichkeit ist es die mentale Fähigkeit, sich von den gewöhnlichen Aktivitäten zurückzuziehen, und aufzubrechen, um mit der Suche nach dem spirituellen Leben zu beginnen, die sich bemessen lässt.

Aber solange man sich im mentalen Bereich befindet, in dem Zustand auf dieser Ebene des Bewusstseins, kann man nicht viel für andere tun, weder für das Leben im Allgemeinen, noch für bestimmte Menschen im Besonderen, denn man hat in sich selbst nicht die Gewissheit, man hat nicht die entscheidende Erfahrung, das Bewusstsein ist nicht in der spirituellen Welt etabliert; und alles, was sich sagen lässt, ist, dass es mentale Aktivitäten gibt, die ihre guten und schlechten Seiten haben, aber nicht viel Kraft besitzen, auf keinen Fall diese Kraft der spirituellen Übertragung, die die einzig wirklich effektive Kraft ist.

Das Einzige, was wirklich wirkungsvoll ist, ist die Möglichkeit, auf andere den Zustand des Bewusstseins zu übertragen, in dem man selbst lebt. Aber diese Kraft kann man sich nicht ausdenken. Man kann sie nicht imitieren, und so tun, als ob man sie besitzen würde; sie kommt nur dann spontan, wenn man selbst in diesem spirituellen Zustand etabliert ist, wenn man bereits in ihm lebt, nicht wenn man noch versucht, darin zu leben – sondern wenn man in ihm ist. Deshalb können all diejenigen die aufrichtig ein spirituelles Leben führen nicht getäuscht werden.

Die Vortäuschung eines spirituellen Lebens mag denjenigen etwas vormachen, die noch in ihrem Verstand leben, aber diejenigen, die diese Umkehr des Bewusstseins in sich selbst verwirklicht haben, die deshalb eine vollkommen andere Beziehung zum äußeren Wesen haben, können nicht getäuscht werden und können darin keinen Fehler machen.

Das mentale Wesen versteht solche Menschen nicht, die in einem spirituellen Zustand leben. Solange man sich im mentalen Bewusstsein befindet, selbst in einem hoch entwickelten, und das spirituelle Leben von außen betrachtet, urteilt man mit seinen Fähigkeiten des Verstandes, aus der Gewohnheit des Erforschens, des sich Irrens, sich Korrigierens, des Fortschreitens, des erneuten Suchens; und man glaubt, dass diejenigen, die im spirituellen Leben verankert sind, unter derselben Unfähigkeit zu leiden haben, aber das ist ein grober Fehler!

Wenn die spirituelle Umkehr des Wesens stattgefunden hat, hat es mit all dem ein Ende. Man sucht nicht länger, man sieht. Man folgert nicht länger, man weiß. Man tastet sich nicht länger vor, man geht direkt zum Ziel. Und wenn man weiter gegangen ist – nur ein Stückchen weiter – dann fühlt man, lebt man die höchste Wahrheit, weiß man, dass die Höchste Wahrheit allein handelt, dass der Höchste Lord allein durch die Menschen bestimmt, weiß und tätig ist. Wie kann es da dann irgendeine Möglichkeit eines Fehlers geben? Was Er macht, macht Er, weil Er es so will.

Für unsere fehlerhafte Sichtweise sind das vielleicht unverständliche Handlungsweisen, aber sie haben eine Bedeutung und ein Ziel und führen dahin, wohin sie führen sollen. (Schweigen)

Wenn man anderen und der Welt aufrichtig helfen will, ist das beste, selbst das zu sein, was man für die anderen möchte – nicht nur, weil man dadurch ein Beispiel abgibt, sondern weil man zu einem Zentrum strahlender Kraft wird, das allein durch die Tatsache, dass es existiert, den Rest der Welt dazu bringt, sich zu ändern. (107)

DIE MUTTER

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